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Der wahrscheinlichste Auslöser des kommenden Großen Crashs

22.06.2017  |  Andrew Hoffman

Mein heutiger Artikel ist einer der beunruhigendsten, die ich je geschrieben habe. Doch nachdem ich die Entwicklungen in einem der typischen geopolitischen Hotspots in den letzten Wochen beobachtet habe, ist es schwierig, eine andere Schlussfolgerung aus den Ereignissen zu ziehen, als die potentiell katastrophale Lageeinschätzung, die ich heute diskutieren möchte.

Sollten sich meine Befürchtungen bewahrheiten, könnte sich hinter dieser Krise der Auslöser für den großen Crash verbergen, von dem wir alle wissen, dass er kommen und eine Zeit der politischen, geopolitischen, wirtschaftlichen, finanziellen und monetären Destabilisierung einleiten wird, die die Welt in diesem Ausmaß noch nicht erlebt hat.

Doch so ernst das Thema auch ist, ich möchte es nicht versäumen, zunächst einen kurzen Blick auf die schier unglaubliche Fülle an Nachrichten zu werfen, die innerhalb der letzten 24 Stunden wieder bullisch für die Edelmetalle und bearish für alle anderen Finanzanlagen waren. Im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit standen zuletzt die diesmal besonders unaufrichtigen Kommentare des Vorsitzenden der New Yorker Federal Reserve und früheren Chefökonomen bei Goldman Sachs, Bill Dudley. Dieser bestätigte zur Genüge den Eindruck der letzten Woche - nämlich, dass die US-Notenbanker unverblümt lügen, um ihr schönes Märchen vom Konjunkturaufschwung noch nicht aufgeben zu müssen.

Dudley besaß tatsächlich die Frechheit, zu sagen, dass "die Abflachung der Zinsstrukturkurve kein negatives Zeichen für die US-Wirtschaft" sei, obwohl jede Umkehr der Zinskurve seit mindestens 40 Jahren zuverlässig eine Rezessionen vorhergesagt hat. Abgesehen davon weiß mittlerweile ohnehin jeder mit einem halben Hirn, dass es für die US-Wirtschaft abwärts geht. Dazu kommt noch die Tatsache, dass sich die Zinskurven weltweit abflachen oder umkehren, so z. B. auch in China - trotz der offiziellen Wachstumsrate von 6,5%. Diese ist übrigens die niedrigste, die das Land innerhalb der 30 Jahre gemeldet hat, seit denen es diese offensichtlich gefälschten Wirtschaftsdaten veröffentlicht.

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Dudley hat sich jedoch noch selbst übertroffen, als er verkündete, dass "das Ende des geldpolitischen Straffungszyklus die Wirtschaft nicht gefährden" wird. Das ergibt nicht nur logisch betrachtet keinen Sinn, es ist auch die Antithese des größten Trugschlusses an den heutigen Märkten - Entschuldigung, ich meine natürlich der allgemein bekannten Tatsache - dass man sich nicht gegen die Fed stellen sollte.

Seit wann ist es denn bitteschön gut für das Wachstum, wenn die Zinssätze in einer unter der Schuldenlast ächzenden, beinahe kollabierenden Wirtschaft angehoben werden? Oder anders gefragt: Seit wann ist es nicht mehr gut für die Wirtschaft, den Leitzins in der Nähe von 0% zu lassen, wo er sieben Jahre lang lag?

Abgesehen davon kann man das Anheben der Zinssätze ausgehend von diesem niedrigen Niveau auf mickrige 1% innerhalb von 18 Monaten selbstverständlich kaum als "geldpolitischen Straffungszyklus" bezeichnen. Insbesondere, wenn man gleichzeitig nichts an der gigantischen Bilanzsumme von 4,5 Billionen $ ändert. Die "außerbilanziellen" Posten der Fed, deren wahre Höhe ohnehin niemand kennt, sind dabei noch nicht einmal mit eingerechnet.

Doch Hässlichkeit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters - und verglichen mit den meisten anderen Zentralbanken könnte die Geldpolitik der Federal Reserve derzeit wohl tatsächlich als "falkenhaft", d. h. als relativ straff durchgehen. Erst gestern hat der Präsident der Bank of England (und frühere Angestellte von Goldman Sachs) Mark Carney beispielsweise alles in seiner Macht Stehende getan, um die Befürchtungen der Märkte bezüglich einer Anhebung der Zinsen zu zerstreuen, nachdem die britischen Notenbanker in der letzten Woche mit "nur" drei von fünf Stimmen dafür votiert hatten, den Leitzins unverändert bei 0,25% zu belassen.

