Rohstoffe kompakt - Edelmetalle: Marktdefizit unterstützt Platin
02.07.2008 | Eugen Weinberg
Nach dem fulminanten Jahresbeginn haben alle Edelmetalle einen Großteil ihrer Gewinne wieder abgeben. Auch wenn Platin seine neue Rekordmarke von 2250 Dollar je Unze ebenfalls nicht halten konnte, sticht die Performance des weißen Edelmetalls deutlich heraus. Wir glauben, dass der Platinpreis aufgrund eines steigenden Defizits weiterhin gut unterstützt ist. Palladium, das zwischenzeitlich im Sog von Platin kräftig anziehen konnte und zuletzt durch die Nachricht schwindender russischer Vorräte unterstützt wurde, dürfte dagegen zunächst eher seitwärts tendieren.
Platin bleibt Outperformer 2008
Die Verschiebungen am Platinmarkt waren gewaltig. Nach einem Überschuss von gut 350 Tsd. Unzen in 2006 war im vergangenen Jahr ein Defizit von 480 Tsd. Tonnen zu verbuchen. Zwar sind Defizite am Platinmarkt keine Seltenheit – immerhin acht Jahre in Folge waren in den Vorjahren Nachfrageüberschüsse zu verbuchen -, doch das Ausmaß des Umschwungs war beachtlich. Während die Nachfrage vor allem getrieben durch den hohen Bedarf für Autokatalysatoren kräftig um knapp 9% gegenüber Vorjahr zunahm,ging das Angebot bedingt durch eine rückläufige Förderung in Südafrika zurück. Die Situation wird sich im laufenden Jahr weiter zuspitzen.
Nachfrage weiterhin robust…
1) die Nachfrage nach Platin für Autokatalysatoren wird trotz sich verlangsamender Automobilkonjunktur hoch bleiben. Platin wird nämlich vornehmlich bei Dieselkatalysatoren verwendet. Fast die Hälfte des Verbrauchs entfällt auf Europa, weil hier Zulassungszahlen für Dieselautos am höchsten sind. Dank eines steigenden Marktanteils - im letzten Jahr stieg dieser auf 53% - nahmen die Neuzulassungen von Diesel-Pkws trotz stagnierenden Maktes zu. Die Tatsache, dass Diesel derzeit so teuer wie Benzin ist, wird u.E. nur dann ihren Tribut in wieder sinkenden Marktanteilen fordern, sofern sich die Nivellierung der beiden Treibstoffsorten als nachhaltig erweist. Darüber hinaus sind auch in China die Zuwächse beachtlich. Die zunehmende Substitution durch das preisgünstige Palladium kann den Nachfragezuwachs nur dämpfen.
2) Die Investmentnachfrage bleibt auch 2008 intakt. Bereits im vergangenen Jahr war nach dem Desinvestment im Vorjahr das Interesse der Finanzinvestoren deutlich gestiegen. Zwei neue ETF PlatinFonds wurden aufgelegt, wobei vor allem der in London ansässige Fonds von ETF Securities erfolgreich ist. Auf beide zusammen entfielen im vergangenen Jahr rund 195 Tsd. Unzen Investmentnachfrage. Seit Jahresbeginn hat sich das Aufkommen nochmals fast verdoppelt, wobei in den letzten Monaten eher eine Seitwärtsbewegung zu beobachten war. Neue Impulse könnte jedoch die seitens der Zürcher Kantonalbank erfolgte Splittung der Anteile geben, da somit ein Investment auch für Privatanleger interessanter wird.
3) Ein Belastungsfaktor dürfte allerdings die Schmucknachfrage sein, auf die knapp ein Viertel der Gesamtnachfrage entfällt. Sie erwies sich zwar im letzten Jahr trotz bereits deutlich höherer Preise als widerstandsfähig und gab nur leicht nach.In China, das rund die Hälfte des Schmuckkonsums ausmacht, war sogar eine leichte Steigerungsrate von 2,5% zu verzeichnen. Unterstützung kam aber durch Neuheiten wie Platin Perlen und die Erinnerungsstücke im Zusammenhang mit der diesjährigen Olympiade. Da diese Sondereffekte auslaufen bzw. die Preise nochmals deutlich angezogen haben, sehen wir hier die Gefahr einer Korrektur.
