COMEX: Auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit (Teil I)
30.12.2011 | Jim Willie CB
Die Papiergoldkurse und die Kurse für physisches Gold driften jetzt auseinander - der Prozess hat begonnen. Tatsächliche physische Knappheiten haben den Preis nach oben getrieben. Die "nackten" Leerverkäufe von Terminkontrakten haben den Papierpreis nach unten getrieben. Die Betrugsfälle und Gerichtsverfahren, denen überhaupt keine Strafverfolgung zu folgen scheint, geben dem Auseinanderdriften geballte Kraft: Händler und ganze Firmen verlassen den besudelten Ort des Verbrechens - die COMEX. Das Vertrauen ist zusammen mit den Privatkonten verschwunden.
Als Hintergrundkräfte wirken, abgesehen von den genannten kriminellen Aktivitäten, vor allem die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage sowie Abwärtsdruck an den Märkten für Vermögensanlagen. Das führt zu Nachschussforderungen (margin calls), veränderten Kreditbedingungen, schwindendem Investorenvertrauen, negativer Stimmung und zum Wunsch, Verluste weitestgehend zu vermeiden. Deswegen auch die enormen Liquiditätssorgen, der Verkauf guter Vermögensanlagen, die sich für einen guten Preis verkaufen lassen - und Zentralbanken, die Goldverkäufe, sogar durch Verleih, unterstützen. Diese Kräfte kommen zusammen und drücken den Preis der Gold-Futures im Preisfindungsprozess - Papiergoldpreis genannt. Die Hintergrundkräfte, so real sie auch sind, werden vom Syndikat jedoch übertrieben dargestellt, um damit alles zu erklären.
Auf der anderen Seite herrscht Verzweiflung unter den Zentralbanker, wie sie die zum Verkauf stehenden Schuldtitel aufnehmen und Refinanzierung sicherstellen können. Sie greifen dabei auf Hyperinflationierung zurück. Sie monetisieren zahlreiche Formen staatlicher Schuldverschreibungen. Sie sind zudem verpflichtet, ihren Bankerkollegen zu helfen. Deswegen kaufen sie containerweise schlechte Staatsanleihen und besicherte Anleihen auf. Mit der Zeit stellen sich die Staatsanleihen als toxisch heraus.
Der Zwang zur Wirtschaftsstimulierung, zur Entgegennahme toxischer Bonds, zur Rekapitalisierung und Verstaatlichung von Großbanken verstärkt die monetär-inflationären Entwicklungen. Deswegen stehen sich zwei Seiten in einer Schlacht gegenüber, bei der eine auf der Strecke bleiben muss. Kein Mittelweg ist mehr möglich. Um den Zusammenbruch abzuwenden, findet im Grunde die Schlacht zwischen monetärer Hyperinflation und der Wiederherstellung der Integrität des Bankensystems statt. Zur Insolvenz kam kürzlich auch noch die Illiquidität. In der Schlacht tauchen starke Kräfte auf jeder Seite auf. Die Divergenz zwischen dem physischen Goldpreis und dem Papiergoldpreis nimmt zu.
Die ewigen Spekulanten-Junkies, abhängig von den gehebelten Spielchen, die von den Kräften des Bösen ausgeheckt wurden, scheinen an den Casinotischen gefangen - wo man jetzt Finger verliert und schließlich ganze Hände und Arme. Hätten sie das physische Gold immer gekauft, hätten sie durchaus vom Ohnmachtsanfall der Papierpreise profitieren können und ins Lager der Kräfte des Guten wechseln können, anstatt die böse Seite auf dem von ihr kontrollierten Spielfeld zu bekämpfen.
Selbstverständlich haben viele wissende, in den Medien präsente Analysten eine kleine Goldposition an der COMEX, die ständig verlängert wird. Viele besitzen auch physische Positionen, behalten aber die Papier-Trades als Hobby - sozusagen als Schmankerl. Der Hebel wirkt aber in beide Richtungen. Durch ihr fortlaufendes Engagement an den Papiermärkten setzten sie sich auch dem Risiko des Diebstahls aus, obgleich sie wussten, dass kriminelles Handeln in diesem Bereich weit verbreitet ist. So viele Marktteilnehmer und Firmen verlassen jetzt gemeinsam diesen Bereich - so auch Ann Barnhardt von BMC Capital. Die Divergenz zwischen dem physischen Goldpreis und dem Papiergoldpreis nimmt zu.
