Verschwörungstheorien vs. Fakten: Wie viel Gold existiert weltweit?
04.08.2017 | Steve St. Angelo
Viele Investoren fragen sich scheinbar noch immer, wie viel Gold es auf der Welt wirklich gibt. Ich erhalte weiterhin E-Mails von Leuten, die Artikel darüber gelesen haben, dass die weltweite Menge Gold viel größer ist als die offizielle Schätzung. In letzter Zeit habe ich besonders viele E-Mails bekommen, in denen die weltweite Goldmenge aufgrund all dieser angeblichen "geheimen Goldvorräte" hinterfragt wird.
Daher entschied ich mich, diesen Artikel zu schreiben, um die Dinge ein für allemal richtigzustellen. Ich hatte eigentlich Anfang letzten Jahres bereits einen Beitrag zu diesem Thema geschrieben. Neue Informationen und zusätzliche Daten sollten aber nun dazu beitragen, diesen lausigen Verschwörungstheorien harte Fakten gegenüberzustellen.
Zu Beginn will ich allerdings noch Folgendes sagen: Ich möchte gegenüber Analysten, deren Meinung ich nicht teile, nicht bösartig oder respektlos erscheinen. Gleichwohl finde ich es ziemlich frustrierend, wenn Leute aufgrund der fehlerhaften oder schlichtweg falschen Informationen, die von diesen Analysten verbreitet werden, in die Irre geleitet werden. Einige Kommentatoren beteuern sogar, ihre Verschwörungstheorien seien keine Theorien, sondern tatsächlich Fakten. Das ist noch schlimmer als eine fehlerhafte Verschwörungstheorie.
Beispielsweise behaupten einige Edelmetall-Analysten, dass die Fed und die anderen Zentralbanken den Goldpreis auf jedes Niveau drücken können, das ihnen gerade passt. Das ist völlig falsch. Der Wahnsinn am Goldmarkt hat Methode. Dieser Chart, der bereits in einem früheren Artikel veröffentlicht wurde, zeigt den Marktpreis für Gold gegenüber den Produktionskosten der beiden größten Gold-Bergbauunternehmen (Barrick & Newmont):
Zwischen 2000 und 2012 sind die Produktionskosten der beiden Top-Goldunternehmen im Schnitt von 243 $ je Unze auf 1.386 $ je Unze gestiegen. Damit waren die Kosten 2012 5,7 Mal höher als noch im Jahr 2000. Interessanterweise ist auch der Marktpreis für Gold in diesem Zeitraum auf das Sechsfache gestiegen - von 279 $ auf 1.669 $. Die Preiserhöhung lässt sich folglich zum überwiegenden Teil aus dem deutlichen Anstieg der Produktionskosten erklären.
Wir können außerdem erkennen, dass die Produktionskosten 2015 bei 1.116 $ je Unze lagen, verglichen mit einem Marktpreis von 1.160 $. Damit lag der Goldpreis 2015 nur rund 4% über den Produktionskosten der beiden größten Goldunternehmen. Die US-Notenbank Federal Reserve und die anderen Zentralbanken können den Goldpreis nicht zu tief unter die Produktionskosten senken - andernfalls werden schlaue Trader, die den Zusammenhang zwischen den Produktionskosten und dem Marktpreis verstehen, in den Edelmetallsektor strömen und so viel Gold kaufen, wie sie nur kriegen können.
Doch kommen wir zurück zu der Theorie, dass irgendwo auf der Welt große Mengen Gold versteckt sind. Vor einigen Jahren gaben Antal Fekete und Karen Hudes ein Interview, in dem Ms. Hudes von geheimen Goldvorräten auf Hawaii sprach, die aufgekauft würden, um den US-Dollar zu decken. Ich habe großen Respekt vor Prof. Fekete, aber ich frage mich, ob er es nicht später bereut hat, dass er neben Ms. Hudes saß, als sie das sagte...
Karen Hudes mag sehr intelligent sein, doch sie hat es versäumt zu überprüfen, ob ihre Annahme, dass 170.000 Tonnen Gold existieren, mit deren Hilfe der US-Dollar gedeckt wird, überhaupt stichhaltig ist. In einem interessanten Artikel zu diesem Thema heißt es:
"Verschiedene Parteien haben in der Vergangenheit bereits versucht, mit Hilfe des sagenumwobenen Goldes [des früheren philippinischen Diktators] Marcos, des Yamashita-Goldes und gefälschter Maharlika-Landtitel 'Mitgliedschafts- und Bearbeitungsgebühren' von ahnungslosen Betrugsopfern zu erschleichen. Nun scheinen sich Personen wie Karen Hudes und Wolfgang Struck, die beide behaupten, für die Weltbank bzw. die UBS gearbeitet zu haben, gemeinsam zu bemühen einen globalen Neustart mittels einer angeblichen 'globalen Schuldenfazilität' auszulösen.
