Blut in den Straßen, überall
31.12.2008 | Clif Droke
Der Bärenmarkt geht zu Ende und ein neuer zyklischer Bullenmarkt beginnt, da der 6-Jahre-Zyklus seine Talsohle erreicht hat. Dennoch sehen wir die Spätfolgen der diesjährigen, seismischen Volatilität - und das fast täglich. Auch wenn das Tief am Aktienmarkt mit großer Sicherheit schon hinter uns liegt und der 6-Jahre-Zyklus sich nun auch positiv auswirken wird, so haben doch in den vergangenen Monaten immer mehr Anleger aufgrund der emotionalen Zerrüttung, der sie ausgesetzt waren, kapituliert.
Der Pessimismus der Investoren kommt nicht überraschend, da auch weiterhin schlechte Nachrichten die Newsticker dominieren. Die Arbeitslosenrate für den Monat November kletterte auf 6,7%. Die Zahl neuer Arbeitsloser musste im Oktober von 320.000 auf 240.000 korrigiert werden - die Septemberzahlen wurden auf 403.000 korrigiert, nachdem sie zuvor mit 284.000 beziffert wurden. Zudem wurde angekündigt, dass jetzt so und so viele Prozent aller Eigenheime gerichtlich zwangsvollstreckt werden, währenddessen die Immobilienverkäufe und Immobilienpreise weiterhin fallen.
Als wäre das schon nicht genug, um auch dem Letzten einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen: Hier kommen die neusten Überschriften, die die weitverbreitete Angst bestätigen, die gerade überall verspürt wird.
"Universitäten müssen Gürtel enger schnallen"
"Superreiche treten kürzer bei Luxusgütern"
"Gouverneur von New York drängt auf Einsparungen"
"KKR verzögert Börsengang in New York - Private Equity vor harten Zeiten"
"Autoverkäufe so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr"
"Auch Sportindustrie bekommt Folgen der Kreditkrise zu spüren"
"Preise für weiße Trüffel fallen - Großkäufer meiden Auktionen"
"Berühmtes Portrait bleibt unversteigert"
"Chef von Merrill Lynch: Es ist wie in den 1930ern."
...Und der Opa unter den Überschriften zeigt mir, dass das Schlimmste hinter uns liegt:
"Greenspan gibt zu: Ich habe Fehler gemacht."
Sagen wir wie es ist: Das sind Überschriften, die man so nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Selbst nach einer großen Marktkorrektur, wie die, die wir vor 10 Jahren hatten, werden Sie solche Überschriften nicht lesen. Hier handelt es sich um Stimmungen, wie sie vielleicht nur einmal alle 30-40 Jahre aufkommen; sie sind wirklich sehr selten. Könnte die Psychologie noch schlechter werden als jetzt?
Hier ist ein weiterer nonkonformistischer Indikator, den Sie selten zu sehen bekommen. Einem Newsweek-Artikel von 1. Dezember zufolge gibt es in den USA einen größer werdenden Markt für lokale Währungen. Das stimmt. Einige Regionen haben es selbst in die Hand genommen, mit der Geldknappheit umzugehen, indem sie ihre eigenen Währungen drucken - was, wie sich herausgestellt hat, legal ist, solange dabei einige Regeln befolgt werden. Laut Newsweek erlebten während der Großen Depression dutzende Lokalwährungen ihre Blütezeit, aber ihre Rückkehr nach dem Credit Crunch hat den lokalen Händlern geschadet. Für mich ist das ein weiterer Indikator, dass die Talsohle erreicht ist.
Um Ihnen eine Vorstellung vom Ausmaß der Kapitulation zu geben: Vor ein paar Wochen wurden am Markt die seit Jahren zweithöchsten TRIN-Schlusswerte ermittelt. (TRIN kennt man auch unter dem Namen ARMS Index und ist ein Maß für Verkaufs- und Kaufdruck, bei dem zunehmende und abnehmende Volumina mit zunehmenden und abnehmenden Aktienpreisen verglichen werden.) Der höchste Schlussstand wurde am 27. Februar 2007 bei 14,26 erreicht. Das war die "Greenspan-Panik", als der Aktienmarkt einen riesigen, eintägigen Einbruch hinnehmen musste, als Reaktion auf die bärischen Kommentare des ehemaligen Notenbankchefs zum Kreditmarkt. Natürlich war dieser Tag schon die Spitze der Panik und der Aktienmarkt erreichte schon kurz darauf sein Tief und setzte dann seinen Aufwärtstrend fort.
Dieses Mal lag der TRIN-Wert mit 10,18 historisch betrachtet extrem hoch - und das auch in Anbetracht der in diesem Jahr häufigen Panikverkäufe sowie der Hypervolatilität. Ist es möglich, dass der Rückgang in den großen Indizes vom 1. Dezember die letzte Stufe im Kapitulationsprozess sein sollte? Ich neige in der Tat dazu, zu glauben, dass dies das Zeichen ultimativer Kapitulation gewesen ist.
