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Die Aussagekraft von Relationen zwischen Preisen und Indices

01.07.2008  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Eine ähnliche Verspannung sehe ich in der Öl-Gold-Ratio. Die Produktionskostensteigerung bei beiden Waren haben sich sehr unterschiedlich entwickelt, aber das derzeitige Verhältnis signalisiert zwei Möglichkeiten: Entweder ist Gold zu billig oder Öl zu teuer. Wie sich diese Verspannung löst, wird die Zukunft zeigen, ich rechne mit einer erheblichen Veränderung diese Ratio zugunsten des Goldes. Meine Überzeugung basiert auf der Erkenntnis, dass der Ölpreis in Goldgramm ausgedrückt, langfristig eine ziemlich lineare Funktion ausweist, was ja nur beweist, dass der Nenner (US-Dollar) so malade und Öl halt gar nicht so viel teurer geworden ist.

Sie wissen, ich liebe Silber. Bei der Podiumsdiskussion wurde ich gefragt, wie ich die Preisentwicklung bei Silber sehe. Gut für mich, denn die weitaus kompliziertere Frage wäre gewesen, wie ich die Preisentwicklung von Silber in Relation zu Gold und Öl oder Schweizer Franken sehe. So konnte ich überzeugungsgemäß antworten, dass die Notenbanken durch ihre ungebremste Produktion von Geld jedweder Währung (vielleicht den Franken ausgenommen, daher meine Bevorzugung dieser Währung) jede Währung schwächt und dass sich der Silberpreis erheblich erhöhen müsste. Diese Antwort war keine Kunst, denn durch die Schaffung von Geld in unvorstellbarem Masse muss sich zwangsläufig die Ratio zu diesem Geld zugunsten des Silbers verschieben. Angebot und Nachfrage regeln auch den inneren Wert einer Währung, oder warum ist Sand sonst so billig und Gold so teuer?

Aber - und nun kommt meine Interpretation der Gold-Silber-Ratio - wie wird sich diese auf den Silberpreis auswirken? Ich habe unabhängig von den Meinungen anderer folgende Fakten herangezogen.

1. Es ist unstrittig, dass es den gleichen Aufwand bereitet, eine Tonne Erzgestein abzubauen.

2. Ebenfalls unstrittig ist, dass Silber, als es vor Millionen Jahren unter hohem Druck und mit glühendheissem Wasser(dampf) gemischt an die Erdoberfläche oder in die Nähe dieser Oberflächen gepresst wurde, eher in die oberflächennahen Zonen gelangte; somit ist Silber günstiger abzubauen.

3. Zusätzlich ist festzustellen, dass die Metallgehalte pro Tonne Gestein bei Gold so an die 5 bis 10 Gramm/Tonne ausmachen und bei Silber eher bei 75-150 Gramm pro Tonne liegen.

4. Daraus würde ich schlussfolgern, dass - bereinigt um den Metallgehaltsfaktor von 1 : 15 (Goldgehalt : Silbergehalt je Tonne Gestein) sowie die Kostenreduktion bei Berücksichtigung der geringeren Abbautiefen im Verhältnis von geschätzt 1,5 : 1 auf der Basis der Kosten (und nicht bei Angebots- und Nachfragevergleich) des Abbau für eine Tonne Gestein (vor den weiteren Verarbeitungskosten) eine Relation. von ca. 10 bis 15 angemessen erscheint. Nun ist zu berücksichtigen, dass die Kosten für den Silberabbau nur für die wenigen reinen Silberproduzenten Sinn gibt, während die Mehrheit der By-Product-Produzenten Silber nur als Nebenerwerb ansehen und keine reine Kostenkalkulation machen müssen; das ist das Manko des Silbers. Bei reinen Herstellern müssen diese andere Kalkulationen anstellen; daher halte ich eine auf Kosten und Erträgen fundierende Silberpreis-Relation zum Gold von ca. 30 solange für ange- messen, wie der Anteil der Silberproduktion als By-Product zu anderen Metallen nicht auf ein Verhältnis von 50 : 50 zurückgeht. Bei einem Produktionsanteil der reinen Silberhersteller von 50 : 50 wäre dann eine Gold-Silber-Relation von 1 : 20 ausgewogener. Die entspräche sogar der von den geologischen Instituten geschätzten Mengenstruktur in der Erdkruste; dort sollen auf 1 Gramm Gold etwa 15 Gramm Silber entfallen.

