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David Morgan: Der Dollar ist in Schwierigkeiten - Edelmetallrally spätestens 2018

06.10.2017  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Heute habe ich das Vergnügen, unseren Freund David Morgan, den Herausgeber des Börsenbriefs The Morgan Report, zum Gespräch willkommen zu heißen. David, schön, dass Sie wieder bei uns sind. Wie geht’s?

David Morgan: Sehr gut, Mike. Danke für die Einladung.

Mike Gleason: Zuallererst möchte ich Sie fragen, was Ihrer Ansicht nach der Grund für die jüngsten Kursrücksetzer im Edelmetallsektor ist. Der Goldpreis lag kürzlich noch bei über 1.350 $ und ist aktuell auf deutlich unter 1.300 $ gefallen. Auch Silber hat nachgegeben und notiert wieder in der Nähe der Untergrenze seiner diesjährigen Handelsspanne. Wie schätzen Sie die neusten Kursbewegungen ein und welche Ursachen sehen Sie dafür, David?


David Morgan: Nun, ein Großteil des Handelsvolumens an diesen Märkten geht auf Algorithmen zurück. An dieser Tatsache kommt man nicht vorbei. Der zweite Punkt ist, dass viele Anleger - meiner Meinung nach - ziemlich faul sind und davon ausgehen, dass technische Analyse prinzipiell nicht funktionieren kann, weil der Markt manipuliert ist. In Wirklichkeit funktioniert sie jedoch ziemlich gut. Sie ist nicht perfekt, aber ein nützliches Werkzeug - etwas, das man nicht völlig außer Acht lassen sollte.

Wenn der Kurs z. B. auf eine Widerstands- oder Unterstützungslinie trifft, sind normalerweise drei Anläufe nötig, um diese Linie nach oben oder unten zu durchbrechen. Eine solche Widerstandslinie war in letzter Zeit die 1.300-$-Marke, die ebenfalls dreimal getestet wurde, bevor Gold nach oben ausbrechen konnte. Beim dritten Mal klappte es dann und der Kurs stieg bis auf 1.350 $. Ich habe unsere Abonnenten zu diesem Zeitpunkt davor gewarnt, dass eine solche Linie normalerweise auch noch einmal von der anderen Seite getestet wird und einen Rückgang des Preises auf 1.300 $ oder tiefer vorhergesagt.

Ich will damit nicht sagen, dass ich immer richtig liege, sondern vielmehr deutlich machen, dass die technische Analyse durchaus ihre Daseinsberechtigung hat. Es gibt einige allgemeine Prinzipien, die fast immer zutreffen, wie das genannte Beispiel. Was mich in diesem Fall bestärkt hat, war der Commitments of Traders Report. Man sollte immer so viele Fakten und so viel Vorwissen wie möglich berücksichtigen, die unnützen Informationen aussortieren und die Diamanten behalten. Der COT-Bericht machte jedenfalls keinen guten Eindruck, als der Goldkurs in Richtung seines 11-, 12-Monatshochs stieg. Die Daten deuteten ebenfalls auf einen Rücksetzer hin.

So banal das auch klingt, aber das ehrlichste, was man über einen Markt sagen kann, ist, dass die Preise steigen, wenn es mehr Käufer gibt als Verkäufer, und dass sie umgekehrt fallen, wenn die Verkäufer überwiegen. Dabei ist es ganz gleich, ob es sich um Weizen, Reis, Aktien, ETFs, Gold oder Silber handelt. Es spielt keine Rolle. Bei Verkaufsdruck fallen die Kurse, bei Kaufdruck klettern sie.

Alle wollen die Ursachen für bestimmte Kursbewegungen wissen, aber diese sind schwer zu erkennen, weil es auch ganz individuelle Gründe geben kann. Irgendjemand befindet sich vielleicht in einer Notlage und muss große Mengen Silber verkaufen, weil das seine einzigen Rücklagen sind. Wer weiß. Ich will mich nicht zu tief in diesen Kaninchenbau vorwagen, Mike. Meist lässt sich feststellen, dass die US-Notenbank Fed irgendetwas beschlossen hat, eine Zinsanhebung oder die Bilanzkürzung zum Beispiel, und dann sagen alle, das sei der Grund für die Preisentwicklung. Nun, das ist vielleicht ein Grund oder auch einer der Hauptgründe, aber nicht unbedingt der einzige Grund. Dabei will ich es belassen.

