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Kommt nach der Inflation die Deflation?

01.12.2008  |  Marc Nitzsche
Wir haben uns inzwischen an die Tatsache gewöhnt, dass die Preise in den Supermärkten, Restaurants und sonstigen Orten an denen wir einkaufen in regelmäßigen Abständen ansteigen oder dass das gewählte Produkt zwar seinen Preis behält jedoch kontinuierlich kleiner wird. Volkswirtschaftler nennen dieses Phänomen Inflation was daher rührt, dass sich die Preise der Güter verteuern. Die Inflation begünstigt grundsätzlich Schuldner und benachteiligt die Gläubiger. Warum?

Wenn man beispielsweise heute einen Kredit über 100.000 Euro aufnimmt und bei einem moderat inflationären Umfeld von beispielsweise zwei bis drei Prozent pro Jahr abwartet, dann hat man eine ordentliche Geldentwertung und muss seinem Gläubiger immer weniger zurückgeben. Man bezahlt den Kredit meist schrittweise und da die Inflation das Geld entwertet bekommt der Gläubiger immer stärker entwertetes Geld, da seine Forderungssumme von 100.000 Euro fix ist und nicht verändert wird.

Dies haben sich auch viele Unternehmen und vor allem Länder wie die USA gedacht und massenweise Kredite aufgenommen und auf eine Verringerung der Kredite spekuliert. Laut aktuellen Schätzungen wird die US-Regierung in diesem Jahr ein Defizit von über einer Billion US-Dollar aufbauen aufgrund der Hilfsmaßnahmen für die Subprime-Krise. Eine derartige Verschuldung ist fast nur "erträglich", wenn man auf eine gewisse Inflation setzen kann.

Bisher war dies kein Problem doch momentan zeigt sich am Horizont ein Schreckgespenst. Die Konsumentenpreise in den USA sind im Oktober um ein Prozent gefallen und auch ein weiterer Indikator zeigt eine deflationäres Umfeld an. Hierbei handelt es sich um die Zinsdifferenz zwischen amerikanischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren sowie gleichlaufenden inflationsgeschützten Anleihen bekannt als TIPS (Treasury Inflation-Protected Securities). Der Abstand zwischen den beiden Finanzinstrumenten zeigt die Erwartung des Marktes bezüglich der Inflation. Während diese vor zwei Jahren noch bei 2,5 Prozent gelegen hat notiert sie nun bei etwa -0,5 Prozent. Dies bedeutet der Markt rechnet mit einem Preisrückgang von 0,5 Prozent pro Jahr was die Gläubiger deutlich begünstigen würde, da das Geld langfristig mehr wert wird. Doch kann dies sein?

Wenn man sich die Finanzspritzen der Notenbank ansieht, die die Geldmenge auf 1,3 Billionen US-Dollar ausgeweitet hat was einem Anstieg von 80% gegenüber dem Vorjahr entspricht ist es sehr schwer sich eine Deflation vorzustellen. Doch falls die Erwartung des Marktes richtig sein sollte, dann stehen vielen Schuldnern und Ländern sehr schwere Zeiten bevor.


© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader







Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de








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