Silber wird wieder Geld
25.02.2009 | Peter Boehringer
Das Dauerthema "Comex-Silbershort-Manipulationen" ist den meisten Beobachtern des Silbermarkts schon seit Jahren bekannt. In letzter Zeit werden nun auch noch zunehmend Fragen hörbar, ob die derzeit so erfolgreichen Gold- und Silber-ETFs wirklich die riesigen Mengen an Edelmetall-Barren in allokierter (= physisch separierter und zuordnungsfähiger) Form in ihren Tresoren haben, die sie nach eigenem Anspruch und Buchhaltung haben müssten.
Der Autor dieser Zeilen war 2006 der erste, der Zweifel an der Seriosität mancher großer ETFs geäußert hatte. Wären diese Zweifel berechtigt, so wären die Folgen für den Silberpreis ganz erheblich! Seit einigen Monaten schreibt nun auch der bekannte Silberanalyst Ted Butler zunehmend kritisch über das Thema - und ganz aktuell stößt jetzt auch Ed Steer von der GATA bzw. von Casey Research ins gleiche Horn.
Insbesondere der schon von den Prospektbestimmungen her Argwohn hervorrufende "ishares Silber ETF (SLV)" steht im Mittelpunkt der Verdächtigungen: "In silver, the SLV ETF finally got some of the gargantuan amount of silver that it´s owed...6.9 million ounces...give or take. That"s 214.6 tonnes. Ted Butler said that based on Wednesday"s activity in the SLV...and even with this delivery...the SLV ETF is still owed between 25-30 million ounces. As of yesterday, the SLV held about 7,800 tonnes of the stuff. And the question is still out there...do the custodians [Treuhänder], Barclays and JPMorgan, really have all the gold and silver they say they do? Call me a "doubting Thomas" if you wish, but I ...[don´t believe it]."
Zur Einordnung: 25-30 Mio. Unzen sind über 5% der Weltjahresförderung an Silber. Die o.g. (verspätet) an den SLV gelieferten 6,9 Mio. Unzen / 215 Tonnen entsprechen alleine schon ca. 1% der Weltjahresförderung. Der SLV hat in 12 Monaten seit Februar 2008 mit knapp 2.600 Tonnen etwa 12% (!) der Weltjahresförderung an Silber absorbiert. Die aktuelle 4-Wochen-Runrate liefe sogar auf ca. 25% hinaus!
Bei diesen Mengen nur dieses einen ETFs ist die Frage nach der Seriosität des SLV weiterhin absolut berechtigt, denn diese Mengen gibt der physische Markt nach realistischen Einschätzungen kurzfristig einfach kaum her. Insbesondere, wenn man weiß, dass der Prospekt und der Treuhänder-Vertrag des SLVs problemlos Entleihungen, "Papiersilber"-Engagements statt physischen Bullion-Käufen und sogar nachträgliche Veränderungen der Buchführung legalisieren!
Der Autor dieser Zeilen hat dies in mehreren Artikeln und Präsentationen seit 2006 aufgezeigt und seine Zweifel an der Seriosität des SLVs (i.S.v. "Papiertiger?") auch veröffentlicht: "Manipulation oder Revolution? Die wahre Bedeutung des Barclays Silber-ETF". Die dort angestellten Vermutungen und die dargelegten Fakten sind unverändert aktuell und bis heute unwidersprochen und unwiderlegt. Zitat daraus von Herbst 2006 - also etwa 6 Monate nach der Auflage des SLV:
"Dieser ETF könnte ein großer Anlegerbetrug und ein Skandal werden: Die große Mehrzahl der Anleger wollten nachweislich in physisches Silber investieren. So wurde er beworben und nur so konnte und kann er so erfolgreich sein! Scheinbar ist er jedoch derzeit nur ein ganz gewöhnlicher Indextrackerfonds. Falls er (teilweise - oder im Buffetsilber-Fall sogar komplett) doch mit physischem Silber hinterlegt sein sollte, muss man feststellen, dass dieses Silber ohne weiteres zur Preisdrückung zweckentfremdet werden könnte, was qua Prospekt dann sogar legal [aber nicht legitim] wäre. Aus Sicht der an niedrigen Silberpreisen interessierten Parteien (Notenbanken, Politiker, Bullion Banken) ist der SLV jedoch ein großer Erfolg: Bis heute wurden vermutlich über 1,2 Mrd. Dollar [Update 2/2009: 3,6 Mrd. Dollar], die für ein Investment in den physischen Silbermarkt vorgesehen waren, von diesem erfolgreich abgelenkt in die bunte Welt des Papiergelds und Papiersilbers!"
