Edelmetalle im Vergleich: Was ist die beste Anlage für den nächsten Finanzcrash?
11.10.2016 | Steve St. Angelo
Wenn es zum nächsten Finanzcrash kommt, müssen die Anleger wissen, welches der vier wichtigsten Edelmetalle sich am besten für ein Investment eignet. Leider haben sehr viele fehlerhafte Analysen stattgefunden, die viele Anleger bezüglich der Fundamentaldaten von Gold, Platin, Palladium und Silber in die Irre geführt haben.
Ich werde in diesem Artikel Informationen zu den wichtigsten vier Edelmetallen zur Verfügung stellen, die von der Mehrheit der Analysten nicht berücksichtigt wurden. Zwar mag der ein oder andere einzelne Aspekte davon angesprochen haben, aber nur sehr wenige haben eine tiefgründige Analyse zu diesen Metallen zusammengestellt, um die Anleger umfassend zu informieren.
Bevor ich jedoch bei diesen vier wichtigsten edlen Metallen ins Detail gehe, möchte ich eine sehr wichtige Information zur Verfügung stellen:
Als ich (vor einigen Wochen) den Artikel "The Coming Breakdown of U.S. & Global Markets Explained - What Most Analysts Miss" ("Der bevorstehende Zusammenbruch der USA & der globalen Märkte erklärt - Was die meisten Analysten nicht sehen") veröffentlichte, weckte dieser mehr Interesse und Kommentare als alle vorherigen Artikel. Ich habe da scheinbar den Nerv meiner Follower und neuen Leser getroffen.
In diesem Artikel nutzte ich einige der Charts von Louis Arnoux und der Hills Group. Diese Charts erklärten den bevorstehenden "Thermodynamischen Zusammenbruch" des Ölpreises und der Ölindustrie weltweit, der uns in relativ naher Zukunft bevorsteht. Seitdem habe ich mehrere lange Gespräche mit Louis über die Wissenschaft und Mathematik hinter dieser Arbeit geführt.
Lassen Sie mich deutlich sagen, dass jegliche Zweifel, die ich an der Richtigkeit und Legitimität dieser Arbeit hatte, komplett verschwunden sind!
Liebe Leute ... wir befinden uns in einem wahren Chaos. Und das Schlimmste daran ist, dass die Welt keine Ahnung hat. Zwar bin ich schon seit vielen Jahren pessimistisch in Bezug auf die Auswirkungen von Peak Oil und dem fallenden Erntefaktor, doch inzwischen habe ich begriffen, dass die Uhr tickt. Und die Zeit ist knapp.
In einigen Interviews und Artikeln habe ich erwähnt, dass ich vorhabe diese Herren für ein Interview zu gewinnen, um ihre Arbeit zum "Thermodynamischen Zusammenbruch von Öl" zu erklären. Eigentlich sollte das schon stattgefunden haben, aber es hat länger gedauert die Wissenschaft hinter den Studien zu verstehen. Im Grunde genommen habe ich einfach mehr Zeit gebraucht, um die Implikationen ihrer Arbeit völlig zu erfassen.
Außerdem ist es extrem wichtig, diese Informationen in einer verständlichen Weise darzustellen, sodass der Leser sich ein richtiges Bild machen kann. Das ist wie die Einnahme der ultimativen roten Pille - sobald Sie die Zusammenhänge einmal verstanden haben, gibt es kein Zurück. Es wird Sie zwingen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Wir werden die Diskussion mit Louis und der Hills Group zum Abschluss bringen und sie in den nächsten Wochen einladen, um über ihre Arbeit zu sprechen. Zudem habe ich beschlossen, dass wir wahrscheinlich mehrere Interviews führen werden, um die Botschaft deutlich zu machen und die erschreckenden Auswirkungen zu diskutieren.
Noch eine Sache, bevor wir zu den Edelmetallen kommen. Auch mein Artikel "The Death of the Bakken Oil Fields Has Begun: Means Big Trouble for the U.S." ("Der Tod des Bakken-Ölfeldes hat begonnen und bedeutet großen Ärger für die USA") hat vor einigen Wochen auf verschiedenen Webseiten für großen Wirbel gesorgt. Auf ZeroHedge wurde er fast 100.000 mal angeklickt, doch auf peakoil.com geschah etwas wirklich Seltsames. Normalerweise gibt es dort nur etwa 35 eingefleischte Mitglieder, die Kommentare schreiben, und die meisten Artikel bekommen nur zwischen 10 und 30 Kommentare.
