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Interview mit Gerald Celente: Freiheitsrechte, Freihandel, Frieden und Krieg

09.01.2015  |  Presse anonym

Daily Bell: Freut mich, dass Sie im Trubel der Feiertage Zeit für dieses Interview finden. Wir wollen über die Top-Trend für 2015 reden. Sie bringen das Wort “Bankismus“ an und schreiben, dass das Weltwirtschaftssystem bald vom “Bankismus“ beherrscht ist. Was meinen Sie damit?

Gerald Celente: Eigentlich ziemlich klar, was es ist, denn Kapitalismus gibt es ja nicht mehr. Kapitalismus bedeutet, dass es Too-Big-To-Fail nicht geben kann, und die, die zu groß sind, um Pleite zu gehen, sind nun einmal die Banken. Die Banken schmeißen den Laden, nicht nur hier in den Vereinigten Staaten, Sie können sich jedes andere Land nehmen.

Anfang Dezember war zum Beispiel zu beobachten, wie der Dow wegtrudelte, zum Jahresende markierte er dann aber wieder neue Hochs. Und warum war das so? Weil die Zentralbank, die Federal Reserve, erklärte, dass die Zinssätze niedrig bleiben werden. Die Zentralbank benutzte den Ausdruck "geduldig”. Geduld haben also! Schließlich wurden die Zinssätze seit 2006 nicht mehr angehoben.

Das heißt, die Banken kontrollieren die Weltwirtschaft; nicht nur in den USA, man schaue nur rüber zur EZB, dort wird dasselbe Spiel gespielt. Dort gibt es negative Zinsen. Was genau wurde gemacht? Erst gab es in den Staaten eine Runde quantitativer Lockerungen und 2015 werden wir sehen, dass die Europäische Zentralbank nicht nur Staatsanleihen aufkaufen möchte, sondern höchstwahrscheinlich auch Unternehmensanleihen.

Die Banken haben die Herrschaft. Übrigens: In den meisten US-Präsidentschaftswahlkämpfen des 19. Jahrhunderts ging es auch darum, das Aufkommen einer Zentralbank zu verhindern, die das Geldangebot und die Geldschöpfung kontrolliert; aber natürlich bekamen wir dann Anfang des 20. Jh. unsere schöne Privatbank, die Federal Reserve.

Also: Kapitalismus wurde durch Bankismus ersetzt. Wenn man eine Bank ist, gibt es keine natürliche Unternehmensentwicklung, also auch keinen Einbruch. Die Banken sind an der Macht. Wie gesagt: Vier Worte haben es kaputtgemacht: too big to fail. Nomi Prins wird für uns einen Beitrag zum Thema schreiben; sie hat auch das wunderbare, sehr aufschlussreiche und wissenschaftliche Buch “All the President‘s Bankers“ geschrieben. Das soll nur eine kleine Vorschau auf die Themenvielfalt sein, die das Trend Journal zu bieten hat.


Daily Bell: Reden wir über einen anderen Trend - einen, bei dem es um Inflation und Deflation geht. Habe ich Recht, dass Sie für das Jahr 2015 einen deflationären Trend vorhersehen?

Gerald Celente: Ich bin nie Verfechter der Ansicht gewesen, dass Dollar-Schöpfung Inflation erzeugen werde, weil hier noch andere Trends, mit denen wir uns beschäftigen, hineinspielen - und das sind Preiskriege. Wir sehen, wie die Preise für Öl und Erdgas weiter sinken. 2014 haben diese Märkte schwere Verluste hinnehmen müssen. Es ist mehr eine Frage des Angebots als der Nachfrage - zu viel Angebot und eine sinkende Nachfrage. Das sehen wir nicht nur beim Öl, auch beim Getreide, ebenso beim Kupfer. In China kann man eine Tonne Betonstahl inzwischen billiger kaufen als eine Tonne Kohl.

Wenn man aber zufällig Russe ist und mit Rubel bezahlt, dann muss man schnell das Doppelte hinlegen. Aber nicht etwa, weil die Preise gestiegen wären, in Wirklichkeit sinkt der Preis ja. Sondern weil die eigene Währung entwertet wurde. So etwas werden wir noch häufiger sehen - nicht Inflation aufgrund von Angebot und Nachfrage, sondern Inflation wegen Währungsabwertung.