Mike Gleason: Sie haben in der Vergangenheit sowohl kurz- als auch langfristige Tops sehr gut vorhergesagt. Ich bin daher neugierig, wie sie die Stimmung an den Edelmetallmärkten im Allgemeinen einschätzen. Im Einzelhandel überwiegen noch immer die Käufer, aber in letzter Zeit wollen mehr Menschen ihre Edelmetalle verkaufen als wir das normalerweise beobachten. Weltweit, und insbesondere in Asien, ist die Nachfrage nach physischem Gold allerdings unverändert hoch oder steigt womöglich sogar.

Ich weiß, dass Sie auch zu den Tradern an den Terminmärkten engen Kontakt pflegen und sich regelmäßig mit Vertretern und Investoren der Bergbaubranche austauschen, daher haben Sie einen noch breiteren Überblick über den Sektor. Sie sagen oft, dass dieser Markt die Anleger entweder ermüdet oder verschreckt. Lässt sich das auch aktuell beobachten oder ist die Stimmung eher optimistisch?


David Morgan: Zu viel Optimismus. Das Sentiment ist umgeschlagen, vor allem am Silbermarkt. Das ist ein sehr kleiner Markt. Die Investoren scheinen mir dort ein wenig volatiler zu sein als am Goldmarkt, ganz wie die Edelmetalle selbst - zumindest habe ich diese Erfahrung in den letzten 40 Jahren gemacht. Am Silbermark kann die Stimmung sehr schnell zwischen extremem Pessimismus und extremem Optimismus wechseln. Das ist auch in den letzten Monaten passiert. Wir haben gesehen, dass Gold die 1.300-$-Linie zuerst nicht knacken konnte. Als der Kurs dann nach oben ausbrach, bot sich eine Gelegenheit für einen schnellen Trade, wenn Sie geschickt waren.

Als die Mainstreampresse berichtete, dass Gold auf einem 11-Monatshoch notiert, wurde das Sentiment sehr schnell äußerst bullisch. Normalerweise ist ein neues Hoch an einem wirklich freien Markt ein ziemlich gutes Zeichen. Aber wenn ein Asset lange in einem Trend gefangen war, wie Gold, dann muss es auf dem Weg nach oben jede Menge Widerstände überwinden.

Es gibt schließlich Anleger, die Gold für 1.400 $, 1.500 $ oder 1.600 $ je Unze gekauft haben. Das ist zwar schon lange, lange her, aber manche von ihnen warten noch immer darauf, dass der Preis wieder auf dieses Niveau steigt, um ihr Gold dann so schnell wie möglich loszuwerden, weil sie mit der Preisentwicklung der letzten Jahre sehr unzufrieden waren. Das Gleiche gilt natürlich auch für Silber. Das Sentiment hat sich also grundlegend geändert.

Mike Gleason: David, als nächstes möchte ich mit Ihnen gern über die Korrelationen zwischen den verschiedenen Märkten sprechen. Die Gold- und Silberpreise hängen natürlich vom Kurs des US-Dollars ab - wenn der Dollar fällt, steigen die Edelmetallpreise tendenziell an. In der letzten Ausgabe des Morgan Report haben Sie aber darauf hingewiesen, dass die Korrelation zwischen den Edelmetallen und den Aktienmärkten noch größer ist. Wenn es an der Börse aufwärts geht, sind das schlechte Neuigkeiten für Gold und Silber, aber wenn die Aktienkurse sinken, verzeichnen die Metalle typischerweise einen Anstieg.

Sollte es zu einer ernsten Liquiditätskrise wie 2008 kommen, dann wäre natürlich erst einmal alles möglich. Diese Korrelation könnte die kraftlose Performance des Edelmetallsektors dennoch zumindest teilweise erklären. Für den Dollar war 2017 bislang ein wirklich schreckliches Jahr, aber Gold und Silber haben kaum davon profitiert. Wie ist Ihre Meinung zu diesen Zusammenhängen und zur aktuellen Lage an den Aktienmärkten im Allgemeinen?




