Spekulanten, Politiker und Sündenböcke
27.06.2008 | Dr. Frank Schallenberger
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Das wäre zumindest das Kalkül der Politiker. Ob es jedoch aufgeht, ist fraglich. Bereits 1958 wurde in den USA der Terminhandel mit Zwiebeln wegen vermeintlich heftiger Spekulation eingestellt. Tatsächlich war aber die Volatilität der Zwiebelpreise in Zeiten funktionierender Terminmärkte niedriger als davor. Auch beim Ölpreis würde jede Einschränkung des Handels vermutlich eher kontraproduktiv wirken. Zudem sprechen die Fakten nicht dafür, dass die Spekulanten zum Sündenbock der jüngsten Preisanstiege gemacht werden. In den letzen 12 Monaten hat sich der Ölpreis auf Dollarbasis verdoppelt - das Open Interest am Terminmarkt, das eine höhere spekulative Aktivität widerspiegeln müsste, ist im selben Zeitraum jedoch um 10% gefallen. Zudem hat die Netto-Long-Position der Spekulanten nach Zahlen der US-Börsenaufsicht CFTC das niedrigste Niveau seit Anfang 2007 erreicht.
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Wenn also der Zusammenhang zwischen Preissteigerungen und spekulativer Aktivität bei den Rohstoffen nur sehr schwer konstruiert werden kann, sollten sich die Politiker vielleicht einmal an die eigene Nase fassen. Bereits jetzt werden 25% der amerikanischen Maisernte zu Bioethanol verarbeitet. Dennoch sieht das im Dezember 2007 verabschiedete US-Energiegesetz vor, dass die US-Ethanolproduktion bis 2022 um 400% gesteigert werden soll. Der Maispreis hat in den letzten 12 Monaten sogar stärker haussiert als Brent und Co. Alleine seit Dezember 2007 ging es fast um 100% nach oben. Gerade bei Mais dürfte damit ein Großteil der Preisexplosion auf die Politiker zurückzuführen sein. Ein Gesetzesvorschlag, der den Politikern die Einmischung auf den Rohstoffmärkten untersagt, wäre daher zu überdenken - denn die Volatilität könnte mit einem solchen Gesetz womöglich tatsächlich dauerhaft gesenkt werden!
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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