Niemand könnte aktuell ein klareres Bild davon haben als die Russen. Würde man in den Staaten oder Kanada leben und in Rubel bezahlt werden, hätte man eben mal eine Einkommenshalbierung miterlebt. Der Produktpreis ist eigentlich gar nicht stark gestiegen. In einigen Bereichen sind die Produktpreise sogar gefallen, Sie als Käufer müssen aber in Rubel bezahlen. Eine Produktpreisdeflation mit gleichzeitiger Kosteninflation aufgrund sinkender Einkommen und nachgebender Währungen.


Daily Bell: Wird diese Preisdeflation zum Teil auch künstlich erzeugt, wie zum Beispiel beim Saudi-arabischen Öl? Kennen Sie noch andere, ähnliche gelagerte Situationen?

Gerald Celente: Ich halte das nicht für künstlich. Wirklich nicht. Wie gesagt, wenn man sich die Rohstoffpreise anschaut, sieht man, dass viele Märkte aufgrund der Nachfrage 5-Jahre-Tiefs markiert haben. Wenn die Amerikaner und die Europäer weniger Sachen kaufen, stellen China, Indonesien, Vietnam, Bangladesch - alle Billiglohnländer - auch keine Sachen mehr her. Wenn sie keine Sachen mehr herstellen, dann exportieren Kanada, Indien, Chile, Brasilien - rohstoffreiche Länder - dorthin weniger wegen sinkender Nachfrage nach ihrem Produkt. Das treibt die Rohstoffpreise nach unten, und der Grund ist die Nachfrage.

Also sind die billigen Ölpreise für mich nicht das Ergebnis saudischer Manipulation. Aber vielleicht wollen die Saudis den Preis so niedrig haben, um die Konkurrenz loszuwerden? Sie sollen es sogar selbst gesagt haben. Aber wäre das eine realistische Strategie? Ich weiß nicht. Ich weiß aber, dass Rio Tinto in Australien immer mehr Eisenerz produziert und verkauft, um die an der Kostengrenze operierenden Akteure, also ihre Konkurrenz, aus dem Markt zu werfen. Kann das aber langfristig funktionieren? Das bezweifle ich. Ich denke, dass es letztendlich allen schaden wird. Für mich ist das, was die Saudis machen, aber keine Verschwörung. Für mich ist es eine unüberlegte Strategie.




Daily Bell: Sie erwähnten die alternativen Energien als einen Trend für 2015 und auch die schrittweise Ersetzung fossiler Brennstoffe. Sie schreiben, dass im Jahr 2015 das große Finale der fossilen Brennstoffe beginnen wird. Das ist eine gewaltige Aussage. Könnte Sie das ein wenig ausführen?

Gerald Celente: Wir nennen sie nicht mehr “alternativ“. Wir nennen sie inzwischen ”dominant". Paradoxerweise sinken die Preise fossiler Rohstoffe gerade jetzt, als Alternativen auf den Markt drängen, über die allerdings nicht viel gesprochen wird. Unser wissenschaftlicher Redakteur, Ben Davis, ist einer der führenden des Landes, wenn nicht der Welt.

Womöglich werden wir jetzt wieder etwas erleben, das uns aus geschichtlicher Sicht eigentlich gar nicht so unbekannt sein dürfte. Von Julius Caesar bis zu Grover Cleveland zogen die Kaiser, Präsidenten und Premierminister zu ihren Amtsantritten und Krönungen zu Pferde oder im Pferdewagen. Dann änderte sich das ganz plötzlich; das Auto wurde zuvor noch als alternatives Transportmittel betrachtet. Danach wurde es zum dominanten Transportmittel. Pferd und Wagen wurden zur Alternative. Dasselbe passierte mit mechanischen Eisschränken und Kühlschränken, Kerzenlicht und Elektrizität.

Wir stehen wieder an einem Wendepunkt, es gibt nicht mehr nur Hydro-, Thorium oder Uranprozesse, sondern eine ganze Reihe anderer - sprich solare, thermische und Biotreibstoffe, die die fossilen Brennstoffe ersetzen werden. Schon paradox, dass all das zu einer Zeit passiert, in der die Preise fossiler Brennstoff unter Beschuss geraten. Viel mehr Details dazu bekommen Sie im Trends Journal.

Wir haben übrigens eine Konferenz im kolonialen Kingston abgehalten, dort ist unser Hauptsitz - Thema waren die Top-Trends 2015. Die Konferenz wurde in bester Qualität mitgeschnitten, diese fünfeinhalb Stunden-Konferenz gibt es jetzt auf DVD. Ben Davis, unser wissenschaftlicher Redakteur, hatte das Thema Energie im Detail behandelt. Nicht nur im Trends Journal, sondern auch auf der Konferenz ging es im Detail darum, über welche Alternativen wir hier sprechen und welche Auswirkungen sie auf das Energiepreisgefüge aber auch auf die verschiedenen Wirtschaftsräume haben.

