Suche
 
Folgen Sie uns auf:

US-Schuldner sollten alles auf eine Karte setzen

24.03.2005  |  Redaktion
Während sich die Verschuldung in all ihren heimtückischen Formen zu einem epochalen Höchstwert anhäuft, zwingt Besonnenheit zu der Frage, warum die Geldverleiher immer noch verrückt danach sind, noch mehr unverdiente Dollar in unsere verschwitzten Hände zu geben. Überall gibt es zinslose Kredite für Autos. Immer noch ist es leicht an Hypothekengeld zu kommen, auch noch nach der jüngsten Zinserhöhung. Und jeder, der nicht verstorben ist, oder hinter Gittern sitzt, kann für 3% oder weniger Geld leihen.

Warum machen es uns die Geldverleiher so leicht, uns immer weiter in die Schulden zu treiben? Wissen sie denn nicht, dass es sowohl für die Geldverleiher, als auch für die Kreditnehmer nur schlecht ausgehen kann? Die einfache Antwort lautet: Ihre Gier hat schon vor langer Zeit den gesunden Menschenverstand eingeholt. Da es große Banken und Einzelhändler fast nichts kostet, Mittel für die Verbraucherkredite aufzubringen, und nachdem die Alchemie der Hypotheken-Schulden einen praktisch unbegrenzten Vorrat an verleihbaren Dollars bereitstellt, gibt es doch keinen Grund mehr, nicht auch danach zu greifen. Und man hat danach gegriffen, mit dem lobenswerten Ziel, Marktanteile zu gewinnen, aber auch mit dem grenzenlosen Eifer, der in den vergangen Jahren die Moral und die ethischen Grenzen des Geldleihens hat verschleißen lassen.

Und doch, in legalitischen Sinne, scheinen sich die Geldverleiher rational zu verhalten, wenn auch nicht besonnen. Dank einiger vorsorglicher Maßnahmen, die in der Gesetzesvorlage zum Konkursgesetz verankert sind, die nach achtjährigem Kampf im Kongress jetzt in Kraft tritt. Ich habe die Entstehung dieses Gesetz Schritt für Schritt aufmerksam verfolgt, da dieses Gesetz den einzigen Fall in meinem gesamten erwachsenen Leben darstellt, in dem ich mit solchen Leuten wie Bill Clinton, Ted Kennedy und Charles Schumer, die diese Maßnahme allesamt abgelehnt haben, auf der gleichen Seite des politischen Zauns stehe. Es ist nicht überraschend, dass ein erneutes Aufrollen des Konkursgesetzes, bei den Kreditkartenfirmen, Banken und Einzelhändlern auf enthusiastischen Zuspruch stieß. Es ist auch nicht überraschend, dass das Gesetz unter Clinton fast zum Erliegen kam, befrachtet mit Zusätzen und Änderungsanträgen, die sich beim Komitee anstauten.

Merkwürdigerweise war es ein Proabtreibungsgedanke, der die Verabschiedung des Gesetzes bislang verhindert hat. Bisher gab es einen Änderungsantrag, der es den Kämpfern "für das Leben" erlaubt hätte, Konkursgerichte zu benutzen, um Strafgebühren die wegen illegalem Protest - darunter auch gewalttätige Antiabtreibungsdemonstrationen - verhängt wurden, zu umgehen. Die Sache war brenzlig genug, um eine Verabschiedung unter Clinton zu vereiteln. Der Aufstieg Bushs hat die Aussichten allerdings wieder verbessert. Jetzt ist es geltendes Gesetz, angetrieben von einer Phalanx von gut situierten und sehr vermögenden Lobbyisten, und von einer republikanischen Mehrheit die stark genug war, alle Hindernisse beiseite zu wischen, die von einer linken Garde auferlegt worden waren.

Praktisch angewandt macht es das Gesetz den Schuldnern schwerer, ihren Schulden durch eine private Konkurserklärung zu entgehen. Bei dem neuen Gesetz, fallen diejenigen, die noch in der Lage sind, für einen Teil ihrer Schulden aufzukommen in eine neue Kategorie. Diese erlaubt es den Gerichten, ein partielles Rückzahlungsprogramm für die Schuldner einzurichten. Zuvor konnten Schuldner, die bis über beide Ohren verschuldet waren, klaren Tisch machen und einen Schlussstrich ziehen und danach, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht, ein neues Leben anfangen. Aber unter dem neuen Gesetz werden manche Schulden den Schuldner noch über Jahre verfolgen, vielleicht bis zum Tode, und dann werden sich die Schulden vermutlich auf die Überlebenden übertragen.

