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Die Wahrheit über Bailouts

02.12.2008  |  Peter Schiff
Während die staatliche Bailout-Goldgrube nicht mehr nur für den Hypotheken- und den Finanzsektor vorgesehen ist, und der Geldsegen wohl auch bald die leeren Töpfe in Detroit füllen wird, haben nur wenige Wirtschafts- und Politikanalysten einen Gedanken an die eigentliche Notlage der US-Regierung verschwendet. Einfach ausgedrückt hat unsere Regierung nicht genug Geld, um auch nur einen Imbissstand zu retten, geschweige denn einer aufgedunsenen und Pleite gehenden Industrie, die Milliarden Dollar pro Monat verliert, zu einem Bailout zu verhelfen. Washington hat nur Kapital anzubieten, das es im Ausland geliehen oder selbst gedruckt hat. Unglücklicherweise ist diese Nation fest im Irrglauben gefangen, dass aus diesen Quellen stammendes Geld Heilkraft besitzt. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass geliehenes oder gedrucktes Geld einzig die Kraft der Zerstörung besitzt.

Das Argument, von dem das Pro-Detroit-Lager angestachelt ist, lautet, dass die Regierung den normalen Arbeitern der Autoindustrie dasselbe Maß an Zuwendung zugestehen müsse, das auch für die Wall-Street-Bonzen verschwendet wurde. Abgesehen davon, dass zweimal falsch nicht gleich einmal richtig ergibt, kann man kaum abstreiten, dass sich die Wall-Street-Firmen auch trotz des Bailouts dahinquält. Noch schlimmer ist, dass das aufgewendete Geld entweder gedruckt oder im Ausland geliehen wurde. Beide Optionen sind zerstörerisch für Amerika.

Wenn es um Bailouts geht, dann ist das Zentrum der wichtigen Diskussionen nicht wirklich Washington, sondern eher Peking, Tokio und Riad. Wenn ein Staat selbst kein Geld besitzt, so hängt die Fähigkeit, den eigenen Staatsbürgern mit Rettungspaketen zu helfen, von der Bereitschaft der Welt ab, die Zeche zu zahlen. Ich bin zwar sicher, dass Bush und Paulson ihr Bestes geben, um die Welt zu überzeugen, dass eine noch nicht kalkulierbare Finanzierung der Vereinigten Staaten von Amerika im globalen Interesse ist, dennoch gehe ich davon aus (im Gegensatz zum Kongress), dass unsere ausländischen Kreditgeber den eigennützigen Grund unserer Bitte durchschaut haben.

Wie bei jedem Bailout müssten unsere ausländischen Kreditgeber auch den moral hazard in Betracht ziehen, der mit der Belohnung schlechten Verhaltens einhergeht; sie müssten sich auch an den alten Investorenspruch erinnern, dass man schlechtem Geld kein gutes hinterherwirft. Indem die Welt uns weiterhin Geld "leiht", schiebt sie nur die notwendige Gleichgewichtung unserer Berg-und-Tal-Wirtschaft auf. Indem die Welt weiterhin unseren unbekümmerten und überproportionalen Konsum subventioniert, schiebt sie die notwendige Gleichgewichtung einfach nur auf und verschlimmert das eigentliche Grundproblem - die Wurzel der aktuellen, globalen Finanzkrise.

Wenn General Motors aus Washington ein Rettungspaket bekommt, dann wird dieses Kapital nie wieder seinen Weg zurückfinden. GM wird mit dem Bailout-Geld einfach durchbrennen und später wieder zurückkommen und mehr verlangen. Das Gerede über eine neue Generation von "Ökoautos", durch die ein neuer Kaufrausch angekurbelt werden soll, der dem Unternehmen zurück zur Rentabilität verhilft, ist schlicht und einfach abwegig. Aufgrund der erdrückenden "Hinterlassenschaften" in Form von Kosten für Krankenversicherung und Rentenkassen für Millionen von derzeitigen und ehemaligen Arbeitern kann Detroit Autos nicht rentabel produzieren. Solange die Kosten nicht ernsthaft gesenkt werden - und die Chancen, dass dies geschehen wird, sind sehr gering - wird Detroit ein Geldfass ohne Boden bleiben.

Gleiches gilt für das Geld, das die Welt den Amerikanern leiht, damit diese mehr konsumieren können - es wird niemals zurückgezahlt werden. Wir werden es schnell durch die Rohre feuern und dann erneut dastehen und mit dem Hut in der Hand nach mehr Geld betteln. Wie wir schmerzlich anhand des Immobilienbooms lernen konnten, ergibt es keinen Sinn, Menschen Geld zu leihen, die dieses nicht zurückzahlen können. Was auf die Kreditinstitute zutraf, die den Hausbesitzern Geld liehen, trifft in gleichem Maße auf die ausländischen Zentralbanken zu, die Amerika Kredit geben.

Aus denselben Gründen, aus denen Washington kein Rettungspaket für General Motors bereitstellen sollte, sollte die Welt auch für Amerika kein Rettungspaket bereitstellen. Wie GM braucht auch unsere Wirtschaft dringendst eine Restrukturierung. Ausgaben müssen durch Ersparnisse ersetzt werden und Konsum mit Produktion. Der Dienstleistungssektor muss schrumpfen und der Industriesektor muss ausgeweitet werden, um die entstehende Lücke zu füllen. Der Dollar muss fallen, die Löhne in Amerika müssen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau gesenkt werden und hoffentlich können die Regierungsausgaben sowie die beschwerlichen Regulierungen reduziert werden.

Diese Verwandlungen werden sicher kein Spaß, aber sie sind notwendig. Unser Lebensstandard muss abnehmen, so dass er die Jahre unbekümmerten Konsums und die Zersetzung der Grundsubstanz des Industriesektors widerspiegelt. Nur wenn diese bittere Medizin jetzt geschluckt wird, wird unsere kranke Wirtschaft jemals wieder gesunden. Wenn wir heute einen niedrigeren Lebensstandard in Kauf nehmen, werden wir schließlich morgen mit einem höheren belohnt werden.

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© Peter Schiff
www.europac.net

Dieser Artikel erschien am 21.11.08 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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