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Preisdifferenz führt zum Goldpreisboom

16.01.2009  |  John Browne
Die meisten betrachten den New Yorker Kassapreis als akkuraten Indikator des wahren Preisgefüges. Dennoch kaufen Anleger jetzt physisches, "verarbeitetes" Gold, und sie zahlen Aufschläge zwischen 20 $ und 30 $ pro Unze. Immer wenn es in der Vergangenheit zu solchen Preisdifferenzen kam, stand ein großer Anstieg der Goldpreise bevor.

Im 20. Jahrhundert widersetzte sich Gold über sehr lange Zeit hinweg weltweit den staatlichen Initiativen, die auf eine Preisbegrenzung des Metalls ausgerichtet waren. Die aktuellen Aufschläge zeugen möglicherweise von einer Neuauflage dieser Strategien.

1934 wertete Präsident Roosevelt den US-Dollar um ca. 75% ab, indem er den offiziellen Goldpreis von 20 $ auf 35 $ pro Unze anhob. Das öffnete der ersten großen Inflationswelle des 20. Jahrhunderts Tür und Tor. Nach dem 2. Weltkrieg hielten die Regierungen der Nationalstaaten - hier ganz besonders das US-Finanzministerium - den Großteil des Goldes der freien Welt. Man hielt den offiziellen Preis von 35 $ aufrecht - ein mehr oder weniger offizielles Diktat.

In den 1960ern entwickelte sich nach und nach dennoch ein "freier" Markt, wo Gold mit Aufschlägen auf den offiziellen Preis gehandelt wurde. Als Antwort darauf wurde der London Gold Pool eingeführt - eine Art Gentlemen"s Agreement der Bank von England und der Notenbank von New York. Dieses Abkommen sollte den sogenannten "Freimarktpreis" für Gold "auf einem angemesseneren Niveau halten" […] "um unnötige und störende Preisfluktuationen zu vermeiden", die das "öffentliche Vertrauen in die existierende geldpolitische Struktur" aushöhlen würden. Das Abkommen bestand bis 1968. Danach wurde der Preis ausschließlich über den freien Markt geregelt.

Als die inflationäre Finanzierung des Vietnamkriegs nach und nach in die internationale Wirtschaft einsickerte, begannen private Investoren und Nationen mit Handelsüberschüssen, Gold zu kaufen, um ihre Vermögen abzusichern. Der "Freimarktpreis" stieg steil über 35 $ pro Unze. Weit davon entfernt, die Nachfrage nach Gold zu bremsen (so wie es viele angesehene Keynesianer vorhergesagt hatten), führte dieser freie Markt zu einer steigenden Goldnachfrage.

Überschussnationen forderten vom amerikanischen Finanzministerium Gold zum offiziellen Preis. Als es zu einem ersthaften Ansturm auf die nationalen Goldreserven kam, schaffte Präsident Nixon die Bindung des US-Dollars an Gold im August 1971 ab. Dies entfesselte eine internationale Welle gegenseitiger Währungsabwertungen und eine zweite große Inflation im 20. Jahrhundert. In der Folge wurde der US-Dollar weiter entwertet, um ca. 20%, und Gold wurde offiziell auf 42 $ pro Unze aufgewertet.

Die Zentralbanken, angeführt von Amerika, unternahmen jedoch über den IWF den entschiedenen Versuch, Gold zu "demonetisieren". Die Zentralbanken erklärten sich bereit, ihre Wechselkurse nicht an Gold zu binden. Sie erklärten sich ebenfalls "freiwillig" bereit, ihre Verpflichtung, Transaktionen untereinander zum offiziellen Preis durchzuführen, aufzugeben.

Zusätzlich wurde der IWF davon überzeugt, an die 153 Millionen Unzen Gold an den Markt und an kleinere Nationen zu "verteilen". Das hatte allerdings den umgekehrten Effekt, da das Interesse am Goldbesitz stark stieg.

Ein sogar noch stärkerer "freier" Markt setzte sich neben den offiziellen Preisen durch. Als die Inflation stieg, stieg auch Gold. In den frühen 1980er Jahren erreichte der Freimarktpreis 850 $ pro Unze, während der offizielle Preis weiterhin bei 42 $ pro Unze lag.

1999 führte das Central Bank Gold Agreement, CBGA (auch bekannt als das Washington Gold Agreement), dazu, dass die Goldverkäufe der Zentralbanken über den IWF koordiniert wurden. Dieses Abkommen war ganz klar auf Preisdrückung ausgelegt und die Meinung ist weit verbreitet, dass die IWF-Verkäufe zeitlich so vorgenommen wurden, dass die Volatilität des Freimarktpreises deutlich verstärkt wurde, um somit den gefühlten Wert von Gold als "Wertaufbewahrungsmittel" zu zerstören. Das CBGA wurde am 27. September 2004 erneuert und auf fünf weitere Jahre ausgedehnt.

Vor nicht allzu langer Zeit mussten Markthändler aber zunehmend feststellen, dass eine verdeckte offizielle "Duldung" umfangreicher Short-Positionen, die von großen "Bullion"-Banken etabliert wurden, besteht. Die Wetten sind darauf ausgerichtet, den Freimarktpreis des Goldes nach unten zu drücken.

Unter den Mainstream-Investoren wurde Gold als Anlage stets verachtet. Viele respektierte Analysten waren sogar der Meinung, dass der Reiz des Goldes ausschließlich auf Wahrnehmung gründe und dass das Metall keinen intrinsischen Wert habe. Und trotzdem brachte Gold (in US-Dollar gerechnet) im Jahr 2008 5,8% Gewinn, der dem 31,4%igen Gewinn des Jahres 2007 folgte. Bisher brachte Gold im 21. Jahrhundert einen durchschnittlichen Jahresgewinn von rund 16,3%.

Trotz der mächtigen Anstrengungen der Regierungen, die Rolle des Goldes in geldpolitischen Angelegenheiten auszulöschen, ist der Freimarktpreis stetig gestiegen. Heutzutage, auch wenn die Möglichkeit einer globalen Depression bremsende Wirkung hat, könnte die Existenz der Aufschläge "auf den Marktpreis" auf kommende Gefahren für die Glaubwürdigkeit der Papierwährungen hindeuten, auf eine große Abwertung des US-Dollars und auf einen starken Anstieg des Goldpreises in den kommenden Monaten.


© John Browne
Senior Market Strategist

Der Artikel wurde am 14.01.09 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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