David Morgan: Viele Analysten und Freunde von mir konzentrieren sich auf die Korrelation zwischen Gold und dem Dollar. Ian McAvity war zum Beispiel einer von ihnen. Leider ist er bereits verstorben, ein großartiger Typ, den ich lange kannte. Ian hat argumentiert, dass Gold der Anti-Dollar ist. Er hat einen Dollarchart genommen, ihn auf den Kopf gestellt und gesagt, "das ist ein Goldchart". Dann hat er den echten Goldchart darüber gelegt und die Korrelation war deutlich erkennbar.

Aber objektiv und mathematisch betrachtet ist die Korrelation zwischen Gold und den Aktienmärkten noch größer. Aufgrund der Finanzialisierung der Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten sind die Aktienmärkte gegenüber den zugrundeliegenden realen Vermögenswerten, d. h. gegenüber allen börsennotierten Unternehmen, heute stark verzerrt. Ich spreche hier vor allem von den USA. Der Aktienmarkt ist kein Spiegel der Realwirtschaft mehr, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er keine negative Korrelation zum Goldmarkt aufweisen kann. Wenn man es durchrechnet und die Zahlen objektiv betrachtet, stellt man fest, dass diese umgekehrte Korrelation zwischen Gold und den Aktien am deutlichsten ist.

Man könnte jetzt natürlich glauben, dass die immer höher und höher kletternden Aktienkurse einen tiefer und tiefer fallenden Goldpreis implizieren würden, aber es besteht keine hundertprozentige Korrelation. Eine perfekte Übereinstimmung ist nur möglich, wenn es sich um ein und dieselbe Sache handelt. Der Goldkurs schlägt sich im Grunde genommen ziemlich wacker, immerhin hat er kürzlich einen Widerstand nach oben durchbrochen und ein Jahreshoch verzeichnet. Sicher, anschließend kam es zu einem Rücksetzer, aber man muss auch bedenken, dass das vor dem Hintergrund der von Rekord zu Rekord eilenden Aktienkurse geschieht. Nüchtern betrachtet entwickelt sich Gold also ziemlich gut, trotz des Gegenwinds infolge seiner negativen Korrelation zu den Aktienmärkten.

Mike Gleason: Ja, trotz des jüngsten Rücksetzers beträgt der Kursgewinn seit Jahresanfang immerhin 11%. Gold schlägt sich tatsächlich ziemlich gut.

Die Kryptowährungen haben in diesem Jahr überall Schlagzeilen gemacht und Gold und Silber den Wind aus den Segeln genommen. Zumindest ein Teil des neuen Anlagekapitals ist in Kryptowährungen statt in die Edelmetalle geflossen. Doch letzten Endes ist die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach virtuellen Währungen auch ein Votum der Anleger gegen die Fiatwährungen der Regierungen. Wir könnten natürlich darüber sprechen, dass die Kryptowährungen durch nichts gedeckt sind, und dass sich Gold und Silber über Jahrtausende hinweg als Geld bewährt haben und die bessere Alternative darstellen. Ich würde aber lieber diese Verschiebung diskutieren, den Trend, dass die Menschen zunehmend nach Alternativen zum Dollar suchen, und was das eventuell für die Regierungen bedeutet. Wie sehen Sie das, David, und was sagt uns diese Entwicklung über das Vertrauen in das aktuelle System?


David Morgan: Zuerst will ich noch einmal betonen, dass ich für wirklich freie Märkte bin. Jeder sollte immer und überall seine eigenen Entscheidungen treffen können. Was die Kryptowährungen betrifft, bin ich ziemlich neutral eingestellt. Sie sind durchaus eine Alternative, daran kann kein Zweifel bestehen. Aber es ist noch nicht ganz klar, inwiefern sie wirklich sicher vor staatlichen Eingriffen sind. Ich bin der Ansicht - aber das ist angelesenes Wissen, dieser Markt ist wirklich nicht mein Fachgebiet - dass einige der kleineren Kryptowährungen tatsächlich außerhalb der Reichweite der Regierungen sind, weil sie ganz einfach zu unbedeutend sind und die Mühe nicht lohnen. Bei beliebteren Währungen besteht schon eher die Gefahr staatlicher Einflussnahme, und diese ist wahrscheinlich größer als viele glauben.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht gegen Bitcoin. Ich denke, dass Bitcoin, Ethereum und eine Reihe anderer bedeutender Kryptowährungen fortbestehen und die Finanzwelt grundlegend verändern werden, wenn sie das nicht schon getan haben. Ich bin allerdings auch Realist. An jedem Markt geht es bergauf und bergab und bei Bitcoin sind die Kursschwankungen besonders stark. Außerdem sind bereits einige Menschen für ihre Aktivitäten am Bitcoin-Markt ins Gefängnis gekommen und je nachdem wo Sie leben, gibt es eventuell Steuerfragen, die noch geklärt werden müssen. Bitcoin ist also vielleicht nicht die Alternative zu den Fiatwährungen, für die manche es halten. Einige Anleger verstehen die Kryptowährung womöglich auch nicht gänzlich. Es gibt definitiv den ein oder anderen Haken.

