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Selektive Wahrnehmung

14.11.2008  |  Dr. Frank Schallenberger
Das Phänomen der selektiven Wahrnehmung tritt an den Börsen sehr oft dann auf, wenn starke Aufwärts- oder Abwärtstrends in vollem Gang sind. Ein extremer Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten kann bei einem Preissturz von etwa 50% in den letzten vier Monaten (gemessen am Dow Jones AIG-Index) sicherlich konstatiert werden. Und tatsächlich scheint auch in diesem Fall die selektive Wahrnehmung die aktuelle Preiserosion bei Rohstoffen noch zu verstärken, indem jede preisstützende Nachricht ausgeblendet wird. Dagegen führen alle baisseträchtigen Meldungen dazu, dass die Preise quer durch den Rohstoffmarkt von A (wie Aluminium) bis Z (wie Zink) weiter nachgeben.

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So gab beispielsweise der Ölpreis in der laufenden Woche in der Spitze um 10% nach. Verkaufsdruck wurde sowohl durch den starken Dollar, als auch durch schwache Aktienmärkte erzeugt, die für die Rohstoffe momentan als Indikator für Konjunkturpessimismus und Risikoaversion Auswirkungen haben. Zudem nahm die IEA die Prognose für die Steigerung der Ölnachfrage im nächsten Jahr von durchschnittlich 0,7 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) auf 0,35 mbpd zurück. Die IEA erklärte daneben aber auch die Phase des billigen Öls für "endgültig" beendet. Zudem erhöhte sie ihre Prognose für den Ölpreis im Jahr 2030 von 108 auf 200 Dollar. Schlagzeilen machten auch China und die OPEC.

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Im Reich der Mitte dürfte sich das Konjunkturprogramm zum Ausbau der Infrastruktur mit einem Volumen von über 450 Mrd. € zu großen Teilen in Form einer gesteigerten Rohstoffnachfrage niederschlagen. Das Ölkartell wird auf einem Sondergipfel Ende November die Förderung voraussichtlich um 1 mbpd senken. Damit werden sich die Angebotskürzungen der OPEC seit Mitte September auf 3 mbpd summieren. Selbst wenn die IEA die Prognose für den Ölbedarf im kommenden Jahr weiter nach unten revidiert, wird zwischen Angebot und Nachfrage demnächst eine sehr große Lücke klaffen. Im aktuellen Marktumfeld wird dies den Ölpreis kurzfristig zwar nicht stützen; mittelfristig wird allerdings jetzt die Basis dafür gelegt, dass bei ersten konjunkturellen Hoffnungsschimmern sehr starke Preissteigerungen bei Rohstoffen vorprogrammiert sind. Die selektive Wahrnehmung wird im nächsten Bullenmarkt zur Abwechslung dann wieder als Preistreiber fungieren, so dass die 200-Dollar-Prognose der IEA vermutlich noch deutlich vor dem Jahr 2030 Realität wird.


© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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