Das Problem mit diesen selbsternannten Experten des globalen Finanzwesens ist, dass sie ihre Behauptungen mit fadenscheinigen historischen Daten zu untermauern suchen, die zum Teil selbst von den alternativen Berichten, die mittlerweile hier auf den Philippinen auftauchen, erheblich abweichen."
Der Artikel enthält interessante Informationen sowie gut dokumentierte Belege dafür, dass die Behauptungen von Ms. Hudes jeder Grundlage entbehren. Ich will das an dieser Stelle nicht zu ausführlich diskutieren - wenn Sie Zweifel haben, sollten Sie sich die Zeit zum Lesen des Artikels nehmen.
Ein weiteres Beispiel sind die Beiträge von Bix Weir auf der Webseite Road to Roota. Ich bin zwar wie Bix Weir ebenfalls der Ansicht, dass der Wert von Gold und Silber in Zukunft steigen wird, aber in Bezug auf die Logik und die Fakten dahinter trennen uns Welten. Unter der Überschrift "Golden Secrets" legt Bix seine Überlegungen zur weltweit vorhandenen Goldmenge dar:
"Achtung! Das Folgende wird den Goldbugs unter Ihnen vielleicht einen gewaltigen Schrecken versetzen und womöglich dafür sorgen, dass sich die Silberbugs vor Begeisterung überschlagen und noch mehr Gold gegen Silber tauschen. [...]
Der Mainstream des Goldsektors will Sie glauben machen, dass in der gesamten Geschichte des Bergbaus nur wenig mehr als 180.000 Tonnen Gold zu Tage gefördert wurden. Zudem sollen Sie glauben, dass wir mit all unserer hochmodernen Explorationstechnologie lediglich 100.000 Tonnen an unterirdischen Goldreserven entdeckt haben, die künftig gewinnbringend abgebaut werden können.
Das ist eine unverschämte Lüge!
Verstehen Sie mich nicht falsch - ich bin ein ausgemachter Gold-Fan, aber damit das gelbe Metall eines Tages seinen rechtmäßigen Platz in unserem korrupten Währungssystem einnehmen kann, müssen wir zuerst die Wahrheit verstehen.
Was die Öffentlichkeit weiß
Es gibt zwei Unternehmen, die allgemein akzeptierte Statistiken zum Goldmarkt veröffentlichen und deren Publikationen von den Goldunternehmen, Zentralbanken, Regierungen und Investoren mit geradezu religiöser Hingabe gelesen werden:
Überirdisches Gold:
GFMS, Ltd. ist die Recherchefirma für überirdische Goldbestände und behauptet, dass sich die Gesamtmenge allen jemals geförderten Goldes auf weltweit 180.000 Tonnen beläuft. In dem Maße, wie die Unternehmen weiteres Gold an die Erdoberfläche gefördert und ihre Produktionszahlen berichtet haben, ist diese Menge in der Geschichte der Menschheit immer weiter angewachsen.
Wenn irgendwo am Markt 'rätselhaftes Gold' auftaucht, dessen Herkunft nicht geklärt ist - sei es in den Beständen der ETFs, an der Londoner Edelmetallbörse, in den Lagerhäusern der COMEX oder in den Händen der Regierung - wird automatisch davon ausgegangen, dass es aus unbekanntem Privatbesitz stammt, damit die historischen Zahlen nie geändert werden müssen."
In vielen seiner Interviews sagt Bix, dass die Daten zu den überirdischen Goldbeständen ursprünglich von Harry Oppenheimer und aus den 1960er Jahren stammen. Er legt damit die Schlussfolgerung nahe, dass sich der Goldmarkt und die Bergbauindustrie bezüglich der bislang geförderten Goldmenge nur auf die Angaben einer einzigen Person stützen. Das ist in etwa so, als würde ein Doktorand in seiner Dissertation nur eine einzige Quelle zitieren. Wenn ein Student das jemals wagen würde, würde ihm sein Lehrer offen ins Gesicht sagen "Sind Sie wahnsinnig oder völlig bescheuert?"
