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Was gerade jetzt für Edelmetalle spricht

17.08.2008  |  Manfred Gburek
Gold, Silber und Edelmetallaktien sind in diesen Tagen und Wochen wieder ohne Wenn und Aber kaufenswert. Das genaue Datum und das Preis- bzw. Kursniveau für Käufe lässt sich zwar nicht vorhersagen; aber darauf kommt es bei einem sukzessiven Einstieg, den ich Ihnen empfehle, gar nicht an. Den optimalen Zeitpunkt und Kaufkurs zu erwischen, ist ohnehin Glückssache. Zur weiteren Einschätzung lesen Sie am besten nochmals meine Kommentare aus dem Frühjahr, etwa vom 21. März oder 2. Mai. Ihre Käufe sollten spätestens im Lauf des Oktobers abgeschlossen sein.

Nun zu den Gründen für meinen neuerlichen Optimismus. Wie hier schon mehrfach betont, ist zu unterscheiden zwischen der aktuellen Entwicklung von Angebot und Nachfrage einerseits sowie den Kauf- und Verkaufsmotiven der wichtigsten Anlegergruppen andererseits, die sich erst demnächst auswirken werden. Das Angebot, über dessen - zum Teil dubiose - Quellen hier nicht weiter zu spekulieren ist, scheint weiter zu dominieren. Doch in Wahrheit ist es nicht gerade erdrückend. Die Ursache für den jüngsten Preisrückgang liegt, wie bisher so oft während der Sommermonate, in der zwischenzeitlichen Nachfrageflaute. Das gilt für das Gold wie auch für das viel stärker schwankende Silber, dessen Preis zum Ende der abgelaufenen Woche regelrecht eingebrochen ist. Eine solche Entwicklung, während der der Silberpreis viel stärker ausschlägt als der Goldpreis, spricht in der Regel für eine baldige Gegenreaktion, in diesem Fall also für demnächst steigende Preise.

Der Zusammenhang von Kauf- und Verkaufsmotiven ist viel komplexer, als es uns die Auguren immer wieder einreden wollen, indem sie etwa den gestiegenen Dollar im Vergleich zum Euro oder den gefallenen Ölpreis anführen. Beide Bewegungen sind zwar kurzfristig nicht gerade gut für die Preise von Gold und Silber, ändern aber nichts an deren nach wie vor intaktem langfristigen Aufwärtstrend. Das lässt sich statistisch nachweisen: Als der Euro nach seiner Einführung im Vergleich zum Dollar zunächst schwach war, stiegen die Edelmetallpreise über längere Phasen auch ohne Rücksicht auf den starken Dollar. Solche Phasen werden sich wiederholen. Der jetzt erstarkende Dollar ist nicht etwa ein Zeichen dafür, dass alle Welt auf einmal wieder mehr Vertrauen in ihn bzw. in die US-Wirtschaft hätte, sondern er ist das Ergebnis wirtschaftspolitischer und taktischer Überlegungen, deren Kerngedanken Nobelpreisträger Robert Mundell einmal treffend so formuliert hat: Die Amerikaner bekommen ihre Währung immer dahin, wo sie sie hinhaben wollen. Das gilt natürlich nur für das Verhältnis zu anderen Währungen, nicht im Verhältnis zum Gold oder Silber.

Das erste taktische Motiv ist leicht auszumachen: Da so gut wie alle wichtigen Rohstoffe (Edelmetalle inbegriffen) weltweit in Dollar gehandelt werden, bedeutet ein starker Dollar mehr Kaufkraft. So versuchen die USA ihre von der Rezession besonders bedrohte Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen. Und weil ihre Wirtschaftspolitik traditionell eher nachfrage- bzw. konsumorientiert ist, dürfte diese Methode ihre Wirkung zunächst nicht verfehlen. Doch am Ende wird das Defizit in der US-Leistungsbilanz neue Rekorde erreichen und die Taktiker unter den Wirtschaftspolitikern zur Aufgabe ihres harten Dollarkurses zwingen. Börsen pflegen das alles um mindestens ein halbes Jahr vorwegzunehmen.

