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Die Finanzkrise und die Edelmetalle

10.08.2008  |  Manfred Gburek
In letzter Zeit sind aus Ihren Kreisen insbesondere drei Fragen aufgelaufen, deren Beantwortung ich Ihnen nicht schuldig bleiben will. Das allein schon deshalb, weil die Profis der Finanzbranche sich entweder im Urlaub befinden oder nichts Konkretes sagen wollen oder - noch schlimmer - es nicht sagen dürfen.


Wann ist die internationale Finanzkrise endlich ausgestanden, wenn jetzt sogar die Allianz harte Zeiten erwartet?

Das Ende ist noch nicht absehbar, allein schon deshalb, weil die Wahrheit in Schüben bekannt wird. Wenn z.B. nach Merrill Lynch und Citigroup nun auch die UBS wegen fragwürdiger Geschäfte Anleger entschädigen wird, dürften über kurz oder lang weitere Banken folgen. Und wenn die Glaubwürdigkeit von Allianz-Chef Diekmann leidet, weil er die Probleme seiner Dresdner Bank unterschätzt hat, so trägt er einen Großteil der Schuld, weil er offenbar zu lange den Beteuerungen von Dresdner-Chef Walter vertraut hat. Hier nur zwei Beispiele von Walters Schönfärberei: "Wir wollen die beste Bank Deutschlands werden." (aus einer Leipziger Motivationsveranstaltung vom September 2003) Und noch einmal dick aufgetragen: "Wir sind weiter auf einem guten Weg. Selbstverständlich ist das Bankgeschäft für den Allianz-Konzern wichtig." (aus einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom Februar 2007) Der zweite Satz ist besonders treffend, wobei die Wichtigkeit des Bankgeschäfts nach dem Dresdner-Ergebnisdesaster im zweiten Quartal 2008 zwar deutlich wird, aber ganz anders als erwartet. Solange führende Manager so etwas von sich geben und trotzdem weiter im Amt bleiben, zieht die Finanzkrise immer weitere Kreise.


Wie schützt man sich vor den schlimmsten Auswirkungen der Finanzkrise?

Indem Sie stur der Devise treu bleiben, von Ihren persönlichen Zielen auszugehen (und nicht davon, was so genannte Anlageberater Ihnen einreden, etwa mit dem Unfug von der drohenden Abgeltungsteuer), indem Sie nicht alles auf eine Karte zu setzen, einen an Ihren persönlichen Zielen und weiteren individuellen Faktoren ausgerichteten Anteil an liquiden Mitteln vorhalten (hochverzinsliches Tagesgeld bei zwei bis drei Banken) und ruhig auf das Comeback der Edelmetalle warten, auch wenn diese in der abgelaufenen Woche wieder einmal enttäuscht haben. Es wäre zu einfach, die Ursache dafür allein im steigenden US-Dollar oder in der vorübergehenden Wiederentdeckung der Anleihen zu suchen. Denn weder haben sich die amerikanischen Probleme in Luft aufgelöst noch rechtfertigen die weiterhin de facto negativen Realzinsen den Kauf von Anleihen wegen ihrer angeblichen Funktion als sicherer Hafen.

Vielmehr sinken jetzt die Renditen der Anleihen (bzw. steigen deren Kurse) wegen der Vorwegnahme sinkender Leitzinsen in Europa wie auch in den USA aufgrund der immer spürbarer werdenden Rezession. Diese Phase kann wegen der niedrigen Realzinsen aber nur von kurzer Dauer sein. Oder um aus der Sicht der Edelmetallanleger zu argumentieren: Gold und Silber werden schon bald wieder ihre Funktion als sicherer Hafen einnehmen, nämlich sobald die Leitzinsen hüben wie drüben gesenkt werden.


Warum sind die Kurse der Gold- und Silberaktien zuletzt stärker gefallen als die Preise der Edelmetalle?

Vor allem aus zwei Gründen: 1. Weil die Kosten der Minen zwischenzeitlich stark gestiegen sind. 2. Weil Großanleger - unter anderem deshalb - zunehmend ETF (Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds) bevorzugt haben, die Gold, Silber und zum Teil auch andere Edelmetalle repräsentieren. Die vernachlässigten Gold- und Silberaktien sind also vorübergehend zu Stiefkindern des nach wie vor intakten Mega-Aufwärtstrends der Edelmetalle geworden.

Der Zusammenhang ist indes noch viel komplexer. So bestehen z.B. die Käufer- und Verkäuferschichten von Edelmetallaktien eher aus spekulativen Anlegern (Fondsmanager inbegriffen), während die Edelmetallkäufer und -verkäufer (einschließlich der ETF-Fondsmanager) eher die Absicht haben, sich gegen Krisen abzusichern (wie gegen die jetzige im Kaukasus) oder ihre Portfolios zu diversifizieren. Oder um es extrem zu formulieren: Je stärker die Edelmetallpreise vorübergehend fallen, desto mehr werden aus Gold- und Silberaktien quasi Optionen, die beim nächsten Preisdreh nach oben umso höhere Kursgewinne erzielen. Dieser Dreh dürfte noch im Herbst 2008 stattfinden, denn das Missverhältnis zwischen den nach wie vor hohen Edelmetallpreisen und niedrigen Aktienkursen der Minen ist inzwischen eklatant.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)







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