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Uneingeschränkt. Die US-Notenbank

24.06.2008  |  Peter Schiff
Krisen dienen Regierungen seit jeher als Möglichkeit, den unverhohlenen Griff zur Macht zu rechtfertigen. Auch nachdem sich die Krise wieder gelegt hat, bleiben die ausgeweiteten Befugnisse der Regierung häufig bestehen. In Amerika ließ sich diese Tendenz gerade in der letzten Zeit deutlich beobachten. Aus dem Kongress war zu hören, dass die unter der Bush-Regierung eingeführte Möglichkeit von Lauschangriffen auf private Haushalte nach Möglichkeit weiterbestehen soll - selbst der damalige Vorwand, das Abhören ohne zusätzliche Genehmigungen solle ausschließlich dem Zweck der Terrorabwehr dienen, wurde fallengelassen. Ähnliches gilt für unsere Finanzkrise. Obwohl sie noch nicht einmal zur vollen Entfaltung gekommen ist, plant Finanzminister Paulson, der US-Notenbank eine Reihe von neuen und direkten Machtbefugnissen zukommen zu lassen, mit denen der Finanzdienstleistungssektor überwacht und reguliert werden kann. Nüchtern betrachtet, heißt das nichts anderes, als dem Fuchs die Aufsicht über den Hühnerstall zu übertragen.

Nur wenige Wirtschaftsführer geben zu, dass es eben die US-Notenbank selbst ist, die für die Immobilien- und Kreditblasen - der Grund für unsere aktuellen Probleme - verantwortlich ist. Weil sie die Zinssätze zu lange zu niedrig gehalten hat, brachte die US-Notenbank das Spekulationsfieber auf den Weg und trug dazu bei, dass Risikomanagement immer kleiner geschrieben wurde. Beides trieb die Anlagepreise jenseits der rationalen Niveaus. Wen trifft nun die Schuld, den privaten Sektor, weil er vom sich bietenden billigen Kredit profitierte oder die US-Notenbank, die ihn zur Verfügung stellte? Wenn ein Erzieher Brausepulverstäbchen an die Kinder einer Vorschulklasse austeilt, dann die Tür hinter sich schließt und erst nach Stunden zurückkommt, müssten wir diese Fünfjährigen dann für die entstehende Hysterie verantwortlich machen?

In Wirklichkeit müssten wir die bestehende Macht der US-Notenbank eher einschränken als ausweiten. Da Greenspan, Bernanke und Co. mit ihren Waffen schon so viel Schaden angerichtet haben, warum sollte man ihnen dann noch die schweren Geschütze an die Hand geben? Nur in Washington werden diejenigen, die Mist bauen, dafür auch noch belohnt.

Da die Notenbank sich bei der Festlegung der Zinssätze als völlig inkompetent herausgestellt hat, warum sollte diese Funktion nicht wieder dem Markt übertragen werden? Sollte der US-Notenbank nicht wieder Disziplin abverlangt werden, anstatt ihr zu erlauben, in unserer Wirtschaft ungezügeltes Chaos heraufzubeschwören? Anstatt nach neuen Wegen zur Regulierung der Wall Street zu suchen, warum nicht auf einen altbekannten Weg zurückgreifen, um der Notenbank Regeln aufzuerlegen? Die Antwort auf all diese Fragen ist eigentlich recht einfach: Sie lautet "Goldstandard".

In seiner Ansprache, in der er auch seine Regulierungsvorschläge umriss, erklärte Paulson, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der USA in den letzten 50 Jahren ohne Beispiel gewesen ist. Ich weiß wirklich nicht, auf welchem Planeten Paulson in den vergangenen 50 Jahren gelebt hat, auf der Erde mit Sicherheit nicht. Hätte Paulson damit das vorhergehende halbe Jahrhundert, 1908-1958, gemeint, wäre seine Aussage korrekt gewesen. Aber im Zeitraum von 1958 bis 2008 haben die USA ihren Vorsprung abgegeben, der selbst noch größer war als der, den die Lakers in viertem Spiel des letzten NBA-Finales vor den Celtics hatten. Dieser Verlust an Leistungsfähigkeit könnte sogar einmal als der größte wirtschaftliche Aussetzer in die Geschichte eingehen.