Das zweite taktische Motiv liegt auf der Hand: Der Dollar ist die weltweit mit Abstand führende Währungsreserve (weit vor Gold und Euro). Deshalb erscheint es opportun, ihn nicht so tief fallen zu lassen, dass z.B. Chinesen und Japaner, deren Zentralbanken ihn am meisten aufgehäuft haben, allzu nervös werden. Es gehört nur wenig Phantasie zu der Annahme, dass diesbezüglich vor der Dollar-Erholung der vergangenen Wochen umfangreiche Verhandlungen der Amerikaner zumindest mit den Chinesen stattgefunden haben. Das auch deshalb, weil in Dollar abgerechnete chinesische Waren nach wie vor den amerikanischen Markt überschwemmen. Allerdings lauert hier schon die nächste, auch Europa betreffende Gefahr: importierte Inflation. Denn die preisdämpfenden Effekte billiger Produkte aus China gehören wegen deren zunehmender Verteuerung (bedingt durch hohe Rohstoffpreise, explodierende Löhne, immer höheren Eigenbedarf u.a.) inzwischen zum größten Teil der Vergangenheit an.

Auf Sicherheit bedachte Anleger bevorzugen seit einigen Wochen wieder Anleihen, auch wenn deren negativer Realzins wegen der hohen Inflationsraten gegen Anleihen spricht, das heißt, obwohl die Inflation deren Nominalzins mehr als auffrisst. Das Motiv solcher Anleger ist leicht zu erraten: Sie sagen sich: Die Rezession, die den Amerikanern wie auch den Europäern droht, bedeutet sinkendes Zinsniveau, also steigende Anleihenkurse. Folglich addieren sie in Gedanken den Kursanstieg zum Nominalzins, und schon verwandelt sich der negative in einen gedachten positiven Realzins. Dieses Phänomen lässt sich zurzeit in den USA wie auch in Europa beobachten. Dadurch wird es für Anleger, die danach handeln, allerdings noch gefährlicher, weil es die Kurse der Dollar- und der Euro-Anleihen künstlich nach oben treibt. Das Ende des gefährlichen Spiels ist absehbar: Eines Tages, wahrscheinlich noch im laufenden Jahr, wird den Anlegern die auf ihrer falschen Überlegung beruhende Fehlspekulation bewusst, und sie werden ihre Anleihen in Panik auf den Markt werfen.

Ob die Stunde der Edelmetalle in ihrer Funktion als Schutz vor Inflation und als letzter Hort der Sicherheit erst dann oder schon in den nächsten Woche kommt, ist zwar nicht genau vorherzusehen. Aber wenn Sie Ihre Käufe für Gold, Silber und Edelmetallaktien auf Tage mit vorübergehenden Preiseinbrüchen in den nächsten Wochen verteilen, dürften Sie günstige Einstandspreise erreichen. Für Käufe von Barren und üblichen Anlagemünzen empfehlen sich die auf www.goldseiten.de kommentierenden und annoncierenden privaten Händler, für Aktienkäufe die gängigen Direktbanken mit niedrigen Provisionen. Ob Sie unter den Aktien nordamerikanische Standardwerte, wie Barrick, Goldcorp und Newmont, Nebenwerte wie Silver Wheaton, Hecla und Eldorado, oder ob Sie, um es im Börsenjargon zu formulieren, ausgebombte Südafrikaner, wie Gold Fields und Harmony Gold, bevorzugen, sollte von Ihrer Risikobereitschaft und von Ihrer Zeit abhängen, die Ihnen für Aktiengeschäfte zur Verfügung steht. Im Zweifel streuen Sie Ihre Anlagen auf mindestens fünf Aktien.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)








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