Mein Artikel über das Bakken-Ölfeld wurde jedoch fast 300mal kommentiert, und die Mehrzahl dieser Kommentare stammte von den über 100 neuen Mitgliedern, die sich an jenem Tag registrierten. Wirklich bizarr war jedoch, dass die Kommentare dieser neuen Mitglieder alle negativ waren und möglicherweise von einer sogenannten Troll-Bot-Attacke automatisch generiert wurden. Zumindest wurde das von den anderen Mitgliedern der Seite diskutiert.
Auf peakoil.com wird das Fördermaximum im Ölsektor schon seit Jahren diskutiert, die Informationen in meinem Artikel waren daher nichts Neues. Irgendetwas, vielleicht die Art der Darlegung oder der Titel, hat jedoch offenbar einen Nerv getroffen, da dieser Artikel ein solches Sperrfeuer an negativen Kommentaren ausgelöst hat. Vielleicht steckt die globale Ölindustrie in noch viel größeren Schwierigkeiten, als ich bisher angenommen hatte...
Die wichtigsten Fundamentaldaten der Top vier Edelmetalle
Die Minenproduktion
Wie ich bereits am Anfang des Artikels erwähnt hatte, gibt es zu den vier bedeutsamsten Edelmetallen jede Menge fehlerhafter Analysen, die die Investoren vollends verwirren. Ich will versuchen, ein wenig Klarheit zu schaffen.
Sehen wir uns die jährliche Minenproduktion von Silber, Gold, Palladium und Platin an. Nach Angaben der von GFMS (Thomson Reuters) veröffentlichten Berichte zu diesen Edelmetallen wurden 2015 weltweit 877 Mio. Unzen Silber, 101 Mio. Unzen Gold, 6,7 Mio. Unzen Palladium und 6,1 Mio. Unzen Platin gewonnen.
Wie wir sehen, wurde neunmal so viel Silber produziert wie Gold, 15mal so viel Gold wie Palladium und 16mal so viel Gold wie Platin. Viele Analysten haben fälschlicherweise darauf hingewiesen, dass Platin und Palladium viel seltener sind als Gold, und deswegen deutlich teurer sein sollten. Außerdem sind andere Analysten der Ansicht, dass der Wert von Silber gegenüber Gold viel höher sein sollte, als das aktuelle Preisverhältnis von 69:1, da die Silberproduktion nur neunmal so hoch ist, wie die Goldproduktion.
In früheren Zeiten, vor hunderten von Jahren oder in der Antike, mag das Produktionsverhältnis der beiden Edelmetalle ihren jeweiligen Marktwert genauer widergespiegelt haben. Grund dafür ist jedoch die Art, wie es damals aus der Erde gewonnen wurde (durch die Arbeitskraft von Menschen und Tieren). Dies hat sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts jedoch geändert, da die Energiequellen Kohle und Öl die mechanische Arbeit von Mensch und Tier ersetzt haben.
Geschätzte Produktionskosten von Gold, Platin und Silber
Der aktuelle Wert der vier wichtigsten Edelmetalle beruht auf ihren jeweiligen Produktionskosten, nicht ihrem Produktionsverhältnis. Der folgende Chart zeigt die geschätzten Produktionskosten von Gold, Platin und Silber. Palladium habe ich aus der Kostenanalyse herausgelassen, weil die größten Palladiumproduzenten das Metall als Beiprodukt bei der Förderung von Nickel oder Platin gewinnen. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass die Gewinnmargen der wenigen primären Palladiumunternehmen vergleichbar mit denen anderer Edelmetallproduzenten sind.
Meine Schätzung des Break-Even-Punktes für Gold basiert auf den Minengesellschaften Barrick und Newmont. Für Platin stützte ich mich auf die Angaben von Anglo American Platinum und Impala Platinum und für Silber auf Pan American Silver und Tahoe Resources. Dabei handelt es sich jeweils um die zwei größten Primärproduzenten der einzelnen Edelmetalle.
Hinweis: Ich habe bei diesen Berechnungen nicht wie üblich viele verschiedene Formeln verwendet, sondern eine einfachere Herangehensweise gewählt und den Nettogewinn bzw. den bereinigten Gewinn der Unternehmen herangezogen und durch die gesamte primäre Metallproduktion geteilt. Die Kalkulationen könnten sicher akkurater sein, doch die im Chart dargestellten Zahlen stellen dennoch recht gute Schätzwerte für die Gewinnschwelle bei diesen Edelmetallen dar.
