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Das Jahrzehnt der Rohstoffe (Teil 1)

07.02.2005  |  Heiko Aschoff
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage

Heute starten wir mit unserer 5teiligen Serie über «Das Jahrzehnt der Rohstoffe». Im heutigen ersten Teil werden wir das Verhältnis von Angebot und Nachfrage am Beispiel einiger Rohstoffe erläutern.

Der Preisanstieg der Rohstoffmärkte in den letzten Jahren ist kaum verwunderlich! So wurden Sie großteils einfach durch das Gesetzt von Angebot und Nachfrage nach oben gejagt. Auf der Nachfrageseite sind es vor allem die asiatischen Schwellenländer - insbesondere China - die die Preisentwicklung prägen. Die Volksrepublik China hat sich durch die rohstoffintensive Industrialisierung mittlerweile vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Rohstoffen entwickelt.

Außerdem sind die globalen Lagerbestände vieler wichtiger Rohstoffe bereits sehr niedrig. Das weltweite Angebot kann kurzfristig jedoch nicht erhöht werden. Daher dürfte es aufgrund der Angebotssituation nicht so schnell wieder zu überhöhten Lagerbeständen kommen, die dann später wieder auf die Nachfrageseite drücken.

Einerseits haben wichtige Förderländer wegen der niedrigen Preise über weite Teile der 90er Jahre die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die Exploration von Rohstoffvorkommen Schritt für Schritt reduziert. Somit hat sich die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage schrittweise ausgebreitet. Ein sehr oft vernachlässigter Aspekt ist, dass in etwa vier bis acht Jahre von der Exploration bis zur Produktion vergehen.


Silber

Da die Schere zwischen Angebot und Nachfrage bei Silber bereits seit nunmehr 15 Jahren auseinander geht, werden wir das Gold des kleinen Mannes zuerst behandeln:

Abb. 1: Jährliche Silber Überschüsse und Defizite 1950-2002
Open in new windowQuelle: CPM Group Silver Survey 2003


Abb. 2: Gesamte Silber Bullion Lagerbestände (in Millionen Unzen; geschätzt) 1950-2002
Open in new windowQuelle: CPM Group Silver Survey 2003


Abb. 3: Regierungslagerbestände 1970-2002
Open in new windowQuelle: CPM Group Silver Survey 2003


Im Zeitraum von 1990 bis 2004 wurden ca. 51.700 Tonnen Silber mehr am Markt verkauft als gefördert bzw. wiederaufbereitet werden konnten. Dieses Defizit muss irgendwann eingedeckt werden. Bei der derzeitigen Höhe des Verbrauchs wird sich das Defizit jährlich um ca. 5.000 Tonnen erhöhen.


Leicht manipulierbarer Markt

Der Silbermarkt reagierte auf das steigende Defizit in den letzten Jahren jedoch nicht mit steigenden Kursen, da der Markt leicht manipulierbar ist (zB Spekulation der Gebrüder Hunt in den 1970ern). Die größten Produzentenländer sind Mexiko, USA, Peru, Kanada und Australien. Als die größten Unternehmen gelten Industrias Penoles aus Mexiko, Polska Miedz aus Polen und BHP Minerals aus Australien.

Die gesamten überirdisch vorhandenen Silberlager sind nur wenig größer als die jährliche Silberproduktion weltweit! Daher kann auch nicht (mehr) auf Lagerbestände zurückgegriffen werden. Die USA müssen beispielsweise das Silber für den American Eagle am Markt einkaufen.

Es ist leicht vorstellbar, was dieses Defizit in Verbindung mit der Enge des physischen Silbermarktes im Falle der Wiederentdeckung als Investment bedeuten könnte.


Aluminium

Aluminium ist ein immer mehr verwendetes Industriemetall. Vor allem in der Autoindustrie wird es Jahr für Jahr mehr benötigt. Speziell beim Grundstoff der Aluminiumgewinnung Bauxit ist in den nächsten zwei Jahren keine Entlastung durch ein höheres Angebot zu erwarten, da mit der Erschließung neuer Abbaufelder erst im Jahr 2007 gerechnet wird.

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Im Gegensatz dazu bleibt die Nachfrage hoch. Diese fundamentale Stärke von Aluminium hat sich allerdings bisher kaum in der Preisentwicklung widergespiegelt.

Die Nachfrage nach neu geschmolzenem Aluminium ist in den vergangenen drei Jahren kräftig gestiegen. Im ersten Halbjahr 2004 allein um 10,6%. China ist auch hier ein wichtiger Nachfrager, wobei im Gegensatz zu anderen Industriemetallen auch die westlichen Industriestaaten eine wichtige Rolle spielen. Die Analysten rechnen für Aluminium mit einem Nachfragewachstum für das Gesamtjahr 2004 von mindestens 8,5 % gegenüber einem Angebotswachstum von 5,5%.


Stahl / Kohle

Durch den Wirtschaftsboom in China wurde der Weltmarkt für Kohle leergefegt. Während das Land früher den Weltmarkt mit Koks überschüttete, braucht es inzwischen jede seiner jährlich erzeugten 140 Millionen Tonnen selbst.

Dies ging teilweise soweit, dass Stahlwerke wegen des Koksmangels Produktionsengpässe zu verzeichnen hatten. Der Weltmarktpreis vervielfachte sich binnen weniger Jahre.

Da aufgrund des nicht enden wollenden Booms im Reich der Mitte auch in Zukunft mit hoher Stahlnachfrage zu rechnen ist, wird es sicher noch einige Jahre dauern bis sich die Koks- und Stahlpreise wieder normalisiert haben. Dieses Beispiel zeigt, dass auch die Preise anderer Rohstoffen mit Nachfrageüberschuss leicht und unbemerkt explodieren könnten.


Kupfer

Kupfer, das Flaggschiff am Basismetallmarkt, wird sich nach unserer Ansicht auch weiterhin gut entwickeln. Zu verdanken ist dies dem anhaltenden Defizit, das die gesamten Kupferbestände der Börsen im bisherigen Verlauf von 2004 um weit über 80 Prozent sinken ließ.

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Die Defizitschätzungen variieren zwischen 0,6 und 1,0 Millionen Tonnen für das laufende Jahr 2005. Das heißt, dass der Markt auch 2005 mit extrem niedrigen Beständen zu kämpfen haben wird. Aufgrund der Funktion als Industriemetall ist der Kupferpreis natürlich überwiegend von der zerbrechlichen Konjunktur in der westlichen Welt und vom Boom in Ostasien abhängig.


Fazit:

Generell kann man sagen, dass am Rohstoffmarkt ein Nachfrageüberhang besteht und daher die Preise weiterhin steigen sollten. Da das Wachstum in China nicht so schnell einbrechen dürfte, wird auch die Nachfrage von dort noch einige Zeit die Rohstoffmärkte bewegen. Das Wichtigste ist, dass nicht wie allgemein behauptet wird, China die Ursache des Bullenmarktes bei den Commodities ist, sondern dass es lediglich der Auslöser war für das Jahrzehnt der Rohstoffe, dem vermutlich nächsten großen Megatrend.

In den nächsten vier Wochen werden wir Ihnen Woche für Woche weitere Hintergründe für diesen großen Megatrend der 2000er präsentieren. In unserem nächsten Beitrag beleuchten wir „Das Jahrzehnt der Inflation“ und warum der Herr der Blasen, Alan Greenspan, auch für die kommende Rohstoffblase mitverantwortlich ist.

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© Heiko Aschoff 2005

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