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Endlich Wochenende!

12.10.2008  |   Sebastian Hell
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Man könnte damit argumentieren, dass die Märkte extrem tief gefallen sind und ein Rebound zunächst wahrscheinlich ist, womit wir übereinstimmen. Auch die extreme Abweichung des S&P 500 von 26 Prozentpunkten gegenüber seinem langfristigen Durchschnitt ist enorm und spricht für eine Erholung. Des weiteren wird diese These von dem hohem Volumen bestätigt, das die Erholung am Freitag begleitete.

Wirft man nun einen Blick auf den Monatschart und analysiert die Untertreibungen des S&P 500 zurück bis ins Jahr 1928, kann man erkennen, dass derart starke Untertreibungen wie heute nur in vier Fällen vorlagen:

2002: Hier erreichte der Untertreibungsindikator ähnliche Werte wie heute und es kam zu einer breiten Bodenbildung die anschließend den Markt auf die altbekannten Höhen bei über 1.550 Punkte trieb.

1974: Die Ölkrise führte in diesem Jahr zu einem ähnlichen Rückgang und es kam ebenfalls wie schon 2002 zu einer Bodenbildung mit anschließender Erholung.

1938: Der Markt brach im März diesen Jahres extrem stark um 25 Prozent ein und konnte sich anschließend stabilisieren. Zu einer großen Bewegung kam es jedoch nicht.

1929: In diesem Jahr setzte der Markt Rekorde die bis heute noch gültig sind. Dies war die einzige Periode in der der Markt noch tiefer unter seinen langfristigen Durchschnitt fiel als derzeit und zwar um über 80 Prozent!

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Was kann man nun aus diesen Daten schließen?

Der Untreibungsindikator war bisher nicht schlecht dabei einen Boden zu finden auch wenn er kein Timing Indikator ist und nur als grobe Ausrichtung dient. Grundsätzlich könnte man davon ausgehen, dass der Markt nach den heftigen Verlusten einen Boden bilden und anschließend wieder ansteigen wird. Wir sind ebenfalls dieser Meinung, dass es zu einer Rallye kommen in den nächsten 12 bis 18 Monaten wird. Allerdings sehen wir vorher die Märkte noch ein Stück tiefer notieren als heute, was vor allem die meisten Rohstoffe betreffen wird. Viele Rohstoffe sind historisch gesehen immer noch teuer und es ist nach wie vor niemand bereit in großem Maße in die Märkte zu investieren, was gleichermaßen auch für Aktien gilt.

Die Investment-Fonds werden sicherlich noch weitere Mittelabflüsse haben da viele Investoren von den Entwicklungen geschockt sind und weiterhin in Cash gehen werden. Die Hedge Fonds und Banken haben das selbe Problem, da sogar Hedge Fonds mit einer guten Performance ihre Investoren verlieren, da diese anderweitig Geld benötigen. Des weiteren gibt es Hedge Fonds die in eine massive Schieflage aufgrund ihrer Optionsverkäufe geraten sind und es würde uns nicht wundern, wenn wir in den nächsten Wochen einige weitere Pleiten sehen würden. Abschließend sind auch noch die Credit Default Swaps im Markt die mittlerweile etwas in den Hintergrund gerückt sind. Bei einem derartigen Konstrukt handelt es sich um eine Versicherung auf eine Anleihe.

Wenn beispielsweise jemand annimmt, dass General Motors Pleite geht oder sich zumindest die Bonität (Zahlungsfähigkeit) verschlechtert, dann kann er einen derartigen CD-Swap kaufen (geht jedoch nur für Hedge Fonds und kaum für Privatanleger). Derjenige der davon ausgeht, dass sich die Bonität verbessert wird den Swap verkaufen. Normalerweise muss der Käufer eine jährliche Prämie die in Basispunkten ausgedrückt wird an den Verkäufer bezahlen. Beispielsweise könnte sich diese Prämie auf 100 Basispunkte belaufen, was bei einem Volumen von 100 Millionen US-Dollar einer jährlichen Zahlung von einer Million US-Dollar entspricht. Die Laufzeiten können verschieden sein, liegen jedoch oft bei fünf oder zehn Jahren. Sofern es nun zu einem Zahlungsausfall kommen soll, muss der Verkäufer dem Käufer die Differenz zwischen Nominalwert und Marktpreis nach dem Zahlungsausfall (die sogenannte Recovery Rate) erstatten. Das Problem ist nur, dass viele Banken und Fonds nicht damit gerechnet hatten, dass so viele Anleihen ausfallen werden.

Für Lehman Brothers wurde der Abrechnungspreis für die ausgefallenen Anleihen am Freitag bei unter zehn Cents festgelegt, was bedeutet, dass der Verkäufer des Swaps an den Käufer gut 90 Cents bezahlen muss pro ausgefallenem Dollar. Dies dürfte etwa 260 Milliarden US-Dollar entsprechen. Da weitere Swaps abgerechnet werden müssen und dadurch die Banken und Hedge Fonds enorme Gelder benötigen um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können, müssen weitere Anlagen abgestoßen werden.

Wir gehen davon aus, dass die Verkäufe noch weiter anhalten werden. Kurzfristig auf Sicht von zwei bis drei Monaten können sich hier noch enorme Chancen für die Bären bieten. Anschließend sind wieder die Bullen am Zug da die Bewertungen von vielen Aktien extrem gering sind und auch die Aktienmarktrendite mittlerweile extrem weit über der von Anleihen liegt. Investoren sollten jedoch noch nicht in Aktien investieren sondern lieber vorerst ihr Pulver trocken halten. Für Optionshändler bieten die Schwankungen ein echtes El Dorado wobei man mittels Spreads am besten das Risiko in den sehr turbulenten Zeiten adjustieren kann, da einzelne Calls oder Puts aufgrund der sehr hohen impliziten Volatilitäten zu teuer sind.


© Sebastian Hell
www.cornandoil.com



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