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Doug Casey: "Buy the Dip" - Ja oder Nein?

04.06.2020  |  Presse anonym

International Man: Die Reaktion der Regierung auf die Pandemie führte zu einem noch nie dagewesenen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Abschwung. Könnten Sie über die finanziellen Risiken sprechen, sie Sie in den kommenden Wochen erwarten? Bewegen wir uns auf eine Schuldenkrise zu?

Doug Casey: Es ist nicht nur eine Krise. Es ist eine Depression und sie beginnt gerade erst. Das ist nur die erste Halbzeit in einem langen Spiel. Es wird angsteinflößend werden, bevor es vorbei ist. Erinnern Sie sich daran, dass es vier Jahre brauchte, bis der Aktienmarkt von 1929 seinen Boden 1933 erreichte. Und die Aktienmarktblase der 1920er Jahre war deutlich kleiner als die heutige. Die Schuldenmenge war deutlich geringer.

Die Regulierungen waren deutlich weniger. Das Ausmaß staatlichen Eingreifens war geringer und die US-Wirtschaft war deutlich eigenständiger. Die Währung war solider als die heutige - auch wenn Währungsinflation die Ursache der Blase und der Hauptgrund für die letzte Wirtschaftskrise war. Es gibt eine Vielzahl an Gründen, warum die aktuelle Blase platzen musste. Alle sind ernster als die der 1920er Jahre. Die wirtschaftliche Not, die wir in den nächsten Jahren beobachten werden können, wird schwerwiegender sein als in den 1930er Jahren. Ich hoffe, ich liege falsch. Ich habe die guten Zeiten lieber als die harten.

Der Virus wurde zu einer großen Hysterie aufgebauscht, die als Nadel diente, um die großen Blasen der Finanzmärkte zum Platzen zu bringen. Es war unausweichlich, dass es eine Art Nadel geben würde. Wir stehen nun einer Greater Depression gegenüber. Wir spüren nun die Nachbeben des finanziellen Erdbebens, das 2008 begann. Doch es ist nun schwerwiegender und zunehmende Verzerrungen sind über Generationen hinweg in die Wirtschaft verwoben worden. Leider wird die Depression wahrscheinlich nicht den dummen Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken vorgeworfen werden, wie Inflation, Besteuerung und Regulierung. Stattdessen wird dieser triviale Virus an der Greater Depression Schuld haben.

Die Probleme, die wir nun haben, wurden nicht von der Grippe ausgelöst, sondern durch die verrückte Quarantäne der Welt, die große Hysterie. Das sind allgemein schlechte Neuigkeiten. Regierungen und Medien verwenden den Virus als Ausrede, um dasselbe zu tun, was die Depression von 1929 bis 1946 schlimmer und langwieriger machte als notwendig. Zölle, schützende Quoten und Embargos waren schlimm genug. Doch der Kollaps des Welthandels - der nun ein deutlich größerer Faktor ist als damals - wird denselben Effekt haben wie der berühmte Smoot-Hawley Tariff Act.

Die Steuern schossen in den 1930er Jahren in die Höhe, weil die Regierung Geld für die Vielzahl neuer Programme benötigte. Steuern werden nun sicherlich steigen, vor allem auf staatlicher und lokaler Ebene, weil sie kein Geld drucken können. Die staatliche Regierung "braucht" ebenfalls mehr Geld als je zuvor, um die Dinge zu tun, die sie nicht tun sollte. Das tun sie durch Gelddruckerei - die Fed kauft ihre Schulden - was tatsächlich deutlich schädlicher ist als direkte Besteuerung.

Es gibt deutlich mehr Gesetzte als in den 1930er Jahren. Alle werden sie die Kosten für Geschäftsaktivitäten erhöhen. Produkte werden weniger zugänglich sein. Die Profite der meisten Unternehmen werden einbrechen. Bisher haben sich fast 40 Millionen Amerikaner arbeitslos gemeldet. Diese Zahl wird einige Zeit steigen, trotz des Endes der Quarantäne.

Da die Leute von der Arbeit abgehalten werden, nimmt die echte Menge an Reichtum in der Welt ab. Selbst Menschen, die noch immer arbeiten können, werden weniger Nachfrage für ihre Produkte verzeichnen. Niemand kann einer Depression entfliehen. Wie Richard Russell zu sagen pflegte: "In einer Depression gewinnt niemand. Der Gewinner ist nur die Person, die am wenigsten verliert."

Sicher ist, dass die Schulden der Öffentlichkeit nicht nur erhalten bleiben, sondern auch steigen werden. Der Großteil der 40 Millionen Arbeitslosen - es gibt tatsächlich noch mehr, wenn man Gig-Arbeiter und diejenigen, die in der "Schwarzwirtschaft" tätig sind, mitzählt - wird ihre Kreditkarten bei 20% plus Zinsen ausschöpfen.