Die diesjährige Volatilität war größtenteils den sich überschneidenden Strömungen geschuldet - bei denen der 12-Jahre-Zyklus seine Spitze erreichte und der 6-Jahre-Zyklus seine Talsohle. Jetzt, da der 12-Jahre-Zyklus seinen Schaden angerichtet hat, gewinnt der neuentstehende, positive 6-Jahre-Zyklus an Kraft und wird dominant. Der 6-Jahre-Kress-Zyklus ist ein kraftvoller Zyklus und darf nicht unterschätzt werden. Der vorhergehende 6-Jahre-Zyklus beendete den Bärenmarkt im Oktober 2002 und der Bärenmarkt 2008 wurde ebenfalls von der Talsohle des 6-Jahre-Zyklus zerstört.
Der heftigen Reaktion der US-Notenbank - der Bereitstellung von Liquidität für einen ausgetrockneten Geldmarkt - wird nun schließlich auch etwas Erfolg zuteil, und in den kommenden Wochen und Monaten müsste das auch die Mehrheit der Marktteilnehmer erkennen. Ian Scott, ein Analyst für Nomura, sagte: "Man kann sich kaum eine entschiedenere Antwort seitens der Politik vorstellen, als die, die wir erlebt haben, und es gibt schon die ersten, zögerlichen Anzeichen darauf, dass sie Wirkung zeigt." Er sagte zudem: "Auch wenn es immer theoretisch möglich ist, eine ökonomisches Szenario zu erfinden, das die aktuellen Preise rechtfertigen würde, so würde das jetzt benötigte Szenario politische Versäumnisse voraussetzten, wie man sie dahingehend seit den 1930er Jahren nicht mehr gesehen hat."
Ich würde mit diesen Stimmungen übereinstimmen, und ich glaube nicht, dass wir im Jahr 2009 ein Scheitern der Bailout-Anstrengungen erleben werden. Die Überschriften und die verschiedenen anderen Stimmungsindikatoren deuten stark darauf hin, dass es die Gemetzel gegeben hat und "blood in the streets" klebt... und wir alle wissen, was das zu bedeuten hat. Die Aktienpreise wurden auf verrückt überverkaufte Niveaus gedrückt. Und es nicht ungewöhnlich, dass es zu einer Markterholung von bis zu 50% in den Monaten nach einem Bärenmarkt kommt - gerade bei der Durchschlagkraft, die wir dieses Jahr gehabt haben.
© Clif Droke
www.clifdroke.com
Der Artikel wurde am 17.12.08 auf www.clifdroke.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Der Pessimismus der Investoren kommt nicht überraschend, da auch weiterhin schlechte Nachrichten die Newsticker dominieren. Die Arbeitslosenrate für den Monat November kletterte auf 6,7%. Die Zahl neuer Arbeitsloser musste im Oktober von 320.000 auf 240.000 korrigiert werden - die Septemberzahlen wurden auf 403.000 korrigiert, nachdem sie zuvor mit 284.000 beziffert wurden. Zudem wurde angekündigt, dass jetzt so und so viele Prozent aller Eigenheime gerichtlich zwangsvollstreckt werden, währenddessen die Immobilienverkäufe und Immobilienpreise weiterhin fallen.
Als wäre das schon nicht genug, um auch dem Letzten einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen: Hier kommen die neusten Überschriften, die die weitverbreitete Angst bestätigen, die gerade überall verspürt wird.
"Universitäten müssen Gürtel enger schnallen"
"Superreiche treten kürzer bei Luxusgütern"
"Gouverneur von New York drängt auf Einsparungen"
"KKR verzögert Börsengang in New York - Private Equity vor harten Zeiten"
"Autoverkäufe so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr"
"Auch Sportindustrie bekommt Folgen der Kreditkrise zu spüren"
"Preise für weiße Trüffel fallen - Großkäufer meiden Auktionen"
"Berühmtes Portrait bleibt unversteigert"
"Chef von Merrill Lynch: Es ist wie in den 1930ern."
...Und der Opa unter den Überschriften zeigt mir, dass das Schlimmste hinter uns liegt:
"Greenspan gibt zu: Ich habe Fehler gemacht."
Sagen wir wie es ist: Das sind Überschriften, die man so nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Selbst nach einer großen Marktkorrektur, wie die, die wir vor 10 Jahren hatten, werden Sie solche Überschriften nicht lesen. Hier handelt es sich um Stimmungen, wie sie vielleicht nur einmal alle 30-40 Jahre aufkommen; sie sind wirklich sehr selten. Könnte die Psychologie noch schlechter werden als jetzt?
