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Eintritt nur für Verrückte Teil IV

18.07.2008  |  Ronald Gehrt
- Seite 3 -
Eine solche Rallye wäre die Chance für diejenigen, die noch nicht auf der Baisse-Seite investiert sind, dies nachzuholen. Und es wäre eine Chance für diejenigen, denen erst in den vergangenen Tagen die rosa Brillengläser aus der Fassung gefallen sind, Aktienbestände zu verringern. Richtig ist zwar, dass jede Trendwende nach oben zuerst wie eine normale Gegenreaktion aussieht. Doch soll es eine echte Wende werden, bedürfte es auch einer fundamentalen Basis dafür. Und eben diese Fundamentals weisen nach unten und deuten an: Das kann noch viel, viel heftiger werden.

Eine solche Rallye wäre also für viele eine feine Sache. Aber genau da liegt der Haken. Ein rostiger und scharfkantiger Haken:


Wie anno Dunnerkiel 1998

Fast jeder hofft auf eine solche Rallye. Sogar diejenigen, die schon aus ihren Baisse-Positionen ausgestiegen sind und nun hoffen, billiger wieder hineinzukommen. Und, wie gesagt, die, die noch gar nicht Short sind oder noch volle Aktiendepots haben, die sie gerne loswerden möchten.

Doch gerade das nährt die Baisse. Immer wieder wird eingestiegen, immer noch sind genügend unterwegs, die scheinbar nur Calls kaufen können (weil ja auch viele noch keine Baisse erlebt haben) ... und immer wieder steigen diese Trader bei der kleinsten negativen Nachricht nervös wieder aus und sorgen so dafür, dass die Abwärtsbewegung weitergeht.

Natürlich kann jederzeit eine Rallye kommen. Aber wenn so viele wie momentan darauf hoffen, kommt sie oft eben nicht. Weil ihre eigene zunehmende Nervosität immer wieder für Verkaufsdruck sorgt. Und da Angst ansteckend ist, verkaufen immer mehr Akteure eben ohne die erhoffte Rallye ihre Positionen oder gehen ohne höhere Kurse abzuwarten Short.

Und vergessen wir nicht: Es ist ja nicht so, wie man oft denkt, "niemand" habe mehr Aktien. Irgendwer hat sie ja ... es werden ja schließlich nicht weniger, nur, weil die Kurse sinken. Und diese "irgendwers" sitzen ja auch da und hoffen, sie haben keinen Fehler gemacht, indem sie gekauft haben ... und steigen nervös wieder aus, wenn nur die kleinste negative Nachricht kommt. Ein Kreislauf, der irgendwann, wenn das BA2-Virus zum P-Virus mutiert, dazu führt, dass diese Versuche, "günstig" einzusteigen, völlig eingestellt werden ... und ein kapitaler Kurssturz kommt.

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Das selbe Szenario haben wir vor genau zehn Jahren im Dax erlebt. Und auch ich habe damals viel weniger verdient als ich gekonnt hätte, wenn ich einfach nach dem charttechnischen Verkaufssignal Puts gekauft und sie schlicht gehalten hätte. Die Angst vor der Rallye ließ mich immer wieder aussteigen. Aber die Rallye kam nicht. Und wer vergeblich darauf hoffte, weil er Long war ... verkaufte dann einfach zu egal welchem Kurs. Das Resultat zeigt der Chart: Ein Minus im Dax von fast 40% binnen nur fünf Wochen. Keine Rallye dazwischen, die über zwei feste Tage hinausging. Und lehrbuchgerecht mit einem Selloff abgeschlossen, welcher den Dax binnen vier Handelstagen um über 16% in die Tiefe prügelte.

Je länger die Rallye nicht kommt und je fataler die Rahmenbedingungen werden, desto wahrscheinlicher wird, dass wir dieses Szenario zum zehnjährigen Jubiläum nachzeichnen. Aber mit einem Unterschied:


Selloff? Immer möglich. Rallye? Jederzeit! Trendwende? Nein

Die Trendwende damals in Form einer selten auftretenden V-Formation werden wir wohl nicht hinbekommen. Ich würde eher vermuten (das soll keine Prognose sein), dass die Aktienmärkte, falls ein solcher Ausverkauf käme, in einer größeren Spanne von 10-15% längere Zeit oberhalb der dann erreichten Tiefs blitzschnell hin- und herschwanken, während Gold und andere vermeintlich sichere Häfen das selbe im Bereich ihrer dann erreichten Hochs tun könnten ... und dann wird man sehen, wie sich die Rahmenbedingungen danach präsentieren. Aber:

Damals war das Problem die Währungskrise, die man relativ schnell kitten konnte. Deshalb ging es danach wieder nach oben, als sei nichts gewesen. Unsere Probleme heute aber lassen sich nicht so eben kitten ... das hilflose rudern mit den Armen bei Fed-Chef Bernanke und US-Finanzminister Paulson unterstreicht das eindrucksvoll.

Das ist die Basis für den zunehmenden Irrsinn der Märkte, die immer weiter steigende Volatilität und das verblüffende Tempo, mit dem Gold, Öl, Dollar und Aktien nach oben und unten schießen. Das ist Ausdruck blanker Angst. Und wie alle Emotionen ist diese Angst unberechenbar ... und damit deren Konsequenzen auf die Märkte ebenso.

Ich kann jedem, der bislang immer noch hofft und dementsprechend nicht in Gold Long und/oder Aktien Short ist nur raten, sich von diesem Virus nicht anstecken zu lassen. Eine Rallye ist jederzeit möglich. Und wer dann ausgerechnet in fallende Aktien hinein doch noch Puts gekauft hat weil er dachte, Rallyes fallen aus, kann böse auf die Nase fallen. Sie können alles tun - aber investieren Sie nicht gegen laufende, starke Trends und/oder versuchen Sie nicht, den Kursen hinterher zu laufen!

Herzliche Grüße


© Ronald Gehrt
www.system22.de"



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