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Nach Goldsprung in der letzten Woche: Wie gewonnen, so zerronnen

23.03.2009  |  Clive Maund
Letzte Woche kam es zu einem gefährlichen Präzedenzfall: Die US-Notenbank kündigte an, dass sie offen eingreifen werde, um den kränkelnden Markt für US-Staatsanleihen zu stützen.

Das Urteil des Marktes kam unmittelbar und einstimmig. Die Staatsanleihen stiegen erwartungsgemäß stark an, der Dollar brach ein und Gold hatte, nachdem es zu einer drastischen Umkehr gekommen war, deutlich höhere Schlussstände zu verzeichnen. Dieser Präzedenzfall ist aus folgendem Grund so gefährlich:

Sobald sie anfangen, diese Schulden zu monetisieren (was nichts anderes bedeutet, als neue Geldschöpfung, um jenen Teil der neu geschaffenen Staatsanleihen anzukaufen, die nicht mehr verkauft werden können), so werden sie am Ende immer mehr und noch mehr Anleihen ankaufen, da sich die ausländischen Käufer zurückziehen.

Was diese Käufer abschreckt, sind die armselig niedrige Verzinsung und die Tatsache, dass sich jeglicher Kapitalgewinn durch den anhaltenden Verfall des US-Dollars in Luft auflöst. Es kann gar nicht anders kommen: Die Währung wird durch die Schöpfung von Geld verwässert, das dem Ankauf von unverkauften Staatsanleihen dient.

Wenn Sie für einen überschuldeten Verschwender arbeiten oder ihm Dienstleistungen erbringen, so sollten Sie eigentlich eine ganz gute Vorstellung davon haben, dass ihre Ausstände vielleicht nie beglichen werden und auch davon, dass sie wahrscheinlich nicht einmal das Papier wert sind, auf dem sie festgehalten wurden.

Die Chinesen, die die USA seit Jahren mit gewaltigen Mengen Konsumgütern im Austausch gegen US-Treasury-Bills und Bonds (welche eine Form von Schuldverschreibungen sind) sowie anderen dubiosen "Investitionen" versorgt haben, sind in den vergangenen Monaten langsam aufgewacht, nur um zu sehen, was sie "einst gehabt hatten". Es lief ihnen kalt den Rücken runter, als sie feststellen mussten, dass sie in Wirklichkeit um Billionen betrogen wurden.

Deswegen versuchen sie, immer weniger US-Staatsanleihen zu kaufen, um nicht noch gutes Geld dem schlechten hinterher zu werfen - und sie haben mehr Gold akkumuliert. Immer deutlicher haben sie gedroht, den Markt für US-Staatsanleihen den Bach runter gehen zu lassen. Die Chinesen (und andere) befinden hinsichtlich ihrer riesigen Bestände an US-Staatanleihen in einer "Zwickmühle":

Sollen sie auch nur den Versuch starten, sich von größeren Teilen dieser Anleihen zu befreien, so würde der Markt kollabieren. Daher sind sie in hohem Maße an diesen gekettet - alles, was sie machen können, ist ein drastisches Zurückfahren ihrer Käufe, und sie können versuchen, so viel wie möglich davon heimlich loszuwerden.

Die gesunkene Nachfrage, die aus ihrer geänderten Haltung folgt, droht nichtsdestotrotz den Anleihenmarkt in die Knie zu zwingen. Die Chinesen werden im großen Stil verlieren; und letzte Woche beschloss die US-Notenbank, auf welche Art und Weise sie verlieren werden. Die Verluste werden nicht durch fallen Anleihepreise entstehen - zumindest jetzt noch nicht - die Chinesen werden aufgrund einer starken Abwertung des US-Dollars verlieren.

Infolgedessen besteht die große Gefahr für den Anleihemarkt und für die Vereinigten Staaten darin, dass die Chinesen wie auch andere Eins und Eins zusammenzählen und feststellen, dass sie gerade von einem sinkenden Dollar abgezogen werden; daraufhin werden sie beschließen, alles, was sie können in Bargeld umzuwandeln, bevor der Dollar kollabiert.

Das würde zum schnellen Zusammenbruch des Marktes für US-Staatsanleihen führen. Und die US-Notenbank müsste schließlich, nachdem sie schon letzte Woche den Fehdehandschuh hinwarf, US-Staatsanleihen kaufen. Allerdings nicht in Größenordnungen von Hunderten Milliarden Dollars, hier würde es um Billionen gehen; das ganze Extrageld, das zu diesem Anlass geschöpft wurde, wird in die Wirtschaft einfließen - in Form einer hyperinflationären Schmelze.