Leider sind manche Analysten bei den Faktenchecks äußerst nachlässig. Selbst wenn sie mehrere Quellen angeben, ähneln sich diese zum Teil stark. Für eine fundierte Analyse sind jedoch Daten aus unterschiedlichen Quellen und Bereichen notwendig. Um mir einen umfassendes Bild zu verschaffen, versuche ich immer, das zu berücksichtigen.
Nach Angaben der GFMS Gold Survey 2017 beläuft sich die gesamte historische Fördermenge der weltweiten Goldminen beispielsweise auf 187.000 Tonnen, was derzeit einem Wert von 7,7 Billionen Dollar entspricht. Ich kann Ihnen versichern, dass die Analysten sich diese Zahl nicht einfach ausgedacht oder sich auf das Wort eines Harry Oppenheimer von vor 50 Jahren verlassen haben. Die historischen Aufzeichnungen zur Goldproduktion wurden dagegen von mehreren verschiedenen Quellen im Laufe der letzten 100 Jahre ausgewertet. Unten sehen Sie eine Tabelle der US-Bergbaubehörde, die 1929 eine Zusammenfassung der verfügbaren Daten zum Goldbergbau veröffentlichte:

Im Bericht der Bergbaubehörde werden zahlreiche Quellen zitiert. Hier ist eine kleine Auswahl:

Ich schätze, dass in den oben angegeben Quellen wiederum noch ältere Quellen zitiert werden. Wie wir sehen, gibt es also umfangreiche, gut dokumentierte Daten und Fakten aus den letzten 150 Jahren (oder mehr), die eine zuverlässige Schätzung der weltweiten historischen Goldproduktion zulassen. Zwar handelt es sich zwangsläufig um Schätzungen und nicht um exakte Zahlen, aber diese Näherungswerte wurden nach bestem Wissen ermittelt und bilden eine gute Grundlage für weitere Analysen.
Mit Hilfe der Daten der US-Bergbaubehörde von 1929 und aktuelleren Zahlen, die vom geologischen Institut U.S. Geological Survey (USGS) und von GFMS veröffentlicht wurden, habe ich ein Diagramm erstellt, dass die gesamte bisherige Goldproduktion weltweit veranschaulicht:

Für meine Kalkulation habe ich nur die Produktionszahlen ab dem Jahr 1493 verwendet und mich in manchen Jahren auf die Angaben des USGS statt auf die Statistiken von GFMS gestützt, die leicht voneinander abweichen können. Auf diese Weise gelange ich zu einer Gesamtproduktion von 173.000 Tonnen Gold. Wenn wir zudem das vor 1493 geförderte Gold berücksichtigen, stimmt die von mir berechnete Menge recht gut mit der Schätzung der Experten von GFMS überein, die von 187.500 Tonnen ausgehen.
Der Grund für den sprunghaften Anstieg der Goldproduktion nach 1900 war die Verwendung von Öl als Energiequelle. Ein Barrel Rohöl ersetzt die Arbeitsleistung von tausenden Menschen. Als die globale Ölförderung zu Beginn des letzten Jahrhunderts exponentiell zunahm, wurde auch der Goldbergbau im gleichen Maße ausgeweitet. Genauer gesagt stammen 91% des ab 1493 gewonnen Goldes aus den Jahren nach 1900 und 70% der Gesamtproduktion entfallen auf die Zeit ab 1950.
Das bringt uns unweigerlich zu der logischen Schlussfolgerung: Wie kann es sein, dass angeblich 1-2 Millionen Tonnen Gold in unterirdischen Tresoren versteckt sind, wenn in der gesamten Geschichte der Menschheit weltweit weniger als 200.000 Tonnen produziert wurden?
Manche Leute glauben, dass die Hochkulturen der Antike, wie z. B. das Römische Reich, weit mehr Gold gefördert haben, als wir ihnen zugestehen. Nun, ich habe mir die Untersuchungen angeschaut, in denen gute Angaben über den römischen Bergbau zu finden sind und diese Informationen bereits in einem früheren Artikel veröffentlicht:
Die Goldproduktion im Alten Rom
"Nach Angaben der antiken Enzyklopädie Naturalis historia von Plinius dem Älteren, der 79 n. Chr. verstarb, belief sich die jährliche Goldproduktion im Römischen Reich auf schätzungsweise 9 Tonnen (in Asturien, Gallaecia und Lusitanien auf der Iberischen Halbinsel (Quelle: Wikipedia)). Die 9 Tonnen beziehen sich nicht auf den Goldbergbau in allen Teilen des Römischen Reiches, daher wollen wir hier eine Gesamtproduktion von 15 Tonnen annehmen.
