Silber: Wie es beim "Gold des kleinen Mannes" weitergeht!
26.09.2008 | Marc Nitzsche
In den vergangenen Tagen und Wochen haben wir zahlreiche Anfragen zum Thema Silber enthalten. Offenbar scheint die Popularität des "Goldes des kleinen Mannes" in Anlegerkreisen trotz der zuletzt eher mäßigen Performance nach wie vor außerordentlich hoch zu sein. Und da uns so viele Leser um eine Analyse des Silbermarkts gebeten haben, wollen wir diesem Wunsch natürlich gerne nachkommen und untersuchen, ob das Edelmetall auf dem gegenwärtigen Niveau nennenswertes Aufwärtspotenzial besitzt oder ob man die jüngste Kurserholung eher zu Verkäufen nutzen sollte.
Weiter zunehmender Minen-Output
Hinsichtlich des Angebots ist zunächst einmal festzuhalten, dass der Minen-Output in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen ist. Während der Silberausstoß im Jahr 1997 noch 16.200 Tonnen betrug waren es 2006 schon knapp 20.100 Tonnen. Für das vergangene Jahr liegen noch keine Zahlen vor. Der Aufwärtstrend dürfte aber angehalten haben. Im Jahr 2008 wird die Minenförderung die Marke von 20.500 Tonnen Silber wahrscheinlich überschreiten. Verantwortlich für diese Entwicklung ist insbesondere die Ausweitung der Förderkapazitäten im Bereich Industriemetalle, bei denen Silber häufig als Nebenprodukt anfällt. Obwohl bei einigen Basismetallen bereits Überangebote drohen, dürfte die Produktion vorerst nicht sinken. Immerhin haben viele Minen-Betreiber erhebliche Mittel in den Ausbau der Förderung investiert. Auch bei den reinen Silberminen muss mit einer weiter steigenden Produktion gerechnet werden, da die Unternehmen bei den gegenwärtigen Silberpreisen überwiegend rentabel arbeiten können.
Hohe Recycling-Aktivitäten
Durch Recyclingaktivitäten wird dieses Jahr voraussichtlich ein Silberangebot von knapp 6.000 Tonnen entstehen. Damit trägt die Wiederverwendung alten Silbers mit ungefähr 20 Prozent zum Gesamtangebot bei. Verwertet werden neben altem Schmuck insbesondere Elektronikschrott sowie Chemikalien aus der Herstellung von Foto- und Röntgenaufnahmen. Trotz des deutlichen Kursrückgangs bei Silber ist das Edelmetall immer noch zu wertvoll, um es einfach wegzuschmeißen. Deshalb erwarten wir eine weitere Zunahme des Silber-Recyclings.
Zusätzlicher Druck durch Staatsbank-Verkäufe
Eine dritte Silberquelle sind Verkäufe von staatlicher Seite, wie sie in der Vergangenheit von Indien, China und Russland durchgeführt wurden. Da sich die drei Nationen über ihre Bestände sehr bedeckt geben, ist eine Abschätzung zukünftiger Verkäufe schwierig. Allerdings dürfte das Interesse an weiteren Verkäufen bei den momentan vergleichsweise hohen Preisen bestimmt nicht geringer sein wie vor einigen Jahren, als Silber noch rund 70 Prozent tiefer notierte. Kommen 2008 wie im Durchschnitt der letzten Jahre etwa 2.000 Tonnen aus Staatsbeständen auf den Markt, dann liegt das Gesamtangebot bei 28.500 Tonnen.
Eher ein Industrie- als ein Edelmetall
Die Hälfte des nachgefragten Silbers geht als Rohstoff in industrielle Fertigungen ein. Silber ist damit im Gegensatz zu Gold mehr ein Industrie- als ein Schmuckmetall. Der insgesamt aufwärts gerichtete Bedarf könnte durch das aktuell schwierige wirtschaftliche Umfeld auch 2008 einen Dämpfer erleiden, zumal etwa ein Fünftel des Silberbedarfs auf US-amerikanische Verbraucher zurückgeht. In Anbetracht der steilen Wachstumsraten der Vergangenheit ist eine Stagnation der Nachfrage bei 14.000 Tonnen durchaus möglich. Insgesamt würde sich eine Rezession jedoch negativ auf den Silberbedarf auswirken.