Im Chart sehen wir, dass der Break-Even-Punkt bei Gold (für Barrick und Newmont) 2015 bei etwa 1.120 $ je Unze lag. Der durchschnittliche Goldpreis betrug im letzten Jahr 1.160 $. Diese beiden Top-Unternehmen machten also einen Gewinn von 40 $ je Unze.
Bei Platin lag die Gewinnschwelle 2015 schätzungsweise bei 1.030 $, während der Preis des Edelmetalls bei durchschnittlich 1.054 $ lag. Die beiden Top-Platinproduzenten verzeichneten also einen Gewinn von 24 $ je Unze. Ich denke, dass dieser Break-Even-Punkt ein sehr guter Richtwert für die gesamte Platinindustrie ist, weil allein diese beiden Unternehmen 2015 2,9 Mio. Unzen des Edelmetalls förderten, während sich die weltweite Minenproduktion nur auf 6,1 Mio. Unzen belief.
Kommen wir nun zu Silber. Der geschätzte Break-Even-Punkt der beiden größten primären Silberunternehmen lag im letzten Jahr bei 15,00 $, während der Spotpreis im Durchschnitt 15,68 $ betrug. Die beiden Minengesellschaften machten also einen Gewinn von 0,68 $ je Unze. In Wirklichkeit meldete Tahoe Resources einen sehr hohen Gewinn, während Pan American Silver einen Verlust verzeichnete. Wenn wir jedoch den Durchschnitt aus den Angaben der Unternehmen bilden, ergibt sich ein Gewinn von 0,68 $.
Die Gewinnmargen bei der Produktion dieser drei Metalle belaufen sich meinen Schätzungen zufolge also praktisch auf 2,2% für Platin, 3,4% für Gold und 4,5% für Silber. Das sind äußerst gerinne Gewinnspannen. Ich glaube, dass die Trader und Algorithmen diese Profile der Produktionskosten von Gold, Platin und Silber verwenden, um den Wert der Edelmetalle zu bestimmen. Ich denke, das Gleiche trifft auch auf Palladium zu, auch wenn ich für dieses Metall keine Analyse durchgeführt habe.
Der Wert der Metalle basiert also nicht auf dem Verhältnis, in dem sie produziert werden, sondern vielmehr auf ihren Produktionskosten. Das bedeutet, dass alle Edelmetallanalysten, die schreiben, dass "Gold als monetäres Metall das wichtigste Mittel zur Wertaufbewahrung" sei, nicht verstehen, dass sich sein Wert derzeit nach dem gleichen Prinzip bemisst, wie der eines reinen Rohstoffs. Das Prinzip ist das gleiche wie bei Platin, Palladium oder Silber.
Meine Analyse legt allerdings den Schluss nahe, dass sich die Preisbildung bei Gold und Silber vom typischen "Rohstoff-Preismechanismus" in ein Prinzip verwandelt, dass die Eigenschaft der Edelmetalle als hochwertige Vermögensspeicher mit einbezieht, sobald es in naher Zukunft zum schlimmsten Finanzcrash der Geschichte kommt.
Die vier besten Edelmetallinvestments
Die meisten Edelmetallwebseiten konzentrieren sich auf Gold- und Silberanlagen, doch einige preisen auch die Vorteile von Platin- und Palladiuminvestments an. Unglücklicherweise werden die meisten Gründe, die für den Besitz dieser Metalle sprechen, in Zukunft eventuell nicht mehr zutreffen oder sich als falsch erweisen. Doch lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Investitionen der Privatanleger in die physischen Metalle im Vergleich zur jeweiligen Gesamtnachfrage im Jahr 2015 werfen.
Die im Chart dargestellten Zahlen repräsentieren die physische Investmentnachfrage nach allen vier Edelmetallen, was im Fall von Gold die Käufe der Zentralbanken mit einschließt. Die ETFs und die Änderungen ihrer physischen Edelmetallbestände habe ich hier ausgeklammert. Alle Daten stammen von den GFMS-Berichten zu Gold, Silber und den Platingruppenmetallen.
Mit einem Anteil der Investitionsnachfrage und der Zentralbankkäufe von 39% an der Gesamtnachfrage ist Gold der klare Gewinner. Es war zudem das einzige Metall, das die weltweiten Zentralbanken insgesamt auf Nettobasis zukauften.
Silber liegt in dieser Statistik auf Platz 2. Hier hatten die Investitionen in Münzen und Barren einen Anteil von 23% an der Gesamtnachfrage. Wie wir sehen, machen die Investments bei Platin 6% der Nachfrage aus, während es bei Palladium nur 0,5% sind.
