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Abgeltungsteuer: Vorsicht, Fonds-Fallen!

24.08.2008  |  Manfred Gburek
Geht Ihnen der Rummel um die Abgeltungsteuer mittlerweile nicht auch auf die Nerven? Jedenfalls ist es höchste Zeit, zu diesem Arbeitsbeschaffungsprogramm für provisionssüchtige Banken und Sparkassen endlich Klartext zu reden - spätestens, seit nach den Volks- und Raiffeisenbanken mit ihren Union-Fonds auch die Sparkassen mit Deka-Fonds bei breiten Anlegerschichten für das "Steuern sparen" werben und seit die ansonsten kritische Zeitschrift Finanztest sich in ihrer September-Ausgabe mit zum Teil dümmlichen Argumenten des Themas angenommen hat. (Kostprobe: "Für Anleger, die Fonds oder Aktien als Teil ihrer Altersvorsorge ansehen, ist die dauerhafte Steuerbefreiung ein großer Vorteil. Die Frage, ob jetzt ein günstiger Kaufzeitpunkt ist, wird zweitrangig.") Hier führt der zweite Satz den ersten gleich wieder ad absurdum.

In meinem - noch rechtzeitig vor Weihnachten erscheinenden - kritischen Buch über Banken habe ich unter anderem die dubiose Abgeltungsteuer-Werbung von Union Investment aufgegriffen, in der die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken mit 7,6% Ertrag pro Jahr (später nur noch mit 5,2%) für ihren Fonds UniRak geprahlt hatte. Wie absurd auch hier die Argumentation war, ergibt sich aus einer überschlägigen Rechnung: UniRak brachte den Anlegern laut Fondsverband BVI im ersten Halbjahr 2008 einen Verlust von - 13,6%, auf Jahresbasis bis 30. Juni 2008 sogar - 16%. Rechnet man nun hypothetisch den Vorteil durch die Vermeidung der Abgeltungsteuer für den Fall dagegen, dass ein Anleger sein Geld zum Jahresbeginn 2008 im UniRak investiert und den Verlust von 13,6% erlitten hätte (ohne Soli und Kirchensteuer ein Viertel von 7,6%, also 1,9%), bedeutet das: Er müsste über sieben Jahre warten (13,6 geteilt durch 1,9), um rein rechnerisch den Nachteil wieder wettzumachen, den Union Investment ihm als Vorteil vorgetäuscht hat.

Aus diesem Beispiel geht hervor, wie unwichtig die Abgeltungsteuer als Kaufargument ist, sobald das Timing nicht stimmt. Das wird Banken und Sparkassen - leider wohl auch die Zeitschrift Finanztest und andere - indes nicht hindern, das Thema weiter so zu bearbeiten, als gelte es, den letzten Euro vor dem Fiskus zu retten. Irgendwie erinnert mich das ganze Spektakel an die Zeit zu Beginn der 90er Jahre, als nahezu wertlose Grundstücke oder Bruchbuden in der ehemaligen DDR und von Scharlatanen eilig zusammengeschusterte Fonds mit dem Steuerspar-Argument verkauft wurden. Bezeichnenderweise wollen Banken und Sparkassen mit dem Hinweis auf die Anfang 2009 drohende Abgeltungsteuer das Geld der Anleger wieder in Fonds lenken. Zugegeben, jetzt handelt es sich um offene und nicht, wie seinerzeit, um geschlossene Fonds, aber immerhin auch wieder um kollektive Anlagen.

Hier können die Fondsgesellschaften im Übrigen später an der Gebührenschraube drehen (vergleichbar mit den Nachschüssen bei geschlossenen Fonds), ohne dass die Anleger sich dann zur Wehr setzen werden, solange sie den Vorteil der Abgeltungsteuer-Freiheit für alle bis Ende 2008 gekauften Fonds nutzen wollen. Kurzum, Anleger werden von Fall zu Fall, möglicherweise sogar vielfach, Gefahr laufen, in eine Gebührenfalle zu tappen, gegen die sich die Abgeltungsteuer als Klacks erweisen könnte. Ganz zu schweigen von den Fonds, die in Zukunft aus Kostengründen vom Markt verschwinden dürften, sodass Anleger dann auch noch in die Falle der Abgeltungsteuer geraten werden.

Bei den jetzt von fast allen Instituten zur Vermeidung dieser Steuer angepriesenen Fonds soll es sich ja in der Regel um nichts anderes handeln als um einen Teil des liquiden Anlegervermögens. Da liegt die Frage nahe, ob dasselbe Ziel, nämlich Liquidität bei auskömmlicher Rendite, nicht viel einfacher mit zwei bis drei Tages- bzw. Festgeldkonten erreicht werden kann, auch wenn hier 2008 noch der individuelle Steuersatz und von 2009 an die Abgeltungsteuer anfällt. Denn Banken und Sparkassen gewähren Ihnen zurzeit Konditionen, die eine solche Überlegung sinnvoll erscheinen lassen (aktuelle Details: www.fmh.de), und die Flexibilität solcher Konten (vor allem der für Tagesgeld) ist ein weiterer Pluspunkt.

Selbstverständlich sollten die von Ihnen bevorzugten Institute einem Einlagensicherungsfonds angehören, also nicht nur bis 20.000 Euro abgesichert sein (im Ausland gelten andere Konditionen). Tages- und Festgeldkunden werden jedenfalls zurzeit und wohl auch auf absehbare Zukunft heiß umworben, weil Banken und Sparkassen im Zuge der eskalierenden Finanzkrise dringend Geld brauchen.

Apropos Finanzkrise: Ich hoffe, Sie haben meinen Rat aus der vergangenen Woche zum weiteren Kauf von Gold, Silber und Edelmetallaktien befolgt. So sollten Sie auch die kommenden zwischenzeitlichen Preisrückgänge nutzen. Und in eigener Sache: Sie können mein 1.000-seitiges Lexikon "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" jetzt für 14,95 Euro direkt beim Kopp Verlag bestellen (Pfeiferstr. 52, 72108 Rottenburg, info@kopp-verlag.de, Tel. 07472/98 06 0, Fax 07472/98 06 11, www.kopp-verlag.de). Dort ist übrigens gerade das lesenswerte Buch "Der Dollar-Crash" von Ellen Hodgson Brown erschienen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

[i]Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor.





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