Amerikaner denken tendenziell, dass sich die gesamte Welt innerhalb ihrer Grenzen befindet, doch sie sollten sich daran erinnern, dass sie nur 4% der Weltbevölkerung ausmachen. Die Hysterie dieser größtenteils vorgetäuschten Pandemie findet weltweit statt. Sie umfasst deutlich ärmere Länder mit weniger gespartem Kapital - auch wenn gesagt wird, dass der durchschnittliche Amerikaner weniger als 500 Dollar für Notfälle besitzt. In Indien sind beispielsweise mehrere Millionen Migrantenarbeiter hunderte Meilen von ihrem Zuhause entfernt, fast vollkommen ohne Geld. Werden Sie verhungern? Vielleicht.

Regierungspolitik und Medienhysterie verwandeln den durchschnittlichen Amerikaner in einen Simbabwer. Simbabwe verzeichnet wahrscheinlich 50% bis 60% echte Arbeitslosigkeit. Es wäre egal wie viele Autos, Kühlschränke und Klimaanlagen wir nach Simbabwe schicken, denn dort könnte man sie sich sowieso nicht leisten.Viele arbeitslose Amerikaner werden wahrscheinlich herausfinden, dass ihre Arbeitsplätze für immer verloren sind. Sie werden nicht so viel konsumieren, da sie nicht so viel produzieren - oder gar nichts. Die Auswirkungen zweiter Ordnung der großen Hysterie bezüglich der Wirtschaft sind extrem ernst.

Doch die Auswirkungen dritter Ordnung - also die Reaktion der Regierung auf die Auswirkungen erster und zweiter Ordnung - werden erneut schwerwiegender und langwieriger sein. Die größte Konsequenz sind die Billionen Dollar, die gedruckt werden und alte Verzerrungen der Wirtschaft verstärken, diese verschlimmern und neue erschaffen. Welche Beispiele gibt es? Viele Leute spüren nun, dass sie ihre Miete oder Hypothek nicht bezahlen sollten. Viele möchten, dass die staatliche Hilfe von 600 Dollar in der Woche Arbeitslosengeld fortgesetzt wird, bis sie ein garantiertes Jahreseinkommen bekommen. Schlimmer noch ist, dass es die Amerikaner daran gewöhnt, das zu tun, was ihnen gesagt wird und in einem Polizeistaat zu leben.




International Man: Glauben Sie, dass die Federal Reserve in der Lage sein wird, diese Krise abzuwenden und einen weiteren 10-jährigen Bullenmarkt zu erschaffen wie das letzte Mal?

Doug Casey: Nein. Die Fed prägt Unternehmen, Arbeitern und der Gesellschaft als Ganzes schlechte Gewohnheiten ein. Ein künstlich hoher Aktienmarkt sendet falsche Signale. Das verschlimmert alles, indem jeder dazu ermutigt wird, über seine Verhältnisse hinaus zu leben. Sie verschaffen den Leuten ein falsches Gefühl von Sicherheit - und machen ihnen glauben, dass die Führungsebene alle Probleme, die sie selbst erschaffen hat, lösen kann, indem genau mehr von demselben getan wird.

Es ist idiotisch, sich auf die Fed oder irgendeine Regierung zu verlassen, das Problem zu lösen. Sie haben das Problem doch erst verursacht. Wohin fließt das Geld, das die Fed erschafft? Der Großteil fließt an die Finanzmärkte. Das Geld stützt das nicht-nachhaltige Muster von Produktion und Konsum. Das hat nichts mit echtem Reichtum zu tun - die Fed versucht nur, die Blasenwirtschaft zu erhalten und noch stärker aufzublasen.

Die Regierung möchte eine deflationäre Depression im Stil der 1930er Jahre mit allen Mitteln verhindern, doch deswegen werden wir wahrscheinlich eine deutlich schlimmere Hyperinflation im Stil der deutschen 1920er Jahre erleben. Das führte im April und Mai zu einem Dead Cat Bounce an den Aktienmärkten. Und Trottel kaufen, wenn sie eigentlich verkaufen sollten. Millionen Neulinge eröffnen Brokerkonten mit dem Geld, das sie im Rahmen des Paycheck Protection Program erhalten haben. Sie sind bullisch und kaufen Call-Optionen.

Wenn sich diese Sache wirklich entspannt, dann wird es wahrscheinlich in einer Vielzahl von Bereichen zu Deflation kommen, nicht nur dem Aktienmarkt; wobei einige Preise katastrophal einbrechen werden. Beispielsweise wird dies der Fall bei Immobilien und Autos sein - die beiden größten Konsumgüter. Vergessen Sie Neuwagenkäufe; selbst Käufe von Gebrauchtwagen werden kollabieren. Die Insolvenz von Hertz und die Liquidierung eines Großteils dessen Flotte ist nur ein kleiner Hinweis darauf.