Angebotsausfälle führen zu steigendem Marktdefizit
Es sind aber vor allem die Angebotsausfälle in Südafrika, die für ein anhaltend hohes Preisniveau sprechen. Bereits im vergangenen Jahr war die Produktion in Südafrika, die drei Viertel der weltweiten Platinförderung aufmacht, aufgrund höherer Sicherheitsstandards und Streiks um 5% gefallen. In diesem Jahr sieht die Entwicklung noch düsterer aus. Da waren zum einen die Produktionsverluste aufgrund der Elektrizitätsausfälle im Januar und aufgrund von Überflutungen. Anglo Platinum, mit 37% des globalen Angebots weltweit größter Produzent, berichtete von einem Produktionseinbruch um knapp 25% in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Zum anderen wird die Energie für die Minen anhaltend bei 90% rationiert und der staatliche Energieversorger Eskom hat angedeutet, dass die Probleme bis zum Jahr 2012 anhalten könnten.
Palladium profitiert von steigender Substitutionsnachfrage
Palladium konnte im Sog von Platin zunächst profitieren, hatte aber anders als das Schwestermetall die Gewinne zwischenzeitlich nahezu gänzlich wieder eingebüßt. Unumstritten ist, dass Palladium als Substitut zum stark verteuerten Platin stark gesucht ist. Entsprechend nahm die Nachfrage nach Palladium im vergangenen Jahr seitens der Automobilindustrie mit 10% sogar relativ stärker zu als bei Platin, aber anders als bei Platin steht der stark expandierenden Nachfrrage ein reichliches Angebot gegenüber. Im vergangenen Jahr war ein Angebotübschuss von 1,7 Mio Unzen zu verzeichnen.
Zwar ist einzuräumen, dass dieser auf hohe Vorratsverkäufe des russischen Staates zurückzuführen war und hier wagten Analysten von Norilsk Nickel zuletzt die Prognose, dass diese in ein bis fünf Jahren aufgebraucht sein könnten. Diese These ist schwer zu verifizieren. Aber selbst wenn die Verkäufe der Regierung gänzlich ausgeblieben wären, hätte der Markt 2007 noch immer im wenngleich mageren Überschuss geschlossen. Anders als am Platinmarkt spielt Russland die dominierende Rolle auf der Angebotsseite. Wir denken, dass im Zuge einer steigenden Nickelproduktion auch Palladium als Nebenprodukt profitiert. Auf Südafrika entfällt lediglich ein Drittel des Angebots, so dass die Energiekrise deutlich weniger durchschlagen wird.
Alles in allem denken wir, dass Palladium zunächst eher seitwärts tendieren wird, bevor es im Sog der übrigen Edelmetalle im nächsten Jahre nochmals zulegen kann.
Platin bleibt Outperformer 2008
Die Verschiebungen am Platinmarkt waren gewaltig. Nach einem Überschuss von gut 350 Tsd. Unzen in 2006 war im vergangenen Jahr ein Defizit von 480 Tsd. Tonnen zu verbuchen. Zwar sind Defizite am Platinmarkt keine Seltenheit – immerhin acht Jahre in Folge waren in den Vorjahren Nachfrageüberschüsse zu verbuchen -, doch das Ausmaß des Umschwungs war beachtlich. Während die Nachfrage vor allem getrieben durch den hohen Bedarf für Autokatalysatoren kräftig um knapp 9% gegenüber Vorjahr zunahm,ging das Angebot bedingt durch eine rückläufige Förderung in Südafrika zurück. Die Situation wird sich im laufenden Jahr weiter zuspitzen.
Nachfrage weiterhin robust…
1) die Nachfrage nach Platin für Autokatalysatoren wird trotz sich verlangsamender Automobilkonjunktur hoch bleiben. Platin wird nämlich vornehmlich bei Dieselkatalysatoren verwendet. Fast die Hälfte des Verbrauchs entfällt auf Europa, weil hier Zulassungszahlen für Dieselautos am höchsten sind. Dank eines steigenden Marktanteils - im letzten Jahr stieg dieser auf 53% - nahmen die Neuzulassungen von Diesel-Pkws trotz stagnierenden Maktes zu. Die Tatsache, dass Diesel derzeit so teuer wie Benzin ist, wird u.E. nur dann ihren Tribut in wieder sinkenden Marktanteilen fordern, sofern sich die Nivellierung der beiden Treibstoffsorten als nachhaltig erweist. Darüber hinaus sind auch in China die Zuwächse beachtlich. Die zunehmende Substitution durch das preisgünstige Palladium kann den Nachfragezuwachs nur dämpfen.