Was nun das Argument betrifft, dass die virtuellen Währungen durch nichts gedeckt sind - nun, manche sind gedeckt, andere nicht. Es ist ein wenig verwirrend. Es gab z. B. die chinesische ACCchain, deren erste Einheit praktisch auf Tee basierte. Tee hat in China einen hohen Stellenwert. Es handelt sich um einen in großen Mengen gehandelten Rohstoff, der unterschiedliche Qualität aufweisen kann usw. Auf jeden Fall ist Tee etwas Greifbares, ein Nahrungsmittel oder zumindest ein Getränk. Die Idee dahinter ist die Digitalisierung realer Vermögenswerte und ich denke, dass das eine Entwicklung ist, die man definitiv weiter beobachten sollte, ganz gleich, welche Einstellung Sie sonst zu den Kryptowährungen haben. Ich bevorzuge immer noch Hartgeld, d. h. Gold und Silber, weil es sich in der Geschichte als beste Form des Geldes erwiesen hat. Aber das sind nur meine persönlichen Präferenzen.

Fakt ist jedenfalls, dass die Kryptowährungen eine Zukunft haben. Wenn Sie in diesen Sektor investieren wollen, sollten Sie allerdings extrem vorsichtig sein. Auch wenn Sie bei günstigen Kursen eingestiegen sind und dann die Rally miterlebt haben, heißt das nicht, dass es sich um ein gutes Investment handelt. Es bedeutet vor allem, dass der Markt überhitzt ist und Sie sehr genau aufpassen müssen. Ich selbst bin aktuell neutral bis bullisch. Zum Zwecke der Offenlegung will ich darauf hinweisen, dass ich ebenfalls investiert bin, allerdings nur mit einer geringen Summe und nur in eine Kryptowährung, die durch Silber gedeckt ist und das Edelmetall praktisch monetarisiert. Vielleicht werde ich mit dieser Anlage einen Gewinn machen, vielleicht aber auch einen Verlust. Auf jeden Fall würde ich Ihnen empfehlen, in diesem Sektor nur mit Geldsummen zu spekulieren, deren Verlust Sie im Ernstfall verschmerzen können.

Mike Gleason: Kommen wir noch zu einem anderen Thema, den Platingruppenmetallen. Palladium hat sich in diesem Jahr überdurchschnittlich gut entwickelt, aber Platin stagniert. Nach beiden Edelmetallen besteht in der Automobilindustrie große Nachfrage, daher lohnt es sich zu analysieren, warum sich die Kurse derzeit so unterschiedlich verhalten. Vielleicht können Sie das unseren Lesern und Zuhörern kurz erklären und auch etwas zu dem Einfluss sagen, denn die Elektroautos künftig auf die Platingruppenmetalle haben werden.

David Morgan: Sicher. Platin wird in den Katalysatoren für Dieselmotoren verwendet und die Volkswagen-Affäre um die manipulierten Abgaswerte hat dem Markt für Dieselfahrzeuge einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Platin wird außerdem zur Schmuckherstellung verwendet, insbesondere in Japan. Natürlich findet man Platinschmuck auf der ganzen Welt, aber beliebt ist er vor allem in Japan.