Werden Leute aus ihren Häusern vertrieben werden? Ja, es sei denn, die Regierung bezahlt ihre Hypotheken oder Miete und ihre Nebenkosten. Es gab einen kürzlichen Artikel bei Barron's, in dem einige "Volkswirtschaftler" genau dazu rieten. Es wird eine Deflation im Immobilien- und Autosektor geben. Doch es wird auch höhere Lebensmittelpreise im Einzelhandel - auch während Bauern zeitgleich ausgebeutet werden - sowie höhere Preise auf importierte Waren geben.

Das Einzige, was man mit absoluter Sicherheit einplanen kann, ist ein niedrigerer Lebensstandard. Das, wie Sie sich erinnern, ist die erste und wichtigste Definition einer Depression. Jahrelang hatten wir aus zwei großen Gründen einen künstlich hohen Lebensstandard. Erstens: Es gibt all diese Schulden sowie Konsum des Kapitals, das Sparer über Generation angesammelt haben. Zweitens: Wir waren in der Lage, den US-Dollar zu Nullkosten zu exportieren und Importe im Austausch gegen diese Papierwährung zu erhalten. Das wird in den kommenden Jahren aufhören.


International Man: Der Coronavirus brachte die Alles-Blase zum Platzen, die größte Finanzblase der Menschheitsgeschichte. Die Greater Depression erscheint so langsam an Fahrt aufzunehmen. Doch selbst mit dem Selloff zu Beginn des Jahres befinden sich die Aktienkurse noch immer nahe rekordhoher Bewertungen. Was sagen Sie an diese Leute gewandt und diejenigen, die der Strategie "Buy the Dip" folgen? Welche Auswirkungen wird es auf den Aktienmarkt geben?

Doug Casey: Die meisten Leute verstehen nichts von der Volkswirtschaft. Der Großteil dessen, was ihnen in der Schule beigebracht wird, ist tatsächlich Unsinn. Wenige "Volkswirtschaftler", die von der Regierung oder der Fed angestellt werden, verstehen etwas von Volkswirtschaft. Sie sind alle Keynesianer.

Es ist möglich, dass der Dow auf 50.000 Punkte steigen könnte, wenn man bedenkt, wie viele Dollar erschaffen werden. Doch ich habe kein Interesse an Aktien. Tatsächlich denke ich darüber nach, entfernte Puts zu erwerben. Wenn die Erträge kollabieren - was sie tun werden - dann werden die Aktienkurse ihnen folgen. Seit dem Zweiten Weltkrieg haben es sich die Leute angewöhnt, zu Kurstiefpunkten zu kaufen. Es ist zu einer pawlowschen Reaktion geworden. Vor allem in den letzten zehn Jahren wurde der durchschnittliche Laie auf das Denken trainiert, dass Aktienkurse immer steigen. Doch die wundervollen Zeiten, die wir seit 1946 genießen konnten, sind vorbei. Wir befinden uns in einer neuen Ära und diese wird weniger spaßig.

Die Öffentlichkeit glaubt, dass die Fed ihr Freund ist und ihnen "den Rücken stärkt." Sicher, Trump scheint das zu glauben. Wenn sie überschüssiges Geld haben, dann wird dieses an die Märkte gepumpt. Hohe Aktienkurse bedeuten gleich Wohlstand in Trumps Kopf. Doch er verwechselt Korrelation mit Kausalität. Wohlstand führt letztlich zu höheren Aktienkursen - und anders herum. Das Gegenteil trifft auf niedrige Aktienkurse zu. Das ist der Grund, warum Sie den allgemeineren Markt heute verlassen sollten.

Doch wir leben heutzutage in einer bizarren Welt, also könnten wir eine Zeit lang sehr hohe Aktienkurse verzeichnen, selbst wenn der Lebensstandard deutlich fällt. Das ist tatsächlich eine ziemlich einzigartige Situation für ein Industrieland. Es ist die Art von Ereignis, das in Drittweltländern stattfindet, in denen der Aktienmarkt steigt, selbst wenn die Gesellschaft kollabiert. Warum? Weil sie keine Währung besitzen möchten. Wo sonst würde man sein Geld investieren?

Zumindest repräsentieren Aktien in gewisser Form realen Reichtum. Ich habe kein Interesse daran, bei dieser Täuschung mitzuspielen. Es ist ein Kasino. Die meisten Aktien sind nicht nur heiße Kartoffeln, sondern schlicht Handgranaten mit gezogenem Stift. Nun ist die Zeit für Gold und Goldaktien. Das ist eine seltene Gelegenheit.


© Doug Casey



Dieser Artikel wurde am 26.05.2020 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.