5. Was also schließen lässt, dass die Attraktivität des Goldes als Wertaufbewahrungsmittel seinen Preis am Weltmarkt gegenüber Silber überhöht hat, denn inzwischen ist die Gold-Silber-Relation auf ca. 52 : 1 angestiegen. Auch hier ist eine zwischenzeitliche Überspan-nung festzustellen.

Wenn ich diese Relationen nun in meine Anlageentscheidungen einbeziehen will, dann sollten sich folgende Währungen in den kommenden Zeiten mehr bewähren als der US$ und der Euro: Australischer Dollar, kanadischer Dollar und vor allem der Schweizer Franken.

Bei der Anlage in physischem Metall (und diese ist für jeden vermögenden Anleger ein Muss) sollte man Silber im Gewichtsverhältnis von 10 : 1 bevorzugen, wenn man darauf wartet, dass sich die langjährige Relation von ca. 20 : 1 wieder einstellt und Silber als Industriemetall weiterhin nicht gehortet, sondern verbraucht wird.

Bei anderen Metallen würde ich den technologischen Wert der Metalle für die Zukunft prüfen und hier besonders die Metalle mit dem Risiko/mit der Chance von Lieferengpässen in die nähere Entscheidung nehmen; somit wären Wolfram, Tantal und die Seltenen Erden zu bevorzugen. Bei Wolfram und den Seltenen Erden ergibt sich die (zufällige) Vorgabe, dass China so an die 90% der Produktion sichert. Der Welt ist noch gar nicht ausgefallen, dass China inzwischen bei vielen Metallen eine Schlüsselposition einnimmt. Bei meinen Recherchen zum Thema "Seltene Erden und deren technologische Zukunft" fan dich aus den Unterlagen eines Seminars in Hongkong den Satz von Deng Xiao Ping, der mich schockierte . Er lautete: "Die arabische Welt hat ihr Erdöl, wir haben die Seltenen Erden". Inzwischen begreife ich immer mehr, was Deng damit sagen wollte.

Ein letzter Satz: Hüten Sie sich vor Schuldtiteln, wie Anleihen etc. Die einzigen Verpflichtungen, die die Schuldner haben, ist Zinsen zu zahlen und das Kapital nach Ablauf der Laufzeit zu erstatten. Nach den letzten Erfahrungen kann man nicht immer davon ausgehen, dass Letzteres auch erfüllt wird. Wenn Sie Sicherheit mit Rentenwerten haben wollen, dann sind es folgende: Es ist todsicher, dass Sie nach zehn Jahren Laufzeit nur noch eine wesentlich geringere Kaufkraft zurückbekommen, als Sie hergegeben haben und dass sich die Kurse von Rentenwerten, wenn die Zinsen steigen (und das müssen sie, um bei steigender Inflation für die Anleger überhaupt attraktiv zu bleiben) erheblich zurückbilden werden. Wollen Sie diese Sicherheit? Ich nicht. Sie erinnert mich an meinen Lateinunterricht in Berlin (mors certa, hora incerta = Der Tod ist sicher, nur seine Stund ungewiss").

Was ich noch vergessen habe: Ich benutze die Chartinterpretation nur für das Timing von Ein- und Ausstieg, weil mich dies die Erfahrung so gelehrt hat; aus den Kursverläufen die Attraktivität einer Aktien oder eines Anlageguts zu bewerten, dazu bin ich zu wenig ausgebildet. Aber günstige Zeiten für den Kauf und den Verkauf zu entdecken, dazu ist diese Art der Analyse ideal. Apropos "ideal": Der Gold-Chart sieht seit einer Woche so aus, als ob der Goldpreis bald explodieren würde. Er zeigt die gleiche Formation, wie wir sie vor dem Ausbruch im September/Oktober 2007 vorfanden, als sich Gold von 625 auf 1.015 emporschwang. Ein erster Anstieg über 960 US$ und ein späterer Anstieg über 1.035 US$ pro Unze würde meine Auffassung bestätigen.

Seien Sie vorsichtig und klug und schützen Sie sich vor den Unwettern, die nun unvermeidlich kommen müssen.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de



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