Hier ist ein weiterer nonkonformistischer Indikator, den Sie selten zu sehen bekommen. Einem Newsweek-Artikel von 1. Dezember zufolge gibt es in den USA einen größer werdenden Markt für lokale Währungen. Das stimmt. Einige Regionen haben es selbst in die Hand genommen, mit der Geldknappheit umzugehen, indem sie ihre eigenen Währungen drucken - was, wie sich herausgestellt hat, legal ist, solange dabei einige Regeln befolgt werden. Laut Newsweek erlebten während der Großen Depression dutzende Lokalwährungen ihre Blütezeit, aber ihre Rückkehr nach dem Credit Crunch hat den lokalen Händlern geschadet. Für mich ist das ein weiterer Indikator, dass die Talsohle erreicht ist.
Um Ihnen eine Vorstellung vom Ausmaß der Kapitulation zu geben: Vor ein paar Wochen wurden am Markt die seit Jahren zweithöchsten TRIN-Schlusswerte ermittelt. (TRIN kennt man auch unter dem Namen ARMS Index und ist ein Maß für Verkaufs- und Kaufdruck, bei dem zunehmende und abnehmende Volumina mit zunehmenden und abnehmenden Aktienpreisen verglichen werden.) Der höchste Schlussstand wurde am 27. Februar 2007 bei 14,26 erreicht. Das war die "Greenspan-Panik", als der Aktienmarkt einen riesigen, eintägigen Einbruch hinnehmen musste, als Reaktion auf die bärischen Kommentare des ehemaligen Notenbankchefs zum Kreditmarkt. Natürlich war dieser Tag schon die Spitze der Panik und der Aktienmarkt erreichte schon kurz darauf sein Tief und setzte dann seinen Aufwärtstrend fort.
Dieses Mal lag der TRIN-Wert mit 10,18 historisch betrachtet extrem hoch - und das auch in Anbetracht der in diesem Jahr häufigen Panikverkäufe sowie der Hypervolatilität. Ist es möglich, dass der Rückgang in den großen Indizes vom 1. Dezember die letzte Stufe im Kapitulationsprozess sein sollte? Ich neige in der Tat dazu, zu glauben, dass dies das Zeichen ultimativer Kapitulation gewesen ist.
Die diesjährige Volatilität war größtenteils den sich überschneidenden Strömungen geschuldet - bei denen der 12-Jahre-Zyklus seine Spitze erreichte und der 6-Jahre-Zyklus seine Talsohle. Jetzt, da der 12-Jahre-Zyklus seinen Schaden angerichtet hat, gewinnt der neuentstehende, positive 6-Jahre-Zyklus an Kraft und wird dominant. Der 6-Jahre-Kress-Zyklus ist ein kraftvoller Zyklus und darf nicht unterschätzt werden. Der vorhergehende 6-Jahre-Zyklus beendete den Bärenmarkt im Oktober 2002 und der Bärenmarkt 2008 wurde ebenfalls von der Talsohle des 6-Jahre-Zyklus zerstört.
Der heftigen Reaktion der US-Notenbank - der Bereitstellung von Liquidität für einen ausgetrockneten Geldmarkt - wird nun schließlich auch etwas Erfolg zuteil, und in den kommenden Wochen und Monaten müsste das auch die Mehrheit der Marktteilnehmer erkennen. Ian Scott, ein Analyst für Nomura, sagte: "Man kann sich kaum eine entschiedenere Antwort seitens der Politik vorstellen, als die, die wir erlebt haben, und es gibt schon die ersten, zögerlichen Anzeichen darauf, dass sie Wirkung zeigt." Er sagte zudem: "Auch wenn es immer theoretisch möglich ist, eine ökonomisches Szenario zu erfinden, das die aktuellen Preise rechtfertigen würde, so würde das jetzt benötigte Szenario politische Versäumnisse voraussetzten, wie man sie dahingehend seit den 1930er Jahren nicht mehr gesehen hat."
Ich würde mit diesen Stimmungen übereinstimmen, und ich glaube nicht, dass wir im Jahr 2009 ein Scheitern der Bailout-Anstrengungen erleben werden. Die Überschriften und die verschiedenen anderen Stimmungsindikatoren deuten stark darauf hin, dass es die Gemetzel gegeben hat und "blood in the streets" klebt... und wir alle wissen, was das zu bedeuten hat. Die Aktienpreise wurden auf verrückt überverkaufte Niveaus gedrückt. Und es nicht ungewöhnlich, dass es zu einer Markterholung von bis zu 50% in den Monaten nach einem Bärenmarkt kommt - gerade bei der Durchschlagkraft, die wir dieses Jahr gehabt haben.
© Clif Droke
www.clifdroke.com
Der Artikel wurde am 17.12.08 auf www.clifdroke.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.