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Global Margin Call Part II

19.09.2008  |  Sven Streitmayer
Ziemlich genau ein Jahrzehnt ist es her, da titelte das Wall Street Journal "A Global Margin Call´ Rocks Markets, Banks - Stocks Drop World-Wide". Seinerzeit, im Spätsommer 1998, waren zahlreiche US-Banken sowie der hoch verschuldete Hedge Fonds Long Term Capital Management (LTCM) an den Folgen der Russland-Krise in akute Bedrängnis geraten. Erst das Einschreiten der US-Notenbank FED und die konzertierte Aktion der (damals noch) 11 großen Wall Street Institute zur Rettung von LTCM ließen nach Tagen massiver Kursverluste rund um den Globus wieder etwas Ruhe an den Finanzmärkten einkehren. Heute, zehn Jahre danach, sieht sich das internationale Finanzsystem erneut einem Stresstest ausgesetzt. Auch die Protagonisten sind zum Teil noch dieselben. Nur mit dem gravierenden Unterschied, dass einige von ihnen die jüngste Krise nicht (Lehman Brothers) oder nicht mehr eigenständig (Bear Sterns, Merrill Lynch, AIG) überlebt haben.

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Damals wie heute beschränkten sich die Turbulenzen nicht nur auf Aktien-, Swap- und Devisenmärkte, sondern trafen auch die Rohstoffmärkte mit voller Wucht. 1998 waren es die Furcht vor einer Weltrezession und ein beispielloser "Flight to Liquidity", also dem Verkauf jeglicher risikobehafteter Assets, die die Rohstoffpreise auf ein 21-Jahrestief fallen ließen. Exakt dieselben Motive sorgten auch in der laufenden Woche für einen Ausverkauf an den Rohstoffmärkten. So hat sich Öl allein am Montag um sechs Dollar je Fass verbilligt, Kupfer ermäßigte sich seit Wochenbeginn um rund 5%, Nickel und Platin verloren gar mehr als 10%.

Einziger Krisengewinnler unter den Rohstoffen ist Gold, das seine Anziehungskraft in turbulenten Zeiten einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Mit einem Preissprung von über 80 Dollar bzw. 11% verzeichnete das gelbe Metall am Mittwoch den größten Tagesgewinn seit Anfang der 80er Jahre. Anders als noch vor zehn Jahren erscheint ein Rückfall der Rohstoffpreise auf mehrjährige Tiefstände angesichts der bestehenden Knappheiten heute kaum vorstellbar. Gleichwohl sollten sich Rohstoffinvestoren in den kommenden Wochen und Monaten auf turbulente Zeiten einstellen. Denn das duo infernale aus Finanzkrise und Konjunktursorgen dürfte größere Befreiungsschläge vorerst zu verhindern wissen.

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© Sven Streitmayer
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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