Carney sagte, dass er "noch immer besorgt über die Auswirkungen des Brexits auf die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs" sei, und dass daher "nicht der richtige Zeitpunkt" für Zinserhöhungen wäre. Dabei tut er geradezu so, als ob es dafür jemals einen richtigen Zeitpunkt gäbe in einem Land, dessen Bankensektor hinsichtlich des Fremdkapitalanteils selbst den chinesischen Schattenbanken Konkurrenz machen kann.

Da wir das obligatorische Tagesgeschäft nun hinter uns haben, lassen Sie uns nun zum eigentlichen Thema des Artikels kommen. Die bedrohlichen geopolitischen Entwicklungen der letzten Zeit haben mich dazu veranlasst, meine persönliche Hitliste der wahrscheinlichsten Katalysatoren der nächsten großen Krise zu aktualisieren. Natürlich besitze ich keine Kristallkugel, mit der ich die künftigen Ereignisse voraussagen kann - und "Schwarze Schwäne" sind ja bereits per Definition nicht vorhersehbar. Allerdings warten da draußen auch jede Menge graue Schwäne, d. h. die "bekannten Unbekannten", die Donald Rumsfeld beobachtet hätte.



Im Jahr 2013 schrieb ich einen Artikel über das "Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen den potentiellen Auslösern des großen Crashs und nannte damals Griechenland und Indien. Ersteres aufgrund des Zusammenbruchs der griechischen Wirtschaft, die sich heute, vier Jahre später, in einem noch schlechteren Zustand befindet, und zweiteres aufgrund der drakonischen Edelmetallzölle, die damals eingeführt wurden, obwohl die Bevölkerung des Landes Gold und Silber liebt und die indische Rupie auf ein neues Allzeittief gefallen war.

Heute ist der Währungskurs nur unwesentlich höher und Indien wurde durch die Bargeldreform des despotischen Premierministers Narendra Modi ins monetäre Chaos gestürzt. Das ist wohl auch einer der Gründe für den sprunghaften Anstieg der indischen Goldnachfrage und die Tatsache, dass auf dem asiatischen Subkontinent rund 10% des gesamten Bitcoin-Handels stattfinden.

Obwohl bislang noch keines der beiden Länder die nächste große Krise herbeigeführt hat, sind sie heute wahrscheinlich deutlich näher daran als noch vor vier Jahren. Ohne die Marktmanipulationen historischen Ausmaßes, die eines Tages zwangsläufig in einem Desaster enden werden, hätten Griechenland, Indien und vielleicht ein Dutzend anderer "grauer Schwäne" den Großen Crash womöglich schon längst ausgelöst.

Doch kommen wir wieder zurück ins Jahr 2017 und in eine Welt, in der es viel mehr potentielle Katalysatoren gibt, weil die Weltwirtschaft in einer deutlich schlechteren Verfassung ist als 2013, das Schuldenproblem mit Worten kaum noch zu beschreiben ist und die politischen Kämpfe, sozialen Unruhen und geopolitischen Spannungen mittlerweile ein seit dem Ende des 2. Weltkriegs nicht mehr gesehenes Ausmaß angenommen haben. Zudem ist die aktuelle, globale Wertzerstörung der Währungen in der Geschichte der Menschheit einzigartig. Es gibt ganz einfach zu viele ernste Probleme, als dass man sie alle ansprechen könnte.

Die immer gefährlicher werdende Situation in dem erwähnten geopolitischen Krisenherd ist nun jedoch an die erste Stelle der Ereignisse gerückt, die in meinen Augen die kommende Krise auslösen könnten. Im Zuge dieser Krise würde dann auch endlich das Goldkartell zerschlagen, das die Bergbauindustrie mit seinen Versuchen, den Crash so lange wie möglich aufzuschieben, an den Rand des Ruins getrieben hat. Anschließend wird es zu der unvermeidlichen Preisexplosion im Edelmetallsektor kommen, die praktisch eine mathematische Gewissheit ist. Betrachten Sie den steilen Aufstieg der Kryptowährungen als zukunftsweisendes Beispiel.

