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Commodity Research-Fokus -- Gold

12.06.2008  |  Thorsten Proettel
Markt

Seit Beginn des 2. Quartals bewegt sich der Goldpreis in der Spanne zwischen 850 und 950 US-Dollar seitwärts und blieb per Saldo unverändert. Eine zügige Erholung nach dem Preiseinbruch Ende März ist somit ausgeblieben. Statt dessen findet eine Konsolidierung oberhalb der 850-Dollar-Marke statt.

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Schmucknachfrage weiterhin schwach

Der im Jahresvergleich deutlich teurere Goldpreis bewirkt eine Zurückhaltung der Schmuckkäufer insbesondere auf dem wichtigen indischen Markt. Dies lässt sich unter anderem an den Zahlen über die indischen Goldimporte ablesen, die in den ersten fünf Monaten des Jahres 2007 mehr als 300 Tonnen betrugen, aber derzeit nur rund ein Drittel dieses Wertes erreichen. Die Erholungstendenz bis April bestätigte sich im Mai nicht. Zudem ist die Nachfrage der Juweliere des Subkontinents in den Sommermonaten aus saisonalen Gründen üblicherweise schwächer. Ab September dürften mehrere religiöse Feste, zu denen traditionell Goldschmuck geschenkt wird, den Markt wieder beleben. Wenn sich die Käufer dann an das erhöhte Preisniveau gewöhnt haben, dürfte die indische Nachfrage spürbare Impulse auf den Weltmarkt aussenden. Das Erreichen der Rekordimporte von 722 Tonnen vom vergangenen Jahr erscheint momentan allerdings unwahrscheinlich.

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Dollarschwäche und Ölpreis aktuell ohne Zugkraft

Bis etwa März dieses Jahres ist die fortwährende Abwertung des US-Dollars mit einem steigenden Goldpreis einhergegangen. Seitdem hat sich jedoch eine Schere geöffnet. Würde die alte Relation weiterhin gelten, dann würde Gold heute rund 1.000 USD kosten. Ähnlich verhält es sich mit dem Ölpreis, dessen starker Anstieg eigentlich einen Goldpreis von etwa 1.100 USD indiziert. Der Grund für die Abweichung von früher eingespielten Verhaltensmustern könnte neben der geringeren Schmucknachfrage auch in der Zurückhaltung der Anleger seit dem Preissturz Ende März liegen.

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Goldpreisentwicklung vom Aktienmarkt abhängig

Statt von Öl- und Devisenmärkten scheint die Leitwirkung für den Goldpreis momentan eindeutig vom amerikanischen Aktienmarkt auszugehen. Rückschläge bei den Dividendentiteln führen zu Goldpreissteigerungen und umgekehrt. Der vermutlich von Umschichtungen herrührende Zusammenhang zeigt sich insbesondere an den Bestandsveränderungen der börsengehandelten Goldfonds. So entwickelte sich das Depot des USamerikanischen Emittenten StreetTracks in den vergangenen Monaten auffällig prozyklisch zum Edelmetallpreis und somit seit März per Saldo negativ. Demgegenüber legten die Bestände der europäischen Emittenten wie der Zürcher Kantonalbank oder der noch relativ jungen ETF Securities deutlich zu. Insgesamt war der Trend zuletzt wieder nach oben gerichtet.


China größte Goldfördernation vor Südafrika

In Südafrika ist die Goldförderung im ersten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorquartal um 15,6% auf 52 Tonnen zurückgegangen. Demgegenüber stehen zwar Zugewinne wie die knapp achtprozentige Steigerung auf 61 Tonnen im ersten Quartal in der Volksrepublik China. Insgesamt bestätigt sich jedoch die Prognose einer tendenziell rückläufigen Goldförderung, die den Preis auf lange Sicht stützt. Mit ihren zurückhaltenden Goldverkäufen schonen die Euroland-Notenbanken das Angebot derzeit zusätzlich. Steht ihnen wie auch in den vergangenen Jahren ein Kontingent von knapp 400 Tonnen pro Laufzeitjahr des Goldabkommens der Zentralbanken zu, dann befinden sich EZB & Co. derzeit mit rund 100 Tonnen im Rückstand. Es wäre jedoch denkbar, dass die Quoten in diesem Jahr nicht voll ausgeschöpft werden. Die Verkäufe spülen aufgrund des stark gestiegenen Preises ohnehin mehr Geld in die Kassen als die höheren Verkäufe in der Vergangenheit.

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Fazit

Die geringe Schmucknachfrage und die Zurückhaltung der Anleger bilden momentan eindeutig einen Hemmschuh für die Goldpreisentwicklung. Sollte sich die Nachfrageseite wider Erwarten auf absehbare Zeit nicht erholen, dann ist eine Korrektur der Preisprognosen unvermeidbar. Wahrscheinlich ist jedoch, dass sich der Nachholbedarf der Schmuckkäufer spätestens im 4. Quartal auf den Märkten bemerkbar macht. Die 1.000-Dollar-Marke könnte sogar schon früher wieder angepeilt werden, wenn sich die noch nicht ausgestandene Finanzkrise an den Aktienmärkten wieder stärker bemerkbar macht.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.






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