Man muss auch sehen, was diese Entwicklungen für Venezuela, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zu bedeuten haben. Denken Sie denn, dass die Vereinigten Staaten noch eine Nahostpolitik haben werden, wenn das Thema Öl keinen Vorrang mehr hat?

Die Konsequenzen gehen also weit über Wirtschaft und Industrie hinaus. Der geopolitische Aspekt ist kein kleiner. Hier können wir praktisch sehen, wie die Geschichte in eine neue Richtung läuft. Kriege um Ressourcen sind immerhin keine Seltenheit. Damals Gewürzkrieg - da kämpfte man um Gewürze. Jetzt kämpft man um fossile Brennstoffe. Wenn diese Entwicklungen im Bereich der neuen Energien stattfinden, werden fossile Brennstoffe genauso kriegsunwürdig sein wie heute Gewürze. Wenn man daran denkt, dass wir im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts stehen und noch fossile Brennstoffe nutzen, dann ist das doch eine recht fossile Vorstellung.


Daily Bell: Sie machen sich Sorgen um die Konsequenzen der Transpazifischen Partnerschaft. Können Sie erklären warum? Mit diesem Vertragswerk, so schreiben Sie, wird das Land von Führern multinationaler Unternehmen und deren Diktaten beherrscht.

Gerald Celente: Man verkauft uns die Transatlantische Partnerschaft und ihre europäische Schwester, das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) als wären sie Handelsabkommen, was sie aber nicht sind. Sie sind eine Übernahme durch die Multinationalen. Bestehende Handelsabkommen gibt ja schon reichlich; man schätzt, dass nur sehr, sehr wenige Seiten dieser neuen Abkommen überhaupt irgendetwas mit Handel zu tun haben.

Allerdings kennen wir die Details nicht, denn wir sind das Volk - und das in einem Land, das angeblich Demokratie exportiert und Leuchtturm der Freiheit ist. Wir dürfen uns dieses Abkommen nicht anschauen, auch unsere Senatoren und Kongressabgeordneten nicht. An der Ausarbeitung sind allein multinationale Konzerne beteiligt.

Das Abkommen bringt Folgendes: Den Nationen werden die Hoheitsrechte entzogen, diese werden durch multinationale Bestimmungen und Gesetze außer Kraft gesetzt. Die multinationalen Konzerne werden Ihr Land beherrschen - nicht nur in Bezug auf den Handel und die Finanzen, sondern auch hinsichtlich der grundlegendsten staatlich garantierten Freiheitsreche, bis hin zur Meinungsfreiheit.

Wir haben hier eine Übernahme durch multinationale Interessen, die womöglich zwei Drittel der Weltbevölkerung betreffen wird.


Daily Bell: Wir werden diese Milliarden Menschen darauf reagieren? Sehen Sie eine effektive Gegenmaßnahme?

Gerald Celente: Nicht in den Vereinigten Staaten oder Nordamerika. In Europa wird dagegen angegangen. Gerade erst gab es ein Treffen in Brüssel und mehrere tausend Menschen demonstrierten dagegen; in ganz Europa demonstrieren sie gegen das Abkommen. In Nordamerika wird es in den Nachrichten aber fast nie erwähnt, die meisten Amerikaner haben keine Ahnung, worum es dabei geht.

Was die ganze Angelegenheit noch drakonischer macht - übrigens sind wir hier wieder beim Bankismus, weil all das nichts mit Kapitalismus und schon gar nichts mit Demokratie zu tun hat - was die Sache noch drakonischer macht, ist der Umstand, dass es in den USA - wenn entschieden wird - per Eilantrag (fast track) in den Kongress kommen wird, was nur heißt, dass kaum Debatten darüber geführt werden. Im Kongress werden sie es nicht einmal lesen, sondern gleich dafür stimmen, so wie es in jeder guten Diktatur der Fall wäre.




Daily Bell: Ein weiterer Trend für 2015 ist Ihrer Meinung nach Krieg und noch mehr Krieg. Können Sie das bitte ausführen …

Gerald Celente: Meine Analyse des Weltgeschehens hat mir gezeigt: Wenn alles andere schief läuft oder versagt, schicken Sie dich in den Krieg. Wir sind auf dem Weg dahin. Die Weltwirtschaft versagt. Die chinesische Immobilienblase ist geplatzt. Europa hat wieder Rezession, in Italien und anderen Ländern. Die Prognosen für Deutschlands Wirtschaftswachstum fallen für 2015 deutlich geringer aus.

