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So machen Sie sich krisenfest

06.07.2008  |  Manfred Gburek
Zurzeit geschieht mehr hinter den Kulissen (was uns folglich verborgen bleibt) als das, was wir an Informationen erheischen können oder was uns von den meisten Medien täglich vorgesetzt wird. Nehmen wir den auf Spitzenniveau notierenden Ölpreis: Dahinter verbirgt sich ohne Zweifel etwas ganz Neues, möglicherweise Ungeheuerliches. Kommentatoren, die es wissen müssten, führen die Spannungen im Nahen/Mittleren Osten als Ursache an, in erster Linie das Atomprogramm des Iran. Was uns nicht verborgen bleibt, ist - außer dem extrem hohen Ölpreis - aus Anlegersicht die schwache deutsche Börse.

Andere Indikatoren sind in diesen Tagen weniger aussagekräftig; dazu gehören beispielsweise die Edelmetallpreise, die US-Aktien und der Dollar. Dennoch sollten Sie alle möglichst mindestens zwei Mal täglich beobachten und die Zinsindikatoren dazu, also die Renditen der Bundesanleihen samt Bund Future und mindestens auch noch deren Pendant in den USA. Die entsprechenden Chartkurven werden eines Tages aussagekräftiger sein, und dann gehören Sie zu den Ersten, die daraus die Konsequenzen ziehen können.

Wenn sich ein Ereignis, das wir noch nicht kennen, durch den hohen Ölpreis andeutet, ist es ratsam, mit Neuanlagen (von den ohnehin notwendigen Dispositionen abgesehen) zunächst zu warten. Denn sobald es eintritt, sind die meisten vorher angestellten Überlegungen erst einmal null und nichtig. Insofern sollten Sie beispielsweise der leichten EZB-Zinserhöhung aus der abgelaufenen Woche keine allzu große Bedeutung mehr beimessen. Sie hat stattgefunden, spiegelt sich also bereits in den relevanten Börsenindikatoren wider, basta. Im Übrigen kommt es bei den zurzeit hohen Inflationserwartungen der meisten Marktteilnehmer ohnehin mehr auf die Psychologie an (z.B. was EZB-Chef Trichet sagte und was er damit eventuell zum Ausdruck bringen wollte) als auf die nackten Prozentzahlen.

Ergänzen Sie das Abwarten dadurch, dass Sie in dieser Zeit Ihre Finanzen in Ordnung bringen (Entschuldigung an alle, die das ohnehin tun). Was ich damit sagen will: Viele Banken und Sparkassen ändern seit einiger Zeit ihre Geschäftspolitik, und einige wollen partout einen Teil ihrer Kunden loswerden, weil diese nicht zur neuen Politik passen. Das hat vielfach zur Folge, dass Kredite nur widerwillig - und wenn ja, dann zu abschreckenden Konditionen - verlängert werden. Es kann auch dazu führen, dass man Sie als Kunden erst gar nicht (oder nicht mehr) haben will. Fragen Sie dann nicht nach den Gründen, denn Sie werden nur dumme Antworten erhalten. Und lassen Sie sich zu Ihren Anlagen keine Ratschläge erteilen, um die Sie Ihr Gegenüber gar nicht gebeten haben, denn dahinter steckt mit allergrößter Sicherheit eine neue Aktion der Art "Was heute weg muss".

Oft werde ich gefragt, warum ich in Zeiten steigender Inflationsraten die Entschuldung bzw. Rückzahlung von Krediten empfehle. Da man doch durch hohe Kredite, die in Zukunft mit dem später weniger wertvollen Euro (Schweizer Franken, Yen, Dollar usw.) zurückgezahlt werden, ein gutes Geschäft machen könnte. Einen Teil der Antwort habe ich gerade gegeben (s.o.). Ein anderer Teil ergibt sich aus den Überlegungen zu Beginn: Kredite machen unfrei, sind also gar nicht gut, wenn Sie Ihre finanzielle Freiheit nutzen wollen, um von einer neuen Situation an den Märkten zu profitieren oder sich zumindest gegen sie abzusichern. Und ein weiterer Teil beruht auf dem einfachen Rechenexempel, indem Sie das, was Sie an Kreditzinsen zahlen, mit den gerade gängigen Tages- und Festgeldzinsen vergleichen.

Diese Überlegungen gelten natürlich primär für Privatleute, und zwar auch im Hinblick auf Anlagen in vermieteten Immobilien, wenn Sie also die Zinsen für Baukredite als Werbungskosten steuerlich verrechnen können. Denn als vermietender Immobilieneigentümer mit Kredit sind Sie immer mindestens mit zwei Problemen konfrontiert: Immobilien lassen sich, etwa im Gegensatz zu Geld und Gold, nicht transportieren. Und es kann zu Mietausfällen kommen, sodass Sie möglicherweise monate-, wenn nicht gar jahrelang in Unterdeckung geraten. Hält diese lange an, kann durchaus noch ein Problem auftauchen: Ihr Kreditinstitut verlangt mehr Sicherheiten. Zu guter Letzt: Gerade auch Unternehmer und Freiberufler sollten auf der Hut sein. Denn viele Banken und Sparkassen durchleuchten gerade jetzt ihre Kreditnehmer aus diesen beiden Kundengruppen besonders genau.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)



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