Für diesen und für alle anderen -zum Teil durchaus seriösen- Silber (und Gold)-ETFs hatte ich zum Schutz der Anleger vor einem Betrugsfällen schon vor Jahren eine ganze Reihe von strikt zu überprüfenden und transparent nachzuweisenden Mindestanforderungen aufgestellt:
All diese Anforderungen müssen im Prospekt und in den AGBs bzw. in den Treuhänderverträgen explizit erwähnt sein und abgesichert sein und die emittierende Bank auch noch mit einer hohen Haftungssumme für die Erfüllung und Einhaltung all dieser Punkte haften.
Solange nur wenige Silber-ETFs all diese Forderungen erfüllen, sollte man als Anleger im eigenen Interesse nur in diese investieren - oder eben direkt in selbstverwahrtes physisches Silber. Die anderen ETFs müssen von den zuständigen Regulierern zu entsprechender Transparenz gezwungen werden. Ansonsten besteht die große und sehr reale Gefahr, dass der seit etwa 2-3 Jahren zunehmend monetäre Silbermarkt (mittlerweile über 40% Investmentnachfrage nach Silber; nur noch ca. 60% industrielle Nachfrage) über die angeblich physisch hinterlegten ETFs zum Spielball für willkürliche Manipulationen wird, falls er dies nicht bereits ist...
2006 hatte ich noch geschrieben: "Silber wird sich nach Jahrzehnten vom reinen Industriemetall wieder zum Anlagemetall entwickeln. Das ist die Botschaft der ETFs und diese Signalwirkung ist wichtiger als das vielleicht oder auch nicht gehortete physische Material des SLV! Und wer weiß - vielleicht erleben wir auch gerade die Renaissance von Silber als Geld! Wenn es erst ausreichend teuer ist, wird es (ähnlich wie Gold) irgendwann eben doch substituiert und dann kaum mehr industriell verbraucht."
40% dieses Wegs sind nun in nur 2,5 Jahren Jahren zurückgelegt worden. Silber wird zunehmend monetär!
Got silver?
© Peter Boehringer
Vorstand Deutsche Edelmetall Gesellschaft e.V., www.pbvv.de
Der Autor dieser Zeilen war 2006 der erste, der Zweifel an der Seriosität mancher großer ETFs geäußert hatte. Wären diese Zweifel berechtigt, so wären die Folgen für den Silberpreis ganz erheblich! Seit einigen Monaten schreibt nun auch der bekannte Silberanalyst Ted Butler zunehmend kritisch über das Thema - und ganz aktuell stößt jetzt auch Ed Steer von der GATA bzw. von Casey Research ins gleiche Horn.
Insbesondere der schon von den Prospektbestimmungen her Argwohn hervorrufende "ishares Silber ETF (SLV)" steht im Mittelpunkt der Verdächtigungen: "In silver, the SLV ETF finally got some of the gargantuan amount of silver that it´s owed...6.9 million ounces...give or take. That"s 214.6 tonnes. Ted Butler said that based on Wednesday"s activity in the SLV...and even with this delivery...the SLV ETF is still owed between 25-30 million ounces. As of yesterday, the SLV held about 7,800 tonnes of the stuff. And the question is still out there...do the custodians [Treuhänder], Barclays and JPMorgan, really have all the gold and silver they say they do? Call me a "doubting Thomas" if you wish, but I ...[don´t believe it]."
Zur Einordnung: 25-30 Mio. Unzen sind über 5% der Weltjahresförderung an Silber. Die o.g. (verspätet) an den SLV gelieferten 6,9 Mio. Unzen / 215 Tonnen entsprechen alleine schon ca. 1% der Weltjahresförderung. Der SLV hat in 12 Monaten seit Februar 2008 mit knapp 2.600 Tonnen etwa 12% (!) der Weltjahresförderung an Silber absorbiert. Die aktuelle 4-Wochen-Runrate liefe sogar auf ca. 25% hinaus!
Bei diesen Mengen nur dieses einen ETFs ist die Frage nach der Seriosität des SLV weiterhin absolut berechtigt, denn diese Mengen gibt der physische Markt nach realistischen Einschätzungen kurzfristig einfach kaum her. Insbesondere, wenn man weiß, dass der Prospekt und der Treuhänder-Vertrag des SLVs problemlos Entleihungen, "Papiersilber"-Engagements statt physischen Bullion-Käufen und sogar nachträgliche Veränderungen der Buchführung legalisieren!