Das Wachstum in China hat wieder Stände der 1990er erreicht, vielleicht ist es sogar viel schlimmer. Es stehen dort geschätzt 70 Millionen Luxusappartements leer, ganze Städte wurden gebaut, die jetzt unbewohnt sind. Auch die chinesische Wirtschaft wird nach gleicher Bankismus-Manier gestützt und am Laufen gehalten, es wird billiges Geld ins System gepumpt.

Die Spannung steigt mit sinkender Wirtschaftsaktivität. Und jetzt schauen wir mal Richtung Russland, was wird da getrieben? Russland wurde mit schweren Sanktionen belegt. Russland hat ausgiebige Handelsbeziehungen mit Europa und Europa wiederum mit Russland. Jetzt sind diese Handelsbeziehungen auf Eis gelegt, während gleichzeitig die Wirtschaften auf beiden Seiten abkühlen.

Ich hatte die Ölpreise schon angesprochen. Denken Sie denn, dass es keine Revolutionen in Venezuela oder Bahrain geben wird? Denken Sie an die Rohstoffpreise und an Angola oder Kongo, an die rohstoffreichen Nationen wie Nigeria, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien. Wir werden eine enorme Destabilisierung dieser rohstoffreichen Länder erleben. Maßgeblich für diese Wirtschaften war eine starke Nachfrage aus Ländern wie China, Indonesien und anderen Ländern, die den Rohstoff zum eigenen ökonomischen Wohlstand benötigen. Jetzt kaufen der Westen und Europa aber immer weniger, deswegen wir weniger produziert - die internen Turbulenzen nehmen also ständig zu.

Die größte Bedrohung für China ist nicht Japan, nicht die Vereinigten Staaten, ganz sicher auch nicht der Zank mit Ländern wie Vietnam oder den Philippinen - auch nicht der Streit mit Japan über die Inseln. Nein, es ist etwas viel größeres. Es ist das eigene Volk. Dort leben 1,2 Milliarden Menschen, und die müssen zufrieden gehalten werden. Das ist das größte Problem. Berichten zufolge, die inzwischen nicht mehr veröffentlicht werden - muss es wohl innerhalb eines Jahres um die 24.000 Aufstände und Demonstrationen gegeben haben, in guten Zeiten. Dieser Bericht wird nun nicht mehr veröffentlicht.

Deswegen fließt auch so viel Geld aus China ab. Chinesen haben das Waldorf Astoria für 2 Mrd. $ gekauft. Sie bauen einen Kanal in Nicaragua. Es wird aufgekauft - machen Sie doch mal einen Ausflug nach Vancouver, Sie kennen es ja selbst - diese China-Boomtown war einer unserer Toptrends für das Jahr 2014. Das Smart-Money zieht jetzt ab. Also, wenn es in den Krieg geht, wird es diese Destabilisierung in vielen Ländern rund um die Welt geben.

Jetzt wieder die USA, der jüngsten Lüge Obamas zum Trotz - übrigens bin ich nicht parteiisch, sondern politischer Atheist. So wie George Bush uns in den Irak-Krieg gelogen hat, wegen Saddam Hussein und seinen Massenvernichtungswaffen und al-Qaeda-Verbindungen, so stellt sich Obama jetzt hin und sagt, wir müssen in den Irak zurück, um die Yazidis in den Bergen zu retten, quasi eine humanitäre Mission. Was ist bis jetzt passiert: 1.400 Luftangriffe, eine Truppenverstärkung von 2.000 Mann und Ausgaben von einer Milliarde Dollar. Jetzt wird Syrien bombardiert. Denken Sie nicht, dass sich diese Konflikte ausweiten werden?

Natürlich kündigte die Ukraine gerade an, sie wolle mit der NATO zusammenzugehen. Das wäre so, als würde Russland sich Kanada als Alliierten nehmen, dort Raketen mit Ziel auf die USA stationieren und Truppen an der Grenze zusammenzuziehen. Wir bewegen uns auf Krieg zu. Wir haben Verrückte - Männer wie Frauen - die die Kriegstrommel schlagen und Konflikte anheizen, vor unseren Augen wird es ungemütlich.