Der Welt wird nach und nach bewusst, dass das Ende des größten und zerstörerischsten Fiat-Ponzi-Systems der Geschichte bevorsteht. Im nächsten Schritt werden die Menschen erkennen, dass die ältesten Wertspeicher, die alle Zeiten überdauerten, so gefragt sein werden wie noch nie, wenn das Chaos schließlich über uns hereinbricht - und das zu einer Zeit, in der die Weltbevölkerung größer ist als je zuvor, während das Angebot an Gold, Silber und Platin im Verhältnis zur gedruckten Geldmenge niedriger ist als jemals zuvor.

Griechenland, Indien und zahlreiche andere Staaten - nicht zuletzt auch die USA mit ihrem wirtschaftlichen Niedergang, der sich anbahnenden Krise aufgrund der Schuldenobergrenze und einem möglichen Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump - könnten kurzfristig die größte Bedrohung für das Fiatwährungssystem darstellen. Mein "Favorit" ist dennoch der Nahe Osten, genauer gesagt Saudi-Arabien.

Seit der "Bodenbildung" der Ölpreise vor eineinhalb Jahren bei 27 $ je Barrel habe ich die unverhohlenen Bemühungen kritisiert, den Ölpreis vor der dem Hintergrund der größten Rohölschwemme der Geschichte künstlich zu unterstützen. An dieser Ölflut hat sich übrigens auch nach sechs Monaten der "Produktionskürzungen" nichts geändert. Die Rohölproduktion der OPEC-Länder hat trotz der angeblichen Reduktion der Fördermengen im letzten Monat ein Hoch erreicht, weil Länder wie der Iran, Nigeria und Libyen, die von der Vereinbarung ausgenommen sind, ihre Produktion ausgeweitet haben.

Aber auch die Ölförderung der Nicht-OPEC-Staaten stieg sprunghaft an, vor allem in den USA. Das offensichtliche Problem, das dabei ignoriert wird, ist die Nachfrage. Diese war zuletzt gesunken und wird wahrscheinlich auch in den kommenden Monaten weiter zurückgehen, während eine Zeit anbricht, die im Nachhinein vielleicht als "Größte Depression" traurige Berühmtheit erlangen wird.

Ich habe schon mehrfach erklärt, dass meiner Meinung nach im letzten Jahr aus der Not heraus ein "Plunge Protection Team" für den Ölmarkt geschaffen wurde, um den Kurs an den Terminbörsen durch den Kauf von Rohöl-Futures und durch Partnerschaften mit den großen Hedgefonds zu stützen. Einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag leistete selbstverständlich auch die übliche Propaganda, in deren Rahmen unentwegt positive Neuigkeiten verkündet wurden, an denen sich wiederum die Algorithmen der Trader orientieren - auch wenn sich diese Nachrichten nie in den erschreckenden Angebots- und Nachfragedaten widerspiegelten.



Ja, ich denke, dass es ein Plunge Protection Team der Ölmärkte gibt, doch dieses versagt nun offenbar. Abzulesen ist das am freien Fall der Preise, obwohl der Zeitrahmen der Produktionskürzungen verlängert wurde. Doch die Angebots- und Nachfragedaten haben sich kontinuierlich und dramatisch verschlechtert. Daraufhin kapitulierten nun auch die Hedgefonds, die am Rohölmarkt noch vor zwei Monaten Long-Positionen in Rekordhöhe hielten.

Wenn Sie meine Artikel schon seit längerer Zeit lesen, wissen Sie das natürlich. Dann wissen Sie auch, dass ich zunehmend davon überzeugt bin, dass das Plunge Protection Team des Ölmarktes genauso wie das Goldkartell von der US-Regierung gelenkt wird. Im Falle des Goldkartells geht es in erster Linie darum, die Hauptkonkurrenz zum Dollar auszuschalten, dessen Vorherrschaft an den Finanzmärkten langsam schwindet, und der mittlerweile zusätzlich auch von anderer Seite attackiert wird - von den Kryptowährungen, allen voran Bitcoin.

Aufgabe der Manipulatoren an den Ölmärkten ist es dagegen, nicht nur tausende von überschuldeten Öl- und Gasunternehmen vor der Insolvenz zu bewahren, sondern auch den einzigen Verbündeten der Vereinigten Staaten im Nahen Osten zu schützen - Saudi-Arabien. Das Land befindet sich in einer wenig beneidenswerten finanziellen Lage und es besteht die Gefahr, dass die Regierung von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung überrannt wird, die auf den "Schutz" Amerikas gut verzichten kann.

