Edelmetalle: Heiß begehrt in der Krise
23.09.2008 | Thorsten Proettel
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Der Goldpreis verzeichnete am Mittwoch der vergangenen Woche mit einem Plus von 130 US-Dollar den größten Tagesgewinn seit Beginn des freien Handels. Ausgehend von 780 US-Dollar je Feinunze entzündete sich im Nachmittagshandel eine wahre Preisrakete, die das gelbe Metall in der Spitze sogar auf die Marke von 916 US-Dollar katapultierte. Abweichende Zahlenangaben in der Presse sind dabei auf den Rückgang am Folgetag wie auch auf die Verwendung der offiziellen Fixingpreise zurückzuführen, die zu bestimmten Zeitpunkten festgelegt werden (siehe auch Chart). Verursacht wurde die Rallye in erster Linie durch starke Zukäufe des US-amerikanischen Goldfonds von State Street, der seine Bestände am Mittwoch um 36,5 Tonnen aufstockte und auf dem relativ kleinen Goldmarkt somit sicherlich einen Großteil des Preisanstiegs zub verantworten hat. Bis Ende der Woche erwarb der weltgrößte Goldfonds weiterte 29,5 Tonnen des Edelmetalls und gab somit insgesamt rund 1,3 Mrd. Euro hierfür aus. Dabei zeigt sich einmal mehr das sehr prozyklische Verhalten der amerikanischen ETF-Anleger. Bei sinkenden Goldnotierungen fand Anfang September noch ein großer Kehraus statt.
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Gold in Finanzkrise gefragt
Der eigentliche Auslöser für den Preisanstieg ist jedoch die Finanzkrise, die viele Anleger in den "sicheren Hafen" Gold trieb. Mit der Insolvenz von Lehman Brothers, der Übernahme von Merrill Lynch und der britischen HBOS sowie Gerüchten um einen Totalausfall der Versicherung AIG stand der Weltfinanzmarkt nur um Haaresbreite vor einer Kernschmelze. Mit dem nun geplanten Kauf der abschreibungsbedrohten Wertpapiere durch die US-Regierung hat sich die Lage allerdings deutlich entspannt. Unabhängig davon, ob die vergangene Woche den Höhepunkt der Krise markiert hat oder ob die Wogen in der Finanzindustrie in den nächsten Wochen noch einmal hoch schlagen werden, ist zukünftig mit einem Streben vieler Anleger nach Sicherheit und "Realen Werten" wahrscheinlich. Die Nachfrage von Seiten der Anleger nach Gold und anderen Edelmetallen dürfte deshalb weiter anwachsen. Daneben sind auch die realwirtschaftlichen Probleme noch keineswegs ausgestanden, wodurch Gewinnwarnungen und Unternehmenspleiten in den kommenden Monaten für die eine oder andere Schlagzeile gut sein werden. Es ist deshalb wenig wahrscheinlich, dass Gold seinen Krisenbonus schnell abgeben wird.
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© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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