Die Goldaktienindices HUI und XAU
06.08.2018 | Ronan Manly
Die wahrscheinlich bekanntesten Goldunternehmensindices der weltweiten Finanzmärkte sind der HUI und der XAU. HUI ist das Börsenkürzel für den NYSE Arca Gold BUGS Index. XAU steht für den Philadelphia Gold and Silver Index. Beide Bezeichnungen erscheinen auf vielen für den Goldsektor relevanten Internetseiten und vielen allgemeinen Finanzmarktwebseiten, also ist es von Vorteil, wenn man weiß, was diese Indices sind und was sie repräsentieren.
Eine kurze Bemerkung zur Terminologie: Die Schreibweisen Indizes und Indices sind beide korrekt, Ihre Präferenz ist entscheidend. Außerdem können wir die Begriffe Goldaktien, Goldbergbauunternehmen, Goldunternehmen, Aktien, Wertpapiere, Indexkomponente, Indexbestandteile etc. austauschbar verwenden, wenn wir über die Aktien der in diesen Indices erfassten Minengesellschaften sprechen.
Der NYSE Arca Gold BUGS Index (HUI)
Der HUI wurde am 15. März 1996 von der American Stock Exchange (AMEX) eingeführt und war ursprünglich als AMEX Gold BUGS Index bekannt. BUGS ist hierbei ein Akronym für "Basket of Unhedged Gold Stocks", also Korb der ungesicherten Goldaktien. Aufgrund einer Vielzahl von Börsenzusammenschlüssen und -übernahmen ist der HUI nun als NYSE Arca Gold BUGS Index bekannt.
Eine kurze Zusammenfassung: Im Jahr 2008 wurde die AMEX von der NYSE Euronext aufgekauft. Im Jahr 2006 hatte die NYSE die Archipelago-Handelsplattform erworben (Arca). Anschließend änderte die NYSE als Resultat dieser Übernahmen und Zusammenschlüsse den Namen des AMEX Gold BUGS Index zu NYSE Arca Gold BUGS Index. Hier können Sie eine archivierte Fassung der AMEX-Webseite von 1996 finden.
Des Weiteren sollten Sie wissen, dass die Intercontinental Exchange (ICE) die NYSE Euronext im Jahr 2012 erwarb und sich die NYSE Arca derzeit also im Besitz der ICE befindet. Zudem wird der Gold BUGS Index nun auch von der ICE kalkuliert. Die Buchstaben im Börsenkürzel HUI bedeuten nichts, d. h. H, U, I ist kein Akronym oder Kürzel.
Laut einem offiziellen Dokument zur ICE-Methodik ist der HUI "darauf ausgelegt, die Kursperformance der Unternehmen zu messen, die an der Förderung von Golderz beteiligt sind". Er beinhaltet spezifisch nur Aktien von Unternehmen, die ihre Goldproduktion nicht über eineinhalb Jahren hinaus absichern. Durch die Einbeziehung von ausschließlich nicht-absichernden Goldunternehmen versucht der Index kurzfristige Goldpreisbewegungen zu erfassen.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des HUI-Index ist die Tatsache, dass es sich dabei um einen modifizierten gleichgewichteten Index der Goldbergbauaktien handelt. Eine Modifizierung bedeutet, dass die Unternehmen innerhalb des Indexes bis zu einem gewissen Grad gewichtet werden, jedoch nicht vollständig. Dieser Vorgang funktioniert wie folgt: Alle ausgewählten Aktien werden auf Basis ihrer vollen Marktkapitalisierung (und nicht ihres Streubesitzes) eingestuft.
Den beiden führenden Unternehmen wird jeweils eine Gewichtung von 15% beigemessen; das Unternehmen auf dem dritten Platz erhält eine Gewichtung von 10%. Die Gewichtung aller übrigen Unternehmen ab der vierten Position abwärts wird gleichmäßig auf die verbliebenen 60% verteilt. Generell ist der Streubesitz der Teil des ausstehenden Aktienkapitals, das sich nicht im Besitz von Insidern befindet.