Wenn wir davon ausgehen, dass die Römer 500 Jahre lang 15 Tonnen Gold pro Jahr gewonnen haben, kommen wir auf insgesamt 7.500 Tonnen. Ich bezweifle, dass es wirklich so viel war, aber selbst dann würde das nicht allzu viel an der Gesamtmenge von rund 170.000 Tonnen in der Geschichte der Menschheit ändern.
Abgesehen davon ist es gut möglich, dass der Großteil des antiken Goldes für immer verloren ist. Aus diesem Grund schreibt GFMS auch, dass 170.000 Tonnen ein guter Näherungswert sind. Natürlich könnten die Analysten auch etwas übersehen haben. Aber selbst wenn wir die Goldmenge großzügig auf 200.000 Tonnen aufrunden, ist das noch immer nur ein Zehntel der 2 Millionen Tonnen, von denen Bix Weir und Karen Hudes behaupten, sie würden existieren.
Es ist ganz einfach eine physikalische Unmöglichkeit, dass die antiken Hochkulturen mit ihren einfachen Mitteln auch nur ansatzweise eine ähnliche Menge Gold produziert haben, wie wir das heute mit Hilfe der gigantischen Trucks tun, die 400 Tonnen Roherz auf einmal transportieren können. Diese Schwerlasttransporter haben einen durchschnittlichen Verbrauch von rund 780 Litern auf 100 Kilometern. Einer der Angestellten in einem großen Tagebau erzählte mir einmal, dass die Reifen der Trucks fünfmal im Jahr gewechselt werden müssen. Mache davon sind 4 Meter hoch und kosten mehr als 50.000 $ pro Stück.
Davon einmal abgesehen war Gold natürlich nicht das einzige Metall, dessen Fördermenge sich mit dem Aufkommen von Öl als Energiequelle exponentiell erhöhte. Im Silber- und im Kupferbergbau ließ sich die gleiche Entwicklung beobachten, um nur einige Beispiele zu nennen:

Die Charts zeigen, dass die Fördermenge aller drei Metalle (Kupfer, Silber und Gold) mit der zunehmenden Verwendung von Öl exponentiell angestiegen ist. Wenn wir annehmen, dass sich die Produktion nach 1900 und insbesondere nach 1950 am stärksten erhöht hat, muss der Großteil der Gesamtproduktion aus der jüngeren Vergangenheit stammen.
Wir können also logisch schlussfolgern, dass die offizielle Schätzung von 187.500 Tonnen Gold, die jemals gefördert wurden, eine realistische Angabe sind. Ich erkläre das alles so ausführlich, um die Leser zu informieren, die von dummen Verschwörungstheorien in die Irre geführt wurden. Natürlich gibt es reale Verschwörungen, aber nicht alles ist eine Verschwörung!
Bix Weir erwähnt zudem Gold, das angeblich im Grand Canyon versteckt ist. Diese Theorie geht zurück auf einen Artikel, der 1909 in der Arizona Gazette veröffentlicht wurde. In dem ursprünglichen Beitrag wird berichtet, dass ein Team hoch über dem Colorado River ein unterirdisches Tunnelnetzwerk entdeckt hat, in dem sich verschiedene altertümliche Artefakte befanden, Statuen und sogar Mumien.
Das war zweifellos eine wichtige Entdeckung, die in archäologischen Fachkreisen mit Sicherheit nicht unbemerkt geblieben ist. Dennoch meldete das Smithsonian Institute später, dass es keine Aufzeichnungen zu diesem Thema besitzt.
Was war passiert? Um das herauszufinden, müssen wir den Originalartikel lesen. Dieser wurde zwar anonym veröffentlicht, nannte aber zwei beteiligte Archäologen: "Prof. S. A. Jordan" und den vom Smithsonian Institute unterstützten Abenteurer G. E. Kinkaid.
Die Geschichte wird jedoch noch seltsamer, denn das Institut gibt an, weder zu einem Prof. Jordan noch zu einem Mr. Kinkaid über Dokumente oder Unterlagen zu verfügen. Auf eine Anfrage aus dem Jahr 2000 antwortete es:
"Beim Smithsonian Institute gingen zahlreiche Fragen bezüglich eines am 5. April 1909 in der Phoenix Gazette veröffentlichten Artikels ein, in dem von G. E. Kinkaid und seiner Entdeckung einer 'großen unterirdischen Zitadelle' im Grand Canyon die Rede ist, welche von einem antiken Volk 'orientalischen oder möglicherweise ägyptischen Ursprungs' geschaffen wurde. [...]