Krieg zu machen, ist ja so einfach. Schauen Sie sich nur das Kindertheater an, das wegen Nordkorea aufgeführt wird, und alle glauben es. Man schaut ins Internet und liest über Hackergeschichten und bekommt gesagt, die Nordkoreaner waren es - alles ein Haufen Quatsch. Beweise dafür gibt es nicht. Es gab aber auch keine Beweise dafür, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen hatte, trotzdem wurden mehr als eine Million Menschen getötet und ein ganzes Land zerstört.

Wer noch auf der Suche ist: Propaganda ist ein gutes Geschäftsfeld! Man kann sie billig und dumm machen und erzielt damit tolle Ergebnisse. Genau das wird gemacht - man führt uns in den Krieg. Das ist billige Propaganda.


Daily Bell: “Occupy Peace“ ist für Sie ein Gegentrend, der optimistisch stimmt. Können Sie erklären warum? Welche Rolle wird Occupy Peace in all dem spielen?

Gerald Celente: Am 2. Mai 2015 werden wir Occupy Peace in die Öffentlichkeit bringen. Die Bewegung wird aus den ältesten Ecken der Vereinigten Staaten hervorgehen. Und die stehen im kolonialen Kingston, im Bundesstaat New York, am einzigen Ort in den USA, wo noch an jeder Straßenecke Gebäude aus vorrevolutionärer Zeit stehen. Der Bürgermeister, Shane Gallo, hat uns die Erlaubnis erteilt, die Straße dichtzumachen. Als Erklärung für seine Entscheidung gab er einen der besten Kommentare ab: Er wolle Gemeinschaften aufbauen, keine Nationen, er wolle ein ‘Community-Builder‘ sein und kein ‘Nation-Builder‘.

Hier, gerade in der alten Kolonialstadt Kingston, wollen wir den Gründungsvätern der USA die Ehre erweisen – angefangen bei Washington, der noch ein richtiger Oberbefehlshaber war, nicht wie die kleinen Jungs wie Harper, Obama, Bush, Clinton, Hollande oder Sarkozy - die können, die können sich nicht einmal aus einer Einkaufstüte befreien.




Washington war ein Mann, der die Truppen selbst in der Schlacht anführte. Aus Washingtons Abschiedsrede: ‘Keine auswärtigen Verstrickungen.‘ Und an alle Kleingeister da draußen, die gleich sagen: “Na aber, damals war die Welt doch eine ganz andere!“ - nein, war sie eben nicht. Die Welt von damals war auch im Krieg. Unsere Gründungsväter waren aber Gelehrte, sie waren gebildete, sachkundige Männer. Und was haben sie gemacht - alle von Washington bis Franklin, von Jefferson über Adams hin zu Madison? Keine auswärtigen Verstrickungen!

Wir von Occupy Peace haben einen kleinen Schlachtplan für den Frieden - wir würden lieber für den Frieden kämpfen als für Krieg zu sterben. Unser Schlachtplan lautet - keine auswärtigen Verstrickungen, holt die US-Truppen nach Hause, versiegelt die Grenzen und baut Amerika neu auf, anstatt Nationen zu bauen und Nationen zu zerstören. Das machen wir also am 2. Mai. Es wird keinen Protestmarsch geben, wo die Menschen rufen und schreien und dann heimgehen, aber nichts passiert. Wie gesagt, wir haben einen Schlachtplan, den wir umsetzen, wenn die Leute nach Hause gehen, nehmen sie Anstöße zum “Selbstaktivwerden" mit. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir mehr dazu ankündigen.


Daily Bell: Wir haben auch einige Trends. Vielleicht können Sie die, in den wenigen Minuten, die wir noch haben, kommentieren. Was halten Sie vom Trend Cannabis, wenn es weltweit legalisiert wird? Wir hatten vor Kurzem zwei Sonderberichte über diesen Bereich veröffentlicht: The Trillion Dollar Race for Cannabis Profits und Marijuana Stocks are Losers. Wie ist Ihrer Meinung dazu?

Gerald Celente: Warum ist es nichts seit Anfang an legal gewesen? Das ist doch Beschiss. Was für eine Masche. Der ganze Kampf gegen Rauschgift, wo Leute für nichts ins Gefängnis wanderten - für nichts. Aber jetzt lässt sich plötzlich Geld durch Besteuerung verdienen, also wird es legalisiert.

