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Antal Fekete: Gold-Backwardation und der Einsturz der Tacoma Bridge (Teil 1/2)

06.09.2013
The Daily Bell freut sich, Ihnen dieses Exklusivinterview mit Antal Fekete präsentieren zu können.

Einführung: Prof. Antal E. Fekete ist Autor, Mathematiker, Geld-Wissenschaftler und Lehrer/ Dozent. Er wurde 1932 in Budapest (Ungarn) geboren und machte 1955 an der Eötvös Loránd University of Budapest seinen Abschluss in Mathematik. 1957 emigrierte nach Kanada und wurde 1958 Lehrbeauftragter an der Memorial University of Newfoundland. 1993, nach 35 jähriger Tätigkeit, ging er als Universitätsprofessor in Rente. 1995 war er Gastmitglied (resident fellow) in der Foundation for Economic Education in Irvington-on-Hudson in New York, schon 1956 war er Gastprofessor an der Francisco Marroquin University in Guatemala. Er ist der Gründer und Vorstandsvorsitzender der New Austrian School of Economics in Ungarn. Seine Webseite ist www.professorfekete.com. Professor Fekete ist Verfechter des Goldstandards und Kritiker des aktuellen Geldsystems. Seine Arbeiten lassen sich zur Schule der Freimarktökonomen angeführt von Carl Menger zurechnen. Er ist zudem Vertreter der ‘Real Bill Doctrine‘ Adam Smiths.



Daily Bell: Freut mich, wieder einmal mit Ihnen sprechen zu können. Steigen wir gleich ein. Warum sinkt der Goldpreis gerade?

Antal Fekete: Michael Woodford, Professor an der Columbia University und der weltweit wohl am meisten beachtete Geldtheoretiker, sagte kürzlich Folgendes: “Wenn wir schon die Pferde scheu machen, dann doch lieber richtig.“ Sein Spruch ist allegorisch zu verstehen: Lapidares Gerede über das Ende von QE und Ausstiegsstrategien - das ist amateurhaft. Der Welt zu sagen, dass die Zentralbank auch in Zukunft öffentliche Schulden finanzieren wird und QE ein ständiger Begleiter ist - das ist professionell. Diese Allegorie lässt sich sogar von der Haushaltspolitik auf die Geldpolitik übertragen. Die Dollarnachfrage erlebt einen spektakulären Schwund, und die wird durch eine bislang ungekannte Entwertung des Dollars verursacht, welche wie zum Hohn auch noch mit großen Tönen angekündigt wird. Der Preis des Papiergolds sank im April, weil Bernanke der Ansicht ist, dass es jetzt an der Zeit ist, die Pferde richtig scheu zu machen. Sie hatten sich beim Grasen zu weit rausgewagt. Und jetzt sollten sie besser wieder auf den Dollar-Rasen zurückkehren.


Daily Bell: In welche Richtung ist der Goldpreis jetzt unterwegs?

Antal Fekete: Der Goldpreis geht auf seinen Untergang zu. Ich für meinen Teil gehe nicht davon aus, dass der Goldpreis in den fünfstelligen Bereich unterwegs ist. Bevor es so weit käme, hätte die Backwardation* schon längt die Gold-Terminmärkte ausgeschaltet. Gold könnte dann schon gar nicht mehr zu irgendeinem Preis gekauft werden. Gold wäre dann nur noch über Tausch erhältlich. Der Welthandel steht vor einer lawinenartigen Transformation, bei der die monetäre Wirtschaft zu einer Tauschwirtschaft abgeflacht wird.

Praktisch allen Ökonomen, Finanzautoren und Marktanalysten ist dieses mögliche Szenario entgangen. Sie erkennen nicht, dass die größte ökonomische Kontraktion aller Zeiten ihnen genau ins Gesicht starrt. Sie erkennen den anrückenden Tsunami der Arbeitslosigkeit nicht. Nur sehr wenige betrachten die Deflation als ein schrittweises Verschwinden von ‘Bar-Gold‘ (cash gold). Bernanke ist es nie in den Sinn gekommen, dass die neuen Federal-Reserve-Noten, die er in rauen Mengen druckt, auch zum Kauf physischen Goldes genutzt werden könnten, was ein Schrumpfen der Goldbasis verursacht. Sobald die Goldbasis permanent in den negativen Bereich gefallen ist, wird die Gesamtverschuldung der USA, also die gesamten 16 Billionen $, nicht mehr eine Unze Gold wert sein. Das wird dem internationalen Geldsystem den Boden unter den Füßen wegziehen. Tauschhandel ist die extreme Form von Deflation; und die bekommt die Weltwirtschaft.


Daily Bell: Ist Gold ein Rohstoff?

Antal Fekete: Gold (und Silber) müssen von anderen Metallen und anderen Rohstoffen unterschieden werden. Gold ist ein Geldmetall, und das liegt daran, dass sein Grenznutzen langsamer sinkt als der aller anderen Rohstoffe. Aus diesem Grund gehorcht Gold auch nicht den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Ein steigender Goldpreis muss beispielsweise kein steigendes Angebot hervorrufen; häufig lässt er das Angebot noch weiter schrumpfen. Die Gefahr niedriger oder sinkender Papiergold-Preise wird keineswegs die "Pferde richtig scheu machen", es wird die Menschen dazu verleiten, Papiergold auf den Markt zu werfen und sich stattdessen lieber um das bare Gold zu scharen. Die keynesianischen und friedmanschen Ökonomen haben die Unterscheidung zwischen gewöhnlichen Rohstoffen und monetären Gütern ausgelöscht. Heutzutage bietet keine Universität mehr einen Kurs zur Goldbasis, Gold-Co-Basis und deren Zusammenspiel an, oder aber zur apokalyptischen Bedrohung durch permanente Gold-Backwardation. An der New Austrian School of Economic bieten wir aber solche Kurse an.


Daily Bell: Was ist mit Silber?

Antal Fekete: Auch Silber ist kein gewöhnlicher Rohstoff. Silber ist, wie auch Gold, ein Geldmetall. Sein Grenznutzen sinkt langsamer als der aller anderen Substanzen mit Ausnahme von Gold. Wie die Goldbasis weist auch die Silberbasis einen langfristigen Rückgang vom Maximum aus, also die vollen Haltekosten auf null und darunter, was beweist, dass die für den Terminhandel verfügbaren Silbermengen schrumpfen und schnell verschwinden. Permanente Backwardation beim Silber ist nur eine Frage der Zeit, möglicherweise wird es aber nicht mehr sehr lange dauern.

Eine überaus interessante Frage ist aber, welches Ereignis zuerst eintritt. Dass die größere relative Knappheit beim Silber zuerst eine permanente Silber-Backwardation auslösen würde, ist zwar ein starkes Argument, allerdings ist es nur schwer vorstellbar, wie eine permanente Gold-Backwardation erst mit zeitlichem Abstand auf eine permanente Silber-Backwardation folgen könnte. Es scheint daher wahrscheinlich, dass beide Ereignisse gleichzeitig eintreten könnten. Wie dem auch sei, jedes dieser Ereignisse wird beispiellose und unkontrollierbare Turbulenzen an den Finanzmärkten hervorrufen, auf die Bernanke völlig unvorbereitet ist. Im Grunde erkennt niemand, dass die Grundursache aller Bubbles, Preisschocks, Währungskrisen und auch der Deflation, wie sie sich in letzter Zeit in Japan, Europa und Amerika zeigte, der langfristige Rückgang der Goldbasis ist. Zum “Big Bang” kam 1971, als die USA ihre internationalen Gold-Verbindlichkeiten ausfallen ließ.




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