Jede Krise bedeutet auch eine Chance
12.10.2008 | Manfred Gburek
Die jetzige Finanzkrise ist einmalig, also wird auch ihre Bewältigung einmalig sein: Das Rettungspaket, das Regierungen und Zentralbanken jetzt schnüren, wird folglich an Größe alles übertreffen, was es bisher gab. Zu wessen Lasten es gehen wird (schließlich muss es ja bezahlt werden), steht schon fest: die breite Masse der Bevölkerung, und zwar weltweit (der negative Effekt der Globalisierung) über höhere Steuern und Inflation. Spannender ist nun die Frage, wer wohl von dem Paket profitieren könnte. An den Märkten ist man sich da nicht ganz einig. Dennoch sind einige Signale zu vernehmen. Nachdem zum Beispiel die Zentralbanken am 8. Oktober in einer Verzweiflungstat zur konzertierten Zinssenkung geschritten waren, konnten sie den Sturz der Aktienkurse nicht aufhalten und die Anleihenkurse nicht daran hindern, ins Minus zu rutschen. Diese Entwicklung hielt dann den Rest der Woche an.
Daraus lernen wir zunächst: 1. Die Not der Fondsmanager, Aktien verkaufen zu müssen, war vorübergehend viel größer als der Mut irgendwelcher antizyklischer Anleger. Da die Not für kurze Zeit Pause haben wird, eröffnen sich für geschickte Spekulanten Chancen auf hohe Kursgewinne. 2. Anleihen haben ihre Funktion als sicherer Hafen endgültig aufgegeben. Je länger die Laufzeit, desto größer sollte der Bogen sein, den Sie um sie machen. Aus 1. lernen wir weiter: Wer jetzt a) zu den im Geld schwimmenden Investoren gehört (wie die Staatsfonds) oder b) Spielgeld übrig hat, greift ab Montag, 13. Oktober, bei allerlei Schnäppchen zu (etwa Dax-Aktien wie BASF, Siemens, Deutsche Bank u.a.). Da locken hohe Kursgewinne, wenn erst einmal nur kurzfristig. Natürlich hängt ihre Höhe von der Beschlusslage beim G 7-Treffen ab. Doch schlimmer, als es die Aktienkurse in der abgelaufenen Woche nach unten gerissen hat, kann es jetzt - wohl gemerkt, kurzfristig - nicht kommen. In einigen Wochen wird es wohl wieder anders aussehen.
Gehören nach den Preis- bzw. Kursstürzen vom Freitag jetzt auch Gold, Silber und Edelmetallaktien zu den Schnäppchen? Sie sind jedenfalls ebenso zu den Opfern der weltweiten Liquidationswelle geworden, innerhalb der nach Liquidität schnappende Großanleger alles verkaufen, nur um ihren Verpflichtungen in Dollar nachkommen zu können (unter anderem deshalb der Dollar-Anstieg gegenüber dem Euro). Darum muss man sie jetzt in eine Reihe mit Aktien aus Dax, Dow Jones & Co. stellen. Also haben auch sie wieder Schnäppchen-Niveau erreicht (Edelmetallaktien) oder fast erreicht (Gold und Silber). Das antizyklische Einsteigen in Gold- und Silberaktien erfordert indes noch stärkere Nerven, was sich ja allein schon aus den zweistelligen Kursverlusten vom Freitag ergibt. Hinzu kommt, dass hier kurzfristig keine Staatsfonds aktiv werden dürften, dass also das Spielgeld in den nächsten Tagen unter sich bleiben wird.
Nachdem ich in der vergangenen Woche erst die Immobilienmesse Expo Real in München und dann den Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt besucht habe, ist mir klar, dass zum einen Immobilien (wahrscheinlich mit Ausnahme der einen oder anderen Immobilienaktie) weder zu den Schnäppchen gehören noch ohne Einschränkungen für private Anleger zu empfehlen sind. Die Messestimmung war jedenfalls durch die Finanzkrise stark eingetrübt. Und beim Bankentag hatte ich den Eindruck, dass die Konsolidierung der Geldbranche - was so viel heißen soll wie Konzentration und Neuausrichtung - längst noch nicht abgeschlossen ist, dass Bank- und Sparkassenkunden folglich noch nicht wissen können, was sie demnächst erwartet. Auf jeden Fall kämpfen die Institute um Tages- und Festgeld, und ein klares Fazit ergibt sich aus fast allen Vorträgen: Die Finanzprodukte werden in Zukunft wieder einfacher. Umkehrschluss: Strukturierte Produkte, vor allem Zertifikate (zum Teil auch Fonds), sind von gestern. Und was passiert mit den Milliarden Euro, die noch in Zertifikaten stecken? Sie werden wohl ebenso abschmelzen wie zuletzt die Aktienkurse.
