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Ein Systemschock?

28.10.2008  |  Theodore Butler
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Normalerweise toppt der Zyklus für Industriemetalle bei hohen Preisen und hohen Lagerbeständen aus. Dann verringern die hohen Preise die Nachfrage, was wiederum die Preise drückt, oft auf Niveaus unterhalb der Produktionskosten. Die Bergbauunternehmen reagieren auf die niedrigen Preise mit einer Produktionsdrosslung oder mit Schließungen, was die Nachfrage stimuliert und die hohen Bestände in den Lagern abträgt. Wenn die Lagerbestände ein zu niedriges Niveau erreichen und weitere Entnahmen nicht mehr zu verantworten sind, dann steigen die Preise, bis es die nächste Spitze bei Preisen und Lagerbeständen gibt. Die normalen Freimarktzyklen brauchen Jahre um abzulaufen.

Dieses Mal sind die Preise trotz niedrigerer Lagerbestände eingebrochen. Trotz der Angst vor einem Rückgang des industriellen Verbrauchs und gerade wegen der deutlich gesunkenen Preise wird die Produktion schneller sinken - und die ohnehin schon niedrigen Lagerbestände werden die Entnahmen nicht mehr lange verkraften. Auch wenn im Allgemeinen jetzt nicht davon ausgegangen wird - und noch dazu in rezessiven Zeiten - dass Knappheiten entstehen können und werden, so kann und wird es dazu kommen, dass das Angebot (Produktion und Entnahmen aus den Lagerbeständen) der Nachfrage nicht hinterherkommt, selbst wenn sich diese Nachfrage reduzieren könnte.

Unabhängig davon war der Rohstoffboom der letzten fünf Jahre von einem bedeutenden Mangel an zusätzlicher Ausweitung der Produktionskapazitäten bei den meisten Nichteisenmetallen charakterisiert. Jetzt, da aufgrund von ökonomischen und kredittechnischen Bedenken neue Bergbauprojekte in drastischer Weise verschoben oder eingestellt werden, wird deutlich weniger Produktion verfügbar sein, falls/wenn es zu Knappheiten kommt.

Die gesamten Auswirkungen könnten beim Silber tiefgreifend sein. Nicht nur, dass der aktuelle Preis bei primären Silberprojekten unter den Produktionskosten liegt, auch der Preis für Basismetalle, wie Zink, Blei und Kupfer, liegt unter den Produktionskosten. Da sich der Nebenproduktanteil, der aus der Produktion dieser drei Metalle stammt, beim Silber auf 60% der gesamten Silberbergbauproduktion (400 Millionen oz von insgesamt 670 Millionen oz jährlich) beläuft, wird sich der erwartete Ausfall der Basismetallproduktion überproportional auf die Silberproduktion auswirken. Geben Sie noch die 200 Millionen oz aus der primären Silberproduktion hinzu und Sie werden sehen, dass der allergrößte Teil der Silberbergbauproduktion in Gefahr ist. Und schließlich noch die 200 Millionen Unzen aus dem Recycling, das vielleicht das preisempfindlichste Segment darstellt. Soviel zu den ungewollten Konsequenzen deutlich niedriger Preise.

Das ist das erste Mal seitdem ich mich intensiv mit Silber beschäftige, dass die Gesamtproduktion derartig von drastischen Rückgängen bedroht ist. In der Tat scheint es mir, dass dies der perfekte bullische Sturm für"s Silber sein könnte. Schauen Sie sich doch bitte die Fakten an. Seit Hunderten von Jahren hat es keine so niedrigen Weltlagerbestände gegeben, wofür ein Jahrhundert industriellen Verbrauchs verantwortlich ist. Und das ist exakt zur der Zeit, in der die Produktion den schlimmsten Bedrohungen seit Menschengedenken ausgesetzt ist. Mehr als jeder andere Rohstoff, hat Silber reale Anzeichen von Angebotsspannungen gezeigt, sogar noch bevor es zu den drohenden Produktionseinschränkungen gekommen ist.

Was Silber dahingehend wirklich von den anderen Industriemetallen unterscheidet (auch diese könnten schnell in ähnliche Knappheitssituationen rutschen, wenn die Preise am Boden bleiben), ist die spezielle Doppelrolle des Silber - als essentielles Industriemetall und als erstklassige Investitionsanlage, die direkt von den unterschiedlichsten Investorentypen gehalten und besessen werden kann. Silber ist, wie auch Gold, eine Anlage, die von Investoren begehrt wird, besonders, wenn die finanziellen Bedingungen unruhig sind. Kupfer, Blei und Zink gehören nicht zu solchen Anlagen. Auch wenn wir also problemlos industrielle Knappheiten und deutlich höhere Preisen bei den Basismetallen haben können (wenn die Produktion ausreichend stark zurückgefahren wird), so werden diese deutlich gestiegenen Preise nicht von einem Investitionsansturm gewöhnlicher Anleger begleitet, die sich auf Zinkmünzen oder Bleibarren stürzen. Beim Silber wird dies aber mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit der Fall sein.

Wir ich schon letzte Woche geschrieben habe, ist es nicht nur so, dass Anleger wahrscheinlich Silber kaufen werden, es nun schon so, dass wir beim Silber mitten in einem historischen Investitionsansturm stecken. Und dieser Investitionsansturm ist um so mehr von Bedeutung, da er sich nur innerhalb der letzten drei Jahre entwickelt hat - nachdem es jahrzehntelang im Allgemeinen nur Silberverkäufe gegeben hat. Und erneut muss ich sagen, dass ich diese Dinge nicht erfinden könnte, selbst wenn ich es gerne wollte. Und bitte denken Sie daran, dass die Verbraucher, wenn sie - selbst in einer Rezession und bei sinkender Nachfrage - das von ihnen benötigte Silberangebot nicht finden können, an einem bestimmten Punkt panisch reagieren und Hals über Kopf eigene Silberlager aufbauen werden.

Ich habe den brutalen Einbruch bis unterhalb von 9 $ /oz nicht vorhergesehen. Glücklicherweise haben diejenigen, die echtes Silber ungehebelt halten (darauf habe ständig und öffentlich hingewiesen) immer noch ihr Silber. Die gestiegenen Aufschläge für viele Produkte - besonders für die US Silver Eagles - haben diesen Einbruch verschmerzen lassen. Neuen Käufern wurde dennoch ein Geschenk gemacht, das kaum zu beschreiben ist. Der Preiskollaps hatte nichts mit den Vorzügen von Silber zu tun, aber er wird definitiv für die kommende, explosive Markterholung sorgen. Die unwirtschaftlich niedrigen Preise werden Schockwellen verursachen, die den Preis höher treiben.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 27.10.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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