Die Verzweiflung des bösen Teams wächst. Das Goldkartell profitierte in hohem Maße von den frischen Goldmengen aus Libyen (144 Tonnen) und Griechenland (111 Tonnen) - ganz zu schweigen vom großen Dollar-Swap-Programm. Das ist das Neue Gold der Bankster, wie der unerschrockene Jeff Neilson berichtet. In einem neuen Anflug von Bankster-Verzweiflung wurden die Gold-Lease-Rates unterm Strich in den negativen Bereich gedrückt. Der frische Nachschub aus zwei kaputten Nationen hat der COMEX wesentlich bei der Bereitstellung neuen Kanonenfutters geholfen. Vielleicht könnte man ja noch weitere Kriege zur Befreiung der Unterdrückten anzetteln, um noch mehr Tyrannenreichtum freizulegen. Es ist kein Zufall, dass die Gold-Lease-Rates gerade dann ins Negative rutschten, als das Gold Libyens verfügbar gemacht (geplündert) wurde und als die italienischen Staatsanleihen in den kritischen DEFCON-Modus wechselten. Die Gold-Lease-Story wird detailliert im Hat Trick Letter von Dezember analysiert.
Der Makel der Inelastizität
An dieser Stelle soll es ein paar einführende Worte geben. Der Papiergoldmarkt unterscheidet sich in seinen internen Dynamiken deutlich vom physischen Goldmarkt. Am Papiergoldmarkt zeigen sich Anzeichen für Inelastizität, die schon ans Komische grenzen. Denken Sie an die niedrige Nachfrage der Jahre 2001 und 2002, als das Papierpreisetikett noch 300 $ je Unze oder weniger auswies. Und denken Sie daran, wie es heutzutage zu verstärkten Verkäufen kommt, wenn es am Papierpreis sinkt. Der Hebel der korrupten Papiermechanismen entfacht Druck auf die Terminmarktkonten und Verkäufe. Das gehebelte Spiel stellt sich gegen die Preismechanismen der wirklichen Welt. Positiv ist nur, dass die globale Nachfrage zusammen mit einem steigenden physischen Preis steigt - auch Goldfieber genannt.
Im Papiermarkt dominiert Preisinelastizität auf der Angebotsseite, im physischen Markt ist hingegen die Nachfrageseite von Inelastizität geprägt. Um alles noch verwirrender zu machen, tragen auch einige Bergbauunternehmen ihren Teil zu den Inelastizitäten bei; sie sind mit ihren ruinösen Vorwärtsverkäufen in einer Liquiditätsfalle gefangen. Zur Deckung ihrer Verluste aus früheren Termingeschäften, zu denen ihnen Wall-Street-Berater damals dringend rieten, benötigen sie gewaltige Geldsummen. Ihre Bergbauoperationen leiden unter Kapitalmangel und ihre Projekte werden beschnitten. Diese paradoxen Unterschiede dieser Dynamiken befördern das Auseinanderdriften der Goldpreise am Papiermarkt und der Goldpreise am physischen Markt. Diese inkompatiblen Kräfte treiben ein Zerbrechen der COMEX voran. Die Divergenz zwischen dem physischen Goldpreis und dem Papiergoldpreis nimmt zu.
Gesetzwidrige Nutzung von Kundengeldern als Sicherheiten
Die "Besicherungsschlacht" wird für genügend öffentliche Mithilfe sorgen, mit der das Auseinanderdriften der Märke vorangetrieben wird. Da sich immer mehr der Eindruck breit macht, dass physische Vermögensanlagen auf irgendeine Art und Weise begrapscht, angeeignet, benutzt und zur Besicherung herangezogen werden (auch durch illegale Praktiken), wird man sie in Zukunft wohl aus dem System abziehen werden. Aus reinem Selbstschutz werden teilnehmende Parteien ihre Konten auflösen und ihr Metall von der COMEX abziehen.
Die Kundengelder setzen zur Flucht an. Der Schutz und die Sicherheit von Geldern auf Privatkonten sind in den letzten Wochen unter Beschuss geraten - seitdem der Tatort MF Global abgesteckt und mit gelbem Absperrband umzogen wurde. Investoren ziehen immer mehr Geld aus den Hedgefonds ab. Die COMEX wird zunehmend isoliert. Im Oktober wurden Kundengelder im Umfang von ungefähr 9 Milliarden $ rückerstattet - Barclay Hedge and TrimTabs Investment Research zufolge fast viermal so viel wie noch im September. Aber noch mehr Geld zerrten die Investoren aus den Hedgefonds, so dass im Oktober ein Monatshoch erreicht wurde, das es seit zwei Jahren nicht mehr gegeben hatte.