Ich bin nicht der Meinung, dass es legalisiert werden sollte. Ich denke, es sollte entkriminalisiert werden. Ob Sie Hühnchen essen wollen oder aber einen Joint rauchen - das ist ganz ihre Entscheidung. Der Staat sollte daran nicht beteiligt sein - nicht auf die eine Weise und nicht auf die andere. Vom Staat wird es nur legalisiert, damit er einen Teil der Kohle abschöpfen kann. Man hat daran Geld verdient, als es illegal war - und zwar über das unternehmerisch organisierte Strafvollzugssystem. Unter staatlicher Führung läuft ein unternehmerisch organisiertes Gefängnissystem, also wurde auf diesem Wege damit Geld gemacht, jetzt wird mit der Legalisierung verdient, weil man die Menschen dafür besteuern kann.

Dort haben sie aber überhaupt nichts zu suchen. Wer sind diese Regierungsbeamten denn eigentlich? Ich sage es Ihnen. Offizielle Armleuchter sind sie. Offizielle Heuchler! Mit welchem Recht können die das entscheiden? Was machen die eigentlich mit den Kindern in unseren Schulen? Die werden mit Ritalin vollgedröhnt wie nie zuvor, weil man über die Pharmaunternehmen daran Geld verdienen kann. Die haben gar kein Recht, Marihuana zu legalisieren. Es müsste entkriminalisiert werden. Diejenigen, die sich für eine Legalisierung einsetzen, drängen in die falsche Richtung. Das ist so als würde man all das, was wir essen oder trinken legalisieren. Entkriminalisiert müsste es werden. Der Staat hat dort nichts zu suchen.

Außer, Sie mögen es, dass andere Menschen Ihr Leben entscheiden oder Sie schauen gerne zu Politikern auf - denn das machen viele Menschen. Sie blicken zu ihren Politikern auf. Sie verbeugen sich, sie schleimen und falls es gut genug bezahlt wird, würden sie gerne noch den roten Teppich für diesen oder jene ausrollen.


Daily Bell: Denken Sie, dass jene Millionen Häftlinge, die wegen gewaltfreier Drogendelikte einsitzen, jetzt freigelassen werden, dass ihre Strafregister gelöscht werden?

Gerald Celente: Das wird am Ende passieren, aber noch einmal - wir hatten zu Beginn des Interviews darüber geredet, dass es keinen Kapitalismus mehr gibt, sondern Bankismus. Die Verschmelzung von staatlicher und unternehmerischer Macht wird Faschismus genannt. Wenn Privatunternehmen Gefängnisse betreiben, wenn Privatunternehmen die Welt regieren, haben wir Faschismus. Unternehmen stehen über dem Staat. Sie werden diese Menschen so lange in den Gefängnissen behalten, solange sie uns Geld dafür abnehmen können, um ihre kranken Bedürfnisse damit zu decken.


Daily Bell: Welche Trends sehen in den Bereichen Agrarland und Biolandwirtschaft kommen und auch für alle, die nach Zweitwohnsitzen im Ausland oder Investitionen in ausländisches Nutzland suchen? Unser Dienst High Alert baut eine Gemeinschaft in Kolumbien auf namens Terra Viva. Das ist eine Antwort auf Entwicklungen, die Sie gerade beschrieben haben.

Gerald Celente: Saubere Nahrung und sauberes Wasser sind zwei der größten Trends für die Zukunft, würde ich sagen. Übrigens habe ich den Begriff “clean food“ damals 1993 geprägt. Wer das überprüfen will, kann in der New York Times nachschlagen. Wir hatten sogar noch früher im Trends Journal darüber geschrieben. Ich habe auch einen Ehrendoktor in integrativer und Komplementärmedizin von der National University of Health Sciences, ich bin also schon seit sehr vielen Jahren mit dem Thema vertraut. Für mich ist das nicht neu.

Das ist aber die Zukunft. Saubere Nahrung und sauberes Wasser ist die Zukunft und dieser Trend ist eng mit einem anderen unserer Trends verknüpft - Retro. Die Menschen wollen Echtes. Die Millenniums-Generation hat ja nichts Reales mehr. Sie haben auch nichts mehr, auf das sie sich freuen könnten, weil die Zukunft, laut allen Umfragen, düsterer sein wird als das Heute. Also werden sie zurück in die Vergangenheit gehen - und zurück in die Vergangenheit bedeutet zurück aufs Land. Das wird ein gewaltiger Trend. “Direkt vom Erzeuger zum Verbraucher“ ist eigentlich ein alter Hut, doch daraus wird ein großer Schuh werden.


Daily Bell: Vielen Dank für dieses Interview.

Gerald Celente: Ich wünsche schöne Feiertage und ein gesundes neues Jahr.

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© Anthony Wile
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Dieser Artikel wurde am 28.12.2014 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.