Wohin der Staatskapitalismus führt
11.01.2009 | Manfred Gburek
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Ein wahrlich ernüchterndes Fazit. Und nun? Immer weiter, immer weiter, würde die Torwartlegende Oliver Kahn antworten. Aber wohin? Ganz einfach: in den Staatskapitalismus, die Commerzbank macht es ja gerade vor. Sie wird kein Einzelfall bleiben, ebenso wie seinerzeit die IKB, die - trotz der damals gegenteiligen Behauptung von Deutsche Bank-Boss Ackermann - längst kein Einzelfall war, sondern einer von vielen maroden Teilen des Bankensystems. Und weil dieses in den meisten Ländern marode ist, wird der Staatskapitalismus fast überall eine Wiedergeburt erfahren, auch in den eher privatkapitalistischen USA.
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Angenommen, es wird nicht so schlimm, stellt sich trotzdem schon die nächste Frage: Führt der zu erwartende Einfluss des Bundes auf die Commerzbank, weil der Bund trotz der geplanten Beteiligung von nur 25% (zuzüglich einer Aktie) das Sagen haben dürfte, nicht zu einer unerträglichen Wettbewerbsverzerrung? Natürlich. Und wäre es dann nicht opportun, wenn sich alle Banken einschließlich der Deutschen (die Sparkassen sowieso) unter staatliche Obhut begäben? Es müsste ja nicht gleich zu einer Staatsbeteiligung kommen, die sich im Fall der Deutschen Bank ohnehin erübrigt.
Wahrscheinlich fragen Sie sich nun, was das alles für Sie bedeuten könnte. Vor allem für potenzielle Kreditnehmer nichts Gutes, denn hier wird über kurz oder lang eine Art staatlich sanktioniertes Oligopol entstehen, dessen Konditionen sich auch die meisten Außenseiter im Bankgeschäft anpassen werden. Bis es so weit sein wird, dürfte viel Zeit vergehen, in der aufgrund der ungewohnten neuen Umstände in großen Teilen des Geldgewerbes erst einmal Unsicherheit vorherrschen wird. Falls Sie keinen Kredit benötigen und bei Ihrer Bank oder Sparkasse eher Geldanlagen tätigen wollen, sind Sie wenigstens nicht dem Diktat Ihres Instituts ausgesetzt. Nutzen Sie diese Freiheit, indem Sie autonom entscheiden, ohne auf irgendeine Anlageempfehlung von Banken- oder Sparkassenseite zu hören. Und falls Ihnen mein hier gegebener Rat immer noch nicht einleuchten will, lassen Sie am besten Revue passieren, ob Ihnen Ihr Institut seit 2007 auch nur ein einziges Mal "Horten Sie Liquidität" oder "Verkaufen Sie Ihre Aktien und Aktienfonds" empfohlen hat.
© Manfred Gburek
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Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).