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Marktanalyse April 2004

14.04.2005  |  Claus Vogt
Die technische Verfassung der US-Aktienmärkte hat sich in den vergangenen Wochen erheblich verschlechtert. Die Anfang März begonnenen Kursrückgänge zeichneten sich durch eine aus Bärensicht sehr überzeugende Dynamik aus. Damit erfüllten sie einige wichtige Kriterien, die für den Beginn einer bedeutenden Trendwende sprechen. Beispielsweise sprang die Anzahl der Aktien, die ein 52-Wochen-Tief markiert haben, deutlich an. Auf diese Weise gibt uns der Markt einen klaren Hinweis auf seine nachlassende Tragfähigkeit.

Außerdem und vor allem erreichten die aus der Advance-Decline-Statistik abgeleiteten Indikatoren, welche die Marktbreite messen, ein außergewöhnlich überverkauftes Niveau. Diese ausgeprägte technische Schwäche ist typisch am Beginn einer zyklischen Baisse. Sie kennzeichnet gewissermaßen den Auftakt einer mittel- bis langfristigen Kursbewegung und kann als technisches Klingelzeichen bezeichnet werden. Da auch die Notenbank mit unübersehbaren Zinserhöhungen zum Ausstieg klingelt, sollten wir diese Signale nicht leichfertig missachten.

Der hervorragende Markttechniker Peter Eliades weist uns in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der von ihm entwickelte Indikator "New 10 TRIN" in der Vergangenheit kurz nach dem Erreichen wichtiger oberer Wendepunkte sehr schnell deutlich überverkaufte Werte von über 1,30 annahm. Eliades nennt folgende markante Wendepunkte, an denen dieses Kriterium erfüllt war: Januar 1973, September 1976, April 1981, August 1987, Juli 1990 und Januar 1994. Am 18. März dieses Jahres stand dieser Indikator bei 1,34, wenige Tage später gar bei 1,65. Damit gibt er uns einen klaren Wink, dass das Kurshoch vom 7. März dieses Jahres vielleicht ein sehr bedeutendes gewesen ist. Bestätigt wird diese Vermutung auch durch eine bestimmte Variante des McClellan Oszillators. Spannende Zeiten.


GOLD

Gold befindet sich in einem intakten Aufwärtstrend. Die Kurse befinden sich sowohl oberhalb der langfristigen als auch über der mittelfristigen Aufwärtstrendlinie und die 200-Tage-Durchschnittslinie steigt. Selbst ein Unterschreiten des Februar-Tiefs würden wir angesichts der steigenden 200-Tage-Durchschnittslinie als Kaufgelegenheit betrachten.


HUI-Index

Der Goldminenindex hat die obere Begrenzung der eingezeichneten Dreiecksformation bisher nicht wieder erreicht. Statt dessen kam es Ende März zu einem erneuten Test der unteren Begrenzungslinie. Damit ist die Formation weiterhin intakt. Allerdings würden weitere Kursrückgänge eine klare technische Schwäche signalisieren. Noch sehen wir keinen Grund von unserer sich neben fundamentalen Überlegungen auch aus der Dreiecksformation ergebenden positiven Einschätzung dieses Marktes abzurücken. Wir interpretieren die seit Ende 2003 anhaltende große Seitwärtsbewegung weiterhin als eine sehr ausgeprägte Konsolidierung innerhalb eines langfristigen Aufwärtstrends.


DAX

Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen schwachen Vorgaben der US-Aktienmärkte zeigte sich der DAX erstaunlich robust. Im Unterschied zu den amerikanischen Indizes fiel er nicht ein zweites Mal auf den Bereich der Ausbruchslinie oder gar in die alte Trading-Range zurück. Allerdings kam es im März zu einem Bruch der eingezeichneten zyklischen Aufwärtstrendlinie, worin wir ein erstes technische Schwächezeichen sehen. Einen Test dieser gebrochenen Trendlinie können wir in den kommenden Tagen und Wochen nicht ausschließen. Sollte es dazu kommen, dann würde der Index sogar ein neues zyklisches Hoch erreichen, allerdings ohne damit eine bullishe Interpretation zu erzwingen.