Palladium hat ähnliche Eigenschaften wie Platin und war früher deutlich billiger als Platin. Aktuell haben beide Metalle etwa den gleichen Preis. Auch die bekannten, unterirdischen Platin- und Palladiumreserven sind ungefähr gleich. Ich war früher der Ansicht, dass es weniger Palladium gäbe, aber inzwischen habe ich mir die wenigen verfügbaren Berichte zu den Platingruppenmetallen gekauft und genau studiert. Aus diesen Daten geht hervor, dass die Minenproduktion bei beiden Metallen ähnlich ist. Allerdings wird mehr Palladium benötigt, weil es vorwiegend in den Katalysatoren für Ottomotoren zum Einsatz kommt, nach denen eine größere Nachfrage besteht. Die Palladiumnachfrage ist also höher, aber der Preis und die Fördermengen sind in etwa gleich. Das sollte den Palladiumpreis also steigen lassen.



Die Verbreitung von Elektrofahrzeugen wird sich in Zukunft mit Sicherheit negativ auf beide Märkte auswirken. Aber bei den Platingruppenmetallen handelt es sich um extrem enge Märkte und es gibt kaum überirdische Reserven, deshalb könnte sich die Lage auch ganz schnell wieder ändern. Neue Entwicklungen könnte es eventuell noch im Bereich der Kalten Fusion unter Verwendung von Palladium geben. Zumindest wurde das vor einigen Jahren diskutiert, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es möglich ist. Ich habe außerdem lange nichts mehr davon gehört. Jedenfalls können wir nicht wissen, ob nicht neue Technologien aufkommen, für die diese Metalle benötigt werden.

In Bezug auf Palladium bin ich letzten Endes noch immer bullisch, in Bezug auf Platin allerdings nicht. Alles in allem ist das kein Markt, in den Sie unbedingt einsteigen sollten. Mit Gold und Silber sind Sie besser beraten. Aber falls Sie sehr vermögend sind oder die Platingruppenmetalle aus dem ein oder anderen Grund besonders vielversprechend finden, ist es natürlich eine Option.

In den letzten Jahren gab es einen recht einfachen Trade, den ich mehrmals durchgeführt habe. Immer, wenn Platin günstiger ist als Gold, könnten Sie einen Spread-Trade beginnen, der die Brieftasche nicht zu stark belastet. Sie müssen eventuell etwas Geduld mitbringen, aber Sie können bei dieser Ausgangslage eine Long-Position auf Platin und eine Short-Position auf Gold eröffnen. Wenn sich der Spread wieder verringert, machen Sie einen Gewinn. Ich bin dennoch sehr froh darüber, dass ich diesen Trade dieses Mal nicht versucht habe, denn Gold ist noch immer teurer als Platin und ob das Verhältnis zwischen den beiden Metallen überhaupt zu seinem historischen Durchschnitt zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Aktuell scheue ich mich also vor diesem Trade und betrachte ihn nicht mehr als gute Gelegenheit. Die Kursentwicklung zeigt meiner Meinung nach auch, dass derzeit kaum monetäre Nachfrage nach den beiden Platingruppenmetallen besteht.

Mike Gleason: Bevor wir zum Ende des Interviews kommen, möchte ich Sie noch fragen, welche Entwicklungen Sie in den kommenden Monaten mit Blick auf die Edelmetallmärkte besonders genau beobachten. Wir haben vorhin schon über die Aktienmärkte als potentiellen Katalysator gesprochen. Zudem gibt es zahlreiche geopolitische Faktoren, die Bewegung in den Markt bringen könnten, beispielsweise die Nordkoreakrise und die geplante Steuerreform in den USA. Worauf sollten sich die Edelmetallanleger Ihrer Meinung nach konzentrieren und wie schätzen Sie die Aussichten bis Jahresende ein?

David Morgan: Der Aktienmarkt ist definitiv ein wahrscheinlicher Katalysator. Wenn sich hier im Oktober nichts tut, werden die Edelmetallkurse zum Jahresende hin wohl eher sinken statt steigen. Sollte es an den allgemeinen Aktienmärkten, z. B. beim Dow Jones oder beim S&P 500, jedoch zu einer Korrektur von mindestens 10% kommen, wäre das sehr vorteilhaft für die Edelmetalle und Gold und Silber würden zum Jahresende voraussichtlich zulegen. Der Aktienmarkt ist der Schüssel, deshalb sollten Sie im Oktober besonders aufmerksam sein.

