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Selektive Wahrnehmung am Ölmarkt?

20.06.2008  |  Dr. Frank Schallenberger
Der Ölpreis hat sich in den letzten Tagen ziemlich unbeeindruckt von der "bearishen" Nachrichtenlage gezeigt und notiert weiterhin unweit des vor wenigen Tagen aufgestellten Rekordniveaus bei 140 US-Dollar. Dabei hätte die Ankündigung, dass Saudi-Arabien die Förderung anheben will zumindest als Zeichen gewertet werden können, dass die OPEC ihre seit Monaten relativ starre Haltung in Bezug auf eine Erhöhung der Förderquoten etwas lockert. Auf dem am Wochenende in Saudi-Arabien angesetzten Krisengipfel dürfte das Königreich die Ausweitung der Förderung um 0,5 Mio. auf 9,7 Mio. Barrel pro Tag verkünden - dies wäre der höchste Wert seit Anfang der 80er Jahre. Auch die überraschende Anhebung der staatlich subventionierten Benzin- und Dieselpreise in China ging fast spurlos an Brent und Co. vorüber, obwohl die Preise im Reich der Mitte über Nacht um bis zu 18% angehoben wurden und die Nachfrage damit tendenziell etwas dämpfen dürfte. Leiden die Teilnehmer am Ölmarkt also momentan an selektiver Wahrnehmung?

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Kurzfristig wäre sicherlich eine kleine Pause der scheinbar unendlichen Ölhausse angebracht. Brent und WTI liegen weiterhin etwa 40 US-Dollar über der 200-Tage-Linie - darin kommt eine relativ starke Überhitzung des Marktes zum Ausdruck. Sofern die Akteure am Ölmarkt aber bereits jetzt schon die Zukunft einpreisen, dürfte die Verschnaufpause beim Ölpreisanstieg eher kurz ausfallen. Neben Saudi-Arabien dürfte in der OPEC lediglich Nigeria in der Lage sein, die Förderung kurzfristig auszuweiten - aufgrund der politischen Situation des afrikanischen Landes erscheint dies jedoch eher unwahrscheinlich.

Bei den Nicht-OPEC-Ländern sticht insbesondere der Rückgang der Fördermenge in Russland ins Auge. Der zweitgrößte Exporteur weltweit meldete zuletzt fünf Monate hintereinander einen Rückgang der Produktion. Die Flexibilität auf der Angebotsseite ist damit stark eingeschränkt und die Nachfrage in Asien dürfte auch durch die jüngste Benzinpreiserhöhung in China so schnell nicht gebremst werden. Schon im Jahr 2010 dürften im Reich der Mitte mehr Neuwagen verkauft werden als in den USA. Zudem soll im Herbst das 1.700-Euro-Auto "Nano" in Indien auf den Markt kommen. Eine Ende des Aufwärtstrends beim Ölpreis ist vor diesem Hintergrund auf mittlere Frist immer noch nicht abzusehen!

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© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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