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Auf Deflation folgt Inflation

01.02.2009  |  Manfred Gburek
"Das war ein Volltreffer", bescheinigt mir ein Leser aus Anlass der vorwöchigen Ursachenforschung zum Gold- und Silberpreisanstieg, nachdem Dollar und Gold gleichzeitig gegen Euro zugelegt hatten (was sich in der abgelaufenen Woche bekanntlich fortsetzte). Andere Leser reagieren ähnlich; die meisten von ihnen sind begierig, noch weitere Ursachen zu erfahren. Weil es solche natürlich gibt, weil manche sogar gravierend sind und alle zusammen ein extrem komplexes Gebilde ergeben, werde ich den Leserwünschen heute und in Zukunft gern nachkommen.

Aus aktuellem Anlass hier zuerst die gute Nachricht: Wer meinen nachhaltigen Empfehlungen zum Kauf von Gold, Silber und Edelmetallaktien gefolgt ist (z.B. "Kaufen, kaufen, kaufen!" am 12. Dezember), wird an diesen Engagements noch lange sehr viel Freude haben. Nun die schlechte Nachricht: Einer der Auslöser der jetzt beginnenden neuen Edelmetallhausse ist die Finanzkrise, die weiter ihre Opfer fordern wird. Wie ernst es um sie bestellt ist, belegen die Notoperationen der US-Notenbank Fed, der nichts anderes mehr einfällt, als die Krise mit unvorstellbaren Geldmengen zu bekämpfen, Geld, das sie aus dem Nichts schöpft. . Das Ergebnis von guter und schlechter Nachricht lässt sich grob wie folgt zusammenfassen:

Preise sind das Resultat von Geldmenge mal Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, dividiert durch die Gütermenge. Dabei geht es um alle möglichen Preise, etwa für Konsumgüter, Wertpapiere, Immobilien, Edelmetalle u.a. Sie entstehen in einem recht langwierigen Prozess, wobei die Massenpsychologie, beispielsweise in Bezug auf Preiserwartungen, eine große Rolle spielt. Zurzeit gehen solche Erwartungen, wenn man Fed-Chef Bernanke beim Wort nehmen würde, in Richtung Deflation. Die muss nun nach dem offiziellen amerikanischen Credo um jeden Preis bekämpft werden, auch um den Preis einer drohenden hohen Inflation. Diese kann als Preisanstieg für Brot und Milch oder als Mieterhöhung, aber auch als Höherbewertung von Immobilien, Aktien oder Edelmetallen daherkommen, wobei man in den drei zuletzt genannten Fällen von Asset Inflation spricht.

Vorläufiges Fazit: Auf Deflation - oder besser: auf die von Bernanke und seinen Mitstreitern der Öffentlichkeit eingeredete sog. Deflation - wird Inflation folgen, weil die Geldmenge inzwischen derart aufgebläht ist, dass es womöglich nur eines einzigen entscheidenden Anstoßes bedarf, um sie in der Güterwirtschaft virulent werden zu lassen. Zur der in diesem Sinn verstandenen Deflationsbekämpfung wird die Fed nicht allein beitragen, sondern die anderen Notenbanken einbeziehen. Und die Regierungen werden diese Entwicklung mithilfe von Konjunkturprogrammen weiter flankieren. Die US-Regierung ist mit ihrer intensiven Arbeit an der Gründung einer sog. Bad Bank (Abladeplatz für Kreditmüll) schon weit fortgeschritten. Derweil streitet man sich in Deutschland - ebenso wie europaweit - immer noch über die Modalitäten einer solchen großen Müllhalde - oder besser: mehrerer kleiner, von einzelnen Banken in Regie genommener Abladeplätze.

Solange die Geldmengen verpuffen und die Konjunkturprogramme nicht wirken, weil Banken immer weniger Kredite vergeben, kann sich weder die Konjunktur noch die Inflation entfalten. Doch wehe, wenn diese Phase beendet ist, etwa wenn demnächst alle großen Banken verstaatlicht und danach zur Kreditvergabe gezwungen sind! Dann wird wegen der Öffnung der Geldschleusen erst eine weltweite Party losgehen, wie wir sie bisher noch nie erlebt haben: ein kurzer, sehr heftiger, von stark steigenden Aktienkursen vorweggenommener und dann noch ein wenig begleiteter Konjunkturrausch. Aber dessen jähes Ende dürfte gleich danach kommen. Übrig bleiben wird die Inflation, denn das viele Geld wird sich ja nicht mehr stoppen lassen.

Die hier geschilderte Entwicklung könnte schon 2009 eintreten, mehr spricht indes für 2010. Dann dürften Sachwerte unter Führung von Gold und Silber, später unter Einbeziehung von Immobilien, die Liste der favorisierten Anlagen anführen. Bis dahin wird der Staat die Regie so gut wie ganz übernommen haben, d.h. nach der Bankenverstaatlichung auch kräftig in die Realwirtschaft eingreifen. Das Durchpäppeln der Autoindustrie mittels Schrottprämien sowie die Rettungsversuche zugunsten von Schaeffler und Continental bilden erst den Anfang. Diese und andere Aktionen werden Unmengen an Geld verschlingen (was übrigens analog auch für andere Länder gilt, einschließlich USA und China). Geld primär in Form von Staatsanleihen (incl. solchen mit einem gewissen Inflationsschutz), für deren dann exorbitant steigende Zinsen die breite Bevölkerung aufkommen muss: zum Teil über Steuererhöhungen, vor allem aber über die Geldentwertung, sprich Inflation.

Zu den weiteren Konsequenzen, etwa im Hinblick auf die von nun an gefährdeten Lebensversicherungen und Rentenfonds, aber auch zu den derzeit unter Verschluss gehaltenen offenen Immobilienfonds, komme ich in den nächsten Wochen. Da braut sich etwas zusammen. Wem diese Aussage zu pessimistisch ist, kann sich ja nicht nur mit den hoffentlich in großem Umfang eingegangenen Engagements bei Gold, Silber und Edelmetallaktien trösten, sondern auch mit der alten Börsianerweisheit: Jede Krise bedeutet auch eine Chance.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).








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