Kauft die Notenbank keine unverkauften Staatsanleihen, wird die Preise zusammenbrechen, was wiederum die Zinssätze derart stark ansteigen ließe, dass der stark verschuldeten US-Wirtschaft sofort ein tödlicher Stillstand drohen würde. Da wir wissen, nach welchen Mustern sie denken - sie gehen den Weg des geringsten Widerstands - wissen wir auch, dass sie soviel Geld schöpfen werden, wie nötig ist, um den Markt für Staatsanleihen in der Schwebe zu halten.

Wobei sie glücklicherweise die am Ende fällig werdenden Kosten auf den kleinen Mann abwälzen, und das in Form einer massiven Inflation oder sogar einer Hyperinflation. Das ist die Botschaft, die sie den Märkten - und auch der Welt - letzte Woche per Telegramm übersandt haben.

Das waren tolle Nachrichten für China, das verzweifelt versucht, seine Kriegskasse (in Form angesammelter US-Schulden) für konstruktivere Zwecke zu nutzen - um zum Beispiel die eigene, erlahmende Wirtschaft zu unterstützen und um Rohstoffe und physische Anlagen für die Zukunft zu kaufen. Die Antwort der Chinesen auf die neu proklamierte Haltung der US-Notenbank wird folgende sein: "Vielen lieben Dank - Sie gehen wieder an Euch zurück!".

Dem Bluff der US-Notenbank werden sie in der Tat mit Verkäufen, Verkäufen und nochmals Verkäufen begegnen - im Wissen, dass jene keinen Rückzieher machen können, dass sie den Markt für US-Staatsanleihen nicht kollabieren lassen können, da sie Angst vor steigenden Zinssätzen haben. Und deswegen müssen für den Ankauf von US-Staatsanleihen Billionen und Aberbillionen von Dollars hergestellt werden.

Die Rechnung für den jahrelangen, schuldenfinanzierten und exzessiven Konsum wird am Ende auf der Fußmatte des US-Konsumenten landen, in Form einer einbrechenden Währung und einer Hyperinflation. Aber auch China wird der Einbruch des US-Dollars teuer zu stehen kommen. Denjenigen, die glauben, der Ankauf von Staatsanleihen in Höhe von 300 Mrd. $ werde eine einmalige Angelegenheit sein, sind wahrscheinlich dieselben Leute, die dachten, das große 780 Mrd. $-Bailout-Paket, dass letztes Jahr für so viel Furore sorgte, sei auch nur einmalig.

Zahllose andere Nationen und Handelblöcke auf der ganzen Welt, die ebenfalls mit massiver Überschuldung und Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben, behelfen sich auch mit der Druckerpresse. Sie verwässern und entwerten ebenso ihre Währungen, zudem hat eine fallende Währung für sie den Anreiz von Wettbewerbsvorteilen im Export.

Wir können also davon ausgehen, dass sie dem US-Beispiel folgen werden - wenn auch nicht in diesen Größenordnungen. Investoren, die ihr Kapital sichern wollen, werden in immer stärkerem Maße in Rohstoffe und physische Anlagen gehen und ganz besonders in Gold, das voraussichtlich gegenüber allen anderen Währungen steigen wird.

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Werfen wir jetzt einen Blick in die Charts, um zu sehen, was letzte Woche passierte: Im 6-Monate-Chart können wir sehen, dass Mittwoch ein drastischer Umkehrtag gewesen ist. Zu Tagesbeginn fielen die Preise stark. Es sah so aus, als würde Gold unter das Top-Gebiet der Kopf-Schulter-Formation fallen. Die Nachrichten aus der US-Notenbank ließen den Dollar einbrechen und Gold rapide umdrehen, nachdem es tief in das Unterstützungsniveau (siehe Chart) eingetaucht war. Gold (Silber Update) stieg zurück in seinen Aufwärtstrendkanal, so dass es an diesem Tag weit oben schloss und das potentielle Kopf-Schulter-Top umgangen wurde.

Diese Umkehr ist eine sehr bullische Bewegung gewesen. Auch kann man sehen, dass die zusätzlichen Gewinne dazu führten, dass der MACD-Indikator (unten im Chart) anstieg und den gleitenden Durchschnitt nicht weit von der neutralen Linie schnitt - ein weiteres Zeichen, dass ein neuer Aufwärtstrend begonnen hat.

Die Kraft der Umkehr von Mittwoch hat gewichtige Folgen, die darauf hindeuten, dass der neue zwischenzeitliche Aufwärtstrend den Preis bis zur oberen Umkehrlinie des im Chart gezeigten Kanals bringen wird - also in das Gebiet von 1.080 $ bis 1.110 $. Wir sollten jedoch auch davon ausgehen, dass Gold für eine Weile pausieren und konsolidieren wird, bevor es über die Hochstände von Februar steigt.


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