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Wert und Bewertung von Aktien

10.10.1999  |  Reinhard Deutsch
Es ist vielleicht ganz nützlich, der brillianten Abhandlung von Vronsky "Aktien sind derzeit überbewertet", noch ein paar Überlegungen zu Wert und Bewertung anzufügen. Man sollte zwischen Wert, Preis und Bewertung unterscheiden.


Der Wert

Wert ist immer subjektiv. Es gibt nicht so etwas wie einen objektiven Wert. Nur Menschen können einer Sache oder Aktie einen Wert beimessen. Ohne Menschen gibt es keinen Wert. Daraus folgt, dass derselbe Gegenstand oder dieselbe Aktie für jeden Menschen einen anderen Wert hat, denn in die subjektive Bewertung fliessen alle Eigenschaften des jeweiligen Bewerters ein.

Optimismus und Pessimismus, Angst und Freude, Erziehung, geschichtliche Erfahrung, finanzieller Hintergrund, Religion, Ehrgeiz und was nicht alles. Wenn ich gerne Coca Cola trinke, werde ich die Aktie subjektiv anders bewerten und vielleicht eher kaufen, als wenn ich das Zeug verabscheue. Panik und Euphorie kommen durch diese subjektive Bewertung an die Börse.


Der Preis

Die Preisfindung an der Börse setzt geradezu voraus, dass es unzählige subjektive Werte gibt. Der eine will die Aktie für 80 Dollar los werden, weil der Friseur gesagt hat, es kommt ein Crash, der andere will die Aktie kaufen, weil sie schon einmal bei 160 gestanden hat und der Dritte will verkaufen, weil eine Linie durchbrochen wurde.

Aus dieser Fülle von subjektiven Bewertungen sucht der Makler den Wert heraus, bei dem sich die meisten treffen und das ist der Tagespreis. Je nach Stimmungslage würde dieser Preis ziemlich wild schwanken, wenn es nicht noch so etwas wie eine Bewertung gäbe, nämlich den Prozess von dem Vronsky spricht, der eine Verbindung zu allen anderen Finanzwerten herstellt.


Die Bewertung

Bei der Bewertung geht es darum, einen bestimmten Gegenstand oder eine Aktie mit Alternativen zu vergleichen. Um verschiedene Dinge oder Aktien miteinander vergleichen zu können, brauche ich einen Maßstab, an dem ich messe, um dann sagen zu können, dies ist länger, dies ist kürzer.

Der Vergleichsmaßstab bei Aktien oder Finanzwerten ist der zukünftige Zahlungsstrom, inklusive Rückzahlung oder Verkaufserlös, der aus der Anlage fliesst. Natürlich müssen die Zahlungsströme unter allen möglichen Gesichtspunkten vergleichbar gemacht werden, wie Risiko, Anlagedauer, Chancen und Entwicklungen etc. und da sich das alles auch noch auf die Zukunft beziehen soll, handelt es sich um einen ziemlich mühsamen Prozess.

Die meisten versuchen sich um diesen Prozess zu drücken mit Charts, Tips und Wellentheorien, d.h. sie schauen, was die Anderen machen, um es möglichst schnell nachzumachen oder auch das Gegenteil. Dadurch können sich Aktienpreise ziemlich weit von dem Preis entfernen, der ihnen im Bezug auf mögliche Alternativen eigentlich zukommt.

Früher oder später merken aber doch einige, dass es Unsinn ist, 5 Dollar für einen Ziegelstein zu bezahlen, den man auch für 1 Dollar kaufen kann (Buchwert pro Aktie) oder für einen gleichartigen Zahlungsstrom das Doppelte zu bezahlen (PER), oder bei gleichartigen Investments den dünnsten Zahlungsstrom auszuwählen (Dividendenrendite), und dann werden sich die Aktienpreise doch wieder den traditionellen Bewertungskriterien annähern Bewertung heisst also einfach, zukünftige, alternative Zahlungsströme miteinander zu vergleichen.

Im Vergleich zu den möglichen Alternativen sind Aktien derzeit teuer, d.h. überbewertet - vorausgesetzt, es ist nicht irgendwo ein Fehler in der Rechnung.


© Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch (1997)



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