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Politische Dimension der Goldförderung

04.02.2009  |  Dr. Jürgen Müller
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Die magentafarbene Kurve gibt den mittleren Goldgehalt des geförderten Erzes wieder. Seit ca. 20 Jahren steht dieser bei besagten 5 gr. pro Tonne Erz (um exakt zu sein: Die mathematische Ausgleichsgerade fällt leicht mit einer Rate von - 0,034 Gramm pro Jahr). Die blaue Kurve zeigt die Menge an gefördertem Golderz an. Der aktuelle Wert von ca. 50 Mio. Tonnen Golderz bedeutet einen Abfall von ca. 60% gegenüber dem Hochpunkt aus dem Jahr 1988 mit 124,2 Mio. Tonnen (Quelle der Zahlen: South African Chamber of Mines). Der konstante Goldgehalt des Erzes, multipliziert mit der zurückgehenden Menge des geförderten Erzes, ergibt den drastischen Abfall der Goldförderung in den letzten Jahren. Man sollte also meinen, wenn die Minen "einfach" die Menge des geförderten Erzes wieder erhöhen könnten (trotz Strommangels, trotz AIDS-Problematik, trotz weltweit höchster Kriminalität, trotz Abwanderung der gut ausgebildeten Arbeitskräfte), daß dann folglich auch die Goldförderung wieder steigen könnte. Warum tut sie dies also nicht? Neben den genannten Problemen sind zwei politische Gründe hierfür als Ursachen zu erkennen: a) die Lockerung der Geldausfuhrgesetze seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 und b) die Besteuerung südafrikanischer Minen.

a.) Geldausfuhrgesetze (engl. "currency exchange restriction"): Früher konnten Minen ihre in Südafrika angefallenen Gewinne nicht ins Ausland transferieren, da ein Währungstausch aus dem Rand heraus verboten war. Dies führte dazu, daß sich riesige Konglomerate bildeten, da Minenbetreiber Banken, Brauereien, Weingüter, etc. kauften, um die Gewinne wieder zu investieren. AngloAmerican z.B. stellte aus diesem Grunde zeitweise mehr als 50% der Börsenkapitalisierung der Johannesburger Börse (Quelle: Kambiz Foroohar, Antony Sguazzin: "Anglo´s American", Bloomberg Markets, March 2007, p. 97 - 102). Eine weitere Folge dieser Währungsgesetzte war, daß notgedrungen die Minenproduktion kontinuierlich ausgebaut wurde, da die Gewinne wieder in der Mine re-investiert wurden. Was sollte man auch sonst mit all dem Geld anderes tun? Seit dem Ende der Apartheid wurden diese strikten Währungsgesetze gelockert, sodaß der südafrikanische Goldbergbau heute mit chilenischen Kupferprojekten oder der australischen Kohleförderung konkurieren muß. Wo die größten Renditen zu erwarten sind, fließt das Kapital der Investoren. Der südafrikanische Goldbergbau ist demnach im Augenblick im Sinne der Renditemaximierung nicht wettbewerbsfähig.

b.) Besteuerung: Die Besteuerung von Gewinnen aus dem Goldabbau ist ein weiterer wichtiger Grund, warum die Goldproduktion in Südafrika in den letzten Jahren stark sank. Minen, die eine Umsatzrendite von 5% oder weniger aufweisen, bezahlen keine Steuern (Quelle: South African Chamber of Mines). Aus diesem Grunde werden südafrikanische Minen nahe dem "zero profit grade" betrieben, um der einsetzenden nichtlinearen Besteuerung zu entgehen (Quelle: D.W. Rockerbie: "Gold price and gold production Evidence for South Africa", Resources Policy Vol. 25, 1999, S. 69 - 76). Effektiv gesehen werden so die südafrikanischen Reserven/Ressourcen geschont, die jedoch eh zum größten Teil im derzeitigen Marktumfeld nicht ökonomisch gewonnen werden könnten (zu große Tiefen und zu niedrige Erzgehalte).

Die Politik hat demnach in der Tat gestalterische Instrumente, die Förderung von Gold unabhängig von geologischen Gegenheiten positiv oder negativ zu beeinflussen. Hat ein Staat Interesse an einer geringen Neuförderung, braucht er nicht unbedingt auf das Instrument Verstaatlichung zurückgreifen, sondern kann einfach durch Steuermaßnahmen Einfluß nehmen. Aktionäre von Minengesellschaften sollten sich den folgenden drei Punkten bewusst sein:

a.) Der Trend geht unübersehbar zur Verstaatlichung (Sozialisierung) von "Problemfällen", seien dies Banken in Deutschland, Immobilienfinanzierer in den USA oder Minen in Südamerika (siehe die aktuell zu erwartende Rohstoff-Verstaatlichung in Bolivien nach der Annahme der neuen Verfassung).

b.) Neben der Verstaatlichungskeule haben Politiker auch immer die Möglichkeit, die Minenproduktion durch die Förderung oder Besteuerung der Minenunternehmen zu beeinflussen, siehe das Beispiel Südafrika.

c.) Rolf Nef konstatierte in seinem aktuellen Artikel "Gold und Silber vor der Preisexplosion", daß sich in der Vergangenheit Minenaktien in einer generellen Aktienhausse besser entwickelten, in einer Aktienbaisse jedoch die Metalle selbst besser abgeschnitten haben.


© Jürgen Müller
www.goldsilber.org



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