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Banken, Sparkassen und die Finanzkrise

03.08.2008  |  Manfred Gburek
Als die FAZ am Freitag ihren Bericht mit dem Titel "Gewinn der Deutschen Bank bricht ein" optisch unterlegte, bildete sie eine Fassade mit dem Logo des Instituts ab und schrieb dazu: "Zerrbild". Treffender geht es nicht, und das in Bezug auf die ganze Branche, auch international. Denn alle großen Institute liefern seit Monaten Zerrbilder der Wirklichkeit. Das Schlimme daran: Was dahinter steckt, erfährt die Öffentlichkeit nicht, kann sie gar nicht erfahren, weil selbst die Insider es nicht wissen. Erinnert sei in diesem Kontext an die Worte von Deutsche Bank-Chef Ackermann aus dem vergangenen September, als er in der ZDF-Illner-Sendung Sätze wie diesen sagte: "Ich glaube, dass jetzt alle größeren Risiken transparent gemacht wurden." Oder wie diesen: "Die IKB ist kein Systemproblem Deutschlands, sondern das ist ein Einzelfall." Gut sieben Monate später musste die Deutsche Bank den ersten Quartalsverlust seit fünf Jahren bekannt geben. Und Ackermann tröstete seine Aktionäre mit so originellen Sätzen wie: "Wir sind mittlerweile eher am Beginn des Endes als am Ende des Anfangs der Krise."

Wenn schon einer wie Ackermann so mit Worten spielen muss, um die internationale Finanzkrise schön zu reden, obwohl die Deutsche Bank im Vergleich zu anderen Instituten noch passabel davonkommen könnte, wie muss es da erst um die anderen Banken einschließlich der Sparkassen und um die Chefs der Finanzbranche stehen? Ich habe mir diese Frage in den vergangenen Monaten immer wieder gestellt, bin in alle erdenklichen Archive gestiegen, habe eigene und fremde Aufzeichnungen, Interviews, Testergebnisse, werbliche Aussagen und Gerichtsurteile Revue passieren lassen, bei Verbraucherzentralen und Anlegerschützern aufgelaufene Beschwerden verarbeitet, Geschäftsberichte, Protokolle und Prospekte gewälzt. Ergebnis: So viele irreführende, sich widersprechende, Kunden verachtende, falsche, dreiste und dumme Aussagen in derart konzentrierter Form findet man sonst nirgendwo. Sie werfen ein denkbar schlechtes Licht auf eine Branche, die so, wie sie sich heute präsentiert, keine Existenzberechtigung mehr hat. Das Ergebnis wird im Herbst als Buch erscheinen.

Eine zuletzt wieder häufiger gestellte Frage lautet: Wann ist die Finanzkrise endlich zu Ende? Kurze Antwort: eher später als früher. Lange Antwort: Da jegliche Zeitangabe wegen der Komplexität des Problems unmöglich ist, nähern wir uns dem Ergebnis am besten, indem wir die Bedingungen aufzählen, die zur Bewältigung der Krise mindestens gegeben sein müssen: komplette Wertberichtigungen in den Bankbilanzen, genug Liquidität im Bankensystem, Zusammenschlüsse zu größeren Einheiten (üblicherweise Konsolidierung genannt), weiterer Personalabbau um 25 bis 30%, klare Strategie statt Herumdoktern an den Symptomen, mehr Service anstelle einseitiger Verkaufsorientierung und schließlich Glaubwürdigkeit. Vor allem in Deutschland ist die Branche so zersplittert und unter ihren Managern gibt es so wenige Unternehmer (stattdessen umso mehr nur auf den eigenen Vorteil bedachte Karrieristen), dass die Finanzkrise hier noch schwelen wird, wenn sie anderswo schon bewältigt ist. Dies auch deshalb, weil die erst langsam heranwachsende, unternehmerisch denkende Managergeneration vielfach ein Erbe antritt, das ausgezehrt ist - man denke nur an die Beteiligungsverkäufe, die zu geschönten Bankbilanzen geführt haben - oder dessen spärliche Reste größenwahnsinnige Landesbanker den Sparkassen als Anhäufung von roten Zahlen hinterlassen haben.

Eines steht schon heute fest: Als Kunde werden Sie es in Zukunft nicht gerade einfacher haben. Denn Banken und Sparkassen werden den Druck, dem sie aus den hier genannten Gründen immer mehr unterliegen dürften, an Sie weiterzugeben versuchen. Dagegen können Sie sich am besten wehren, indem Sie jegliche Abhängigkeit (vor allem bei Krediten) vermeiden, mehrere Bankverbindungen unterhalten (durch Rosinenpicken) und penibel darauf achten, dass Sie nur das bezahlen, was Sie als Leistung geboten bekommen. Zum letzten Punkt zwei einfache Beispiele: Der Ausgabeaufschlag als Verkaufsprovision beim Fondskauf ist ebenso nicht leistungsbezogen wie die Vermögensverwaltung mit Fonds, die Sie über die Bestandsprovision hinaus mit den laufenden Fondskosten belastet. Und wenn man Ihnen Zertifikate anbietet, die wegen ihrer vielen Varianten angeblich besser funktionieren als die ihnen zugrunde liegenden Aktien, Indizes oder Rohstoffe, können Sie sicher sein, dass sie nicht leistungs-, sondern provisionsbezogen konstruiert sind.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)




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