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Gold und Silber: Haben Sie das große Ganze noch im Blick?

28.10.2016  |  David Smith

Wenn sie im Internet nach Informationen über die Edelmetalle oder die Aktien der Minengesellschaften suchen, oder wenn Sie Newsletter per Schneckenpost zugeschickt bekommen, dann lesen Sie die verschiedensten Vorhersagen von den verschiedensten Leuten. Die typischen Themen dabei sind:


Ehrlich gesagt sind wahrscheinlich alle von uns neugierig und wissbegierig und würden die Antworten gern kennen. Wir wollen daran glauben, dass es irgendwo jemanden gibt, der die Zukunft vorhersagen kann. Wir lesen, was die Gurus zu sagen haben, denn womöglich verfügen sie über spezielles Wissen, das uns einen entscheidenden Vorteil verschafft.

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Vielleicht besuchen Sie regelmäßig Seiten wie GoldSeek.com, wo die Verfasser der Newsletter einen Teil ihrer Arbeit veröffentlichen, kurz nachdem ihre Abonnenten die aktuelle Ausgabe gelesen haben. (Die Vielfalt ist groß - Sie können dort einen Einblick in Abonnements bekommen, die zwischen 10 $ im Monat und 3.000 $ im Jahr kosten.)

Dann gibt es natürlich auch die Leute, die sich nur umschauen, aber nicht festlegen wollen und sich damit am Rande der Anständigkeit bewegen. Sie sind der Fluch der Newsletterbranche, denn sie melden sich irgendwo an - z. B. für eine kostenlose Probeausgabe - investieren in die empfohlenen Positionen und kündigen ihr Abo dann wieder. Eine weitere Unterkategorie sind die wirklich überzeugten Newsletterabonnenten, die sofort beim Erscheinen einer neuen Ausgabe die empfohlenen Aktien kaufen, ohne überhaupt zu lesen, aus welchem Grund sie ausgewählt wurden.

Abgesehen davon, dass sie auf diese Weise immer darauf angewiesen sind, dass ihnen jemand den sprichwörtlichen Fisch gibt, ohne dass sie jemals selbst lernen, wie man ihn fängt, führt dieses sprunghafte Verhalten dazu, dass die Anleger einen kurzsichtigen Blick auf die Zukunft entwickeln und nur das erkennen, was direkt vor ihnen liegt. Sie werden nie in der Lage sein, eine Kernposition aufzubauen, die sie während eines längeren Aufwärtstrends größtenteils halten und erst gegen Ende des Bullenmarktes mit großem Gewinn verkaufen.


Die wichtigste Lehre aus der epischen Edelmetallhausse der 1970er Jahre

Eine Episode aus meiner Vergangenheit kann als lehrreiches Beispiel diesen. 1980 fuhr ich nach San Francisco, um an der einzigen Investmentkonferenz teilzunehmen, die ich während der historischen Rally der Edelmetalle besuchte. (Ironischerweise endete die Hausse noch im selben Jahr.) Alle damaligen Koryphäen der Investmentbranche waren mit Vorträgen vertreten. Einige von ihnen, wie zum Beispiel Doug Casey, sind noch immer im Geschäft. Für mich waren zwei der Referenten von besonderem Interesse, die damals zu den führenden Gold- und Silbergurus zählten - Harry Browne und Jerome Smith.

Harry Browne hatte in den 1970ern besonders hohe Wellen geschlagen, als er die beiden zukunftsweisenden Investmentratgeber "How You Can Profit from the Coming Devaluation" ("Wie Sie von der kommenden Entwertung profitieren können") und "New Profits from the Monetary Crisis" ("Neue Gewinne durch die monetäre Krise") schreib. Er diskutierte die Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken, die zersetzende Wirkung von "moderater" Inflation auf das Vermögen eines durchschnittlichen Bürgers (die auch heute noch nur unzureichend verstanden wird) und die historische Rolle, die der Besitz von echtem Geld - Gold und Silber - seit Menschengedenken gespielt hat.

