Engpässe am Goldmarkt?
15.12.2008 | Marc Nitzsche
Unter den Goldbugs war vor wenigen Tagen helle Aufregung zu finden, da sich der Goldmarkt zum ersten Mal in einer Backwardation befand. Dieser Begriff stammt aus der Fachsprache professioneller Terminmarkthändler und wird gerne im Zusammenhang mit dem so genannten Contango erwähnt. Bei einem Contango handelt es sich um eine steigende Terminkurve bei Rohstoffen. Dies bedeutet konkret, dass der nächst fällige Future billiger ist als der nachfolgende und so weiter.
Ein Beispiel kann dies verdeutlichen. Angenommen Weizen notiert bei sechs US-Dollar pro Scheffel und verfällt im Januar. Der Februar-Future würde bei einem Contango dann vielleicht bei 6,10 US-Dollar notieren und der März-Future bei 6,20 US-Dollar. Reiht man nun die Preise dieser Kontrakte aneinander, erhält man eine steigende Terminkurve. Die Interpretation des Contango führt dahin, dass dieser meist die Normalsituation am Markt darstellt. Später fällige Kontrakte sind teurer, da der Markt die Lagerung, Versicherung und sonstige Kosten in die Futures einpreist. Dadurch sind Kontrakte die erst in einigen Monaten fällig werden teurer da diese Kosten gedeckt werden müssen.
Das Gegenteil des Contango ist die so genannte Backwardation. Hier findet man nicht eine steigende sondern ganz im Gegenteil fallende Terminpreiskurve. Dieses Phänomen tritt seltener auf und deutet auf eine Verknappung eines Rohstoffs am Markt hin. Der Markt bezahlt für den nächst fälligen Future mehr als für entferntere Verfallstermine. Es macht also für denjenigen, der die Ware physisch hält wenig Sinn den Rohstoff einzulagern, da er die Lagerkosten nicht vom Markt bezahlt bekommt. Eine sofortige Lieferung wäre die beste Alternative.
Der Goldmarkt befand sich bisher immer in einer Contango-Situation, da es keinen Engpass an physischen Gold gab. Vor wenigen Tagen befanden sich jedoch die ersten beiden Fälligkeitstermine für zwei Tage in einer Backwardation und viele Goldbugs dachten bereits dass der Markt nun massiv nach oben ausbricht. Bisher ist nichts passiert und die Backwardation hat sich sehr schnell wieder aufgelöst.
Wir halten das Signal für nutzlos und gehen eher davon aus, dass der Markt durch die aktuellen Turbulenzen kurzzeitig aus dem Ruder gelaufen ist. Möglicherweise haben Fonds das vordere Ende des Marktes gekauft um Shortpositionen glattzustellen und dadurch die Terminstruktur kurzzeitig aus dem Gleichgewicht gebracht. Laut unseren Recherchen und Rücksprachen mit Goldhändlern gibt es auf dem Markt mehr als genügend Gold in Form von größeren Barren zu kaufen. Ein Engpass ist nicht zu finden!
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de
Ein Beispiel kann dies verdeutlichen. Angenommen Weizen notiert bei sechs US-Dollar pro Scheffel und verfällt im Januar. Der Februar-Future würde bei einem Contango dann vielleicht bei 6,10 US-Dollar notieren und der März-Future bei 6,20 US-Dollar. Reiht man nun die Preise dieser Kontrakte aneinander, erhält man eine steigende Terminkurve. Die Interpretation des Contango führt dahin, dass dieser meist die Normalsituation am Markt darstellt. Später fällige Kontrakte sind teurer, da der Markt die Lagerung, Versicherung und sonstige Kosten in die Futures einpreist. Dadurch sind Kontrakte die erst in einigen Monaten fällig werden teurer da diese Kosten gedeckt werden müssen.
Das Gegenteil des Contango ist die so genannte Backwardation. Hier findet man nicht eine steigende sondern ganz im Gegenteil fallende Terminpreiskurve. Dieses Phänomen tritt seltener auf und deutet auf eine Verknappung eines Rohstoffs am Markt hin. Der Markt bezahlt für den nächst fälligen Future mehr als für entferntere Verfallstermine. Es macht also für denjenigen, der die Ware physisch hält wenig Sinn den Rohstoff einzulagern, da er die Lagerkosten nicht vom Markt bezahlt bekommt. Eine sofortige Lieferung wäre die beste Alternative.
Der Goldmarkt befand sich bisher immer in einer Contango-Situation, da es keinen Engpass an physischen Gold gab. Vor wenigen Tagen befanden sich jedoch die ersten beiden Fälligkeitstermine für zwei Tage in einer Backwardation und viele Goldbugs dachten bereits dass der Markt nun massiv nach oben ausbricht. Bisher ist nichts passiert und die Backwardation hat sich sehr schnell wieder aufgelöst.
Wir halten das Signal für nutzlos und gehen eher davon aus, dass der Markt durch die aktuellen Turbulenzen kurzzeitig aus dem Ruder gelaufen ist. Möglicherweise haben Fonds das vordere Ende des Marktes gekauft um Shortpositionen glattzustellen und dadurch die Terminstruktur kurzzeitig aus dem Gleichgewicht gebracht. Laut unseren Recherchen und Rücksprachen mit Goldhändlern gibt es auf dem Markt mehr als genügend Gold in Form von größeren Barren zu kaufen. Ein Engpass ist nicht zu finden!
© Marc Nitzsche
Chefredakteur Rohstoff-Trader
Marc Nitzsche ist Chefredakteur des Rohstoff-Trader Börsenbriefs. Der Börsenbrief ist ein Spezialist für Rohstoffe und bietet konkrete Kaufempfehlungen mit Analysen und Kursprognosen. Mehr Infos unter finden sie auf der Website: www.Rohstoff-Trader.de