Zu Anlagezwecken nur mäßig beliebt
Auch heute macht die Nachfrage für Investitionszwecke einen erheblichen Teil an der Gesamtnachfrage aus. So legten die Bestände der größten börsengehandelten Silberfonds im Jahr 2007 um rund 1.300 Tonnen zu. Trotz der hohen Zukäufe börsengehandelter Silberfonds blieb das Interesse der Anleger an dem weißen Metall jedoch klar hinter dem bei Gold zurück. Im letzten Jahr erhöhten sich die Bestände der Gold-ETFs um mehr als 220 Tonnen. Der Gegenwert von 4,2 Milliarden Euro in aktuellen Preisen ist damit zehnmal so hoch, wie die Zuwächse bei den Silber-ETFs. Und nach dem deutlichen Preisverfall der letzten Monate dürfte die Attraktivität von Silber als Investment ohnehin abgenommen haben.
Mittelfristig signifikanter Angebotsüberschuss denkbar
Im Zuge der US-Finanzkrise und der damit einhergehenden neuerlichen Abwertungsrunde beim US-Dollar konnten die Silber-Notierungen sich zuletzt wieder signifikant erholen. Das jedoch darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass fundamental einiges im Argen liegt. Wir können uns sogar vorstellen, dass der Markt in den kommenden Jahren einen Angebotsüberschuss aufweist, weil die steigende Produktion auf eine sinkende Nachfrage trifft. Sobald sich die Situation in den USA entspannt, sollte zudem der US-Dollar wieder aufwerten. Denn unserer Meinung nach wird die Volkswirtschaft der Vereinigten Staaten als eine der ersten die rezessiven Tendenzen überwinden. Alles in allem sind wir in Bezug auf Silber ähnlich pessimistisch wie bei Platin. Wenn man derzeit überhaupt Edelmetalle kaufen will, sollte man sich ganz klar auf Gold konzentrieren.
"Chart-Ampeln" stehen nach wie vor auf rot
Auch charttechnisch haben die „Bären“ den Markt nach wie vor relativ fest im Griff. Trotz des fulminanten Pullbacks von unter elf auf über 13 US-Dollar sind die seit März respektive Juli dieses Jahres bestehenden Abwärtstrends unverändert intakt. Erschwerend kommt hinzu, dass es dem Silberpreis nicht gelungen ist, den zentralen Widerstand bei 14 US-Dollar zu "knacken". Die Stochastik generiert zur Stunde bereits wieder ein Verkaufssignal und wir erwarten, dass dieses in Kürze auch vom MACD bestätigt wird. Spätestens dann dürften die diesjährigen Tiefs erneut in Angriff genommen werden. Werden diese unterschritten (wovon wir mittelfristig ausgehen), ist es bis zu einstelligen Notierungen nicht mehr weit.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
Weiter zunehmender Minen-Output
Hinsichtlich des Angebots ist zunächst einmal festzuhalten, dass der Minen-Output in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich angestiegen ist. Während der Silberausstoß im Jahr 1997 noch 16.200 Tonnen betrug waren es 2006 schon knapp 20.100 Tonnen. Für das vergangene Jahr liegen noch keine Zahlen vor. Der Aufwärtstrend dürfte aber angehalten haben. Im Jahr 2008 wird die Minenförderung die Marke von 20.500 Tonnen Silber wahrscheinlich überschreiten. Verantwortlich für diese Entwicklung ist insbesondere die Ausweitung der Förderkapazitäten im Bereich Industriemetalle, bei denen Silber häufig als Nebenprodukt anfällt. Obwohl bei einigen Basismetallen bereits Überangebote drohen, dürfte die Produktion vorerst nicht sinken. Immerhin haben viele Minen-Betreiber erhebliche Mittel in den Ausbau der Förderung investiert. Auch bei den reinen Silberminen muss mit einer weiter steigenden Produktion gerechnet werden, da die Unternehmen bei den gegenwärtigen Silberpreisen überwiegend rentabel arbeiten können.
Hohe Recycling-Aktivitäten
Durch Recyclingaktivitäten wird dieses Jahr voraussichtlich ein Silberangebot von knapp 6.000 Tonnen entstehen. Damit trägt die Wiederverwendung alten Silbers mit ungefähr 20 Prozent zum Gesamtangebot bei. Verwertet werden neben altem Schmuck insbesondere Elektronikschrott sowie Chemikalien aus der Herstellung von Foto- und Röntgenaufnahmen. Trotz des deutlichen Kursrückgangs bei Silber ist das Edelmetall immer noch zu wertvoll, um es einfach wegzuschmeißen. Deshalb erwarten wir eine weitere Zunahme des Silber-Recyclings.
