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Spannende Zeiten - ein Résumé vom G&M-Seminar in Bad Kissingen

15.03.2005  |  Manfred Gburek
Noch vor vier Jahren hätte man wie der berühmte Börsenaffe mit Pfeilen auf alles werfen können, was die Kurstafeln an Edelmetallen und Rohstoffen, den dazugehörigen Aktien und Fonds hergaben - und jeder Wurf wäre ein Treffer gewesen. Heute ist alles viel komplizierter. Dass dies den Teilnehmern des G&M-Seminars am 12. März in Bad Kissingen klar wurde, ist ein Verdienst von G&M-Chef Dr. Bruno Bandulet und seinen Referenten Eugen Weinberg (Zwischenstation von der BW - zur DZ Bank), Andrew Woollett (Zincox Resources) und Ralf Borgsmüller (Vermögensverwaltung PSM).

Danach sieht die Großwetterlage an den Finanz- und Rohstoffmärkten so aus: Wann das auf der gigantischen US-Verschuldung (340% vom Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP genannt) basierende System der Dollar-Herrschaft erodiert oder zusammenbricht, ist nur eine Frage der Zeit. "Die Schuldenorgie ohnegleichen" (Borgsmüller) hat ihre Ursache darin, dass 60% des amerikanischen Kreditbestandes auf Immobilienkredite entfallen. Diese sind durch die Spekulation mit Häusern und Grundstücken aufgebläht und finanzieren den Konsum der Amerikaner, der mit 70% den Löwenanteil zu deren BIP beiträgt. Da inzwischen ein Großteil der Konsumgüter preiswert in China hergestellt wird, dürfte der über kurz oder lang zu erwartende rückläufige US-Konsum die Chinesen besonders hart treffen. Diese werden in der Folge weniger Rohstoffe (vor allem Industriemetalle) nachfragen, sodass der seit 2004 steil nach oben zeigende Megatrend der Preise von Stahl, Kupfer, Nickel & Co. von einem Rückschlag unterbrochen werden und seinen Aufwärtstrend erst später fortsetzen dürfte. Anders die weichen Rohstoffe, wie Weizen, Mais oder Soja. "China wird wegen des chronischen Wassermangels in großem Umfang Weizen importieren müssen" (Bandulet). Als Lieferanten bieten sich in erster Linie die USA und Argentinien an.

Und wie werden sich Öl, Gold, Silber, Platin und Palladium in diesen spannenden Zeiten entwickeln? Konsens der Referenten: Der Ölpreis müsste vor dem nächsten Aufschwung erst einmal konsolidieren, auch wenn das Bombardement der Atomanlagen im Iran durch die USA nur eine Frage der Zeit ist und der Ölpreis dadurch vorübergehend nochmals einen neuen Gipfel erklimmen könnte. Konsens auch: Gold und Silber steigen weiter. Die Unterbrechung des Anstiegs aufgrund möglicher Verkäufe des Internationalen Währungsfonds (Entscheidung im April) dürfte nur von kurzer Dauer sein. Denn die asiatischen Zentralbanken werden ihre überwiegend in Dollar gehaltenen Devisenreserven aus Sicherheitsgründen diversifizieren; dafür bietet sich neben dem Euro in erster Linie Gold an. Und die privaten Anleger der westlichen Länder sind in Gold - wie auch in Silber - krass unterinvestiert, haben hier also enormen Nachholbedarf. Preisziele nach oben anzugeben, erscheint zurzeit unseriös, weil der große, nahezu hundertprozentig wahrscheinliche Preisschub über 1000 Dollar je Unze Gold eine neue spekulative Phase einleiten wird, in deren Verlauf auch 5000 Dollar möglich sind. Ähnliches dürfte für Silberpreise ab 20 Dollar je Unze gelten, wobei Silber weiter viel kräftiger schwanken wird als Gold. Weniger rosig erscheinen dagegen die Aussichten für Platin. Und was Palladium betrifft, gibt es einen Dissens: Während Bandulet vor hohem Angebot warnt, meint Weinberg: "Palladium hat sehr gute Aussichten."

Aus der Fülle der Tipps und Warnungen des G&M-Seminars hier erst einmal der zweite Teil: Finger weg vom Dollar, der in den nächsten Jahren mit Unterbrechungen 1,80 im Verhältnis zum Euro anpeilen dürfte, Finger weg ferner von britischen und vor allem US-Immobilien, später auch von den ab 2006 drohenden deutschen Real Estate Investment Trusts (Reits), vom Großteil der Zertifikate (vor allem Hebelzertifikate) und von allen Optionsscheinen. Bandulet: "Von etwa 50 000 Zertifikaten sind 95% Quatsch." Während Borgsmüller für die nächsten zwei bis drei Jahre auf Deflation setzt und - neben Gold, das bisher auch in Deflationsphasen seine Anlagequalität bewiesen hat - Bundesanleihen empfiehlt, setzen die anderen Experten eher auf Stagflation, also Stagnation mit Inflation. Diese sieht Borgsmüller erst in zwei bis drei Jahren kommen - also alles nur eine Frage der Zeit. Und nun zu den aktuellen Tipps: Geld und Silber in physischer Form (Barren, Anlagemünzen) und aus dem bunten Strauß der vielen interessanten Aktien Newmont, Gold Fields, Highland Gold, Yamana, Bendigo, Almaden, Cardero (Gold, zum Teil auch andere Metalle), Norilsk Nickel (fast alle Nichteisen- und Edelmetalle), Zincox (Zinkverarbeitung), Agrium, Yara und Cresud (Düngemittel, Agrarwirtschaft).


© Manfred Gburek




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