1958 genossen die USA einen derart hohen Lebensstandard, dass sich der Rest der Welt verglichen dazu noch in der Steinzeit befand. Unser Pro-Kopf-Einkommen lag weit über dem der nächsten Konkurrenten; es schien damals unmöglich, dass irgendeine Nation diesen Vorsprung jemals aufholen könnte. Nicht nur, dass sich das Pro-Kopf-Einkommen der Vereinigten Staaten heutzutage noch mit Ach und Krach in den Top Ten befindet, die USA werden gerade von Ländern überholt, die man vor einigen Jahren nur mit Mühe im Rückspiegel ausmachen konnte. Wenn man die ökonomische Leistung der letzten 150 Jahre in den USA betrachtet, dann gleichen die USA einem Rennpferd mit dem Namen Big Brown.* So gesehen war die Zeit zwischen 1858-1908, dann das Kentucky Derby, 1908-1958 das Derby von Preakness und der Zeitraum von 1958-2008, Belmont Stakes.

Nicht nur, dass die USA reichlich an Führung eingebüßt haben, in mancher Hinsicht ist unser heutiger Lebensstandart niedriger als der unserer Großeltern. Sicher, wir haben ein paar mehr Spielereien, größere Fernseher und fast überall Klimaanlagen, aber die Lebensqualität ist in Wirklichkeit gesunken. In den 1950er Jahren verdiente ein Durchschnittsbürger genügend Geld, um eine Frau und vier Kinder zu versorgen, während er auch noch Ersparnisse für die Rente anlegen und seine Hypothek abzahlen konnte. Heute kann sich der Durchschnittsverdiener gerade noch selbst über Wasser halten. In den meisten Familien werden 2 Verdiener gebraucht, um über die Runden zu kommen - und das bei nur zwei Kindern. Auch wenn beide Eltern arbeiten, kann die normale Hypothek für das Einfamilienhaus nie abbezahlt werden und Rente ist jetzt schon ein Wunschtraum. Mit hohen Gehältern, niedriger Verschuldung und einer starken Währung konnte der "unangenehme Ami" in Europa königlich Urlaub machen - in den 50er Jahren. Heute können wir uns kaum noch das Benzin für einen Tagesausflug in einen Freizeitparkt leisten.

Wenn Paulson wirklich so dermaßen unbedarft ist, was die die Rolle der Notenbank beim aktuellen Debakel angeht (und auch in Bezug auf die seit zwei Generationen ins Stocken geratene US-Wirtschaft), warum sollte dann irgendjemand Vertrauen in die jetzt von ihm vorgeschlagenen Lösungen haben? Eine Notenbank, die niemandem gegenüber Rechenschaft schuldig ist und durch niemanden gewählt wurde (sie hat dennoch in letzter Zeit unter Beweis gestellt, dass sie in politischer Hinsicht ebenso feige ist wie jeder andere eingefleischte Berufspolitiker), ist nicht der Schlüssel zu unserem ökonomischen Wiederaufstieg. Paulson, der entschlossen ist, die großen Finanzinstitute aus der Misere ihrer eigenen Exzesse zu retten, mag ja vielleicht in der Ausweitung der Notenbankbefugnisse den besten Weg erkannt haben, um seinen ehemaligen Freunden von der Wall Street den anhaltenden Wohlstand zu sichern.

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© Peter Schiff
www.europac.net



*
Big Brown ist eines der derzeit erfolgreichsten Rennpferde, das bei den großen Reit-Derby der USA an den Start geht. Jockey Kent Desormeaux siegte mit Big Brown bei zwei der wichtigsten Reit-Derby der USA -
Kentucky Derby und Preakness. Die Triple Crown (Dreifache Krone) wird jenem Rennpferd (und Jockey) zuerkannt, das zudem noch ein drittes wichtiges Derby gewinnt - Belmont Stakes. Nur ganze 11 Rennpferde konnten diesen Titel bisher holen. Anfang des Monats fand das Derby von Belmont Stakes in New York statt. Big Brown galt im Vorfeld als einer der aussichtreichsten Kandidaten für diesen Titel, das Derby schon als gewonnen. Big Brown scheiterte jedoch mit deutlichem Abstand.



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