Es waren die höchsten Rückzahlungen, die es im Hedgefonds-Sektor seit Juli 2009 gegeben hatte - damals wurde 17,8 Milliarden zurückgezahlt. Das Büro von Barclay Hedge redete die korrupte Situation jedoch noch schön; man ließ verlauten, die Anleger hätten angesichts der glanzlosen Anlegerrenditen einfach die Geduld verloren. Natürlich brachte der durchschnittliche Hedgefonds dieses Jahr nicht mehr als 4%.
Der globale Hedgefonds-Sektor ist auf 1,66 Billionen $ geschrumpft - immer noch beträchtlich. Es ist immer wieder interessant, wenn nicht sogar amüsant, die PR-Kommentare der isolierten Fraktionen zu lesen. Dass die Hedgefonds zusehen müssen, wie ihr Kapital sich verabschiedet, liegt allein daran, dass es sich gerade von den kriminellen Zentren entfernt. Und im Verlauf dieser Entwicklung wird auch die COMEX isoliert. Mit zunehmender Isolation stellt sich dann auch die unschwere Erkenntnis ein, dass betrogen wurde. Man kann davon ausgehen, dass schon bald Berichte über GLD- und SLV-Raubzüge geben wird, bei denen die Vermögensverwalter persönlich mit nackten Leerverkäufen beteiligt waren. Im Hat Trick Letter von Dezember wird die Exchange-Traded-Fund-Betrugsgeschichte eingehender analysiert. Die Divergenz zwischen dem physischen Goldpreis und dem Papiergoldpreis nimmt zu.
Papierdynamik vs. physische Basis
Es zeichnen sich große Divergenz-Dynamiken ab. Ann Barnhardt erklärt detailliert, wie die COMEX verschwinden wird. Sie wird nicht scheitern, sie wird in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Ann Barnhardt legt diese Entwicklung in glaubhafter, detaillierter Form dar und geht auf zahlreiche Faktoren ein, die dabei zum Tragen kommen. Die COMEX könnte sich der Schande und der Aufmerksamkeit von Strafverfolgung ausgesetzt sehen. Aber mit größerer Sicherheit wird sie unter Ignoranz leiden und gemieden werden.
Der physische Basismarkt wird nicht mehr auf sinkende Kurse an den Papier-Futures-Märkten reagieren. Aufgrund von Integritätsverlust und Vertrauensschwund wird der aktuell noch dominierende Markt verschwinden. Die Konsequenzen und Auswirkungen dieses jüngsten (vertuschten) Großskandals sind enorm, erschütternd und weitreichend. Die Veränderungen, die mit dem Ausfall und dem Diebstahl gesonderter Privatkonten einhergehen, werden sich mit der Zeit erst zeigen - möglicherweise beschleunigt durch ein ähnliches Ereignis, das die Botschaft klipp und klar macht.
Das Syndikat reagiert verzweifelt und greift jetzt auf Diebstahl am helllichten Tag zurück, was auch direkte Konsequenzen hatte. Hunderte COMEX-Kunden standen nach Goldlieferungen Schlange, während JP Morgan ihre Geldbörsen stahl. Ihr zur Auslieferung bereitstehendes Gold und Silber fand seinen Weg auf JP Morgans COMEX-Konten. Die Details zum fehlenden und dann wiederauftauchenden Silber werden in der Dezemberausgabe des Hat Trick Letter erörtert. Träge Geister übersehen diesen Fakt.
Die geistig Wachen denken an Betrug und sehen hier einen entscheidenden Beweis. Allem Anschein nach mehren sich die Hinweise, dass JP Morgan einfach 614.000 Unzen Silber vom MFGlobal-Kunden in von JPMorgan anerkannte Lagerbestände umschrieb. Großen Dank und Respekt an die "SilverDoctors" für ihre exzellenten Betrugsermittlungen. Erwarten sie bei diesem Verbrechen keine Strafverfolgung für MF Global, JP Morgan oder die Komplizen in London - nicht einmal für Jon Corzine. Das Faschistische Geschäftsmodel in den USA erlaubt keine Strafverfolgung. Je größer das Verbrechen, desto wahrscheinlicher ist es, das der Straftäter Macht über hohe Regierungsämter, das Finanzministerium, die Druckerpresse oder die Aufsichtsbehörden hat.
Ann Barnhardt erklärte, wie die COMEX in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird. Das abschließende Kapitel der Börse wird unter dem Zeichen der ruinösen Großen Preisdivergenz stehen, wenn die Futures-Kurse sinken, weil die Terminmärkte einfach gemieden und ignoriert werden, während sich die Kurse der physischen Markt stabil halten und anschließend steigen. Viele Beobachter - einschließlich Jack Ass - dachten, eine größere Menge physische Auslieferungsanträge werde dafür sorgen, dass die Gold- und Silberbestände der COMEX schnell abflössen, was schließlich jede Menge Gerichtsprozesse nach sich zöge - worauf die Börse dann als korruptes Unternehmen dicht gemacht würde.