Viele Webseiten im Internet meinen, dass der HUI gleichgewichtet ist. Das stimmt jedoch nicht, da man hier die oben genannte Modifikation außer Acht lässt. Diejenigen, die sich für die HUI-Methodik interessieren, können das Methodik-Dokument hier in englischer Sprache finden.
Goldbergbauaktien, die zur Einbeziehung in den HUI in Frage kommen, müssen entweder an der NYSE oder der "NYSE American" gelistet sein oder an der NASDAQ gehandelt werden. Die NYSE American - ehemals NYSE MKT - ist eine Börse für Kleinunternehmen, die von der NYSE unterhalten wird und ursprünglich von der American Stock Exchange (AMEX) stammt. Die Anzahl der Goldbergbauaktien, die der HUI beinhalten kann, ist variabel und die Komponenten können sich quartalsweise verändern, wenn die Zusammensetzung des Index angepasst wird. Als der HUI im März 1996 eingeführt wurde, besaß er ein Basisniveau von 200,00.
Unternehmen im HUI
Der HUI besteht aktuell aus 23 Unternehmen, die überwiegend zu den primären Goldproduzenten zählen und ihren Firmensitz vor allem in den USA, Kanada und Südafrika haben. Enthalten sind große Unternehmen wie Goldcorp, Newmont Mining und Barrick, aber auch Minengesellschaften wie Eldorado Gold, Kinross Gold und Tahoe Resources. Des Weiteren umfasst der HUI auch Hinterlegungsscheine für nichtamerikanische Aktien (ADRs) der südafrikanischen Bergbauunternehmen AngloGold Ashanti, Randgold Resources und Sibanye. Der HUI beinhaltet ebenfalls primär Silber produzierende Unternehmen wie Coeur Mining und Hecla Mining. Eine vollständige Liste der 23 Bestandteile des HUI finden Sie hier.
Vierzehn dieser Goldunternehmen im HUI sind ebenso Mitglieder des World Gold Councils. Da sich im WGC insgesamt 24 Unternehmen befinden, bedeutet dies, dass 10 von diesen nicht im HUI vertreten sind. Das kann eventuell darauf zurückzuführen sein, dass diese Unternehmen entweder nicht an einer US-amerikanischen Aktienbörse vertreten sind oder vielleicht aus einem anderen Grund - wie der Produktionsabsicherung - nicht in den Index aufgenommen wurden. Einige Goldbergbauunternehmen des HUI sind aus verschiedenen Gründen keine Mitglieder des WGCs, haben dieses z.B. verlassen, wie Gold Fields, oder sind Mitglieder des Silver Institute, wie Coeur und Hecla.
GDM und JHUI
Die NYSE besitzt noch zwei weitere Goldbergbauindices, die relevant sind. Diese Indices sind weniger bekannt als der HUI und heißen NYSE Arca Gold Miners Index (GDM) und NYSE Arca Junior Gold BUGS Index (JHUI).
Anders als der gleichgewichtete HUI ist der NYSE Arca Gold Miners Index (GDM) nach Marktkapitalisierung gewichtet und setzt sich aus "öffentlich gehandelten Unternehmen, die weltweit im Gold- und Silberbergbau tätig sind", zusammen. Diese allgemeinere Repräsentation von Gold- und Silberproduzenten aus der ganzen Welt (anstatt ausschließlich in den USA gelisteter Unternehmen) und die Tatsache, dass die Einbeziehung nicht auf Unternehmen begrenzt ist, die sich nicht absichern, erklärt, warum es aktuell 49 Komponenten innerhalb des GDMs gibt. Dessen Liste finden Sie hier.