S&P 500

Am 7. März erreichte der S&P 500 Index ein marginales neues zyklisches Hoch. Dann folgte eine überaus dynamische Abwärtsbewegung zurück auf das Niveau von Ende Januar. Die bullishe Interpretation sieht in dieser Bewegung einen erneuten Test der durch die März 2004-Hochs definierten Ausbruchslinie. Die bearishe Interpretation vermutet hingegen die Entstehung einer oberen Umkehrformation, deren Untergrenze jetzt sehr klar geworden ist und bei 1.163 Punkten liegt. Ein Bruch dieser Marke würde ein klares Verkaufssignal erzeugen. Für die bearishe Variante spricht neben unserem außergewöhnlich negativen Gesamtmodell, der Zinserhöhungen und der oben beschriebenen Verschlechterung der Markttechnik auch der deutliche Bruch der eingezeichneten Aufwärtstrendlinie. Kurzfristig halten wir aufgrund der stark überverkauften Situation eine kleinere Aufwärtsbewegung für wahrscheinlich, die durchaus von unten an die gebrochene Trendlinie heranführen kann. Eine solche Bewegung würde zwanglos zu der Interpretation einer sich abzeichnenden oberen Umkehrformation passen und eine ideale Verkaufsgelegenheit bieten, vor allem, wenn die Bewegung erneut von rückläufigen Umsätzen begleitet sein sollte, wie das bereits im Februar und Anfang März der Fall war.


DOW JONES INDUSTRIAL AVERAGE

Auch der Dow erreichte Anfang März ein marginales zyklisches Hoch, bevor es erneut abwärts ging, zurück in den oberen Teil der seit Januar 2004 intakten Seitwärtsbewegung. Der von den Bullen mit viel Getöse lautstark verkündete Ausbruch über die Januar 2004-Hochs hat sich im Dow bisher zumindest nicht bestätigen können. Auch in diesem Index zeichnet sich seit Mitte November eine potenzielle obere Umkehrformation ab. Die 200-Tage-Durchschnittslinie hat sich erneut abgeflacht und passt damit bestens zu einem langsam überrollenden Markt, der am Beginn einer Baisse steht. Allerdings wurde die eingezeichnete zyklische Aufwärtstrendlinie bisher noch nicht gebrochen, sondern scheint für den Moment als Unterstützung gedient zu haben. Auch deshalb halten wir von hier aus eine kleinere Aufwärtsbewegung für wahrscheinlich, die gewissermaßen die rechte Schulter der potenziellen Umkehrformation herausbilden könnte.


NASDAQ

Die NASDAQ erreichte im März im Unterschied zu beiden anderen besprochenen US-Indizes kein zyklisches Hoch, sondern blieb deutlich unter ihrem Januar-Hoch. Damit hat sich eine eindeutige technische Divergenz zwischen den verschiedenen Indizes aufgetan, ein Zeichen von Marktschwäche. Das Zurückfallen dieses Index in die Mitte der seit Ende 2003 laufenden Seitwärtsbewegung interpretieren wir ebenfalls als Zeichen einer schwachen Marktverfassung. Da der NASDAQ in den vergangenen Jahren sowohl auf dem Weg nach oben als auch auf dem nach unten eine Vorreiterrolle zufiel, sehen wir darin eine weitere wichtige Verschlechterung der technischen Marktverfassung. Auch hier hat sich die 200-Tage-Durchschnittslinie erneut abgeflacht, ein typisches Zeichen eines langsam überrollenden Marktes. Die eingezeichnete Aufwärtstrendlinie wurde gebrochen und eine Abwärtstrendlinie kann bereits eingezeichnet werden. Der Schnittpunkt der beiden Trendlinien verläuft bei etwa 2.060 Zählern und bildet ein ideales Widerstandsniveau für eine eventuell bevorstehende Bearmarketrallye.


NIKKEI

Nach dem dynamischen Ausbruch aus der großen Dreiecksformation erreichte der japanische Aktienindex fast wieder die zyklischen Hochs des Jahres 2004. Dann setzte eine Konsolidierung ein, in der wir lediglich ein normales "Luftholen" sehen, das der baldigen Überwindung der Widerstandsmarke bei gut 12.000 Punkten vorausgeht. Bisher führte diese Konsolidierung die Kurse lediglich in den Bereich der ersten Unterstützungsmarke zurück. Zusätzliche und technisch bedeutendere Unterstützung bilden die 200-Tage-Durchschnittslinie und die obere Begrenzung der Dreiecksformation. Beide Linien verlaufen im April bei ungefähr 11.300 Punkten. Käufe in diesem Bereich halten wir für angeraten. Als Stopp Loss-Marke für unser bullishes Szenario betrachten wir weiterhin die Untergrenze des Dreiecks.


© Claus Vogt
Leiter Research der Berliner Effektenbank



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