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Merkwürdige Vorliebe fürs Gold

04.02.2005  |  Redaktion
Was hat es mit der Vorliebe für Gold (besonders unter amerikanischen Marktgurus) nun eigentlich an sich? Als Trader sehen wir das spekulative Potential - nicht aber ein rationales Argument für die Hingabe, mit der über Gold berichtet wird.

Dazu müssen Sie wissen, dass die Wurzeln der sich heute mit Vorliebe "bearish" gebenden amerikanischen Kommentatoren in der amerikanischen "Financial Newsletter"-Industrie liegen. Dieser Begriff wird im Deutschen gern mit "Börsendienste" übersetzt, was allerdings historisch nicht umfassend genug ist.

Die meisten US Newsletter-Gurus der älteren Generation sind nämlich primär Produkte der 70er Jahre, wo sie sich als Lobbyisten für die Legalisierung von privatem Goldbesitz einen Namen machten. (Der war nämlich als Souvenir an die Weltkriege in Amerika damals drastisch eingeschränkt.) Erst unter Ronald Reagan wurden die gesetzlichen Hindernisse entfernt ... und über Nacht wurden die "Gold Bugs" (nach Edgar Allen Poes gleichnamiger Kurzgeschichte) zu Aposteln für durch Edelmetalle abgesicherte Währungen.

Mal drastisch vereinfachend ausgedrückt: Diese im Grunde streng moralistische Denkrichtung sieht in Staatsverschuldung, Marktspekulation und Devisenschwankungen ein Rezept für den nun schon seit Jahrzehnten unmittelbar bevorstehenden Untergang des Abendlandes. Dabei geben sie sich einer in sich nicht geschlossenen Argumentationskette hin: Für sie ist der "richtige" Goldpreis der, der in den Jahren 1980 und 1989 erzielt wurde. Der Umstand, dass Goldpreise in den Zwischenjahren drastische Einbrüche erlebt haben, die auch den fadenscheinigsten Aktien-Haussen in nichts nachstehen, existiert einfach nicht. Dabei kommen zum Teil hanebüchene Milchmädchenrechnungen zustande.

Vor einiger Zeit schrieb ein profilierter Amerikaner (ich nenne seinen Namen vorsichtshalber nicht, denn er unterschreibt meine Gehaltsschecks): "In den späten 40er Jahren konnte man eine Unze Gold noch für US$35 kaufen. Heute kostet das mehr als 10-mal so viel. Und Aktien? Man hätte alle Dow-Aktien für weniger Geld kaufen können als Sie heute für eine Unze Gold ausgeben."

Ah, goldene Nostalgie überkommt mich - obwohl ich in den späten 40er Jahren noch ein Zwinkern im Auge meines sich im Grundschulalter befindenden Vaters war. Doch dann setzt die Realität wieder ein. Und was ist realistischer als Inflation? Der Consumer Price Index des US Department of Labor setzt an, dass 1 US$ im Jahr 1949 genau 7,78 US$ im Jahr 2004 entspricht. Ein Dollar aus dem Jahr 1946 entspricht 9,50 US$ heute. Und wenn Sie bis 1945 zurückgehen, würde ein Dollar 10,29 US$ heutiger Währung ergeben.

Nun lassen Sie uns mal sehen: Nach Adam Riese würde im Jahr 1949 eine Unze Gold 272 US$ in heutigen Dollars gekostet haben; im Jahr 1946 wären Sie 332 US$ dafür losgeworden; und 1945 hätte Sie eine Unze 350,16 US$ in 2004er Dollars gekostet. Kneifen Sie mich! War das nicht exakt das Preisniveau vom letzten Jahr? Hätten wir also 1945 gekauft, hätten wir uns über 50 US$Gewinn in heutiger Münze (5 US$ in 1945er Dollars) freuen können.

Ein bisschen dürftig, finden Sie nicht? Besonders wenn man die gestiegene Nachfrage durch 2 Millionen frischgebackene chinesische Millionäre und eine 200 Millionen starke indische Mittelklasse mit einpreist? Oder den zyklischen Wertverfall des Dollars, der Gold aus europäischer und asiatischer Hinsicht hochattraktiv gemacht hat? (Ziehen Sie ebenfalls in Betracht, dass der Dow zwischen 1945 und 1949 um die 155 bis 200 handelte. Inflationsbereinigt sind das 1.593 Zähler. Heute ist er bekanntlich oberhalb von 10.000 ... Und das NACH dem großen Einbruch von 2001!)

Aktien oder Gold? Ehrlich gesagt ist das für uns kein Thema! Beide Anlagen haben historisch erwiesen, dass man mit ihnen eine Menge Geld verdienen - aber auch verlieren kann.

Generell empfehlen wir unseren Anlegern, um die 5% ihrer Wertanlagen in Edelmetallen anzulegen. Bessere Liquidität und Wendemöglichkeiten haben Sie mit Aktien.


© J. Christoph Amberger
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"






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