Um eine langfristigere Perspektive auf die physischen Investitionen bei diesen vier Edelmetallen zu erhalten, habe ich zudem den Zeitraum zwischen 2011 und 2015 betrachtet. Der folgende Chart zeigt die Durchschnittswerte aus diesen fünf Jahren.
Wie wir klar erkennen können, hat die Nachfrage nach physischen Investitionen bei Gold und Silber eindeutig den größten Anteil an der Gesamtnachfrage. Aus irgendeinem Grund verstehen die Anleger von Natur aus, dass Gold und Silber auf eine jahrtausendealte Geschichte als Geld bzw. als hochqualitative, dauerhafte Vermögenswerte zurückblicken. Obwohl Gold im analysierten Fünfjahreszeitraum prozentual gesehen öfter zu Investitionszwecken erworben wurde, ist Silber mengenmäßig der eindeutige Gewinner bei Privatanlagen.
Zwischen 2011 und 2015 kauften die Investoren insgesamt 1.141 Millionen (1,14 Milliarden) Unzen Silber, während sich die Goldinvestments auf 223 Millionen Unzen beliefen. Außerdem wurden 1,3 Millionen Unzen Platin und gerade einmal 0,2 Millionen Unzen Palladium gekauft. Diese Zahlen machen die Denkweise und die Präferenzen der Investoren gut deutlich. Natürlich ist die insgesamt in die 223 Millionen Unzen Gold investierte Geldsumme höher, als der Betrag, der in die 1.141 Millionen Unzen Silber investiert wurde, aber rein mengenmäßig betrachtet zeigen die Edelmetallkäufe, dass die Ableger eine starke Affinität zu Silber haben.
Warum Platin und Palladium beim nächsten Crash nicht mit Gold und Silber mithalten können
Angesichts dieser Zahlen gehe ich davon aus, dass Gold und Silber bei der nächsten Finanzkrise die bevorzugten Vermögenswerte sein werden, Platin und Palladium jedoch nicht. Letztere können für Investoren zwar auch in Zukunft gewisse Eigenschaften als Mittel zur Bewahrung von Vermögen bieten, doch der kommende thermodynamische Kollaps der Rohölproduktion wird die Gewinnung und Verarbeitung von Platin und Palladium in den gegenwärtigen Mengen unmöglich machen.
Leider hat der Großteil der Bevölkerung von Platin- und Palladiuminvestments nicht die geringste Ahnung und ist sich noch nicht einmal der Rolle dieser Edelmetalle als Wertanlage bewusst. Die meisten Investitionen in diese reinen Industriemetalle dienen einzig der Absicherung gegen künftige Angebotsknappheiten oder Preisspitzen. Gold und Silber sind dagegen eher als wahres Geld und gute Mittel zur Vermögenssicherung bekannt.
Silber wird von den Mainstreammedien und von zahlreichen Edelmetallanalysten zwar immer wieder als Industriemetall abgestempelt, doch es verfügt über die gleichen hervorragenden Eingenschaften zur Wertaufbewahrung wie Gold. Der einzige Unterschied liegt in den Produktionskosten. Deren Einfluss auf den Preis von Gold und Silber wird in Zukunft jedoch schwinden, wenn der Wert der Anleihen, Aktien, Immobilien und Versicherungsfonds weltweit von derzeit 250 Billionen $ in Richtung Null fällt.
Grund dafür wird wie gesagt die kommende Energiekrise sein, die im folgenden Chart von Louis Arnoux dargestellt ist:
Leider verstehen nur sehr wenige Menschen, auf welch einen Abgrund wir im Zusammenhang mit der Energiekrise zusteuern. Die meisten klammern sich noch immer an die Vorstellung, dass ein Finanzcrash zwar schwere Zeiten mit sich bringen würde, wir anschließend jedoch wieder beginnen könnten, die Wirtschaftsleistung basierend auf echtem Geld zu erhöhen und auszubauen. Leute, das Wachstum, wie wir es kennen, wird der Vergangenheit angehören!
Aus diesem Grund ist es von so entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen und Implikationen der Energiekrise zu verstehen. Investoren, denen diese Folgen bewusst sind, werden es in Erwägung ziehen den Großteil ihrer Aktien, Anleihen und Immobilien zu verkaufen und stattdessen in physisches Gold und Silber zu investieren.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 28. September 2016 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.