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"Ich habe kein Geld verloren."

29.12.2008  |  Prof. Dr. Max Otte
Vor einigen Wochen saß ich bei einer Fernsehsendung des ORF neben Hannes Androsch, dem früheren Österreichischen Finanzminister. Mit Anfang 30 schon im Amt, war er lange das Wunderkind der österreichischen Politik, bevor er über eine Finanzaffäre stolperte. Heute ist er als erfolgreicher Unternehmer und Investor tätig. Die Moderatorin fragte Ihn: "Aber Sie haben doch sicher auch viel Geld in der Krise verloren." Darauf Androsch: "Ich. Ich habe kein Geld verloren. Sicher bin ich in vielen Aktien und Unternehmen investiert. Aber das sind nur Papiere. Die stehen mal höher und mal tiefer." Soviel Gelassenheit wünsche ich Ihnen auch.

2008 wird uns eine Weile im Gedächtnis haften bleiben. Aber eher früher als später werden die Eindrücke des schlimmsten Börsenjahrs seit 1931 wieder von neuen Eindrücken überlagert werden. Das menschliche Erinnerungsvermögen ist gerade, was Finanzen anbelangt, sehr begrenzt.

Ich habe an dieser Stelle schon mehrfach geschrieben, dass es im Rückblick vielleicht falsch war, im Frühjahr 2007 nicht aus Aktien herauszugehen. Damals standen die Zeichen für die Bewertung des Aktienmarkts noch nicht eindeutig auf Verkauf, sonst hätten wir dazu geraten.

Aber eine Investmentstrategie besteht ja immer aus vielen Entscheidungen und nicht nur aus der einen, über die man sich derzeit besonders freut oder ärgert. Seit 2007 haben wir zunehmend von Energiewerten und Banken abgeraten und wir haben Ihnen Gold als Versicherung empfohlen.

Wenn ein Ausstieg 2007 fundamental vielleicht gerechtfertigt gewesen wäre, so war nach dem März 2008, als die dritte Welle von Kurseinbrüchen erfolgte (die erste im Sommer 2007, die zweite im Januar 2008), fundamental schon wieder deutlich ein Einstieg gerechtfertigt. Im April 2008 waren Aktien schon ziemlich billig. Nach der heißen Phase der Finanzkrise vom Herbst 2008 ist nun das Vertrauen auf dem Tiefpunkt, die Aktienkurse ebenfalls, und ich habe in letzter Zeit sehr deutlich zum Einstieg geraten.

In jeder Situation mit Ausnahme einer wirklich großen Weltwirtschaftskrise werden Sie bei diesen Einstiegskursen mit Aktien viel Geld verdienen. Allerdings kann ich die große Krise nicht ganz ausschließen, obwohl die Notenbanken und Regierungen alles tun, um gegenzusteuern. Überlegen Sie sich also, was passieren würde, wenn die große Krise doch eintritt. Behalten Sie ihren Goldvorrat. Wenn die Notenbanken aber Erfolg haben, gibt es Inflation - und Festgeld oder Anleihen sind eine schlechte Anlage.

Das Jahr 2008 hat uns - und vielleicht den Neuen unter Ihnen - gezeigt, wie schwer die Kapitalanlage ist. Obwohl ich die Finanzkrise zielgenau vorausgesagt habe, hängt eine Gesamtstrategie natürlich von mehr als von einer Vorhersage ab. Wenn ich Ihnen 2007 ausschließlich Festgeld und Gold empfohlen hätte, hätte es ja sein können, dass die Banken NICHT gerettet worden wären und Sie ihr ganzes Geld verloren hätten. Wir sehen oft immer nur das, was eingetreten ist. Richtig ist es aber, sich in die Entscheidungssituation zum entsprechenden Zeitpunkt (ohne das heutige Wissen) hineinzuversetzen!

Und die Entscheidungssituation heute ist nicht ganz klar. Die weltweite Rezession ist sicher - selbst dann sind Aktien billig. Aber die Weltwirtschaftskrise ist nicht ganz ausgeschlossen. Also: anlegen für eine scharfe Rezession mit folgender Inflation und zugleich absichern für die große Krise.

Wenn wir es gemeinsam schaffen, die größten Fehler zu vermeiden (das ist schon sehr, sehr viel!), eine vernünftige Mischung des Vermögens aufzubauen - und da gehören für mich derzeit viel Aktien und etwas Gold hinein - dürften wir viel, viel besser dastehen als die meisten Menschen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute für 2009, Gesundheit, Glück und Erfolg!


© Prof. Dr. Max Otte



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