Mit dem MFGlobal-Klau offenbart sich jetzt allerdings ein Alternativansatz, der einleuchtender scheint. Das Goldkartell unter Leitung von JP Morgan und unter der heimlichen Leitung der US Fed wird sich nicht leise aus dem Staub machen. Sie haben auf unverhohlenen Diebstahl von privaten Konten zurückgegriffen. Das Geld fehlt nicht. Das ist ja die Lüge. Es befindet sich auf JP-Morgan-Konten in London, wo Betrug relaxter gehandhabt wird. Wie haben den Madoff-Streifen schon gesehen, aber er wieder gezeigt - diesmal auf der Silberleinwand. Die Divergenz zwischen dem physischen Goldpreis und dem Papiergoldpreis wächst.
Die Gegenreaktion formiert sich und wird an Stärke gewinnen. Barnhardt führte viele sehr überzeugende und detaillierte Argumente an, warum Marktteilnehmer aufgrund von Misstrauen und in Erwartung erneuten Diebstahls die COMEX meiden und warum Kunden Kapital abziehen und Konten schließen werden. Hier sind ihre Hauptargumente: Sie treffen auf Gold und Silber zu. Barnhardt hat den folgenden Web-Blog: http://barnhardt.biz.
- Arbitrage wird ins Spiel kommen. Marktteilnehmer werden am billigeren, korrupten COMEX-Papiermarkt kaufen, um am teureren, ehrlichen physischen Markt wieder zu verkaufen. (Dasselbe Phänomen zerriss auch den Markt für europäische Staatsanleihen, wo die Umlaufrenditen für deutsche Staatsanleihen viel niedriger blieben als für spanische oder griechische.) Sie werden die kräftige Basis ausnutzen, sie werden die Preisnachlässe, wie sie an der COMEX geboten werden, mitnehmen und dann zu den Kassa-Preisen des physischen Markts verkaufen.
- Der Markt dreht sich um eine entscheidende Achse. Nur weil die Futures-Kontrakte physische Auslieferung zulassen, bleibt der Terminmarkt auch an den eigentlichen physischen Direktkaufmarkt gebunden. Ganz offensichtlich zerbrach aber gerade diese entscheidende Achse - sprich der Auslieferungsmechanismus. Aufgrund des Zusammenbruchs von MF Global sowie des Diebstahls von Kundengelder hat der Futures-Markt an Brauchbarkeit und Vertrauenswürdigkeit verloren.
- Der gesamte Auslieferungsmechanismus wurde korrumpiert und unterminiert. Physische Auslieferung bedeutete bislang, dass physische Metallbarrenbestände in einer zertifizierten Lagerstätte im Namen des Kunden gelagert wurden. Solche Bestände können aber nicht mehr als sicher erachtet werden. Es kam zum Diebstahl, und es gibt Gerichtsprozesse, bei denen über das rechtmäßige Eigentum an den umstrittenen Barren entschieden werden soll.
- Der Entkopplungsprozess setzt dann ein, wenn letztendlich auch die Arbitrageure voll und ganz das Vertrauen in die besagten Marktdynamiken verlieren. Der physische Markt wird seine Verbindung zu den Preisen der Terminmärkte verlieren. Jene Marktakteure werden sich nicht mehr dem Risiko aussetzen wollen, dass man ihnen ihr Geld, ihre Positionen und ihr physisches Metall stiehlt oder konfisziert.
- Wenn diese Marktakteure vom Terminmarkt flüchten, werden die Papier-Futures-Kurse sinken. Der physische Kassamarkt wird stabil funktionieren. Die Divergenz wird kommen und bemerkt werden, und schließlich im aller Öffentlichkeit diskutiert werden. Dann werden auch die spekulativeren Marktteilnehmer erkennen, dass nur noch am physischen Markt etwas zu holen ist - mit ehrlichen Regeln allerdings. Die Händler an den physischen Kassamärkten werden die Futures-Kurse (welche keine Gültigkeit mehr für die Preisfindung haben) ignorieren, weil sie erkennen, dass die Marktnachfrage nach ihren physischen Beständen robust bleibt. Und sie werden bei ihren beständigen Preisen bleiben. Später werden sie die Preise für ihr physisches Metall sogar erhöhen. Und noch später werden dann die PARABOLISCHEN PREISSPITZEN für physisches Gold und Silber kommen.
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© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com
Der Artikel wurde am 21.12.11 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.