Die Abteilung für Anthropologie hat ihre Unterlagen durchsucht, ohne dabei einen Hinweis auf einen Professor Jordan, einen Mr. Kinkaid oder eine untergegangene ägyptische Zivilisation in Arizona zu finden. Nichtsdestotrotz wird diese Geschichte weiterhin in Büchern und Artikeln wiederholt."
Ein detaillierter Artikel zu diesem Thema kommt zu der Schlussfolgerung, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Außerdem geht es letztlich um Artefakte angeblich ägyptischen Ursprungs - nicht um einen riesigen Goldschatz.
Abgesehen davon gibt es auch noch diese Leute, die man als unabhängige Geologen bezeichnet. Diese können Öl- oder Erzlagerstätten fachmännisch begutachten und werden nicht von Unternehmen oder einer Elite bezahlt, die verhindern will, dass die amerikanische Öffentlichkeit die "Wahrheit" über versteckte Goldreserven und versiegelte Ölquellen erfährt.
Ich lerne immer wieder Leute kennen, die mir erzählen, dass es in den USA all diese geheimen, verschlossenen Ölquellen gibt, bei denen wir nur den Hahn aufdrehen müssen, damit das Erdöl heraussprudelt. Aufgrund meiner Gespräche mit mehreren auf Öl spezialisierten Geologen kann ich Ihnen jedoch versichern, dass niemand jemals eine Ölquelle abdrehen will, wenn das Öl erst einmal fließt.
Das geschieht nur, wenn es ein technisches Problem gibt, denn wenn die Quelle erst einmal versiegelt ist, erreicht sie normalerweise nie wieder das frühere Produktionsniveau, falls sie erneut angezapft wird. Die Ölindustrie hat daher keinerlei Interesse daran, eine Quelle vorübergehend wieder zu verschließen. Das wird nur getan, wenn es unbedingt notwendig ist, aber nicht, um auf höhere Preise zu warten.
Darüber hinaus habe ich auch mit einigen Geologen aus dem Goldbergbau gesprochen, die mir versichert haben, dass es in den USA keine großen, geheimen Goldvorkommen gibt. Wenn es derartige Lagerstätten gäbe, hätten wir diese schon längst ausgebeutet, denn dem Wirtschaftsmodell der Rohstoffgewinnung zufolge werden die besten, profitabelsten Ressourcen immer zuerst abgebaut. Erst wenn diese erschöpft sind, werden nach und nach auch Erze mit schlechterer Qualität gewonnen.
Kommentatoren, die noch immer über das Yamashita-Gold, das Nazi-Gold oder versteckte Goldschätze auf Hawaii schreiben, tun dies allein deswegen, weil viele Leute völlig gutgläubig sind und sich nicht die Mühe machen, die Fakten zu überprüfen. Diese sogenannten Analysten, die sich vor allem auf sinnlose Verschwörungstheorien konzentrieren, verdienen ihr Geld damit, dass sie ihren nichtsahnenden Abonnenten diesen Unsinn auftischen. Die kruden Theorien sind für die Newsletterschreiber äußerst einträglich, denn sie bergen ein gewisses Suchtpotential für den Leser.
Doch damit das Geld bei diesem Geschäftsmodell weiter in die Taschen der "Analysten" fließt, müssen sie mehr und mehr lausige Verschwörungstheorien verbreiten - ein trauriger Teufelskreis.
Ich hoffe, dass ich die Theorie von den 1-2 Millionen Tonnen Gold, die angeblich irgendwo auf der Welt versteckt sind, mit diesem Artikel widerlegen konnte. Wenn Sie trotzdem immer noch daran glauben, haben Sie mein vollstes Mitgefühl. Der sinkende Erntefaktor (d. h. die zur Verfügung stehende Netto-Energie), den nicht einmal die Verschwörungstheoretiker zu kennen scheinen, wird unsere moderne Gesellschaft ohnehin in den Abgrund stürzen und zu einem Kollaps führen, den wir nicht mit Wirtschaftswachstum überwinden können.
Übrigens richten auch diejenigen Marktbeobachter ernsthaften Schaden an, die schreiben, dass wir unser System wieder neu aufbauen könnten, wenn die Märkte crashen und den Finanzinstitutionen endlich erlaubt wird, bankrott zu gehen. Diese Kommentatoren führen ihre Leser ebenso in die Irre. Wenn das System erst einmal völlig zusammenbricht, werden wir nicht mehr in der Lage sein, die Krise durch neuerliches Wachstum zu meistern. Vielmehr wird sich ein Wandel zu einer eher regionalen, lokalen Neuordnung vollziehen - im günstigsten Fall.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.