Zuerst gab es nur wenige, die ihm Beachtung schenkten, da sie keinen Grund dafür sahen, einen Anlagewert zu besitzen, der keine Zinsen abwarf. Heute ist das nicht viel anders. Doch Anfang 1980 standen die Leute in den Großstädten vor den Geschäften der Münzhändler Schlange, um Gold und Silber zu kaufen.

Als Silber noch zu 4 $ gehandelt wurde, schrieb Jerome Smith "Silver Profits in the Seventies" ("Silber wird in den Siebzigern profitieren") und machte die "absurde" Vorhersage, dass der Silberkurs auf 50 $ steigen würde. Als 1980 in San Francisco die erwähnte Konferenz stattfand, war genau das geschehen.

Ich hatte damals basierend auf Brownes Vorhersagen in physisches Silber und Terminkontrakte auf Schweizer Franken investiert und einen ansehnlichen "Papiergewinn" gemacht. Harry Browne, der als Hauptreferent auf der Konferenz geladen war, warnte das Publikum davor, dass der Silberbullenmarkt, der nach einem kurzen Anstieg auf 50 $ je Unze zu diesem Zeitpunkt bei um die 45 $ notierte, in Gefahr sei, sobald der Kurs auf unter 37,50 $ falle. Nachdem ich dem Guru zugehört hatte, war mein erster Impuls, gleich in der Pause loszugehen und bei 37,50 $ eine Stop-Loss-Order zu setzen und mein Silber zu verkaufen, sobald der Preis unter diesen Wert sank.

Doch dann war Jerome Smith an der Reihe, und der sprach mittlerweile von einem Silberpreis von 100 $! Der Welt würde das Silber ausgehen, sagte Smith vorher, und der ursprünglich von ihm prognostizierte Preis würde sich noch verdoppeln! Also entschied ich mich, auf die Stop-Loss-Order zu verzichten.



Schon kurz danach fiel der Kurs unter die von Harry Browne genannte Marke. Es ging hinunter bis auf 10,80 $, dann folgte eine Erholung auf 25 $ und schließlich ein zwei Jahrzehnte währender Abstieg auf 5 $.

Mein Fehler? Das war nicht Gier (im Ernst!), sondern vielmehr die Fixierung auf ein bestimmtes Kursziel. Stattdessen wäre es ratsam gewesen, der strukturellen Integrität des Marktes (oder deren Fehlen) die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Ich wusste, dass der Bullenmarkt aus technischer Sicht in Gefahr war, und mir war auch bewusst, dass die Brüder Hunt an den Börsen in die Enge getrieben wurden.


Es ist ein Fehler, sich auf Preisvorhersagen zu konzentrieren

Dieser gedankliche Trugschluss ist auch mit Blick auf den heutigen, steigenden Markt aufschlussreich. Versuchen Sie, sich nicht auf Preisprognosen zu verlassen, sondern vielmehr die interne Stärke des Marktes, den vorherrschenden Trend und unsere Position in diesem zeitlichen Kontinuum abzuschätzen.

Das neue Buch, das David Morgan und ich bald veröffentlichen werden - "Second Chance - How To Make and Keep Big Money During the Coming Gold and Silver Shock Wave" ("Die zweite Chance - Wie Sie während des kommenden Gold- und Silberpreisschocks ein Vermögen verdienen und behalten") - enthält weitere Einzelheiten dieser Geschichte. Ich hatte zudem die Gelegenheit, sowohl mit Harry Browne als auch mit Jerome Smith über die damaligen Entwicklungen zu sprechen. Dieser Vorfall und die zahlreichen anderen Themen, die wir in dem Buch diskutieren, können Ihnen helfen, in den nächsten Jahren gut informierte Entscheidungen zu treffen.