Wenn nichts passiert, glaube ich aber dennoch, dass die Edelmetallkurse 2018 nach oben ausbrechen werden. Falls die Aktienmärkte nicht im Oktober korrigieren, dann werden sie es wahrscheinlich im Frühjahr 2018 tun. Ich bin es fast leid, das zu sagen, aber der Aktienmarkt ist überbewertet, und zwar schon seit Langem. Eines Tages muss es zu einer Korrekturbewegung kommen und jetzt wird dieses Szenario zusätzlich von der Entscheidung der Fed begünstigt, sich um ihre Bilanz zu kümmern und die Zinsen vielleicht noch etwas weiter anzuheben.

Die US-Notenbanker setzen die allgemeinen Märkte ziemlich unter Druck, ganz gleich, ob sie wirklich wissen, was sie da tun. Darüber könnte man streiten. Sie kündigen etwas an, dann nehmen sie es wieder zurück; sie machen Andeutungen, entscheiden dann aber doch etwas anderes. Das ist verständlich. Sie sitzen in der Zwickmühle. Ihnen bleiben nicht allzu viele Optionen. Früher oder später werden sie wieder auf die praktisch einzige Strategie zurückgreifen müssen, die sie haben: quantitative Lockerungen, selbst wenn sie sich vielleicht einen neuen Namen und ein neues Programm dafür ausdenken.

Mr. Fischer, der die Fed mittlerweile verlassen hat, gehörte zu denen, die die Wahrheit gesagt haben. Zumindest weiß er, was auf uns zukommt, auch wenn er es öffentlich kaum kommentiert hat. Im Grunde genommen will er sich von all dem distanzieren, bevor die Lage weiter außer Kontrolle gerät.

Ein letzter Gedanke noch zu den Zinsen, Mike, zu den steigenden Zinsen. Historisch gesehen dienten Zinserhöhungen zur Abkühlung der Wirtschaft. Mit Hilfe von Zinssenkungen ließ sich dagegen eine Erholung der Konjunktur einleiten, d. h. mehr Arbeitsplätze, schnellerer Geldumlauf, zufriedenere Menschen, höhere Ausgaben usw. Das wäre ein echter Aufschwung, aber einen solchen haben wie seit 2008 nicht erlebt.

Warum also werden die Zinssätze jetzt angehoben? Ganz sicher nicht, weil die Wirtschaft so stark ist, egal wie oft wir das im Fernsehen hören. In Wirklichkeit werden die Zinsen erhöht, weil alle Welt dem Dollar den Rücken kehrt. Ein Großteil der Anleihemärkte außerhalb der USA weist negative Zinssätze auf, d. h. Sie müssen Geld dafür bezahlen, dass Sie Ihr Kapital verleihen. Ein positiver Zinssatz in einer anderen Währung ist da sehr attraktiv, selbst wenn es sich um den Dollar handelt. Das ist ein Grund, den viele nicht sehen. Der Dollarkurs wird durch die Tatsache unterstützt, dass die US-Währung im Gegensatz zu anderen Währungen positive Rendite bietet.

Mike Gleason: Vielen Dank, David. Wir wissen es immer zu schätzen, wenn Sie Ihre Einblicke und Gedanken zu diesen wichtigen Themen mit uns teilen. Erklären Sie unseren Lesern und Zuhörern bitte noch, wie sie mehr über den Morgan Report erfahren können, bevor wir uns verabschieden.


David Morgan: Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass wir alle Metallmärkte abdecken. Wir schreiben über Kobalt, Lithium, Vanadium, seltene Erden, Uran usw. und befassen uns besonders intensiv mit den Edelmetallen. Wir sehen darin einen einzigartigen Sektor, in dem Sie unabhängig vom aktuellen Kursniveau Gewinne machen können. Unser Erfolg ist Ihr Erfolg. Die Leute fragen mich oft, wie ich investiere. Nun, im Morgan Report finden Sie praktisch einen Überblick.

Mike Gleason: Wenn Sie Interesse an einem Abo haben oder weitere Informationen möchten, besuchen Sie einfach TheMorganReport.com. Dort können Sie sich auch in einen kostenlosen E-Mail-Verteiler eintragen, über den Sie dann regelmäßige Marktkommentare zugeschickt bekommen.

David, noch einmal vielen Dank für das Interview und bis zum nächsten Mal!


David Morgan: Danke, Mike.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange



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Der Artikel wurde am 29. September 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.