Der Autor dieser Zeilen hat dies in mehreren Artikeln und Präsentationen seit 2006 aufgezeigt und seine Zweifel an der Seriosität des SLVs (i.S.v. "Papiertiger?") auch veröffentlicht: "Manipulation oder Revolution? Die wahre Bedeutung des Barclays Silber-ETF". Die dort angestellten Vermutungen und die dargelegten Fakten sind unverändert aktuell und bis heute unwidersprochen und unwiderlegt. Zitat daraus von Herbst 2006 - also etwa 6 Monate nach der Auflage des SLV:
"Dieser ETF könnte ein großer Anlegerbetrug und ein Skandal werden: Die große Mehrzahl der Anleger wollten nachweislich in physisches Silber investieren. So wurde er beworben und nur so konnte und kann er so erfolgreich sein! Scheinbar ist er jedoch derzeit nur ein ganz gewöhnlicher Indextrackerfonds. Falls er (teilweise - oder im Buffetsilber-Fall sogar komplett) doch mit physischem Silber hinterlegt sein sollte, muss man feststellen, dass dieses Silber ohne weiteres zur Preisdrückung zweckentfremdet werden könnte, was qua Prospekt dann sogar legal [aber nicht legitim] wäre. Aus Sicht der an niedrigen Silberpreisen interessierten Parteien (Notenbanken, Politiker, Bullion Banken) ist der SLV jedoch ein großer Erfolg: Bis heute wurden vermutlich über 1,2 Mrd. Dollar [Update 2/2009: 3,6 Mrd. Dollar], die für ein Investment in den physischen Silbermarkt vorgesehen waren, von diesem erfolgreich abgelenkt in die bunte Welt des Papiergelds und Papiersilbers!"
Für diesen und für alle anderen -zum Teil durchaus seriösen- Silber (und Gold)-ETFs hatte ich zum Schutz der Anleger vor einem Betrugsfällen schon vor Jahren eine ganze Reihe von strikt zu überprüfenden und transparent nachzuweisenden Mindestanforderungen aufgestellt:
- a.) Einkauf von Silber zu 100% entsprechend den Nettoneueinlagen
- b.) Einkauf sehr zeitnah zu den Neueinlagen
- c.) Einkauf ausschließlich physisch
- d.) Maximale Cashquote 10%
- e.) Einlagerung am Sitz der Gesellschaft in eigenen Tresorräumen
- g.) Einlagerung "allocated", d.h. in eigenem Tresor oder wenigstens im Tresorraum physisch eindeutig abgegrenzt von Drittbeständen
- h.) Regelmäßige vollständige Veröffentlichung der Barrennummern mit Ankaufdatum, Verkaufsstellenangeben und Einkaufspreisen (dito Veröffentlichung der Barrenabgänge)
- i.) Ermöglichung des Zugangs von unabhängigen Auditoren mit maximal 1 Tag Vorankündigung
- j.) Expliziter Verzicht auf jegliche Derivatgeschäfte, die bei immer (annähernd) voll investierten physischen ETFs, die 1:1 den Silberpreis repräsentieren sollen (müssen!), auch gänzlich überflüssig sind!
- k.) Haftungsbewehrte explizite Garantie, dass kein ETF-Barren mehrfach-verkauft oder entliehen ist!
- i.) Kurzfristige physische Auslieferung des Silbers auf Anforderung eines Anlegers - bei Selbstabholung gebührenfrei oder (bei kleinen Mengen) gegen nur sehr geringe Aufwandsentschädigung
All diese Anforderungen müssen im Prospekt und in den AGBs bzw. in den Treuhänderverträgen explizit erwähnt sein und abgesichert sein und die emittierende Bank auch noch mit einer hohen Haftungssumme für die Erfüllung und Einhaltung all dieser Punkte haften.
Solange nur wenige Silber-ETFs all diese Forderungen erfüllen, sollte man als Anleger im eigenen Interesse nur in diese investieren - oder eben direkt in selbstverwahrtes physisches Silber. Die anderen ETFs müssen von den zuständigen Regulierern zu entsprechender Transparenz gezwungen werden. Ansonsten besteht die große und sehr reale Gefahr, dass der seit etwa 2-3 Jahren zunehmend monetäre Silbermarkt (mittlerweile über 40% Investmentnachfrage nach Silber; nur noch ca. 60% industrielle Nachfrage) über die angeblich physisch hinterlegten ETFs zum Spielball für willkürliche Manipulationen wird, falls er dies nicht bereits ist...
2006 hatte ich noch geschrieben: "Silber wird sich nach Jahrzehnten vom reinen Industriemetall wieder zum Anlagemetall entwickeln. Das ist die Botschaft der ETFs und diese Signalwirkung ist wichtiger als das vielleicht oder auch nicht gehortete physische Material des SLV! Und wer weiß - vielleicht erleben wir auch gerade die Renaissance von Silber als Geld! Wenn es erst ausreichend teuer ist, wird es (ähnlich wie Gold) irgendwann eben doch substituiert und dann kaum mehr industriell verbraucht."
40% dieses Wegs sind nun in nur 2,5 Jahren Jahren zurückgelegt worden. Silber wird zunehmend monetär!
Got silver?
© Peter Boehringer
Vorstand Deutsche Edelmetall Gesellschaft e.V., www.pbvv.de