Verstehen sie mich nicht falsch, dass Gesetz wird einige opportunistische Kreditnehmer dazu bringen, sich zweimal zu überlegen, ob sie sich auf ein Kreditkartenkamikaze einlassen oder nicht. Aber es wird auch die Leben vieler zerstören, die normalerweise vernünftig mit ihrem Geld umgehen, die sich aber aus Gründen, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen, dennoch vor einem Scherbenhaufen wieder finden. Nehmen sie zum Beispiel die Witwe, die mit den Schulden für die Arztrechnungen ihres verstorbenen Mannes zurückbleibt. Ohne die Vergebung und die Großzügigkeit des alten Paragraphen, könnte die Frau für den Rest ihres Lebens keinen Zugang mehr zu einem Kredit haben. Einige werden behaupten, dass das immer noch besser ist, als wegen der Schulden hinter Gitter zu gehen, aber für die Witwe und ihre Familie könnte die kreditlose Vorhölle ähnlich anstrengend und erniedrigend sein.

Seltsamerweise steht wesentlich mehr auf dem Spiel, als das Schicksal einer Witwe mit Nachlassproblemen. Denn möglicherweise könnte das neue Konkursgesetz das Leben von einigen Zehnmillionen Amerikanern zerstören, deren Nettovermögen - und d.h. deren Kreditwürdigkeit - an den Wert ihrer Häuser gebunden ist. Was, wenn die Eigentumswerte in Amerika fallen und dadurch eine Rezession ausgelöst wird. Dann wird eine nicht unerhebliche Fraktion der Hausbesitzer auf ihren Hypotheken sitzen bleiben. Könnte so etwas wirklich passieren? John Templeton, ein bekannter Geldmanager, denkt, dass es möglich ist. "Wenn die Hauspreise wirklich anfangen zu fallen, dann werden sie außergewöhnlich tief fallen", sagt Templeton in einem Interview. "In Japan sind die Hauspreise nur noch halb so hoch wie zu den Zeiten, als der Aktienmarkt seinen Höhepunkt erreicht hatte. Ein Sinken der Eigentumspreise um nur 20 % würde schon viele Leute in den Konkurs treiben."

Templeton bemerkte damals, gegen Ende 2003, dass Amerika insgesamt 31 Billionen Dollar schuldig sei, das Dreifache des Bruttoinlandsprodukts, - und dass Schuldner dadurch in großer Gefahr schwebten. "Denken sie an die Gefahren, die damit zusammenhängen. Fast jeder hat Hypothekenschulden, bei manchen sind es 89 % des Hauswerts (und ja, bei manchen sogar noch mehr) Wenn die Hauspreise fallen, dann wird es Konkurse geben. Im Falle eines Konkurses, werden die Häuser für noch weniger Geld verkauft, was wiederum die Hauspreise weiter in den Keller treibt."

Jetzt ist das Konkursgesetz verabschiedet. Diejenigen die sich durch den nahenden Kreditkollaps vor Inkrafttreten des Gesetzes bloß drastisch verschlechtert hätten, werden sich jetzt in einer wesentlich schlechteren Position wieder finden als verschwenderische Kreditnehmer, die tatsächlich Pleite gehen. Mittellos zu sein, kann ein Ticket für die finanzielle Freiheit bedeuten. Die jedoch, die so gerade daran vorbeigeschrammen, werden solange sie arbeiten am Haken hängen.

Wenn Templeton Recht behält und Millionen von Kreditnehmern auf das allernötigste zum Leben eingeschränkt werden, dann werden blutrünstige Mobs die Aufhebung des Gesetzes noch in den nächsten fünf Jahren fordern. Bis dahin werden Geldverleiher, die glauben, dieses Gesetz hinter sich zu haben, denken, dass sie auch dann noch warm sitzen, wenn die Wirtschaft implodiert. Aber jedweder Trost, den sie aus diesem Glauben schöpfen, wird sich als eine Täuschung herausstellen, denn bei einem deflationären Kollaps gibt es keine Gewinner oder Verlierer, nur Überlebende.


© Rick Ackerman
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"







Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"