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Die Märkte im Rückwärtsmodus

04.10.2023  |  Robert Rethfeld
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Der März wurde von der Bankenkrise, der Juli von einer beginnenden Schwäche der US-Nebenwerte begleitet. Letzteres fand in Begleitung steigender Zinsen am langen Ende statt.

Ein steigender US-Dollar-Index signalisiert häufig eine Ausweitung des US-Hochzinsanleihen-Spreads. In den vergangenen Monaten stieg der Dollar zwar, aber der Hochzinsanleihen-Spread blieb "cool". Das ist nicht ungewöhnlich. Auch von Juni bis Dezember 2021 stieg der US-Dollar, der High-Yield-Spread zog erst ab Januar 2022 nach.

Steigt die Rendite 10jähriger US-Staatsanleihen so schnell und stetig wie aktuell, dann ist es für die Hochzins-Unternehmensanleihen gar nicht so einfach, noch schneller zu steigen. Dies geschieht erst dann, wenn sich die Zinssituation so zuspitzt, dass ersten Unternehmen die Luft zum Atmen verengt wird, die sowieso schon Probleme mit der Refinanzierung von Krediten haben. Seit etwa 10 Tagen scheint der Hochzinsanleihen-Spread steigen zu wollen (blaue Linie folgender Chart).

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Offenbar kommt Finanzstress kommt auf. Diese Entwicklung ist bisher noch nicht ausgeprägt, aber ein weiterer Anstieg des Spreads würde die Situation verschärfen.

Wie schlagen sich unsere Marktindikatoren aktuell? Der McClellan-Oszillator misst schwache, aber nicht extreme -24,8 Punkte. Am 27.09.23 wurden 308 neue 52-Wochen-Tiefs an der NYSE notiert. Das ist eine ordentliche Zahl, aber häufig sind 800 bis 1.000 neue Tiefs für das Ende einer Abwärtsbewegung notwendig. Das Abwärtsvolumen stieg am 26.09.23 auf 89,5% vom Gesamtvolumen.

Ein erster Anflug einer Verkaufspanik kam auf. Mit einem Put-Call-Ratio von 1,29 am 27.09.23 zeigte sich ein deutliches Angstsignal. Allerdings neigte das Put-Call-Ratio des smarten Geldes (OEX-PCR) am Freitag mit einem Wert von 2,27 zur Vorsicht. Der VIX befindet sich bei moderaten 17,5 Punkten. Ende August konnte man sich im S&P 500 mit der geringsten Prämie seit Beginn der Aufzeichnungen gegen einen Fall der Märkte absichern. Tiefs zeichnen sich häufig bei einem VIX von 40 Punkten oder mehr ab. Wir sehen aus Marktdatensicht noch kein Signal für ein Tief.

Auch wenn der US-Arbeitsmarkt seine positive Linie bisher halten kann: Es gilt, die schwindende Marktbreite und die sich straffenden Finanzierungsbedingungen als Negativfaktoren im Auge zu behalten. Die US-Indizes für Gewerbeimmobilien (REITs) brachen in den vergangenen beiden Wochen. Sie zeigen eine ausgeprägte Schwäche. Wir nehmen an, dass die Abwärtsbewegung ihr Tief erst noch ausprägen muss.

Auf der anderen Seite sind wir optimistisch, dass der Arbeitsmarkt in der kommenden Rezession stabiler bleiben wird als in früheren Rezessionen. Eine Rezession unter Beibehaltung der Vollbeschäftigung wäre mal etwas Neues. Ganz so dürfte es nicht laufen, aber eine Massenarbeitslosigkeit wie in der US-Finanzkrise oder auch kurzzeitig im Corona-Lockdown entspricht nicht unserer Erwartungshaltung.

Auch könnte es eine frühzeitige Einstiegsmöglichkeit in den Immobiliensektor geben. Der Hintergrund ist, dass der Immobilienmarkt schon eine ganze Weile belastet ist und damit bereits einen gewissen Zeitrahmen hinter sich gebracht hat. Er könnte bald „durch“ sein. Vor allem dann, wenn die Zinsen im Rahmen einer Rezession rückläufig sind (was wir erwarten).

Anstehende Infrastrukturprojekte sind mit hohen Zinsen kaum zu finanzieren. Einige Analysten sind der Meinung, dass die US-Fed am langen Ende eine Zinsdeckelung durchführen wird, beispielsweise auf 3 Prozent (10jährige US-Rendite). Die 1950er-Jahre stellen ein Beispiel für eine solche US-Ära dar. Zudem lässt sich mit Japan ein lebendiges Beispiel für eine solche Maßnahme anführen.

Wir rechnen nicht mit einer dauerhaft hohen Inflationsrate. Wir nehmen an, dass der Anstieg der US-Inflationsrate seit Juni 2023 im Januar 2024 seinen vorläufigen Hochpunkt bei etwa 4% erreichen wird. Danach sollte die US-Inflationsrate wieder fallen.

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Rohstoffpreise entwickeln sich über einen langen Zeitraum schwächer als die Inflationsrate. Dies zeigt der inflationsbereinigte Rohstoffindex in Form des Refinitiv/CoreCommodity CRB-Index.

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Beispielsweise befindet sich der Preis von Kupfer inflationsbereinigt auf einem ähnlichen Niveau wie vor 100 Jahren.


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