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Sehr mäßig gute Nachrichten

20.08.2008  |  Dr. Marc Faber
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Der letzte, möglicherweise gute Beitrag aus den Nachrichten lautet, dass Öl- und andere Rohstoffpreise vielleicht ein Zwischenhoch erreicht haben. Sollten die Ölpreise auch weiterhin stark fallen, sagen wir um 20% bis 40%, dann werden sicherlich die Medien - genauso wie die dummen Cheerleader und die Leute, die die Rohstoffe immer noch nicht für eine Anlageklasse halten - davon ausgehen, dass das gute Nachrichten für die Aktien sind. Eine erleichternde Erholung wird dann vermutlich folgen. Aber einen Augenblick: Warum sollten die Ölpreise oder die Rohstoffe nennenswert einbrechen? Weil sie nicht mehr bezahlbar sind und die Ökonomien weltweit - und nicht nur in den Vereinigten Staaten - schwach sind.

Das würde zu einem Rückgang der Nachfrage nach Rohmaterialien führen und vermutlich auch zu niedrigeren Preisen. (Das Angebot wird vermutlich nicht signifikant steigen, aber es könnte sinken, als Folge von Krieg, zivilen Unruhen oder konzertierten Aktionen durch die Hersteller.) Doch eine schwache Wirtschaft oder eine wirtschaftliche Schrumpfung überall auf der Welt wären sehr wahrscheinlich nicht günstig für die Wertpapiere und die Unternehmensgewinne.

Ich muss noch einen Kommentar in Bezug auf die Ölpreise und die Rohstoffe loswerden. Es ist kein starker amerikanischer Dollar, der zu den fallenden Ölpreisen führen wird, wie die Kommentatoren behaupten.

Was die geringeren Ölpreise auf den Weg bringen wird, ist ein Zusammenbruch der Verbraucherausgaben in den Vereinigten Staaten und anderswo auf der Welt. Wenn der Konsum in den Vereinigten Staaten einbricht, dann werden sich das amerikanische Leistungsbilanzdefizit und das Handelsbilanzdefizit halbieren und das wird zu einem Eintrocknen der weltweiten Liquidität führen.

Ich habe über dieses Verhältnis schon häufig geschrieben und ich habe auch das Verhältnis zwischen der Wachstumsrate der offiziellen ausländischen Reserven amerikanischer Dollar und dem amerikanischen Dollar aufmerksam gemacht.

Ein Rückgang des amerikanischen Konsumverhaltens wird für den amerikanischen Dollar gut sein und es wird mit Sicherheit die Rohstoffpreise senken, aufgrund einer geringen Nachfrage (zumindest vorübergehend). Aber wenn Sie wirklich davon ausgehen, dass ein solches Ergebnis gut für die Aktien ist, dann träumen Sie weiter.

Und dann bleibt noch zu sagen, dass seit Beginn des Bullenmarktes bei den Rohstoffen, immer noch viele Leute darauf beharren, dass die Rohstoffe keine Klasse der Anlagewerte ausmachen. Einige sind dabei sogar so weit gegangen, dass sie Gold mit Waschmaschinen verglichen haben.

Aber bedenken Sie auch das Folgende: Meine Hunde und meine Bücher sind für mich auch ein Wirtschaftsgut, aber für einen anderen sind sie das vielleicht nicht. Meine Hunde beschützen mein Haus und meine Bücher und meine Bücher machen mir Freude und - zumindest hoffe ich das - liefern auch ein gewisses Wissen.

Aber meine Hunde wären für einen anderen, der in einem gesicherten Gebäude mit Eigentumswohnungen lebt, vielleicht nur eine Verpflichtung. (Wenn es überhaupt so etwas gibt, wie ein sicheres Gebäude mit Eigentumswohnungen.) Und auch meine Bücher wären für jemanden, der nicht des Lesens mächtig ist, wertlos, weil er nicht in der Position ist, diese Bücher lesen zu können.

Ein hochkarätiger Mathematiker ist vermutlich auch ein Vermögenswert für James Simons von "Renaissance", aber eine große Last für eine Rettungsmission auf dem Mount Everest. Wasser ist ein gewaltiger Vermögenswert, wenn man sich mitten in der Wüste verlaufen hat, aber es ist nicht so wertvoll, wenn man ohne Schirm im Regen steht und auf seine Verabredung warten muss.

Man muss also zuerst einmal verstehen, dass manches zu bestimmten Zeiten für jemanden ein Vermögenswert sein kann, aber zu anderen Zeiten für einen anderen nicht. Normalerweise hält man Zigaretten nicht für einen Anlagewert, aber in Gefangenenlagern, und ganz allgemein im Krieg, sowie in Zeiten der Hyperinflation, werden Zigaretten zu Anlagewerten - und sie ersetzen dann sogar Banknoten als Zahlungsmittel.

Wenn jemand eine Klasse von Anlagewerten so definiert, dass sie einen Kapitalfluss ermöglichen muss, dann sind Rohstoffe dieser Definition nach vermutlich kein Anlagewert. Doch was ist, wenn Anlagemärkte wie Wertpapiermärkte, Anleihenmärkte und Bargeld (Schatzanleihen) effektiv negative Erträge bringen (angepasst an die Inflation)?

In dem Moment, in dem Geld seine Kaufkraft verliert, werden die Zinssätze effektiv negativ und wenn wir es mit Leuten wie Mr. Bernanke zu tun haben, dann werden solche Anlagewerte wie Bauland, Rohstoffe, Kunst und Sammelstücke zu einem Wertbehälter und sie stellen deswegen eine erstrebenswerte Klasse von Anlagewerten dar.

Und damit will ich nur sagen, dass der Ausdruck Anlageklasse schlicht extrem schwer zu definieren ist und dass bestimmte Fähigkeiten zu einer Anlage werden, wohingegen sie zu anderen Zeiten wertlos sind.

Alles in allem gehe ich davon aus, dass in den nächsten Jahren die Erträge aus den Wertpapieren enttäuschend ausfallen werden (abgesehen von kurzfristigen Erholungsphasen), und das könnte dazu führen, dass andere Anlageklassen (ganz besonders die industriellen Rohstoffe) auch unter Druck geraten.

Wenn ich mich umsehe, dann finde ich es schwer irgendeinen Anlagewert ausfindig zu machen, der zu diesem Zeitpunkt besonders attraktiv wäre. Und daher bin ich doch froh - in Abwesenheit von irgendeiner Sache, die deutlich bessere Erträge liefert - dass ich noch physisches Gold ansammeln kann. In Demokratien, in denen die Führung Angst hat, die Bürger um Opfer zu bitten und in denen Gelddrucker in den Zentralbanken sitzen, wirkt Gold wie die einzige wahre Währung.


© Dr. Marc Faber

Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Traders Daily"



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