2) Die Investmentnachfrage bleibt auch 2008 intakt. Bereits im vergangenen Jahr war nach dem Desinvestment im Vorjahr das Interesse der Finanzinvestoren deutlich gestiegen. Zwei neue ETF PlatinFonds wurden aufgelegt, wobei vor allem der in London ansässige Fonds von ETF Securities erfolgreich ist. Auf beide zusammen entfielen im vergangenen Jahr rund 195 Tsd. Unzen Investmentnachfrage. Seit Jahresbeginn hat sich das Aufkommen nochmals fast verdoppelt, wobei in den letzten Monaten eher eine Seitwärtsbewegung zu beobachten war. Neue Impulse könnte jedoch die seitens der Zürcher Kantonalbank erfolgte Splittung der Anteile geben, da somit ein Investment auch für Privatanleger interessanter wird.
3) Ein Belastungsfaktor dürfte allerdings die Schmucknachfrage sein, auf die knapp ein Viertel der Gesamtnachfrage entfällt. Sie erwies sich zwar im letzten Jahr trotz bereits deutlich höherer Preise als widerstandsfähig und gab nur leicht nach.In China, das rund die Hälfte des Schmuckkonsums ausmacht, war sogar eine leichte Steigerungsrate von 2,5% zu verzeichnen. Unterstützung kam aber durch Neuheiten wie Platin Perlen und die Erinnerungsstücke im Zusammenhang mit der diesjährigen Olympiade. Da diese Sondereffekte auslaufen bzw. die Preise nochmals deutlich angezogen haben, sehen wir hier die Gefahr einer Korrektur.
Angebotsausfälle führen zu steigendem Marktdefizit
Es sind aber vor allem die Angebotsausfälle in Südafrika, die für ein anhaltend hohes Preisniveau sprechen. Bereits im vergangenen Jahr war die Produktion in Südafrika, die drei Viertel der weltweiten Platinförderung aufmacht, aufgrund höherer Sicherheitsstandards und Streiks um 5% gefallen. In diesem Jahr sieht die Entwicklung noch düsterer aus. Da waren zum einen die Produktionsverluste aufgrund der Elektrizitätsausfälle im Januar und aufgrund von Überflutungen. Anglo Platinum, mit 37% des globalen Angebots weltweit größter Produzent, berichtete von einem Produktionseinbruch um knapp 25% in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Zum anderen wird die Energie für die Minen anhaltend bei 90% rationiert und der staatliche Energieversorger Eskom hat angedeutet, dass die Probleme bis zum Jahr 2012 anhalten könnten.
Palladium profitiert von steigender Substitutionsnachfrage
Palladium konnte im Sog von Platin zunächst profitieren, hatte aber anders als das Schwestermetall die Gewinne zwischenzeitlich nahezu gänzlich wieder eingebüßt. Unumstritten ist, dass Palladium als Substitut zum stark verteuerten Platin stark gesucht ist. Entsprechend nahm die Nachfrage nach Palladium im vergangenen Jahr seitens der Automobilindustrie mit 10% sogar relativ stärker zu als bei Platin, aber anders als bei Platin steht der stark expandierenden Nachfrrage ein reichliches Angebot gegenüber. Im vergangenen Jahr war ein Angebotübschuss von 1,7 Mio Unzen zu verzeichnen.
Zwar ist einzuräumen, dass dieser auf hohe Vorratsverkäufe des russischen Staates zurückzuführen war und hier wagten Analysten von Norilsk Nickel zuletzt die Prognose, dass diese in ein bis fünf Jahren aufgebraucht sein könnten. Diese These ist schwer zu verifizieren. Aber selbst wenn die Verkäufe der Regierung gänzlich ausgeblieben wären, hätte der Markt 2007 noch immer im wenngleich mageren Überschuss geschlossen. Anders als am Platinmarkt spielt Russland die dominierende Rolle auf der Angebotsseite. Wir denken, dass im Zuge einer steigenden Nickelproduktion auch Palladium als Nebenprodukt profitiert. Auf Südafrika entfällt lediglich ein Drittel des Angebots, so dass die Energiekrise deutlich weniger durchschlagen wird.
Alles in allem denken wir, dass Palladium zunächst eher seitwärts tendieren wird, bevor es im Sog der übrigen Edelmetalle im nächsten Jahre nochmals zulegen kann.