Beinahe alle Mitglieder des WGCs sind im GDM enthalten. Es gibt eine Menge australischer Goldunternehmen im GDM und einige chinesische Minengesellschaften, unter anderem Zhaojin Mining Industry und Zijin Mining Group, jedoch keine russischen Unternehmen (vielleicht hat dies politische Gründe). Die Anzahl Aktien, die im GDM enthalten sein kann, variiert ebenfalls und die Komponenten können sich quartalsweise verändern, wenn der Index neu gewichtet wird. Der GDM wurde im Oktober 2014 eingeführt. Jeder, der sich für die Methodik des GDM-Index interessiert, kann das Methodik-Dokument hier in englischer Sprache finden.
Der NYSE Arca Junior Gold BUGS Index (JHUI) ist ein modifizierter, gleichgewichteter Index von kleinen Unternehmen, die im Goldbergbau tätig sind. Der Indexprozess ähnelt dem des HUI, das Methodik-Dokument des JHUI finden Sie hier.
Der Philadelphia Gold and Silver Index (XAU)
Der Philadelphia Gold and Silver Index (XAU) ist ein modifizierter Index, in dem Aktien von Unternehmen, die im Gold- und Silberbergbau aktiv sind, nach Marktkapitalisierung gewichtet werden. Der XAU wurde im Januar 1979 mit einem Basiswert von 100,00 eingeführt. Wie der HUI ist der XAU nun Teil einer größeren Börsengruppe, in diesem Fall der NASDAQ OMX. Grund dafür ist der Zusammenschluss von NASDAQ und OMX und deren Übernahme der Philadelphia Stock Exchange, Amerikas ältester Börse, im Jahr 2007. Eine archivierte Version der Webseite der Philadelphia Stock Exchange, die den XAU erwähnt, finden Sie hier.
Um zur Aufnahme in den XAU berechtigt zu sein, muss die Aktie eines Gold- oder Silberunternehmens entweder an der NYSE oder NYSE American gelistet sein oder anderweitig an der NASDAQ gehandelt werden. Das Unternehmen muss zudem einen Börsenwert von mindestens 100 Millionen US-Dollar aufweisen und eine sichere Liquiditätsschwelle von mindestens 1,5 Millionen gehandelten Aktien in jedem der letzten sechs Monaten erreichen. Wichtig ist, dass der XAU Hedging nicht als Ausschlusskriterium sieht und demnach auch Bergbauunternehmen umfassen kann, die ihre Produktion absichern.

Eine Vielzahl an Rahmenbedingungen werden auf den XAU angewendet, um zu verhindern, dass mehrere große Goldbergbauunternehmen die Gewichtungen des Index dominieren. Eine Vorgabe ist beispielsweise, dass keine Aktie eine Gewichtung von mehr als 30% des Index besitzen darf, und dass der gemeinsame Marktwert der führenden drei Aktien nicht mehr als 60% der Indexgewichtung repräsentieren darf. Der XAU wird quartalsweise neu ausbalanciert; währenddessen kann ein Unternehmen basierend auf verschiedenen Eignungskriterien ausgeschlossen oder aufgenommen werden. Das Methodik-Dokument des XAU finden Sie hier.
Es gibt 30 Gold- und Silberunternehmensaktien im XAU. Eine Liste dieser Aktienkomponenten finden Sie auf der Seite des NASDAQ und eine Liste mit Live-Kursen unter Investing.com. Der XAU enthält ähnliche Unternehmen wie der HUI, z.B. Barrick, Goldcorp, Newmont und Kinross, jedoch auch andere Namen wie Pan American Silver, First Majestic Silver, McEwen Mining und Sandstorm Gold. Mit den 30 Aktien, die sich im XAU befinden, beinhaltet er die meisten Mitglieder der 24 WGC-Mitglieder.
Der VanEck Vectors Gold Miners ETF (GDX)
Ein anderer "Maßstab" der Goldbergbauaktien, den man oftmals auf Edelmetallwebseiten sieht, ist der GDX. Dies ist jedoch kein Index, sondern ein börsengehandelter Fonds (ETF), der VanEck Vectors Gold Miners ETF (GDX). Der GDX bildet den oben genannten NYSE Arca Gold Miners Index (GDM) ab.