Die wichtigste Erkenntnis aus dieser Geschichte ist, dass Sie in den nächsten Jahren immer die bullischen großen Zusammenhänge im Blick haben sollten, während sich die Manie steigert und auch die allgemeine Öffentlichkeit erfasst. Später, wenn sich ein Top zu bilden scheint, sollten Sie genau prüfen, ob sich der Trend seinem Ende nähert. Seien Sie aufmerksam, wenn so ziemlich alle, die das Spektakel beobachtet haben, ein Teil davon geworden sind.

Stewart Thomson, den wir auch in unserem Buch zitieren, drückt das äußerst prägnant aus:

"Wenn Sie Ihre Investitionsbemühungen durch ein Mikroskop betrachten, dann werden auch Ihre Ergebnisse dementsprechend ausfallen - mikroskopisch."


Lernen, im Kaffeesatz zu lesen

Ich möchten Ihnen noch zwei Ratschläge mit auf den Weg geben, je einen für Gold und Silber. Wenn Sie nach fundamentalen Daten und technischen Analysen suchen, die die Theorie stützen, dass wir im Großen und Ganzen mit einer positiven Entwickelung der Edelmetallmärkte rechnen können, sollten Sie auf Informationen dieser Art achten.

Mining Weekly, die führende südafrikanische Publikation des Rohstoffsektors, führte kürzlich ein Interview mit dem CEO von Randgold, Mark Bristow. In dem Artikel steht Folgendes über die Trends der globalen Goldproduktion:

"Allein um den industriellen Bedarf zu decken, müssten seinen [Bristows] Schätzungen zufolge neue Vorkommen von 90 Millionen Unzen Gold jährlich entdeckt werden. Um die qualitative Verschlechterung des Roherzes (d. h. den Abbau von Gestein mit einem niedrigeren Goldgehalt pro Tonne) auszugleichen, wären Jahr für Jahr Neuentdeckungen im Umfang von 180 Millionen Unzen nötig. Derzeit erhöhen sich die bekannten Ressourcen jedoch nur um einen Bruchteil der erforderlichen Menge: Zwischen 10 und 15 Millionen Unzen Gold werden jährlich neu entdeckt."

In Bezug auf Silber diskutiert Roland Watson von Silver Analyst die Bedeutung des 20-monatigen gleitenden Durchschnitts und was es heißt, wenn der Silberkurs über dieser Linie notiert:

"Kommen wir nun zur Gegenwart. Nachdem der Silberpreis exakt vier Jahre lang unter dem gleitenden Durchschnitt lag, ist er im Mai mit einem monatlichen Schlussstand von 15,99 $ nun über diese Linie gestiegen. Basierend auf früheren Beispielen legt das den Schluss nahe, dass Silber jetzt in einen mehrere Jahre andauernden Bullenmarkt gestartet ist."

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Kapitalzuflüsse am Edelmetallmarkt höher als je zuvor (Daten ab 2005)


Wenn Sie solche Informationen berücksichtigen, kann Ihnen das dabei helfen, Ihren Blickwinkel weit genug zu halten und das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Versteifen Sie sich nicht auf bestimmte Kursziele und lassen Sie nicht zu, dass Ihre Entscheidungen von spezifischen Preiserwartungen gelenkt werden.

Die Edelmetallpreise müssen keineswegs einen bestimmten Punkt erreichen, damit Ihre Analysen korrekt sind und Sie nette Gewinne machen können. Alles, was die Gold- und Silberkurse tun müssen, ist im Laufe Zeit langsam aber sicher nach oben zu klettern, im Einklang mit den üblichen Entwicklungen, die ein Bullenmarkt durchläuft, der Fahrt aufnimmt und dann viel später auch ein Ende findet. Was Gold und Silber betrifft, so ist dieser Aufwärtstrend praktisch in Stein gemeißelt.


© David Smith


Dieser Artikel wurde am 26.10.2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.