Zusätzlicher Druck durch Staatsbank-Verkäufe
Eine dritte Silberquelle sind Verkäufe von staatlicher Seite, wie sie in der Vergangenheit von Indien, China und Russland durchgeführt wurden. Da sich die drei Nationen über ihre Bestände sehr bedeckt geben, ist eine Abschätzung zukünftiger Verkäufe schwierig. Allerdings dürfte das Interesse an weiteren Verkäufen bei den momentan vergleichsweise hohen Preisen bestimmt nicht geringer sein wie vor einigen Jahren, als Silber noch rund 70 Prozent tiefer notierte. Kommen 2008 wie im Durchschnitt der letzten Jahre etwa 2.000 Tonnen aus Staatsbeständen auf den Markt, dann liegt das Gesamtangebot bei 28.500 Tonnen.
Eher ein Industrie- als ein Edelmetall
Die Hälfte des nachgefragten Silbers geht als Rohstoff in industrielle Fertigungen ein. Silber ist damit im Gegensatz zu Gold mehr ein Industrie- als ein Schmuckmetall. Der insgesamt aufwärts gerichtete Bedarf könnte durch das aktuell schwierige wirtschaftliche Umfeld auch 2008 einen Dämpfer erleiden, zumal etwa ein Fünftel des Silberbedarfs auf US-amerikanische Verbraucher zurückgeht. In Anbetracht der steilen Wachstumsraten der Vergangenheit ist eine Stagnation der Nachfrage bei 14.000 Tonnen durchaus möglich. Insgesamt würde sich eine Rezession jedoch negativ auf den Silberbedarf auswirken.
Zu Anlagezwecken nur mäßig beliebt
Auch heute macht die Nachfrage für Investitionszwecke einen erheblichen Teil an der Gesamtnachfrage aus. So legten die Bestände der größten börsengehandelten Silberfonds im Jahr 2007 um rund 1.300 Tonnen zu. Trotz der hohen Zukäufe börsengehandelter Silberfonds blieb das Interesse der Anleger an dem weißen Metall jedoch klar hinter dem bei Gold zurück. Im letzten Jahr erhöhten sich die Bestände der Gold-ETFs um mehr als 220 Tonnen. Der Gegenwert von 4,2 Milliarden Euro in aktuellen Preisen ist damit zehnmal so hoch, wie die Zuwächse bei den Silber-ETFs. Und nach dem deutlichen Preisverfall der letzten Monate dürfte die Attraktivität von Silber als Investment ohnehin abgenommen haben.
Mittelfristig signifikanter Angebotsüberschuss denkbar
Im Zuge der US-Finanzkrise und der damit einhergehenden neuerlichen Abwertungsrunde beim US-Dollar konnten die Silber-Notierungen sich zuletzt wieder signifikant erholen. Das jedoch darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass fundamental einiges im Argen liegt. Wir können uns sogar vorstellen, dass der Markt in den kommenden Jahren einen Angebotsüberschuss aufweist, weil die steigende Produktion auf eine sinkende Nachfrage trifft. Sobald sich die Situation in den USA entspannt, sollte zudem der US-Dollar wieder aufwerten. Denn unserer Meinung nach wird die Volkswirtschaft der Vereinigten Staaten als eine der ersten die rezessiven Tendenzen überwinden. Alles in allem sind wir in Bezug auf Silber ähnlich pessimistisch wie bei Platin. Wenn man derzeit überhaupt Edelmetalle kaufen will, sollte man sich ganz klar auf Gold konzentrieren.
"Chart-Ampeln" stehen nach wie vor auf rot
Auch charttechnisch haben die „Bären“ den Markt nach wie vor relativ fest im Griff. Trotz des fulminanten Pullbacks von unter elf auf über 13 US-Dollar sind die seit März respektive Juli dieses Jahres bestehenden Abwärtstrends unverändert intakt. Erschwerend kommt hinzu, dass es dem Silberpreis nicht gelungen ist, den zentralen Widerstand bei 14 US-Dollar zu "knacken". Die Stochastik generiert zur Stunde bereits wieder ein Verkaufssignal und wir erwarten, dass dieses in Kürze auch vom MACD bestätigt wird. Spätestens dann dürften die diesjährigen Tiefs erneut in Angriff genommen werden. Werden diese unterschritten (wovon wir mittelfristig ausgehen), ist es bis zu einstelligen Notierungen nicht mehr weit.
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de