Wenn es Saudi-Arabien nicht gelingt, 5% seines Ölkonzerns Saudi Aramco für den absurd hoch angesetzten Wert von 100 Milliarden $ an die Börse zu bringen - und das halte ich für äußerst unwahrscheinlich - könnte dem Königreich der Kollaps drohen, falls sich die Ölpreise nicht wieder von ihrem aktuellen 10-Monatstief bei 42,75 $ je Barrel erholen. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn sich meine Prognosen bewahrheiten und der Kurs auf 30 $ sinkt. Schließlich steht nicht nur der Ölpreis unter Druck, sondern alle Rohstoffmärkte.

Diese Deflation hat zur Folge, dass die Zentralbanken rund um den Globus heute mehr Geld drucken als je zuvor. Die "Straffung" der Geldpolitik durch die Federal Reserve in den USA wirkt vor diesem Hintergrund noch lächerlicher und wird wohl ohnehin bald wieder aufgegeben. Wenn der Rohstoffindex CRB sein Tief vom Februar 2016 unterschreitet, gibt es nichts, was die Notenbanken tun können, um die Welle der Deflation zu stoppen. Da werden auch die Nullzinspolitik, die Negativzinsen und die vierte Runde der quantitativen Lockerungen nicht helfen, auf die die Fed in ihrer Verzweiflung fraglos zurückgreifen wird.

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Das Goldkartell hat alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Hegemonie des Dollars zu verlängern, einschließlich des (teilweisen) Verkaufs der US-Goldbestände in Fort Knox und West Point. Würde auch das Plunge Protection Team der Ölmärkte alles in seiner macht Stehende tun, um dieses Ziel zu erreichen? Darauf können Sie wetten. Doch erst seit einigen Wochen - "zufällig", als der Ölpreis die rote Linie von 50 $ je Barrel unterschritt - zeichnet sich ab, dass man womöglich auch vor dem Auslösen eines Krieges im Nahen Osten nicht zurückschrecken würde. Damit meine ich einen Krieg, bei dem auch Ölfelder ins Visier geraten.

Erst gestern wurde zufällig ein iranischer Terrorangriff auf ein saudi-arabisches Ölfeld vereitelt. Die geschah zufällig nur zwei Wochen nach dem Treffen zwischen Donald Trump und der saudischen Regierungen und eine Woche nach dem ersten Terroranschlag auf iranischem Boden - den die Regierung des Landes natürlich prompt Saudi-Arabien anlastete. Dazu kommt noch die Tatsache, dass Trump den Iran gegenüber der arabischen Führungsriege als ernste Bedrohung bezeichnet hat, was sein Außenminister Rex Tillerson gestern wiederholte.

Angesichts all dieser Zufälle ist es schwer zu glauben, dass sich hier keine Krise anbahnt. Hatte ich übrigens schon erwähnt, dass Saudi-Arabien kürzlich in offenen Konflikt mit Katar getreten ist, weil der kleine Goldstaat den "Terrorismus unterstützt"? Viel wahrscheinlicher ist, dass die größte Sünde des Landes darin besteht, sich das weltweit größte Erdgasvorkommen mit dem Iran zu teilen.

Dazu kommt noch die Eskalation der US-amerikanischen Militäroperationen in Syrien, mit denen sich die Vereinigten Staaten offen gegen den Iran und die Interessen seiner wichtigsten Verbündeten Russland und China stellen. Außerdem sollen bis zu 20.000 neue US-Soldaten nach Afghanistan entsandt werden. Die Kriegstreiberei, die Trump im Nahen Osten - und in Nordkorea - an den Tag legt, ist wahrlich nicht zu übersehen.

Ich kann keine der in diesem Artikel aufgestellten Behauptungen beweisen, doch es fällt mir schwer zu glauben, dass Amerika nicht auf eine Eskalation der Spannungen im Nahen Osten aus ist. Diese wäre zufällig auch im besten Interesse Saudi-Arabiens, das wiederum zufällig die letzte Hoffnung des sterbenden Petrodollar-Standards ist. Wenn ich mit meinen Theorien auch nur ansatzweise richtig liege, steuert die Welt - und das Goldkartell - geradewegs auf eine potentiell katastrophale Verkettung der Ereignisse zu.


© Andrew Hoffman
http://blog.milesfranklin.com


Der Artikel wurde am 20. Juni 2017 auf www.milesfranklin.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.