Ebenso gibt es einen VanEck Vectors Junior Gold Miners ETF (GDXJ), der nicht den JHUI, sondern den MVIS Global Junior Gold Miners Index abbildet. Der untere Chart zeigt die Entwicklung des GDX gegenüber dem GDXJ. Bemerkenswert ist, dass der GDX von Januar 2010 bis September 2017 - als der US-Dollarpreis für Gold um 20% fiel - einen Kursrückgang von 45% verzeichnete und damit die unterdurchschnittliche Entwicklung der Goldbergbauaktien gegenüber dem Goldpreis innerhalb derselben Zeitspanne widerspiegelte.

Neben dem HUI und dem XAU gibt es eine Vielzahl anderer Goldbergbauindices weltweit, einige von ihnen auf die gesamte Welt bezogen, wie der S&P/TSX Global Gold Index und der NASDAQ OMX Global Gold & Precious Metals Index, und andere börsenspezifisch wie der Johannesburg Stock Exchange (JSE) Gold Mining Index. Jedoch sind der HUI und der XAU die bekanntesten Indices.

Goldbergbauaktien sind kein physisches Gold
Ein Investment in Goldbergbauaktien oder Fonds, die aktienbasierte Goldbergbauindices verfolgen, ist etwas ganz anderes als der Kauf und Besitz von physischen Goldbarren und Goldmünzen. Die Aktien einer Minengesellschaft repräsentieren den Besitz von Unternehmensanteilen und bringen vollkommen andere Risiken mit sich als der Besitz von physischem Gold. Das umfasst unternehmens- und branchenspezifische Risiken, sowie allgemeine Risiken in Verbindung mit den Aktienmärkten.
Da diese Unternehmen im Allgemeinen in der Explorations- und Produktionsbranche tätig sind, bergen Goldaktien ebenfalls betriebliche Risiken, Managementrisiken, Risiken der Unternehmensführung, Risiken im Zusammenhang mit der Absicherung (oder Nichtabsicherung) des Goldpreises und politische Risiken, die abhängig von den Ländern sind, in denen sich die Minen der Unternehmen befinden.
Aufgrund von Fehlern im Unternehmensmanagement wurde kürzlich eine Initiative ins Leben gerufen, um einen Shareholders Gold Council aus institutionellen Käufern zu bilden und dieses Problem zu beheben.
Goldbergbauaktien sind dem Goldpreis auf gewisse Weise ausgesetzt, und dies üblicherweise überproportional. Demnach sind die Preisbewegungen der Goldbergbauaktien volatiler als der Goldpreis, sowohl auf- als auch abwärts.
Dasselbe gilt für Fonds oder ETFs, die Indices wie den HUI oder GDM abbilden: Wenn ein Fonds ein breit gestreutes Portfolio aus Goldbergbauaktien hält, werden die unternehmensspezifischen Risiken dadurch abgemildert, jedoch nicht das Branchenrisiko der Goldbergbauindustrie oder die allgemeineren Aktienmarkt- und Börsenrisiken.

Da der HUI nur Bergbauunternehmen umfasst, die sich nicht absichern, besitzt er eine stärkere Korrelation zum Spot-Goldpreis als der XAU. Doch weder der HUI noch der XAU bilden den Goldpreis direkt nach; das kann man auch sehen, wenn man die Verhältnisse zwischen Gold und HUI und zwischen Gold und XAU betrachtet.

Investoren können sowohl physisches Gold als auch Goldbergbauaktien und -fonds besitzen. Wichtig ist nur, dass man sich daran erinnert, dass dies verschiedene Dinge und verschiedene Anlageklassen sind. Goldbergbauaktien sind Risikowertpapiere, die von börsengehandelten Unternehmen ausgegeben werden. Physisches Gold ist ein materieller Vermögenswert ohne Gegenpartei- oder Kreditausfallrisiko. Physisches Gold existiert in begrenzten Mengen und kann weder künstlich geschaffen noch von Regierungen oder geldpolitischen Behörden ausgegeben werden.
© Ronan Manly
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 31. Juli 2018 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.