Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Genosse Bernanke hat es wieder getan

24.09.2008  |  Peter Schiff
Mit einer fast 80%igen Verstaatlichung von AIG für 85 Milliarden $ macht die US-Notenbank viel mehr, als nur das Steuerzahlergeld die Toilette herunter zu spülen. Das schlimmere Übel ist, dass einer Institution, die die Macht besitzt, Geld zu drucken, erlaubt wird, die Kontrolle über eine private Firma zu übernehmen - und das ohne die Zustimmung der Aktionäre der Firma. Diese Aktion stellt den größten Ruck in Richtung Sozialismus dar, der je durch dieses Land gegangen ist. Und sie signalisiert das Ende der Lebendigkeit der einst vielgepriesenen Freimarktwirtschaft Amerikas. Da der Menge des Geldes, das die US-Notenbank erschaffen kann, nach oben hin keine Grenzen gesetzt sind, gibt es auch keine Begrenzung für die Menge an Anlagen, die sie erwerben darf.

Die Regierung schien schon eine undeutliche Grenze "Bis hier hin und nicht weiter" gezogen zu haben, als sie den Bailout für Lehman Brothers ablehnte, doch diese Grenze wurde nach nicht mehr als zwei Tagen bei Ankunft der nächsten Welle der Finanzpanik eingerissen.

Während Fannie und Freddie wohl doch schon Quasi-Regierungsabteilungen gewesen sind, die besonderen Schutz genossen, so existierte ein solcher Status bei der AIG nicht. Woher nimmt die US-Notenbank die Autorität, das gedruckte Geld für die Übernahme von privaten Firmen einsetzen zu dürfen? Der Kongress hat ihnen diese Autorität niemals zugestanden, und selbst wenn, wäre das verfassungswidrig, da auch der Kongress diese Machtbefugnisse nicht hat, sie also nicht delegieren kann. Was ist mit den Aktionären? Warum durften sie nicht über diese Übernahme abstimmen? Was ist mit den Rechten zum Schutz des Privateigentums passiert?

Wo hört das auf? Welche andere notgeplagte Firma wird noch durch die US-Notenbank verstaatlicht, und wie viel wird das kosten? Sollte man denn schon bei notleidenden Unternehmen Halt machen? Wenn sich die Notenbank schon in ein krankes Unternehmen einkaufen kann, warum sollte sie das nicht auch bei einem gesunden tun können? Jetzt, da wir es zugelassen haben, dass die US-Notenbank alle Anlagen übernehmen kann, die sie will, sind die Gesetze zum Schutz des Privateigentums bedeutungslos. Wenn die Ölpreise richtig in die Höhe gehen, warum sollte man also mit einer Steuer auf Überraschungsgewinne störend auffallen, wenn die Notenbank - ein paar mal an der Geldpresse gekurbelt - ganz einfach Exxon-Mobil verstaatlichen kann? Wer braucht noch Bolschewiken, wenn es die US-Notenbank gibt?

AIG ist keine Bank, sie ist nicht mal eine Investmentbank. Die Macht der "letzten Kreditinstanz" sollte sich eigentlich nur auf die Banken beschränken, um Anstürme auf Banken zu verhindern. Ursprünglich war dies nicht für Firmen gedacht, die als "too big to fail" deklariert wurden.

Ich vermute, die US-Notenbank wird versuchen, um offensichtlich illegale Aktionen herumzukommen, was der Fall wäre, wenn sie AIG-Aktien im Namen des Finanzministeriums herausgegeben würde. Was ist mit dem Konzept der FED als unabhängige Institution passiert? Jetzt gibt es eine Notenbank, die Privatunternehmen an sich reißt und die Kontrolle darüber an das Finanzministerium abgibt. Anstatt unabhängig voneinander zu agieren, sind Notenbank und Regierung zu bloßen Komplizen geworden.

Aus ökonomischer Sicht erwartet die Notenbank von uns, dass wir glauben, es handle sich hierbei um eine schlaue Investition. Kann denn auch nur irgendjemand glauben, dass die Funktionäre und Beamten der Notenbank und des Finanzministeriums ganz plötzlich zu Private-Equity-Experten geworden sind? Das sind jene Leute, die die Neue-Markt-Bubble und auch die Immobilien-Bubble verpasst haben und auch jene, die uns versicherten, dass das Subprime-Problem unter Kontrolle sei. Ich würde ihnen nicht einmal zutrauen, eine Imbissbude zu führen, und schon gar nicht eines der größten Versicherungsunternehmen der Welt.

Die Vorstellung, dass dieser Bailout notwendig war, da jede andere Alternative schlimmer gewesen wäre, sollte voll und ganz diskreditiert werden. Alle heutigen Finanzprobleme sind die direkte Konsequenz der US-Notenbankpolitik, die darauf ausgerichtet war, die Rezession abzuschwächen, welche sich in der Folge der geplatzten Neue-Markt-Bubble und des 11. Septembers einstellte. Und natürlich resultierte die Neue-Markt-Bubble aus den Notenbankaktionen, die die Schieflagen abfedern sollten, welche mit dem LTCM-Kollaps, der Zahlungsunfähigkeit der Russen, der Asienkrise und den Y2K-Problem einhergingen.

Ich vermute, dass es ursprünglich die staatlichen Schuldengarantien für Chrysler im Jahr 1979 gewesen sind, die allen Folgeaktionen vorausgingen. Es wäre mit Sicherheit um einiges besser und eine ganze Ecke billiger gewesen, hätte man Chrysler einfach Pleite gehen lassen. Der Weg in die Finanzhölle, oder in diesem Fall in den Sozialismus, ist ganz sicher mit "guten" Absichten gepflastert. Der heutige, beispiellose Preissprung beim Gold zeigt zumindest, dass einige Investoren nicht in den geschlossenen Reihen mitmarschieren wollen.


© Peter Schiff
www.europac.net

Dieser Artikel erschien am 21.11.08 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"