Nun fragen Sie sich wahrscheinlich: Gibt es wirklich nicht noch etwas mehr Positives als die Chance, kurzfristig Spielgeld in Aktien zu investieren? Doch: Die Summe aller negativen Börsenschlagzeilen der vergangenen Tage (einschließlich der penetranten Quatschrunden im Fernsehen mit zum Teil schrecklich unbedarften Diskussionsteilnehmern) spricht durchaus für eine antizyklische Anlage, und zwar wenn man die ganze Chose unter langfristigen Aspekten betrachtet: Wem kurzfristiges Spielgeld zuwider ist, sollte überlegen, ob sich der Einsatz in deutschen Standard- und internationalen Edelmetallaktien nicht wenigstens langfristig lohnt, weil die kommende Abgeltungsteuer nicht greift, falls der Aktienkauf noch ins Jahr 2008 fällt. Auch dazu gehören zwar starke Nerven; aber in drei, fünf oder zehn Jahren, wenn Ihre Anlage längst in der Gewinnzone ist, werden Sie darüber nur noch lachen können. Oder wie die Amerikaner so treffend sagen: Jede Krise bedeutet auch eine Chance.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Daraus lernen wir zunächst: 1. Die Not der Fondsmanager, Aktien verkaufen zu müssen, war vorübergehend viel größer als der Mut irgendwelcher antizyklischer Anleger. Da die Not für kurze Zeit Pause haben wird, eröffnen sich für geschickte Spekulanten Chancen auf hohe Kursgewinne. 2. Anleihen haben ihre Funktion als sicherer Hafen endgültig aufgegeben. Je länger die Laufzeit, desto größer sollte der Bogen sein, den Sie um sie machen. Aus 1. lernen wir weiter: Wer jetzt a) zu den im Geld schwimmenden Investoren gehört (wie die Staatsfonds) oder b) Spielgeld übrig hat, greift ab Montag, 13. Oktober, bei allerlei Schnäppchen zu (etwa Dax-Aktien wie BASF, Siemens, Deutsche Bank u.a.). Da locken hohe Kursgewinne, wenn erst einmal nur kurzfristig. Natürlich hängt ihre Höhe von der Beschlusslage beim G 7-Treffen ab. Doch schlimmer, als es die Aktienkurse in der abgelaufenen Woche nach unten gerissen hat, kann es jetzt - wohl gemerkt, kurzfristig - nicht kommen. In einigen Wochen wird es wohl wieder anders aussehen.
Gehören nach den Preis- bzw. Kursstürzen vom Freitag jetzt auch Gold, Silber und Edelmetallaktien zu den Schnäppchen? Sie sind jedenfalls ebenso zu den Opfern der weltweiten Liquidationswelle geworden, innerhalb der nach Liquidität schnappende Großanleger alles verkaufen, nur um ihren Verpflichtungen in Dollar nachkommen zu können (unter anderem deshalb der Dollar-Anstieg gegenüber dem Euro). Darum muss man sie jetzt in eine Reihe mit Aktien aus Dax, Dow Jones & Co. stellen. Also haben auch sie wieder Schnäppchen-Niveau erreicht (Edelmetallaktien) oder fast erreicht (Gold und Silber). Das antizyklische Einsteigen in Gold- und Silberaktien erfordert indes noch stärkere Nerven, was sich ja allein schon aus den zweistelligen Kursverlusten vom Freitag ergibt. Hinzu kommt, dass hier kurzfristig keine Staatsfonds aktiv werden dürften, dass also das Spielgeld in den nächsten Tagen unter sich bleiben wird.
Nachdem ich in der vergangenen Woche erst die Immobilienmesse Expo Real in München und dann den Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt besucht habe, ist mir klar, dass zum einen Immobilien (wahrscheinlich mit Ausnahme der einen oder anderen Immobilienaktie) weder zu den Schnäppchen gehören noch ohne Einschränkungen für private Anleger zu empfehlen sind. Die Messestimmung war jedenfalls durch die Finanzkrise stark eingetrübt. Und beim Bankentag hatte ich den Eindruck, dass die Konsolidierung der Geldbranche - was so viel heißen soll wie Konzentration und Neuausrichtung - längst noch nicht abgeschlossen ist, dass Bank- und Sparkassenkunden folglich noch nicht wissen können, was sie demnächst erwartet. Auf jeden Fall kämpfen die Institute um Tages- und Festgeld, und ein klares Fazit ergibt sich aus fast allen Vorträgen: Die Finanzprodukte werden in Zukunft wieder einfacher. Umkehrschluss: Strukturierte Produkte, vor allem Zertifikate (zum Teil auch Fonds), sind von gestern. Und was passiert mit den Milliarden Euro, die noch in Zertifikaten stecken? Sie werden wohl ebenso abschmelzen wie zuletzt die Aktienkurse.
Nun fragen Sie sich wahrscheinlich: Gibt es wirklich nicht noch etwas mehr Positives als die Chance, kurzfristig Spielgeld in Aktien zu investieren? Doch: Die Summe aller negativen Börsenschlagzeilen der vergangenen Tage (einschließlich der penetranten Quatschrunden im Fernsehen mit zum Teil schrecklich unbedarften Diskussionsteilnehmern) spricht durchaus für eine antizyklische Anlage, und zwar wenn man die ganze Chose unter langfristigen Aspekten betrachtet: Wem kurzfristiges Spielgeld zuwider ist, sollte überlegen, ob sich der Einsatz in deutschen Standard- und internationalen Edelmetallaktien nicht wenigstens langfristig lohnt, weil die kommende Abgeltungsteuer nicht greift, falls der Aktienkauf noch ins Jahr 2008 fällt. Auch dazu gehören zwar starke Nerven; aber in drei, fünf oder zehn Jahren, wenn Ihre Anlage längst in der Gewinnzone ist, werden Sie darüber nur noch lachen können. Oder wie die Amerikaner so treffend sagen: Jede Krise bedeutet auch eine Chance.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).