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Ist der Ölpreisanstieg vielleicht doch von den USA gewollt?

25.01.2005  |  Jochen Steffens
Wenn Sie sich im langfristigen Investment sehr erfolgreich engagieren wollen, ist es unumgänglich, dass Sie sich grundsätzlich mit Dingen auseinandersetzen, mit denen sich keiner sonst zurzeit auseinandersetzt. Genauso gehört dazu, dass Sie Dinge in Zusammenhang setzen, die noch kein anderer in diesen Zusammenhang gesetzt hat. Das bedeutet, dass Sie zudem unzählige sehr abwegige Ideen entwickeln müssen.

Was solche Investoren dann nur noch von dem Krankheitsbild der "Schizophrenie" unterscheidet, ist die Fähigkeit, aus den unzähligen verrückten Ideen, absonderlichen Zusammenhängen und anderem konfusen Zeug, die Dinge herauszufiltern, die tatsächlich etwas mit der Realität zu tun haben könnten. Diese müssen dann nur noch mit Hilfe der Realität überprüft werden, um herauszufinden, ob sich daraus ein Geschäft machen ließe.

Mit anderen Worten: Ein erfolgreicher Langfrist-Investor muss ein wenig "verrückter" sein als alle anderen, gleichzeitig aber seine "Verrücktheit" unter Kontrolle haben. Schwieriges Unterfangen!

Wie immer habe ich natürlich einen Grund für diese Ausführungen. Es gibt vielleicht noch einen ganz anderen Grund, warum der Ölpreis so hoch steht, dieser fiel mir in den kreativen Morgenstunden der
heutigen Nacht auf:

Wie Sie wissen, haben die USA ein Problem mit ihrem Außenhandelsbilanzdefizit. Das hat unter anderem auch etwas damit zu tun, dass der chinesische Yuan an den Dollar gekoppelt ist. So sehr die Amis auch versuchen, den Dollar abzuwirtschaften, ein schwacher Dollar hat damit keine Wirkung auf die Handelsbilanz zu China. Das ist natürlich nicht gut, denn China vermasselt damit den Amerikanern die ganze Strategie - so weit so gut.

Wie könnte eine amerikanische Regierung es also dann schaffen, die Importe aus China teurer zu machen, um damit die eigene Wirtschaft etwas vor den Billigprodukten aus China zu schützen. Zölle sind eine Möglichkeit. Diese werden aber nicht gerne gesehen, zudem darf man natürlich China auch nicht zu sehr ärgern. Schließlich besitzt China immense Dollarreserven und damit ein ziemliches Druckmittel gegen die USA.

Ein anderer Punkt ist: Die chinesischen Waren müssen natürlich ziemlich weit, sozusagen um die halbe Welt verschifft werden. Wie wäre es also, wenn die USA dafür sorgt, dass die Ölpreise explodieren. Die Energiekosten für die Produktion würden dann in China und den USA (durch die Währungskoppelung) gleichmäßig anziehen. Daraus entstände kein Vorteil. Jedoch sind die Transportkosten ein nicht unwesentlicher Faktor bei "Billigprodukten". Wenn sich durch den hohen Ölpreis die Transportkosten dramatisch erhöhen, könnten die chinesischen Produkte einen nicht unerheblichen Wettbewerbsnachteil erleiden. Gerade da in letzter Zeit der Konkurrenzdruck aus China sich auch schon auf Technologieprodukte ausweitet und damit nicht mehr auf lohnintensive Artikel wie Textilien beschränkt bleibt.

Die USA mussten demnach handeln. Beim Ölpreis kann die USA dies einerseits durch "ölpreisschädliche" Politik und andererseits durch die Aufstockung der strategischen US-Reserven.

Die USA waschen dann ihre Hände in Unschuld, und riskiert keine offene Konfrontation. Das ist natürlich nur ein These - aber eine interessante. Nun müsste man einfach nur wissen, wie stark sich der Ölpreis auf die chinesischen Transporte und damit auf den Gesamtpreis der verschiedenen Produkte auswirkt. Ich habe recherchiert, jedoch leider keine konkreten Zahlen dazu gefunden. Es ist ein leidiges Problem, verwertbare Zahlen aus China zu erhalten.

Irankrieg und ein mögliches Szenario

Ihre Meinungen zu einem möglichen Irankrieg sind sehr gespalten, wie ich durch Ihre E-mails erfahren habe. Die einen halten einen Irankrieg für völlig abwegig, die anderen für genauso sicher.

Ein amerikanischer Leser entwickelte ein Worst-case-Szenario: Wenn die USA nukleare Standorte im Iran angreifen, um diese zu zerstören, könnte der Iran seinerseits in den Irak einfallen und die dortigen US-Soldaten in einen langen zermürbenden und insbesondere sehr teuren Wüstenkrieg verwickeln.

Wie gesagt, es ist immer gut, sich für den Fall der Fälle mögliche Szenarien frühzeitig zu überlegen. Denn dann hat man noch die Zeit und die Distanz zu den Themen, wenn es so weit ist, kann es sein, dass man schnell reagieren muss. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es sich bis jetzt bei der aktuellen "Irankrise" jedoch noch um reines
"diplomatisches" Säbelrasseln handelt.


© Jochen Steffens

Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"



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